05/2017 Schule-Spezial
Fritz + Fränzi
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Erziehung & <strong>Schule</strong><br />
Karín Straub-Hernández, Lehrerin, Zürich<br />
«Wenn Amory Schulaufgaben macht, halte ich mich im Hintergrund»<br />
«Amory konnte es kaum erwarten, in die <strong>Schule</strong> zu<br />
gehen. Als der grosse Tag näher rückte, haben wir<br />
gemeinsam ihren Schulsack ausgesucht. Aller Vorfreude<br />
zum Trotz spürten wir, dass unsere Tochter<br />
nervös war. Mein Mann und ich wollten keine zusätzliche<br />
Aufregung schüren – und haben deshalb<br />
bewusst keine bestimmten Vorbereitungen getroffen.<br />
Wir wollten es auf uns zukommen lassen. In den<br />
Sommerferien war das Thema Schulbeginn dann<br />
dauerpräsent. Wir haben am Familientisch darum<br />
hin und wieder das Gesprächsthema gewechselt,<br />
damit Amory auf andere Gedanken kommt.<br />
In den ersten Schulwochen war unsere Tochter<br />
regelrecht euphorisch: Alles war toll. Es dauerte eine<br />
ganze Weile, bis sie auch durchblicken liess, dass es<br />
nicht immer nur rundläuft. Ich möchte, dass meine<br />
Tochter weiss, dass das ganz normal ist und zum<br />
Leben dazugehört. Also haben wir eine Art Ritual<br />
eingeführt: Amory berichtet mir jeden Tag, was in der<br />
<strong>Schule</strong> gut gelaufen ist – dann sprudelt es nur so aus<br />
ihr heraus –, sie darf mir aber auch sagen, was ihr<br />
nicht so gut gefallen hat. Wenn Amory Schulaufgaben<br />
macht, halte ich mich im Hintergrund. Dass ich da bin,<br />
scheint mir aber schon nötig zu sein, damit die Sache<br />
auch erledigt wird.<br />
Morgens begleite ich Amory ein Stück weit zur <strong>Schule</strong>,<br />
nur gerade so weit, bis wir an der grossen Baustelle<br />
vorbei sind, die zurzeit im Quartier ist. Ich möchte<br />
meine Tochter unterstützen, wo es nötig ist, sie aber<br />
auch eigene Erfahrungen machen lassen. Manchmal<br />
bedeutet das für die Eltern, sich zurückzunehmen. So<br />
mische ich mich nicht ein, wenn es in der <strong>Schule</strong> Streit<br />
gibt. Ich weiss, dass Kinder manchmal ganz schön<br />
garstig zueinander sein können, und manchmal<br />
kommt dabei auch das eigene unter die Räder. Ich<br />
habe dann ein offenes Ohr und spende Trost – und bin<br />
gleichzeitig überzeugt davon, dass die Kinder den Rest<br />
untereinander ausmachen sollten.»<br />
Lesen kann man<br />
überall: Karín<br />
Straub mit ihrer<br />
Tochter Amory.<br />
Sie besucht die<br />
erste Klasse.<br />
Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi <strong>Schule</strong><br />
Frühjahr <strong>2017</strong>13