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Jugend und Zukunft:<br />
Muss es immer Matura sein?<br />
IST DIE LEHRE (K)EINE ALTERNATIVE?<br />
Mag. Reinhard Winter<br />
Die Lehre hat in Österreich durchaus<br />
einen hohen Stellenwert.<br />
Das zeigen mehrere Studien<br />
und auch in vielen Gesprächen<br />
kommt das zum Ausdruck. Nur wenn es<br />
um die eigenen Kinder geht, dann sieht<br />
es oftmals anders aus. Da ist die Matura<br />
für viele Eltern ein Muss. Natürlich<br />
wollen Eltern das Beste für ihr Kind. Aber<br />
ist das immer die Matura?<br />
Es gibt mehrere Gründe, die für eine<br />
Lehre sprechen.<br />
FRÜHER EINSTIEG INS BERUFSLEBEN<br />
Der frühere Einstieg ins Berufsleben hat gleich mehrere Vorteile –<br />
zum einen sind es finanzielle Vorsprünge, die HTL – Absolventen<br />
und Akademiker heute nur mehr schwer einholen. Je nach Lehrberuf<br />
sind diese unterschiedlich, aber durchaus beachtlich.<br />
Rainhard Kos, Personalchef der Firma Welser Profile, nennt dazu<br />
in einem Artikel einer österreichischen Tageszeitung konkrete Zahlen:<br />
„Ein Technik-Lehrling hat schon 57.000 Euro auf dem Konto,<br />
bis ein HTL-Absolvent zu arbeiten beginnt. 194.000 Euro sind es,<br />
bis ein TU-Absolvent einsteigt.“<br />
BERUFSERFAHRUNG<br />
Immer wieder wird gerade von Schul- oder Studienabsolventen<br />
beklagt, dass es für sie mangels praktischer Erfahrung schwierig<br />
ist, in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Der ausgelernte Lehrling hat<br />
sie. Er kann, je nach Lehrberuf, auf 2 bis 4 Jahre aktuelle praktische<br />
Berufserfahrung verweisen.<br />
GERINGES ARBEITSLOSENRISIKO<br />
Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass das Arbeitslosenrisiko<br />
bei Lehrlingen gering ist. Ganz anders sieht es bei Personen ohne<br />
Ausbildung aus. Jeder Vierte mit nur Pflichtschulabschluss ist ohne<br />
Job.<br />
Aber auch die Zahl der arbeitslosen Akademiker<br />
ist im Steigen. Laut AMS waren<br />
im April dieses Jahres 23.231 Personen mit<br />
akademischer Ausbildung arbeitslos. Das ist<br />
ein Plus von 2,9 Prozent oder 657 Personen<br />
gegenüber dem Vergleichszeitraum des<br />
Vorjahres.<br />
GUTE CHANCEN AUF INTERNATIONALEN<br />
ARBEITSMÄRKTEN<br />
Die duale Ausbildung ist ein Export- Schlager.<br />
Sie hat weltweite Vorbildfunktion und<br />
mehrere Länder bauen derzeit ein ähnliches<br />
Ausbildungssystem auf. Warum? Österreichs<br />
Lehrlinge sind hervorragend ausgebildet. Das<br />
zeigen eindrucksvoll auch die Ergebnisse der<br />
Berufsmeisterschaften Euro- und WorldSkills,<br />
bei denen österreichische Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer seit Jahren Spitzplätze belegen.<br />
Für Österreichs Lehrlinge bedeutet das<br />
aber, sie haben gute Chancen auf internationalen<br />
Arbeitsmärkten.<br />
Erfreulich ist, dass die Zahl der Lehranfänger<br />
steigt. Ende März <strong>2017</strong> gab es laut Wirtschaftskammer<br />
1,9 Prozent mehr Lehranfänger<br />
als im Vorjahr. Für 107.000 junge<br />
Menschen in Österreich ist die Lehre eine<br />
Alternative zu einer schulischen Ausbildung.<br />
Sie ist jedenfalls eine gute Basis für berufliche<br />
Erfolge. Und für alle, die nicht auf die<br />
Matura verzichten wollen – Lehre mit Matura.<br />
Die im Rahmen von Lehre mit Matura<br />
abgelegte Berufsreifeprüfung ermöglicht<br />
jedes Studium und die Ausbildung ist mit<br />
keinen Kosten verbunden.<br />
Foto © pixabay.com<br />
30 | <strong>JUNI</strong> <strong>2017</strong>