Endlich ist es so weit, unser neues ... - Stadt Dohna
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Nummer 8 Lokalanzeiger der <strong>Stadt</strong> <strong>Dohna</strong> und der Gemeinde Müglitztal<br />
Seite 38<br />
Marsch, oder <strong>so</strong>gar die Schlacht“, erklärt Rietzschel. Solche Erfahrungen<br />
gewinnt man eben nur, wenn man G<strong>es</strong>chichte lebendig<br />
nacherlebt.<br />
Auf dem Schlachtfeld agieren Rietzschels Männer nach den alten<br />
preußischen Exerzierreglements. G<strong>es</strong>chossen wird mit Schwarzpulver,<br />
nur die Kugeln fehlen.<br />
Doch auch ohne sie haben die Musketen einen kräftigen Rückstoß.<br />
Nach ein paar Salven legt sich ein dicker weißer Nebelschleier<br />
über das Schlachtfeld und man kann kaum noch fünf Meter <strong>weit</strong><br />
sehen. „Die bunten Uniformen dienten eben nur der Repräsentation<br />
der jeweiligen Land<strong>es</strong>herren, nicht der Unterscheidung auf<br />
dem Schlachtfeld“, erklärt der Capitain. Eine <strong>weit</strong>ere Erkenntnis,<br />
die das „Experiment G<strong>es</strong>chichte“ mit sich brachte.<br />
Nach der Schlacht erfolgt der Rückmarsch ins Biwak, wieder eine<br />
Stunde marschieren. Und auch hier <strong>ist</strong> für die Musketiere noch<br />
kein Dienstende in Sicht. Die verdreckten Musketen müssen <strong>so</strong>fort<br />
geputzt werden, <strong>so</strong>nst rosten sie. Nachdem die Gewehre der kritischen<br />
Inspektion d<strong>es</strong> Capitains stand gehalten haben, dürfen<br />
die Männer endlich ihr Essen kochen. Man verarbeitet die letzten<br />
Rationen, Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren und etwas Speck zu einer<br />
einfachen, aber schmackhaften Suppe. Der Capitain lässt zur Feier<br />
d<strong>es</strong> Sieg<strong>es</strong> <strong>so</strong>gar ein Bier ausschenken und einer der Soldaten<br />
zieht eine Weinflasche hervor, die ihm ein Bauer übergeben hat.<br />
Doch nach dem anstrengenden Tag, dauert der Abend nicht lang.<br />
Bald <strong>ist</strong> das Feuer niedergebrannt und die Musketiere d<strong>es</strong> Königs<br />
haben sich in ihre Zelte begeben und genießen die lauwarme Sommernacht<br />
unter ihren dünnen Decken.<br />
Reenactment <strong>ist</strong> mehr als nur Krieg spielen. Es <strong>ist</strong> ein Hobby für<br />
jedermann und <strong>es</strong> verbindet. Egal ob die Darsteller den roten Rock<br />
d<strong>es</strong> Königs von England, oder den blauen d<strong>es</strong> preußischen Monarchen<br />
tragen, ob sie dem Lilienbanner Frankreichs, oder dem Adler<br />
Österreichs folgen, das <strong>ist</strong> all<strong>es</strong> nicht wichtig. Für sie steht das<br />
Nachleben von G<strong>es</strong>chichte im Vordergrund. Die Hobbygemeinschaft<br />
<strong>ist</strong> klein, schreibt aber Kameradschaft noch groß. Wenn<br />
man von einem anderen Reenactor noch etwas lernen kann, werden<br />
Sprachbarrieren überwunden, <strong>so</strong>ziale Differenzen verg<strong>es</strong>sen<br />
und die kulturelle Identität in den Hintergrund gedrückt.<br />
Und was könnte die Tatsache, dass R<strong>es</strong>sentiments keine Rolle<br />
spielen b<strong>es</strong>ser beweisen, als der Fakt, dass die Männer aus Maxen<br />
(in Sachsen!) preußische Uniformen tragen?<br />
Im Herbst werden sie übrigens selbst die Gastgeber sein. Fieberhaft<br />
arbeiten sie derzeit an den letzten Vorbereitungen zur 250-<br />
Jahr-Feier „Schlacht bei Maxen“. Hier musste 1759 ein ganz<strong>es</strong><br />
preußisch<strong>es</strong> Armeekorps die Waffen strecken. Vom 2. bis 4. Oktober<br />
werden daher auch auf dem „Finckenfang“ bei Maxen die<br />
trommeln schlagen und die alten Fahnen entrollt. Der Heimatverein<br />
spannt sämtliche Orte der Gemeinde Müglitztal, <strong>so</strong>wie Kreischa<br />
und Rheinhardtsgrimma. Über 300 Darsteller aus ganz<br />
Europa werden erwartet. Maxen wird für ein Wochenendeins 18.<br />
Jahrhundert zurück versetzt, der Ort vom modernen Verkehr abgeriegelt.<br />
Doch nicht nur mit Biwak und Schlachtdarstellung will man dem<br />
„Finckenfang“ gedenken. Wer sich intensiver für seine Heimatg<strong>es</strong>chichte<br />
inter<strong>es</strong>siert, für den werden Vortragsreihen ang<strong>es</strong>etzt,<br />
die zum Siebenjährigen Krieg, der Schlacht und zum 18. Jahrhundert<br />
informieren.<br />
Maxen wird im Oktober zeigen: G<strong>es</strong>chichte lebt!