Courage, Mumm, Schneid
Credit Suisse bulletin, 1998/04
Credit Suisse bulletin, 1998/04
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autor andré kühni<br />
stellt sich dem<br />
apfelschuss – der<br />
urform einer<br />
mut probe. doch<br />
mut allein genügt<br />
nicht für eine<br />
firmen gründung.<br />
zwischen jungen Unternehmungen und<br />
Konkursen in den USA rund eineinhalb<br />
Mal höher als in der Schweiz. Die in den<br />
USA herrschende hohe Risikobereitschaft<br />
sowohl bei Unternehmern wie auch bei<br />
Investoren tragen das Ihre dazu bei. Selbst<br />
amerikanische Privatleute investieren ihre<br />
Ersparnisse direkt in Start-ups, wobei das<br />
Misslingen durchaus auch mit einberechnet<br />
wird. Und was besonders wichtig ist:<br />
Ein Konkurs gilt in den USA nicht als<br />
lebenslängliches Stigma.<br />
Geradezu neidisch werden lässt einen<br />
die Fähigkeit amerikanischer Jungunternehmer,<br />
Arbeitsplätze zu schaffen. In den<br />
USA entstehen pro neugeschaffener Firma<br />
durchschnittlich zehn neue Arbeitsplätze<br />
– rund viermal mehr als in Europa.<br />
Zudem sind Unternehmensgründer in den<br />
USA zumeist gestandene Berufsleute mit<br />
er folg reicher Karriere und entsprechenden<br />
Mana gementkenntnissen. Das ist<br />
wohl auch der Grund, warum sich die<br />
Bran chenzuge hörigkeit von Neugründungen<br />
in den USA von jenen in Europa stark<br />
unterscheidet. Auf dem alten Kontinent<br />
wählen die meisten Menschen den<br />
Dienstlei stungs bereich mit seinen tiefen<br />
Eintrittsbarrieren und geringen Kapitalbedürfnissen<br />
für die berufliche Selb <br />
ständigkeit. Jenseits des grossen Teichs<br />
kommt dem verarbeitenden Gewerbe, wie<br />
Rohstoffabbau, Metallverarbeitung und<br />
Elek trizitäts gewin nung, mehr Bedeutung<br />
zu.<br />
Besonders wichtig sind Neugründungen<br />
für den Ausbau von aufstrebenden<br />
Volkswirtschaften. In Deutschland beispielsweise<br />
liegen die beiden neuen<br />
Bundes länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />
mit ihren Firmengründungen<br />
pro<br />
bestehende Anzahl Unternehmungen landes<br />
weit in Führung. Auch in Polen geht<br />
nichts ohne die neuen privaten Firmen:<br />
Sie gene rieren am meisten neue Arbeitsplätze<br />
und beherrschen fast ganz den polnischen<br />
Aussenhandel. In Ungarn eröffnen<br />
vorab Amerikaner und Chinesen neue<br />
Unter neh mungen, während sich die Ein<br />
mehr firmengründungen in der Schweiz<br />
Jahr Anzahl neu- Veränderung Anzahl Firmen- Veränderung<br />
Verhältnis zwischen<br />
gegründeter gegenüber konkurse gegenüber Firmenkonkursen<br />
Firmen Vorjahr in % vorjahr in % und Neugründungen<br />
1994 24 263 8.7 4183 –6.0 5.8<br />
1995 26 349 8.6 3820 –8.7 6.9<br />
1996 27 071 2.7 4156 8.8 6.5<br />
1997 29 693 9.7 4552 9.5 6.5<br />
1998* 13 103 5.0 1900 4.2 6.9<br />
* Januar bis Mai<br />
heimischen auf die Beteiligung an diesen<br />
neuen Firmen beschränken.<br />
Anlass zur Sorge gibt hingegen die<br />
Ent wicklung in Südostasien. In Südkorea<br />
ist die Dynamik der Neugründungen im<br />
laufenden Jahr praktisch zum Erliegen<br />
gekommen. Dies ist um so bedenklicher,<br />
als ein Gross teil der Start-ups bisher in<br />
zukunftsträchtigen Bereichen wie Informatik<br />
und Telekommunikation gegründet<br />
wurden. Das Verhältnis von Neugründungen<br />
und Konkursen lässt die Zukunft in<br />
einem düsteren Licht erscheinen: Zunehmend<br />
tendiert die ses Mass gegen einen<br />
Wert von unter eins – was die Erosion<br />
der wirtschaftlichen Substanz des Landes<br />
bedeuten würde.<br />
Bei allen Unterschieden in den Rahmenbedingungen<br />
– eines ist in allen Ländern<br />
gleich: Wer sich beruflich selbständig<br />
machen will, braucht Mut. Für die Schweiz<br />
gilt dies noch ein bisschen mehr. Denn<br />
anders als in den USA gibt es hierzulande<br />
für das Scheitern einer Firmengründung<br />
CREDIT SUISSE BULLETIN 4 |98