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Zeit für Reform von E. G. White

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

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<strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> <strong>Reform</strong><br />

vor Gott tritt, das letzte Werk der Fürsprache zu vollziehen, um bei dessen Abschluß sein Reich zu<br />

empfangen, werden als solche dargestellt, die zur Hochzeit hineingehen.<br />

In dem Gleichnis in Matthäus 22 wird das gleiche Bild <strong>von</strong> der Hochzeit angewandt, und es wird<br />

deutlich gezeigt, daß das Untersuchungsgericht vor der Hochzeit stattfindet. Vor der Hochzeit ging der<br />

König hinein, um zu sehen (Matthäus 22,11), ob alle Gäste mit dem hochzeitlichen Kleid, dem fleckenlosen<br />

Gewand, dem Charakter, der gewaschen und hell gemacht ist „im Blut des Lammes“ (Offenbarung 7,14),<br />

angetan waren. Wer nicht mit einem solchen Gewand bekleidet ist, wird hinausgeworfen werden, aber alle,<br />

die bei der Prüfung in einem hochzeitlichen Kleid angetroffen werden, wird Gott annehmen und <strong>für</strong> würdig<br />

erachten, einen Anteil an seinem Reich und einen Sitz auf seinem Thron zu haben. Diese Charakterprüfung,<br />

die Entscheidung, wer <strong>für</strong> das Reich Gottes bereit ist, bedeutet das Untersuchungsgericht, das Schlußwerk<br />

im himmlischen Heiligtum.<br />

Wenn diese Untersuchung beendet ist, wenn die Fälle derer, die sich <strong>von</strong> jeher als Nachfolger Christi<br />

bekannt haben, geprüft und entschieden worden sind, dann und nicht eher wird die Prüfungszeit zu Ende<br />

gehen und die Gnadentür geschlossen werden. Somit führt uns der kurze Satz: „Die bereit waren, gingen mit<br />

ihm hinein zur Hochzeit, und die Tür ward verschlossen“ durch den letzten Dienst Christi bis zur Vollendung<br />

des großen Erlösungswerkes.<br />

Im Dienst des irdischen Heiligtums, der, wie wir gesehen haben, ein Abbild des Dienstes im<br />

himmlischen war, ging der Dienst in der ersten Abteilung zu Ende, wenn der Hohepriester am<br />

Versöhnungstag das Allerheiligste betrat. Gott befahl: „Kein Mensch soll in der Hütte des Stifts sein, wenn<br />

er hineingeht, zu versöhnen im Heiligtum, bis er herausgehe.“ 3.Mose 16,17. So beschloß Christus, als er<br />

das Allerheiligste betrat, um die letzte Aufgabe der Versöhnung zu vollziehen, seinen Dienst in der ersten<br />

Abteilung. Doch als dieser endete, begann der Dienst in der zweiten Abteilung. Wenn der Hohepriester im<br />

Schattendienst am Versöhnungstag das Heilige verließ, betrat er den Ort der Gegenwart Gottes, um <strong>für</strong> alle<br />

Israeliten, die ihre Sünden wahrhaft bereuten, das Blut des Sündopfers darzubringen. So hatte Christus nur<br />

einen Teil seines Werkes als unser Vermittler vollendet, um einen andern Teil desselben Werkes zu beginnen,<br />

wobei er noch immer kraft seines Blutes <strong>für</strong> die Sünder beim Vater Fürbitte einlegte.<br />

Dies verstanden die Adventisten im Jahre 1844 nicht. Nachdem die <strong>Zeit</strong>, da der Heiland erwartet wurde,<br />

verstrichen war, glaubten sie noch immer, daß sein Kommen nahe sei, daß sie einen entschei denden<br />

Augenblick erreicht hätten und daß das Werk Christi als Mittler des Menschen vor Gott zu Ende sei. Es<br />

schien ihnen, die Bibel lehre, daß die Prüfungszeit des Menschen kurz vor der wirklichen Ankunft des Herrn<br />

in den Wolken des Himmels zu Ende ginge. Dies glaubten sie aus jenen Schriftstellen herauszulesen, die auf<br />

eine <strong>Zeit</strong> hinweisen, in der die Menschen die Tür der Gnade suchen, anklopfen und rufen, ihnen aber nicht<br />

geöffnet wird. Sie fragten sich nun, ob die <strong>Zeit</strong>, zu der sie die Wiederkunft Christi erwartet hatten, nicht<br />

vielmehr den Anfang dieses <strong>Zeit</strong>abschnittes bezeichnete, der seinem Kommen unmittelbar vorausgehen<br />

sollte. Da sie die Warnungsbotschaft <strong>von</strong> dem nahenden Gericht verkündigt hatten, meinten sie, daß ihre<br />

Arbeit <strong>für</strong> die Welt getan sei. Sie verloren ihre Verantwortung <strong>für</strong> die Errettung <strong>von</strong> Sündern aus den Augen,<br />

und der kühne und gotteslästerliche Spott der Gottlosen schien ihnen ein weiterer Beweis da<strong>für</strong> zu sein, daß<br />

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