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WEALTH MANAGEMENT STRATEGY<br />
Währungen<br />
Die Nationalbank<br />
ist auf der Hut<br />
Foto: Martin Stollenwerk<br />
Marcus Hettinger<br />
Die Schwankungen an den Börsen<br />
führen zu einer Renaissance der<br />
Zinsdifferenzen.<br />
Die Franken-Stärke belastet den<br />
Schweizer Exportsektor, dämpft jedoch<br />
die Inflation.<br />
In den kommenden drei Monaten<br />
liegt das Augenmerk auf<br />
den Wachstumsperspektiven<br />
der US-Wirtschaft.<br />
Ausgeprägte Schwankungen an den Aktienmärkten<br />
und damit verbunden eine hohe<br />
Volatilität der Währungsrelationen: Das sind<br />
die Merkmale dieses Finanzmarktsommers.<br />
Die Schweizerische Nationalbank (SNB)<br />
senkte bereits Anfang Mai ihren Leitzins<br />
deutlich um 50 Basispunkte (Bp), um die<br />
Aufwertung des Schweizer Frankens abzuschwächen,<br />
die sich auf Grund der Unsicherheit<br />
an den Märkten akzentuiert hatte. Die<br />
Zinssenkung der SNB bewirkte jedoch bis<br />
Ende Juli keine Abschwächung des Schweizer<br />
Frankens. Der starke Aussenwert belastete<br />
somit sowohl die Warenausfuhren als<br />
auch den Fremdenverkehr (siehe Grafik<br />
Seite 48 oben). Die Hoffnung auf eine frühe<br />
Wachstumserholung in der Schweiz erfuhr in<br />
den vergangenen Monaten auch anderweitig<br />
einige Dämpfer. So sank der von der Credit<br />
Suisse erstellte Purchasing Managers’ Index<br />
PMI unter die 50-Prozent-Marke. Ein Wert<br />
unter 50 Prozent weist auf eine Kontraktion<br />
der wirtschaftlichen Aktivität in der Industrie<br />
hin. Auf Grund der sich nun später abzeichnenden<br />
Erholung der Schweizer Wirtschaft<br />
frühestens gegen Ende Jahr senkte die<br />
Credit Suisse bereits Anfang Juli ihre<br />
Prognose für das Bruttoinlandprodukt auf<br />
0,7 Prozent für 20<strong>02</strong>.<br />
In der Zwischenzeit weisen auch andere<br />
Indikatoren auf einen später einsetzenden<br />
und sich moderater entwickelnden Konjunkturaufschwung<br />
hin. So erreichten zum<br />
Beispiel die Detailhandelsverkäufe im Mai<br />
und Juni 20<strong>02</strong> nicht das Niveau der Vorjahresmonate<br />
– der sich bis anhin robust<br />
entwickelnde private Konsum zeigt also<br />
erste Ermüdungserscheinungen. Und als der<br />
Schweizer Franken zum Euro Ende Juli<br />
wiederum deutlich stärker notierte, überraschte<br />
die Schweizerische Nationalbank die<br />
Märkte mit einer weiteren Senkung des<br />
Leitzinses um 50 Bp.<br />
Dieser Zinsschritt war allerdings nicht nur<br />
von der Wechselkursentwicklung getrieben,<br />
denn auch die Notenbank hat ihre Prognose<br />
für das Wachstum des Bruttoinlandproduktes<br />
in diesem Jahr auf unter ein Prozent gesenkt.<br />
Zudem bestehen angesichts von Teuerungsraten<br />
deutlich unter einem Prozent derzeit auch<br />
keine unmittelbaren Inflationsgefahren, so<br />
dass die Notenbank ihre expansive Geldpolitik<br />
vorerst beibehalten wird.<br />
Renaissance der Zinsdifferenzen<br />
Die im Frühjahr einsetzende allgemeine<br />
Dollarschwäche, ausgelöst durch sinkende<br />
Aktienkurse und rückläufige Kapitalmarktrenditen,<br />
rückte die Zinsdifferenz zwischen<br />
den einzelnen Währungen und dem US-<br />
Dollar als relatives Attraktivitätsmass vermehrt<br />
in den Vordergrund.<br />
Höhere Nominalzinsen am kurzen Ende<br />
der Zinskurve im Vergleich zum US-Dollar<br />
führten zu Kapitalzuflüssen in die norwegische<br />
und schwedische Krone, den Euro und<br />
auch das britische Pfund. Ein allfälliges<br />
Referendum über den Beitritt Schwedens zur<br />
Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion<br />
stellt einen weiteren, die schwedische<br />
Krone stärkenden Faktor dar. Aber auch die<br />
von einer globalen Wachstumserholung profitierenden<br />
«Rohstoff-Währungen» wie der<br />
australische und der neuseeländische Dollar<br />
festigten sich seit Jahresbeginn.<br />
Trotz des Zinsnachteils gegenüber dem<br />
US-Dollar konnten auch der Schweizer<br />
Franken und der japanische Yen zum Dollar<br />
zulegen. Hier zeigt sich der gesunkene<br />
Risikoappetit der Investoren, was Anlagen in<br />
Credit Suisse Bulletin 4-<strong>02</strong> 47