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Credit Suisse bulletin, 2002/04

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Konjunktur<br />

Die Aktien fallen –<br />

und die Wirtschaft stottert<br />

Beat Schumacher<br />

Die Aktienmärkte haben sich von der<br />

Realwirtschaft teilweise abgekoppelt.<br />

Euroland ist weniger stark von den<br />

Aktienkursschwankungen betroffen<br />

als die Vereinigten Staaten.<br />

Die Credit Suisse geht von einem<br />

anhaltenden, wenn auch moderaten<br />

Wirtschaftswachstum aus.<br />

In den USA ist das jährliche Wachstum des<br />

Bruttoinlandproduktes (BIP) gegenüber dem<br />

Vorquartal von fünf Prozent im ersten Quartal<br />

20<strong>02</strong> auf 1,1 Prozent im zweiten Quartal<br />

20<strong>02</strong> zurückgegangen. Die Unternehmen<br />

scheinen ihre Produktion und ihre im letzten<br />

Jahr massiv abgebauten Lagerbestände<br />

wieder an die Endnachfrage angepasst zu<br />

haben. Nachdem dieser Anpassungsprozess<br />

vorerst abgeschlossen ist, wird der Konjunkturverlauf<br />

wieder verstärkt den Wachstumsraten<br />

des privaten Konsums und der Investitionen<br />

folgen. Allerdings haben sich in jüngster<br />

Zeit die Aktienmärkte von der Realwirtschaft<br />

teilweise abgekoppelt und massive Kurseinbrüche<br />

hinnehmen müssen, was wiederum<br />

ein Fragezeichen hinter die weitere Wirtschaftsentwicklung<br />

setzt.<br />

Das Wachstum bleibt moderat<br />

Massive Aktienkursrückgänge können primär<br />

über den Vermögenseffekt und über den<br />

Vertrauensverlust die Realwirtschaft beeinflussen.<br />

Während der Vermögenseffekt in<br />

den USA seit längerem intensiv studiert wird,<br />

ist er in Euroland ein weniger brisantes<br />

Thema. Der Grund dafür ist leicht ersichtlich,<br />

spielen doch die Aktienmärkte im Eurogebiet<br />

eine weniger wichtige Rolle als in den USA.<br />

Während in den USA rund die Hälfte aller<br />

Bürger direkt oder indirekt Aktien hält, ist es<br />

im Eurogebiet nur rund jeder Fünfte. Auch<br />

anhand des Verhältnisses von Aktienmarktkapitalisierung<br />

zu BIP (siehe oberste Grafik<br />

auf Seite 43) ist diese Tatsache deutlich<br />

ersichtlich.<br />

Zudem zeigen Untersuchungen, dass die<br />

Sensitivität der Konsumenten auf Vermögensschwankungen<br />

in Euroland deutlich tiefer ist<br />

als in den USA, das heisst, Europäer verändern<br />

selbst bei signifikanten Vermögensschwankungen<br />

ihr Sparverhalten und ihre<br />

Konsumneigung weniger stark. Gesamthaft<br />

ist auf Grund der tieferen Aktienvermögen und<br />

der geringeren Empfindlichkeit der Konsumenten<br />

auf Vermögensveränderungen die<br />

Volkswirtschaft Eurolands im Vergleich zu<br />

jener der USA von Aktienkursschwankungen<br />

also weniger stark betroffen.<br />

In einem Umfeld gesunkener Aktienvermögen<br />

und unsicherer Arbeitsmarktperspektiven<br />

tendieren die Konsumenten aber auch<br />

hier dazu, etwas mehr zu sparen und weniger<br />

zu konsumieren. Die mittlere Grafik illustriert,<br />

dass das Konsumentenvertrauen in den USA<br />

und im Eurogebiet im Juni/Juli bereits gesunken<br />

ist. Immerhin gibt es aber auch günstige<br />

Einflussfaktoren. In den USA werden die Vermögensverluste<br />

der Aktien mindestens teilweise<br />

durch die gestiegenen Immobilienpreise<br />

kompensiert. Die Credit Suisse rechnet deshalb<br />

nicht mit einem Einbruch des privaten<br />

US-Konsums, der rund zwei Drittel des BIP<br />

ausmacht, aber doch mit einer nur moderaten<br />

Wachstumsrate. Im Euroraum wurde<br />

der private Konsum Anfang Jahr von der<br />

deutlich angestiegenen Inflation gedämpft.<br />

Die seither gesunkene Inflationsrate wirkt<br />

positiv auf das real verfügbare Einkommen<br />

und bietet dem Konsum zumindest Unterstützung.<br />

Unternehmen kommen nicht in Fahrt<br />

Beidseits des Atlantiks entwickelt sich die<br />

Investitionstätigkeit der Unternehmen schleppend.<br />

Obwohl sich die Kapazitätsauslastung<br />

leicht verbessert hat, ist sie immer noch tief<br />

(Grafik unten). Zudem dämpfen die angespannte<br />

Ertragslage, die schwierigeren Finanzierungsbedingungen<br />

und die unsicheren<br />

Foto: Martin Stollenwerk<br />

42 Credit Suisse Bulletin 4-<strong>02</strong>

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