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Zeit für Reform von E. G. White

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

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<strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> <strong>Reform</strong><br />

ungläubige Welt mußte die wohltätigen Ergebnisse, die der Annahme der Evangeliumsgrundsätze folgten,<br />

anerkennen, wie der Prophet zu Israel sagte: „Dein Ruhm erscholl unter die Heiden deiner Schöne halben,<br />

welche ganz vollkommen war durch den Schmuck, so ich an dich gehängt hatte spricht der Herr<br />

Herr.“ Hesekiel 16,14. Aber die Gemeinschaften fielen durch die gleichen Gelüste, die Israel zum Fluch und<br />

zum Verderben gereichten: — durch das Verlangen, die Sitten der Gottlosen nachzuahmen und ihre<br />

Freundschaft zu erwerben. „Du verließest dich auf deine Schöne; und weil du so berühmt warst, triebst du<br />

Hurerei, also daß du dich einem jeglichen, wer vorüberging, gemein machtest und tatest seinen<br />

Willen.“ Hesekiel 16,15.<br />

Viele der protestantischen Kirchen folgen Roms Beispiel der schriftwidrigen Verbindung mit „den<br />

Königen auf Erden“ — die Staatskirchen durch ihre Beziehung zu den weltlichen Regierungen, und andere<br />

Gemeinschaften, indem sie die Gunst der Welt suchen. Der Ausdruck Babylon (Verwirrung) mag mit Recht<br />

auf diese Gemeinschaften angewandt werden, da alle bekennen, ihre Lehren der Heiligen Schrift zu<br />

entnehmen, und doch in fast unzählige Sekten und Gruppen zersplittert sind mit weit <strong>von</strong>einander<br />

abweichenden Glaubensbekenntnissen und Lehren. Außer einer sündhaften Verbindung mit der Welt weisen<br />

die Gemeinden, die sich <strong>von</strong> Rom getrennt haben, noch andere seiner Merkmale auf. Ein römischkatholisches<br />

Werk behauptet: „Falls die römische Kirche sich in der Verehrung der Heiligen je der<br />

Abgötterei schuldig machte, so steht ihre Tochter, die anglikanische Kirche, ihr nicht nach; denn sie hat zehn<br />

Kirchen, die der Jungfrau Maria gewidmet sind, gegen eine, die Christus geweiht ist.“<br />

Dr. Hopkins macht in einer Abhandlung über das Tausendjährige Reich folgende Aussage: „Wir haben<br />

keinen Grund, den antichristlichen Geist und seine Gebräuche auf die sogenannte römische Kirche zu<br />

beschränken. Die protestantischen Kirchen tragen viel <strong>von</strong> dem Antichristen in sich und sind weit da<strong>von</strong><br />

entfernt, frei <strong>von</strong> der Verderbtheit und Gottlosigkeit zu sein.“<br />

Über die Trennung der presbyterianischen Kirche <strong>von</strong> Rom schrieb Dr. Guthrie: „Vor dreihundert<br />

Jahren verließ unsere Kirche mit einer offenen Bibel auf ihrer Fahne und dem Wahlspruch ‚Erforschet die<br />

Schrift¡ auf ihrer Urkunde die Tore Roms.“ Dann stellt er die bedeutungsvolle Frage: „Verließ sie rein die<br />

Tore Babylons?“ Spurgeon äußerte sich folgendermaßen: „Die anglikanische Kirche scheint ganz und gar<br />

durchsäuert zu sein <strong>von</strong> der Lehre, daß das Heil in den Sakramenten liege; aber diejenigen, welche <strong>von</strong> dieser<br />

Kirche getrennt sind, sind gleichermaßen <strong>von</strong> philosophischem Unglauben durchdrungen. Auch die, <strong>von</strong><br />

denen wir bessere Dinge erwartet hätten, wenden sich, einer nach dem andern, <strong>von</strong> den Grundpfeilern des<br />

Glaubens ab. Das innerste Herz Englands ist, glaube ich, ganz durchlöchert <strong>von</strong> einem verderblichen<br />

Unglauben, der es noch wagt, auf die Kanzel zu steigen und sich christlich zu nennen.“<br />

Worin lag der Ursprung des großen Abfalls? Wie ist die Kirche zuerst <strong>von</strong> der Einfachheit des<br />

Evangeliums abgewichen? — Indem sie sich den Gebräuchen des Heidentums anpaßte, um den Heiden die<br />

Annahme des Christentums zu erleichtern. Der Apostel Paulus erklärte schon in seinen Tagen: „Es regt sich<br />

bereits das Geheimnis der Bosheit.“ 2.Thessalonicher 2,7. Solange die Apostel lebten, erhielt sich die<br />

Gemeinde verhältnismäßig rein. Doch „gegen Ende des 2. Jahrhunderts wandelten sich die meisten<br />

Gemeinden; als die alten Jünger gestorben waren, schwand unter ihren Kindern und den Neubekehrten die<br />

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