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information & gesundheit<br />
der Deutschen Wehrmacht nach Oberitalien<br />
gerät Alois in der Po-Ebene in ein<br />
Inferno. Er durchschwimmt, angeklammert<br />
an ein altes Holzregal den Fluß Po<br />
und marschiert in Richtung Brenner-Paß.<br />
Auf Eselswagen kommt er weiter. „Sono<br />
Austriaco“ (ich bin Österreicher) ist sein<br />
Geleitwort.<br />
Am 27. April 1945 wird er durch eine<br />
Panzergranate schwerstens verwundet.<br />
Er kann infolge der massiven Verbrennungen<br />
nicht mehr gehen. In Lazaretten<br />
als amerikanischer Kriegsgefangener<br />
wird er mehrfach operiert. Große Hautteile<br />
werden transplantiert und<br />
mit Gummi arabicum festgeklebt. Ein<br />
„anus praeter“ (künstlicher Darmausgang)<br />
wird angelegt. Im Lazarett<br />
Göppingen bei Stuttgart gerät er durch<br />
eine Infektion wieder in Todesnähe. Der<br />
Überlebenswille bleibt stärker. Die Reoperation<br />
des „anus praeter“ gelingt und<br />
Alois Stacher lernt wieder gehen. Nach 2<br />
Jahren und 2 Tagen in Lazaretten,<br />
davon 1,5 Jahre bettlägerig wird er am<br />
29. April 1947 gehfähig entlassen.<br />
Er heiratet die Krankenschwester Anny<br />
und kehrt mit ihr im Mai 1947 nach<br />
Wien zurück. Sofort beginnt er mit<br />
dem Medizinstudium, welches er in der<br />
kürzesten Zeit von 5 Jahren absolviert.<br />
Während des Medizinstudiums verdient<br />
er sich sein Geld als Nachtwächter,<br />
Möbelträger u.ä., näht sich selbst Anzüge<br />
und doppelt selber seine Schuhe. Um<br />
in die Oper zu kommen, geht er Schnee<br />
schaufeln. Keine Arbeit ist ihm zu gering.<br />
Leukämieforschung und Hämatologie. Er erzielt spektakuläre Erfolge<br />
bei der Erforschung genetischer, viraler und umweltbedingter Einflüsse<br />
bei der Entstehung der Leukämie und deren Behandlung. Der zum Extraordinarius<br />
Ernannte publiziert über 350 wissenschaftliche Arbeiten und<br />
ca. 14 Fachbücher.<br />
1973 wird er zum Stadtrat für Gesundheit und Soziales in Wien ernannt<br />
und wird der geistesverwandte und ebenso effiziente Gesundheitspolitiker<br />
wie sein Vorbild Julius Tandler. Er baut die sozialen Dienste weiter<br />
aus, lässt ausländische Krankenpflegerinnen in den Wiener Spitälern<br />
anstellen, er initiiert Familienplanungs- und Eheberatungsstellen, er führt<br />
Besuchs- und Wäschepflegedienste für ältere oder hilflose Menschen ein<br />
und organisiert Verbesserungen auf dem Gebiet der Vorsorgemedizin<br />
und führt die Wiener Psychiatriereform durch.<br />
Er ist bei der Fertigstellung des neuen Allgemeinen Krankenhauses ebenso<br />
beteiligt wie bei der Neuerrichtung der Rudolfstiftung, sowie eines<br />
Krankenhauses für die 2 großen Bezirke jenseits der Donau, dem „SMZ –<br />
Ost". Nicht zuletzt gründet er 1988 die „Wiener Internationale Akademie<br />
für Ganzheitsmedizin“ (GAMED), deren erster Präsident er wird. Sein<br />
Ziel blieb Zeit seines Lebens, ein Zusammenwirken zwischen Schulmedizin<br />
(wissenschaftlicher Medizin) und Komplementärmedizin zu forcieren.<br />
Dass also ärztliches Denken und Handeln „ganzheitsmedizinisch“ erfolgt<br />
und allen Menschen dienen soll, ob arm oder reich.<br />
Wenige Tage vor seinem Ableben<br />
sagte er noch zu mir:<br />
„Gesundheitspolitik“ ist nichts<br />
für Laien, zumindest nicht für<br />
solche, die Krankheit oder<br />
menschliches Leiden nicht wirklich<br />
nachvollziehen können." Er<br />
wird unvergessen bleiben.<br />
Nach der Promotion ist Dr. med. Alois<br />
Stachers Karriere nicht mehr aufzuhalten.<br />
1955 wird er bereits als Oberarzt<br />
mit dem Aufbau der hämatologischen<br />
Station des Wiener Hanuschkrankenhauses<br />
betraut. Ab 1959 ist er Facharzt<br />
für Interne Medizin. 1968 übernimmt er<br />
die Leitung des neu errichteten Ludwig<br />
Boltzmann Institutes für