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LERNEN MIT ZUKUNFT JUNI 2017

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information & lernen<br />

Die richtige Balance finden:<br />

Lasst die Kinder in Ruhe<br />

„DIE AUFGABE DER UMGEBUNG IST NICHT, DAS KIND ZU FORMEN, SON-<br />

DERN IHM ZU ERLAUBEN, SICH ZU OFFENBAREN." (MARIA MONTESSORI)<br />

Uhren und Kinder dürfen nicht<br />

beständig aufgezogen werden<br />

– man muss sie auch gehen<br />

lassen.“ Die Lebensweisheit des<br />

deutschen Schriftstellers Jean Paul gilt<br />

heute genauso wie im 18.Jahrhundert.<br />

Zumindest oder gerade für Kinder in<br />

unserer hochtechnisierten und digitalen<br />

Welt.<br />

Im rasanten Lebensstil unserer Leistungsgesellschaft<br />

muss alles so rasch<br />

und effizient wie möglich passieren.<br />

Unsere Kinder machen uns da allerdings<br />

mitunter einen Strich durch die Rechnung.<br />

Kinder leben intensiv in Gefühlen<br />

und im Jetzt und Heute. Sie erleben<br />

alles, was der Tag mit sich bringt, in<br />

einem langsameren Tempo. Erwachsene<br />

hingegen haben diese Seite ihrer Kindheit<br />

zumeist vergessen.<br />

Junge Eltern merken rasch: mit dem ersten<br />

Kind fängt eine neue Zeitrechnung<br />

und eine neue Lebensgeschwindigkeit,<br />

oder besser gesagt eine neue Lebenslangsamkeit,<br />

an. Dennoch versuchen wir<br />

konsequent und häufig mit wenig Erfolg<br />

unsere Kinder an unser Tempo anzupassen.<br />

Grundsätzlich ist es hilfreich den Tag der Kinder<br />

nicht oder nur wenig zu verplanen. Eltern neigen<br />

dazu sie von einem Förderkurs zum nächsten,<br />

von einer kindgerechten Veranstaltung<br />

zum Sportkurs, etc. zu bringen. Kinder wollen<br />

aber nicht immer fort – sie wollen trödeln, spielen<br />

und auch einfach einmal in den Tag hineinträumen.<br />

Gönnen wir ihnen das!<br />

DI Roswitha Wurm<br />

Dipl. Legasthenie-/<br />

Dyskalkulietrainerin<br />

www.roswitha-wurm.at<br />

Doch was hat das alles mit Schule, Lernen und Lehrer sein zu tun?<br />

Sehr viel. Denn durch Ganztagsschulen und Nachmittagsbetreuung<br />

nimmt der Einfluss und die zeitliche Betreuung der Kinder im<br />

schulischen Bereich immer mehr zu. Die (Schul)kinder benötigen in<br />

den Schulen mehr Rückzugsorte und stille Plätze, an denen sie auch<br />

einmal zur Ruhe kommen. Oftmals müssen sie dazu auch aufgefordert<br />

werden. Zur natürlichen Langsamkeit des einzelnen Kindes<br />

gehört es auch auf dessen individuelles Lern- und Reifungstempo so<br />

gut wie möglich einzugehen. Natürlich ist das in den wieder größer<br />

werdenden Klassenverbänden nur bedingt durchführbar. Dennoch<br />

sollen und dürfen Kinder auch Fehler machen, einmal einen träumerischen<br />

Tag haben oder bei gewissen Lernschritten einfach länger<br />

brauchen dürfen!<br />

Eltern benötigen mitunter die Ermutigung und die „Erlaubnis“ der<br />

Klassenlehrerin, dass ihr Kind Zeit braucht um „zu werden“ – und<br />

das gelingt noch immer am besten jenseits aller Hektik. Die besten<br />

Vorbilder in „Ruhe geben“ sind die Erwachsenen selber – das gilt<br />

sowohl für Eltern als auch für Lehrer.<br />

Wie viel Not und Tränen könnten in<br />

Familien vermieden werden, wenn die<br />

natürlichen Bedürfnisse eines Kindes<br />

nach ausreichend Ruhe, Schlaf und Zeit<br />

berücksichtigt würden. Kinder zu haben<br />

bedeutet Verzicht und besonders in den<br />

Vorschuljahren auch das Anpassen der<br />

elterlichen Lebens- und Arbeitsplanung<br />

an die emotionalen und physischen<br />

Bedürfnisse der Kinder.<br />

Foto: © pixabay.com<br />

23 | <strong>JUNI</strong> <strong>2017</strong>

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