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blu Mai 2017

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MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

JAKE ISAAC<br />

„Elton war total süß und charmant“<br />

Er ist der Sohn eines Südlondoner<br />

Priesters, und das hört man den<br />

Aussagen von Jake Isaac an. Seine Lieder<br />

haben aber auch überaus weltliche Qualitäten.<br />

Auf dem Debütalbum „Our Lives“<br />

zeigt Isaac, der zuvor vier EPs veröffentlicht<br />

hat, auf beeindruckende Weise sein<br />

Talent. Stimmlich ist er nah am Soul,<br />

aber auch hitverdächtige Radiopophymnen<br />

gehen ihm leicht von der Hand. Wir<br />

unterhielten uns mit ihm.<br />

Du hast dieselben Manager wie Elton<br />

John und Ed Sheeran. Wie sind die auf<br />

dich aufmerksam geworden?<br />

Ganz klassisch. Ich habe 2015 bestimmt auf<br />

vierzig Festivals gespielt, darunter in Glastonbury,<br />

dort haben die mich gesehen und<br />

angesprochen. Das ist wirklich der Wahnsinn,<br />

was plötzlich alles möglich ist. Elton<br />

habe ich auch schon kennengelernt, letztes<br />

Jahr auf der Weihnachtsfeier, die er immer<br />

veranstaltet. Er war total süß und charmant.<br />

Möchtest du auch so erfolgreich<br />

werden wie Ed Sheeran? Melodisch<br />

genug sind deine Lieder ja.<br />

Was soll ich dazu sagen? Natürlich wäre es<br />

fantastisch, auch nur ansatzweise dorthin<br />

zu kommen, wo Ed ist. Aber wenn nicht,<br />

dann ist es auch in Ordnung. Ich muss<br />

nochmal predigen: Wenn wir immer nur<br />

denken „Ich will dieses und jenes unbedingt<br />

erreichen“, dann verpassen wir oft das Glück,<br />

das direkt vor uns liegt.<br />

Dein Vater ist Priester, du bist also<br />

quasi in der Kirche aufgewachsen.<br />

Ja, bin ich. Der enge Zusammenhalt in unserer<br />

Gemeinde hat mich geprägt, ich bin ein<br />

echter Gemeinschaftsmensch<br />

Was ist dir persönlich wichtig?<br />

Andere Menschen. Ich versuche nicht, den<br />

Friedensnobelpreis zu gewinnen, aber Menschen<br />

wertzuschätzen, egal wen, das bringt<br />

mir Erfüllung. Ich setze mich nicht selbst an<br />

die erste Stelle. Es gibt dieses afrikanische<br />

Sprichwort: „Ich bin, weil wir sind“. Das trifft<br />

meine Einstellung sehr gut.<br />

Von wem handelt die verträumte<br />

Soulfolk-Ballade „You and I always“?<br />

Von meiner Frau und mir. Wir sind vor<br />

ein paar Wochen zum ersten Mal Eltern<br />

geworden und überglücklich über unseren<br />

Sohn. Als wir ein Paar wurden, gaben meine<br />

Kumpels uns bestenfalls zwei Jahre, wenn<br />

überhaupt. Jetzt sind wir seit sieben Jahren<br />

zusammen, und alles ist wunderbar.<br />

Nette Kumpels hast du.<br />

Ich muss gestehen, sie waren nicht völlig<br />

grundlos so skeptisch, denn in der Vergangenheit<br />

bin ich ein ziemlicher Scheißfreund<br />

gewesen, ein Idiot. Auch wenn ich in einer<br />

Beziehung war, bin ich noch mit anderen<br />

Mädchen ausgegangen, und als ich meine<br />

jetzige Frau kennengelernt habe, warnte sie<br />

mich und sagte: „Mit mir nicht. Wenn du das<br />

auf die Reihe kriegst, bleibe ich bei dir.“ Dann<br />

habe ich es dummerweise doch einmal versaut,<br />

aber wir kamen wieder zusammen, und<br />

ich wusste: „Jetzt heirate ich sie“. Ich habe<br />

das auch mit meinem Vater besprochen und<br />

er hat mich unterstützt.<br />

Ein anderes deiner Lieder heißt „Long<br />

Road“. War es ein langer Weg für dich,<br />

Musiker zu werden?<br />

Oh ja. „Long Road“ habe ich aus Frust geschrieben,<br />

weil alle entweder sagten: „Jake,<br />

das wird nichts“, oder: „Jake, das musst du<br />

so und so machen“. Die Botschaft ist: Euer<br />

Pessimismus ist mir egal, ich gehe meinen<br />

Weg, auch wenn er lang wird.<br />

Wie bist du überhaupt Musiker geworden?<br />

Das lief jahrelang eher nebenbei. Ich habe<br />

studiert, habe im Marketing gearbeitet, ganz<br />

normal so weit, und nach Feierabend war ich<br />

Session-Musiker, zum Beispiel für Duffy und<br />

Paloma Faith. Ich habe Schlagzeug gespielt,<br />

bis ein Kollege meinte: „Versuch es doch mal<br />

mit Songschreiben“. Siehst du, nicht alle<br />

meine Freunde sind fies und gemein. (lacht)<br />

Also schrieb ich, und gleich meine erste<br />

Komposition wurde von der Boyband Blue<br />

eingekauft. Ich habe mir selbst Gitarre beigebracht,<br />

Klavier aufgefrischt, ein bisschen<br />

zu singen geübt – und hier bin ich nun.<br />

*Interview: Steffen Rüth

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