Magazin Mitarbeitende Solothurner Spitäler 03/17 - Wiki, wiki
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FOKUS<br />
WENNS AUF<br />
EINMAL PRESSIERT<br />
Auf der Suche nach diversen Tempi innerhalb eines Spitals kommt man um<br />
den Rettungsdienst definitiv nicht herum. Geschwindigkeit und ruhige<br />
Zeiten bestimmen den Alltag. Die Frage brennt auf der Zunge: Was passiert,<br />
wenns auf einmal pressiert?<br />
Im Schatten der Bäume des KSO blüht Dominik<br />
Aebischer richtiggehend auf. Ganz ohne Stichworte<br />
und Fragen berichtet er mit strahlenden Augen von<br />
seiner Aufgabe als Rettungssanitäter.<br />
Im KSO absolviert ein Grossteil der Anästhesiepflege<br />
zusätzlich die Ausbildung als Rettungssanitäter.<br />
Nebst ihrer Arbeit im Operationssaal sind sie folglich<br />
auch als Retter in der Not unterwegs. Der Alltag dieser<br />
beiden Tätigkeiten gestalte sich völlig anders. Am<br />
einen Ort folge das Tagesgeschäft einer vorbestimmten<br />
Planung. Zeitlich völlig linear. Im Rettungsdienst<br />
bestimmen die Einsätze Rhythmus und Zeit. – «Dominik,<br />
was machst du, wenns pressiert?»…<br />
Beim Drucker im Büro des Rettungsdienstes ist ein<br />
Bewegungsmelder installiert. Sobald eine Meldung<br />
ausgedruckt wird, übermittelt der Sensor ein optisches<br />
Signal ins ganze Gebäude. Es blinkt in allen<br />
Räumen. Gleichzeitig geht auch der Pager. Das<br />
akustische Signal macht die Dringlichkeit deutlich.<br />
Anhaltender oder unterbrochener Ton verheisst die<br />
Alarmstufe des Einsatzes. Die Meldung mit ersten<br />
Informationen liegt im Drucker parat.<br />
Fokussiert steht Dominik Aebischer vor dem Bildschirm<br />
mit Google Maps. Nach Erhalt der Meldung<br />
schaue er sich geduldig die Anfahrt zum Ereignisort<br />
an. Und dies, obwohl die Ausrückzeit bei Noteinsätzen<br />
maximal gerade mal drei Minuten beträgt. «Die<br />
Zeit», meint Dominik Aebischer, «in der ich mir die<br />
genaue Anfahrt einpräge, zahlt sich im kommenden<br />
Einsatz mehrfach aus.»<br />
Jetzt starte ein innerer Film: «Anhand der Details der<br />
Alarmzentrale frage ich mich, welches Bild uns erwarten<br />
könnte.» Die Zeit nimmt Dominik Aebischer<br />
nun nicht mehr bewusst wahr. Ausser vielleicht bei<br />
einer langen Anfahrt. Dann baue sich manchmal<br />
eine etwas grössere Spannung auf. Am Ereignisort<br />
selbst beginne dann die permanente Patientenbeurteilung.<br />
Immer und immer wieder verschaffe er<br />
sich mittels ABCD-Schema ein neues Bild der Lage.<br />
Und er tausche sich auch mit seinem Partner aus.<br />
Haben wir dieselben Feststellungen gemacht? Oder<br />
auch eine andere Beobachtung? Knapp und sehr bestimmt<br />
sei die Kommunikation. Bei Ereignissen, die<br />
unbedingt und sofort weitere Massnahmen erfordere,<br />
heisse es nur knapp «load & go»; den Patienten auf<br />
schnellstem Weg aufladen und in die Notfallaufnahme<br />
bringen. In diesem hektischen Moment brauche<br />
es dann noch eine Mitteilung an allfällig anwesende<br />
Angehörige. Und schon ist der Wagen mit Blaulicht<br />
und Martinshorn unterwegs. Auf der Fahrt kümmert<br />
sich ein Rettungssanitäter um die Patientin<br />
oder den Patienten. Die Patientenversorgung steht im<br />
vollen Fokus. Innerlich läuft keine Uhr, kein Stress,<br />
sondern weiterhin die stetige Wiederholung der<br />
Patientenbeurteilung. Der Fahrer konzentriert sich<br />
auf den Stras senverkehr. Auch hier sind Ruhe und<br />
Geduld angesagt: «Es ist eine Herausforderung, sich<br />
in die anderen Verkehrsteilnehmer zu versetzen.»<br />
Haben sie die Ambulanz erkannt? Verhalten sie sich<br />
auch dementsprechend? Oder biegen sie doch noch<br />
•••<br />
«DIE ZEIT, IN DER ICH MIR<br />
DIE GENAUE ANFAHRT EINPRÄGE,<br />
ZAHLT SICH IM KOMMENDEN<br />
EINSATZ MEHRFACH AUS.»<br />
DOMINIK AEBISCHER<br />
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