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Endlich ist es so weit, unser neues ... - Stadt Dohna

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Nummer 8 Lokalanzeiger der <strong>Stadt</strong> <strong>Dohna</strong> und der Gemeinde Müglitztal<br />

Seite 26<br />

Äußerlich hielten di<strong>es</strong>e Me<strong>ist</strong>er schon wie jetzt eine Innung zusammen.<br />

Sie hielten ihre Sitzungen unter Beisein ein<strong>es</strong> Gerichtsverwandten<br />

(Schöffen) namens George Köhler. Ihr Gewerbe scheint geblüht zu<br />

haben, denn sie konnten mehrere G<strong>es</strong>ellen b<strong>es</strong>chäftigen. Der erste<br />

Lehrling, Hans Jakob Rothläthliche aus Dr<strong>es</strong>den, wird am Tage Bartholomey<br />

1657 laut Protokoll „Vor den dahmahl gew<strong>es</strong>senen Me<strong>ist</strong>er<br />

Und G<strong>es</strong>ellen in <strong>Dohna</strong> in beysein, H. George Köhlers Gerichts<br />

Verwanter bey Me<strong>ist</strong>er Hans George Rickert das Handwerck zu lehren<br />

Auff 5 Jahr auffgedinget.“<br />

So sind denn die ersten Me<strong>ist</strong>er di<strong>es</strong><strong>es</strong> Gewerb<strong>es</strong> aus der nächsten<br />

Nähe, aus dem äußersten Osten und Süden der damals deutschen<br />

Gaue hier zusammengekommen als die Begründer der <strong>Dohna</strong>er Posamenten-Industrie,<br />

waren in der Lage, g<strong>es</strong>ellen und Lehrlinge zu<br />

b<strong>es</strong>chäftigen und fanden Absatz für ihre Waaren. So war denn auch<br />

die Veranlassung vorhanden, sich zu einer Innung zu fügen und vom<br />

Kurfürsten b<strong>es</strong>ondere Privilegien zu erbitten.<br />

1) Di<strong>es</strong><strong>es</strong> Gewerbe hatte schon vorher hier b<strong>es</strong>tanden und mind<strong>es</strong>tens<br />

einen Vertreter gehabt. Nach Ausweis der <strong>Dohna</strong>er Taufreg<strong>ist</strong>er<br />

ließ am 24. Dezember 1630 ein „Bortenwirker“ Zeibig (? Name undeutlich)<br />

ein Kind taufen. Er wird aber, was <strong>so</strong>nst bei Handwerksme<strong>ist</strong>ern<br />

nur versäumt wird, als Me<strong>ist</strong>er bezeichnet. Auch in dem 1647 beginnenden<br />

Me<strong>ist</strong>er……. Kommt er nicht vor. Vielleicht hat er zu den<br />

<strong>so</strong>gen. „Pfuschern“ gehört. (S. Sta 2, Nr.3.)<br />

2. Wie die Posamentierinnung ihre Privilegien erhielt.<br />

Di<strong>es</strong>e Privilegien sind ihnen am 22.Juni 1666 von Kurfürst Joh. Georg<br />

verliehen worden (gegenzeichnet von v.Lüttichau). Di<strong>es</strong>elben enthalten<br />

22 Artikel, die in ihrer Fassung von denen der Erzgeb. Posamentierinnungen<br />

(s. Edwin Siegel: Zur G<strong>es</strong>ch.d<strong>es</strong> Posamentiergewerb<strong>es</strong>)<br />

ganz w<strong>es</strong>entlich abweichen. Di<strong>es</strong>e Artikel waren bereits am 13.<br />

Aug.1662 eingereicht worden und <strong>so</strong>llten nicht allein für <strong>Dohna</strong> maßgebend<br />

sein, <strong>so</strong>ndern zugleich für die Amtsstädtlein Königstein und<br />

Berggießhübel. Freilich finden wir unter den im Laufe der Zeit der<br />

Innung angehörigen 105 Me<strong>ist</strong>ern nur 3, die in Königstein wohnten<br />

und nicht einen einzigen von Berggießhübel. Die nöthigen Erkundigungen<br />

hatte die kurfürstliche Regierung durch den gew<strong>es</strong>enen Amtsschöffer<br />

Zacharias Cotte eingezogen. Di<strong>es</strong>er <strong>ist</strong> den Posamentierern<br />

jedenfalls bei der Aufstellung ihrer Artikel behilflich gew<strong>es</strong>en. Die Posamentierer<br />

werden ausdrücklich „ Bortenwickler“ genannt. Aus den Privilegien<br />

selbst und den Quartalsprotokollen <strong>ist</strong> nun zu ersehen, wie<br />

die entstandene Innung ihr Gewerbe ausgeübt hat.<br />

3. Was für Waaren fertigten die Posamentierer?<br />

Sie wahren sich nämlich wie andere Innungen (f. Siegel a. a. D) vor<br />

den Pfuschern, die allerlei Waaren fertigen, verkaufen und Hausiren,<br />

im 14 Artikel:“Soll sich niemand unterstehen, welche in di<strong>es</strong><strong>es</strong> Handwerk<br />

nicht gehören und demselben sich gemäß bezeigen weder mit<br />

Schutzspulen noch Platschutzen hohen oder niederkämmen und Lützen<br />

zu arbeiten pp.“ Es <strong>ist</strong> von hohem Inter<strong>es</strong>se, daß uns hier ausführlicher<br />

wie in allen uns vorliegenden Ordnungen d<strong>es</strong> Erzgebirg<strong>es</strong>,<br />

selbst der Nürnberger und Hamburger Artikel, die Handwerksgeräthe<br />

der Posamentierer genannt werden, deren Gebrauch sie den Zunftgenossen<br />

vorbehalten wollen. Man muß sich nämlich vergegenwärtigen,<br />

daß das Bortenwirken auf einfachen Geräthen, wie der Bortenlade<br />

(dem kleinen Häcken der Annaberger), eine Lieblingständelei<br />

der Frauen d<strong>es</strong> späteren Mittelalters war, wie etwa das Häkeln und<br />

Sticken heutzutage. Verarmte Frauen und Mädchen mögen wohl gar<br />

als Concurrenz der ehrsamen Posamentierzunft sich mißliebig gemacht<br />

haben. Aller di<strong>es</strong>er Pfuscharbeit <strong>so</strong>ll der Boden unter den Füßen<br />

genommen werden. Selbst die Vorarbeiten d<strong>es</strong> Posamentierers, wie<br />

das Aufspulen d<strong>es</strong> Schußfadens für den Schützen, <strong>so</strong>llten nur in der<br />

zünftigen Werkstatt geübt werden dürfen, all<strong>es</strong> Arbeiten mit Schutzspulen<br />

d.i. Schützspulen wird daher verboten. Auch die einfachste<br />

Wirkerei von Bändern und Borten ohne D<strong>es</strong>sins, wie sie leicht ohne<br />

b<strong>es</strong>ondere Kunstfertigkeit auf der einfachen Bortenlade herg<strong>es</strong>tellt<br />

wurden, die hier „Platschutzen“ genannt wird, weil in der Kette oder<br />

dem Schweif nur mit dem hölzernen Blatt oder Riet zugleich das Fach<br />

gebildet und der Schußfaden angedrückt wurde, der mit dem Schützen<br />

hindurchgeworfen wurde, wird verboten. Daraus sehen wir, daß<br />

in <strong>Dohna</strong> zunächst viel einfache Borten und Bänder ohne alle D<strong>es</strong>sins<br />

bereitet wurden.<br />

In gleicher Weise werden aber auch die Hohen- und Niederkämme<br />

erwähnt mit den Litzen.<br />

Die Niederkämme können nur einfache Handstühle, fast identisch<br />

mit dem Webstuhle sein, auf denen ebenfalls keine kunstvollen Muster<br />

herg<strong>es</strong>tellt werden konnten. Da nun aber die Hochkämme, mit<br />

denen bis zu 24 Schuß herg<strong>es</strong>tellt werden können, und außerdem<br />

die Lützen genannt werden, <strong>so</strong> bekommt man schon etwas mehr<br />

Achtung vor den Me<strong>ist</strong>ern der drei Städtlein. Die Lützen sind offenbar<br />

keine Waaren, <strong>so</strong>ndern die bekannten Halter der maillons im<br />

vervollkommneten Handstuhle, durch welche die einzelnen Kettenfäden<br />

g<strong>es</strong>ondert und zum Heben durch die mit Tritten in Verbindung<br />

gebrachten Hochkämme bereit gehalten werden. Auf di<strong>es</strong>en Stühlen<br />

können die kunstvollen Muster ausgeführt werden. Wenn wir<br />

allerdings die in der Lade befindliche kleine Patroniertafel vom Jahre<br />

1676, die uns vorliegt, betrachten, <strong>so</strong> kommen wir zu dem Schlusse,<br />

daß die in <strong>Dohna</strong> gefertigten Muster nicht allzu complicirt gew<strong>es</strong>en<br />

sein mögen. B<strong>es</strong>agter „Schieferstein“, wie ihn die Acten nennen,<br />

<strong>ist</strong> nämlich 19,5 cm lang, 12,8 cm breit und in 82 x 55 Quarr<strong>es</strong><br />

eingetheilt. Er trägt auf der einen Seite die Jahr<strong>es</strong>zahl 1676, und<br />

auf der anderen 16. H. A. W. 78 und die Inschrift: Ulrich Rost hat<br />

mich gemacht. Aus alledem kann man zu dem Schluisse gelangen,<br />

daß im Anfange nur die gewöhnliche Marktwaare gefertigt wurde,<br />

wie sie auf den Jahrmärkten, die die Me<strong>ist</strong>er b<strong>es</strong>uchten, gern gekauft<br />

wurde. Dazu kommt, daß di<strong>es</strong>e Zeit gerade diejenige <strong>ist</strong>, in der den<br />

Band- und Bortenmachern das Leben durch die Concurrentz d<strong>es</strong><br />

ausländischen Mühlstuhl<strong>es</strong> <strong>so</strong> sauer gemacht wurde, daß alle Regierungen<br />

der deutschen Länder, selbst der Kaiser, mit b<strong>es</strong>onderen<br />

G<strong>es</strong>etzen dagegen einschriten mussten (s. Siegel a. a. D.). Was<br />

<strong>so</strong>nst noch auf B<strong>es</strong>tellung gefertigt worden <strong>ist</strong>, wird kaum <strong>weit</strong>er als<br />

bis Dr<strong>es</strong>den gebracht worden sein. Da die Innung sich fortwährend<br />

aus Orten aller Himmelsgegenden ergänzte, wie die <strong>so</strong>rgfältig geführte<br />

L<strong>ist</strong>e der Me<strong>ist</strong>er lehrt, mag manche neue Manier und manch<strong>es</strong><br />

neue Muster mitgekommen sein. Im letzen Jahrhundert ihr<strong>es</strong> B<strong>es</strong>tehens<br />

<strong>ist</strong> fast ausschließlich alle Art Chenille gefertigt worden. Noch<br />

in den sechziger Jahren di<strong>es</strong><strong>es</strong> Jahrhunderts sah man in verschiedenen<br />

Häusern <strong>Dohna</strong>s lange Zimmer, die als ehemalige Drehsäle<br />

zur Anfertigung der Chenille bezeichnet wurden.<br />

Außerdem bemächtigten sich die Posamentiere zum Theil einer neuen<br />

Industrie, welche zu Anfang d<strong>es</strong> 18.Jahrhundert in <strong>Dohna</strong> eingeführt<br />

wurde, der Strohflecht- und Strohhutnähindustrie. Mag Bartzsch berichtet<br />

in seiner „H<strong>ist</strong>orie der alten Burg und Städtgens <strong>Dohna</strong> 1733: „Sonderlich<br />

wissen die Weibsper<strong>so</strong>nen aus weißen Stroh, welche herum<br />

häufig zu haben, Strohhütte mancherlei Art zu machen, die nicht nur<br />

im Lande verführt und verhandelt werden.“ Möhring in „<strong>Dohna</strong>, <strong>Stadt</strong><br />

und Burg“ 1843 sagt:“ Ein deutscher Erwerbszweig, vorzüglich der<br />

ärmeren Klasse von Wichtigkeit, <strong>ist</strong> das aus den Halmen d<strong>es</strong> Weizenstroh<strong>es</strong><br />

bereitete Strohgeflecht, aus welchem Strohhüte in verschiedenen<br />

Formen gefertigt und ins Ausland nach Pommern, Mecklenburg,<br />

Weimar, Suhl, Schmalkalden bis in die Rheingegenden versendet<br />

werden. Der erste, welcher di<strong>es</strong>e Arbeit einführte, war Chr<strong>ist</strong>ian<br />

Gottlob Schubert. Er verheirathete sich 1726 mit der Tochter d<strong>es</strong><br />

Wagners Knittel, welcher einen kleinen Kramladen führte, wobei nun<br />

di<strong>es</strong>er Schwieger<strong>so</strong>hn das Strohflechtg<strong>es</strong>chäft anfing, kleine runde<br />

Hüte daraus fertigte und die Märkte in Pirna, Dr<strong>es</strong>den, Freiberg und<br />

alsdann die Leipziger M<strong>es</strong>se bezog.“<br />

Di<strong>es</strong>er Schubert war zwar kein Posamentier, <strong>so</strong>ndern ein Stellmacherg<strong>es</strong>elle,<br />

der seine Kunst aus dem Schwarzwalde mitbrachte.<br />

Auch wurde das Strohflechten in keine Posamentierwerkstatt eingeführt;<br />

di<strong>es</strong> übten Frauen und Kinder und das Nähen die Weiber.<br />

Wohl aber wurden die fertigen Hüte allerlei Posamenten gebraucht<br />

und außerdem nahmen die Posamentiere die Strohhüte mit auf M<strong>es</strong>sen<br />

und Märkte. Wir wissen b<strong>es</strong>timmt, daß der Posamentierme<strong>ist</strong>er<br />

Johann Gottlob Gäbel außer seinen Posamentierwaaren auch<br />

mit Strohhüten, die gerade er in großen Mengen anfertigen ließ, von<br />

1807 an die Leipziger M<strong>es</strong>se regelmäßig b<strong>es</strong>ucht hat. Freilich mag<br />

die Strohhut- und Strohgeflecht- Industrie nicht ganz ohne Schuld<br />

am Niedergange der Posamentier-Industrie gew<strong>es</strong>en sein. Gerade<br />

in der Mitte d<strong>es</strong> laufenden Jahrhunderts hörten nach und nach die<br />

Posamentiere auf, in gleichem Maße nahm das Verlegerthum für<br />

Strohgeflecht zu und in noch ungleich größerer Zahl thaten sich kleine<br />

Strohhut-G<strong>es</strong>chäfte auf, die freilich auch nach und nach wieder<br />

eingingen, wenn sie sich nicht zu Fabriken entwickeln konnten, wie

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