VSAO JOURNAL Nr. 4 - August 2015
Wasser Gastroenterologie/Rheumatologie Noten für Spitäler
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Wasserversorgung für die Armen<br />
Der Gedanke, effiziente Konsortien aus dem Norden für die Lösung der Trinkwasserprobleme<br />
des Südens heranzuziehen, ist verlockend. Doch das Konzept krankt daran, dass der öffentliche<br />
Sektor zu schwach ist, um seine Bedürfnisse gegenüber der Privatwirtschaft durchzusetzen.<br />
Ausgehend von den Erfahrungen mit der Schweizer Wasserversorgung arbeitet Helvetas mit<br />
einem Multi-Stakeholder-Ansatz.<br />
Hanspeter Bundi, Helvetas<br />
«Verschmutzung – Trinkwasser –<br />
Schweiz.» Der Suchauftrag bei Google ergibt<br />
für das vergangene Jahr exakt zwei<br />
Fälle von Trinkwasserverschmutzung, der<br />
eine im Kanton Freiburg, der andere im<br />
basellandschaftlichen Grellingen. In beiden<br />
Fällen wurde die Bevölkerung rechtzeitig<br />
gewarnt. Erkrankungen wurden keine<br />
gemeldet, und die Behörden konnten nach<br />
wenigen Tagen Entwarnung geben.<br />
Helvetia felix. Dass die Wasserqualität hierzulande<br />
so gut ist, hängt vor allem mit<br />
dem System der Schweizer Wasserversorgung<br />
zusammen. Die Arbeitsteilung in<br />
diesem System ist klar: Die allermeisten<br />
Quellen und Grundwasservorkommen<br />
sind im Besitz von Gemeinden, Korporationen<br />
oder Genossenschaften. Ein starker,<br />
funktionierender Staat investiert viel Geld<br />
in die Trinkwasserversorgung und erlässt<br />
Vorschriften, die er auch durchsetzt. In<br />
ländlichen Gegenden halten motivierte<br />
Gemeindeangestellte und Tausende von<br />
freiwilligen Mandatsträgern aus Genossenschaften<br />
und Korporationen «ihre»<br />
Wasserversorgungen in Stand, und es ist<br />
für sie Ehrensache, dass «ihr» Wasser sauber<br />
ist. Sie können dabei auf einen zuverlässigen<br />
und innovativen Privatsektor zurückgreifen,<br />
der im Auftrag der öffentlichen<br />
Hand die Wasserinstallationen baut<br />
und unterhält.<br />
Auf der südlichen Halbkugel der Erde<br />
hingegen leben 748 Millionen Menschen<br />
ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser,<br />
und 2,6 Milliarden müssen ohne Toiletten<br />
und Abwassersysteme auskommen. Beides<br />
mit verheerenden Folgen: Jedes Jahr sterben<br />
weltweit eine halbe Million Kinder an<br />
den Folgen von verschmutztem Trinkwasser.<br />
Ein Grund für den Mangel an Trinkwasser<br />
ist die generelle Wasserknappheit, die sich<br />
mit der Klimaerwärmung noch verschärfen<br />
wird. Wichtiger noch ist das Fehlen von<br />
Institutionen, die den Aufbau von Wasserversorgungen<br />
vorantreiben und ihren<br />
Unterhalt sicherstellen könnten. Der Staat<br />
ist oft schwach. Zivilgesellschaftliche<br />
Strukturen fehlen oder sind nur in Ansätzen<br />
vorhanden.<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2015</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
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