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Magazin Mitarbeitende Solothurner Spitäler 03/17 - Wiki, wiki

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FOKUS<br />

PFLEGE<br />

Der Vorbereitung wird grosse<br />

Aufmerksamkeit geschenkt.<br />

Damit alles parat ist, wenn es<br />

dann los geht.<br />

PSYCHIATRISCHE DIENSTE<br />

K R I S E N P L A N<br />

Krisen können sich anmelden oder unerwartet eintreffen. Doch wie bereiten sich Betroffene, Ärzte und<br />

Pflegepersonal auf psychosoziale Krisen vor?<br />

•••<br />

Phasen brauche es Empathie: «Ich erkläre geduldig,<br />

dass die Schwangerschaft nun schon viele Wochen<br />

dauere und die Geburt eben ganz, ganz nahe sei.»<br />

Es gibt sie auch, die hitzigen Momente. Die geburtshilflichen<br />

Notfälle. Dann pressiert es. Man funktioniert<br />

einfach nur noch. Zügig arbeiten. Der Hektik<br />

mög lichst wenig Spielraum geben. Eine andere ausserordentliche<br />

Situation ist, wenn alle Gebärsäle<br />

belegt sind und sich bereits weitere Schwangere<br />

angemeldet haben. «Gerade auch in diesen Momenten<br />

wollen wir in Ruhe arbeiten und die Bedürfnisse<br />

befriedigen.» Sich auf das Wichtigste fokussieren<br />

und Schritt für Schritt weiterarbeiten heisst dann die<br />

Devise. «Es bleibt schlicht keine Zeit, an Zeit zu denken.»<br />

Und dann ist plötzlich alles anders, das Kind ist da.<br />

Vom einen Moment auf den anderen beginnt eine<br />

neue Zeitrechnung. Der junge Erdenbewohner meldet<br />

von Anbeginn seine Bedürfnisse an. «Es ist halt<br />

so», schmunzelt Marina Gehriger, «dass das Kleinkind<br />

schon bald über die Familienzeit und den Rhythmus<br />

bestimmt.»<br />

Was machen Sie nach einem ereignisreichen,<br />

rasanten Arbeitstag?<br />

«Auf dem Sofa die Füsse hochhalten und alles etwas<br />

verlangsamen, das hilft.»<br />

Zum Schluss einen Zeitsprung zurück zur ersten Geburt.<br />

Seither ist nämlich etwas geblieben: «Ganz nah<br />

am grossen Ereignis vergesse ich Zeit, Tempo und<br />

Hektik noch heute. So wie beim ersten Mal. Dieses<br />

befreiende Gefühl tut einfach gut. Dies überträgt sich<br />

auf die Gebärende.»<br />

PSYCHOSOZIALE KRISEN können unvermittelt auftreten,<br />

zeichnen sich jedoch häufig bereits im Vorfeld<br />

ab. Wenn die Betroffenen einen plötzlichen Verlust<br />

des Bewältigungsvermögens in Bezug auf die aktuelle<br />

Lebenssituation erleben, kann ein stationärer Aufenthalt<br />

in einer psychiatrischen Klinik sinnvoll sein.<br />

Die Betroffenen werden darin unterstützt, die unmittelbare<br />

Krise aufzulösen. Um bestmöglich auf eine<br />

erneute Krise vorbereitet zu sein und das Risiko für<br />

deren Auftreten zu verringern, erstellen Betroffene,<br />

eine Assistenzärztin oder -arzt und Bezugspflegefachperson<br />

auf einigen Stationen der Psychiatrischen<br />

Dienste gemeinsam einen Krisenplan. Der Krisenplan<br />

ist ein systematisierter Bogen mit mehreren<br />

Fragen, die auf die Reflexion des eigenen Zustands<br />

ausgelegt ist. Durch diese Reflexion erfolgt eine Sensibilisierung<br />

für die patienteneigenen Ressourcen.<br />

Weiter werden individuelle Merkmale herausgearbeitet,<br />

die den Betroffenen und seinen Angehörigen<br />

helfen können, Frühwarnzeichen zu erkennen und so<br />

in Zukunft schneller zu bemerken, dass eine Krise<br />

nahen könnte. Anschliessend werden Massnahmen<br />

erarbeitet, die die Betroffenen selber vornehmen<br />

können, um vor oder während einer Krise wieder vermehrt<br />

Stabilität zu erlangen. Ergänzend erhalten die<br />

Betroffenen eine Visitenkarte, auf der sie das Wich­<br />

tigste zur Krisenprävention in Kürze sowie die Telefonnummer<br />

einer Bezugsperson notieren können.<br />

Im Zentrum jeder Frage des Krisenplans steht die<br />

Sichtweise der Betroffenen. Die individuelle Beschreibung<br />

ihrer persönlichen Merkmale ersetzt –<br />

wenn möglich – die Fachsprache. Es ist wichtig, dass<br />

die erarbeiteten Massnahmen in der häuslichen Umgebung<br />

der Betroffenen nach dem Klinikaufenthalt<br />

realistisch und einfach umsetzbar sind. Wir empfehlen<br />

zudem die Inhalte des Krisenplans mit den Angehörigen<br />

zu besprechen. Das Klären von Erwartungen<br />

hinsichtlich Beobachtung der Frühwarnsymptome<br />

und dem Ergreifen von Massnahmen kann zu einer<br />

Beruhigung im Familiensystem führen und Ängste<br />

reduzieren.<br />

DIE PERSÖNLICHE REFLEXION führt dazu, dass die<br />

Betroffenen mehr Klarheit über ihre eigene Situation<br />

erhalten. Dadurch wird Hoffnungs- und Hilflosigkeit<br />

reduziert und die Selbstwirksamkeit erhöht. Wenn<br />

die Betroffenen das Gefühl erhalten, auf zukünftige<br />

Krisen besser vorbereitet und diesen nicht wehrlos<br />

ausgeliefert zu sein, hat sich die präventive Wirkung<br />

des Krisenplans bestätigt.<br />

KARIN STUTTE MSCN | EHEMALS PFLEGEEXPERTIN PD<br />

Korrigenda soH MAGAZIN 2/20<strong>17</strong><br />

Ärzteausbildung und Bildungssystematik<br />

Es immer wieder schön zu erfahren, wie genau unsere Leser die Beiträge studieren.<br />

So sind in der letzten Ausgabe zwei Fehler sofort entdeckt worden. Gerne nehmen<br />

wir nun die Korrigenda vor:<br />

Seite 8: Die Weiterbildungsdauer zum Facharzt beträgt in der Regel 5 bis 6 Jahre,<br />

wobei die fachspezifische Weiterbildung in der Regel mindestens 3 Jahre umfasst.<br />

Festgehalten wird dies in der Weiterbildungsordnung (WBO) des Schweizerischen<br />

Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF).<br />

Seite 19: Die Fachhochschule und die Höhere Fachschule sind falsch bezeichnet.<br />

Die korrekte grafische Darstellung finden Sie unter ampuls.solothurnerspitaeler.ch.<br />

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