05/2017 Schule-Spezial
Fritz + Fränzi
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Digital & Medial<br />
«Für die Erziehung sind<br />
die Eltern zuständig»<br />
Schulstoff wird heute nicht mehr nur aus Büchern und an der Tafel<br />
vermittelt – sondern auch am PC und mit dem Smartphone. Was Eltern in<br />
Sachen Medienbildung von der <strong>Schule</strong> erwarten dürfen. Interview: Bianca Fritz<br />
Frau Signer, kommt ein Kind in der Primarschule<br />
automatisch mit Computer<br />
und Internet in Berührung?<br />
Ja, das ist sehr wahrscheinlich. Zwar<br />
ist die Medienbildung in der Primarschule<br />
noch nicht obligatorisch, aber<br />
seit 1998 empfohlen, und sehr viele<br />
<strong>Schule</strong>n halten sich daran. Im Lehrplan<br />
21, der nach und nach von den<br />
Kantonen eingeführt wird, sind<br />
Medienbildung und Informatik<br />
dann fächerübergreifend Pflicht.<br />
Und wie werden die Kinder in Sachen<br />
Medien gebildet?<br />
Die Medien werden einerseits als<br />
Hilfsmittel eingesetzt – man schaut<br />
zum Beispiel einen Film oder fotografiert<br />
und stellt eine Präsentation<br />
zu einem bestimmten Thema zusammen.<br />
Andererseits wird die Mediennutzung,<br />
ihre Chancen und Risiken,<br />
auch selbst thematisiert – man<br />
spricht zum Beispiel über Werbung<br />
und ihre Wirkung. Ausserdem lernen<br />
die Schülerinnen und Schüler<br />
Grundlagen der Technik und wie<br />
diese funktioniert.<br />
Und was, wenn Eltern ihr Kind, wie es<br />
manche Medienkritiker empfehlen, bis<br />
zum zwölften Lebensjahr vom Computer<br />
fernhalten wollen?<br />
Im Grunde kann man da recht wenig<br />
machen – Medienbildung gehört<br />
nun einmal zu den Kompetenzen,<br />
die die <strong>Schule</strong> vermitteln soll, und<br />
das geht nicht ohne Einsatz von<br />
Medien. Diese sind normales Unterrichtsmaterial.<br />
Kritische Stimmen<br />
gibt es natürlich immer. Die gab es<br />
auch gegen Bücher, zum Beispiel als<br />
sich eine Reihe junger Männer nach<br />
der Lektüre von Goethes Werther<br />
umgebracht hatte. Aber ich habe<br />
noch nie gehört, dass sich Eltern der<br />
digitalen Entwicklung komplett verweigert<br />
hätten.<br />
Inwieweit können Eltern denn von der<br />
<strong>Schule</strong> auch Unterstützung in Sachen<br />
Medienerziehung erwarten?<br />
Ich würde sagen: Die <strong>Schule</strong> ist für<br />
die Medienbildung zuständig. Aufgabe<br />
der Lehrpersonen ist es, die<br />
Medienkompetenz der Kinder zu<br />
fördern und ihnen einen kritischen<br />
Umgang mit den Medien beizubringen.<br />
Medienerziehung ist aber Sache<br />
der Eltern – also zum Beispiel die<br />
Frage, wie häufig und wann ein Gerät<br />
genutzt werden darf. Und dann gibt<br />
es natürlich noch Felder, wo Eltern<br />
und Lehrpersonen in Dialog treten<br />
müssen: zum Beispiel, wenn das<br />
Kind in der <strong>Schule</strong> müde ist, weil es<br />
nachts zu lange am Handy hing.<br />
Ab wann braucht das Kind einen<br />
eigenen PC für die Hausaufgaben?<br />
Das hängt ein bisschen von der <strong>Schule</strong><br />
ab – aber in den meisten Familien<br />
wird es wohl so sein, dass dieses<br />
Bedürfnis nicht von der <strong>Schule</strong> aus-<br />
geht, sondern dass das Kind sich<br />
irgendwann selbst ein eigenes Gerät<br />
wünscht. Für die <strong>Schule</strong> reicht im<br />
Normalfall das Familiengerät – und<br />
das ist in fast allen Schweizer Haushalten<br />
vorhanden.<br />
Mit Internetzugang?<br />
Ja. Aber hier gilt natürlich besonders<br />
am Anfang: Begleiten Sie Ihr Kind.<br />
Geben Sie klar die Regeln vor, was<br />
es am PC machen darf, welche Funktionen<br />
es nutzen darf und wie lange.<br />
Manche Eltern haben damit Mühe,<br />
da sie noch keine Vorstellung davon<br />
haben, was mit PC, Tablet und<br />
Smartphone alles möglich ist. Es<br />
braucht aber keine spezielle Fortbildung<br />
für Eltern oder Ähnliches – nur<br />
ehrliches Interesse an dem, was das<br />
Kind macht.<br />
Zur Person<br />
Sara Signer ist an der Pädagogischen Hochschule<br />
Zürich zuständig für die Medienbildung angehender<br />
Lehrpersonen. Zudem arbeitet sie in der Kinder- und<br />
Jugendmedien forschung und an der Entwicklung<br />
von digitalen Lernsystemen für den Unterricht,<br />
www.ifdl.ch. Sie hat eine viereinhalbjährige Tochter.<br />
60 Frühjahr <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi <strong>Schule</strong>