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Credit Suisse bulletin, 2002/04

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ausgeprägt aus. Allerdings kann man dank<br />

des höheren Coupons in der EWU höhere<br />

Renditen als in der Schweiz erwirtschaften.<br />

Unternehmen bezahlen Aufpreis<br />

Im Unterschied zu einer staatlich besicherten<br />

G-7-Obligation ist eine Unternehmensobligation<br />

mit einem höheren Risiko behaftet. Für<br />

die je nach Unternehmung unterschiedlich<br />

hohe Wahrscheinlichkeit, Ausfälle in der<br />

Zins- oder sogar der Rückzahlung zu erleiden,<br />

wird der Investor mit einem Verzinsungsaufschlag<br />

entschädigt.<br />

Eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der<br />

Qualität eines Schuldners spielen Ratingagenturen<br />

wie zum Beispiel Fitch, Moody’s,<br />

Standard&Poor’s. Sie versuchen, die Schuldnerqualität<br />

der Emittenten einzuschätzen und<br />

den Marktteilnehmern ein möglichst genaues<br />

Bild der Risiken zu vermitteln. Im Bereich<br />

der Unternehmensanleihen unterscheidet<br />

man im Wesentlichen zwei Kategorien: Anleihen,<br />

die aufgrund ihres hohen Kreditrisikos<br />

eher spekulativer Natur sind, und Anleihen,<br />

die dank der guten Schuldenqualität einen<br />

«Investitionsgrad» bescheinigt bekommen.<br />

Innerhalb der Investment Grades lassen<br />

sich vier Kategorien (Ratings) unterscheiden:<br />

AAA (Beste Qualität, geringes Ausfallrisiko),<br />

AA (Hohe Qualität), A (Gute Qualität),<br />

BBB (Mittlere Qualität). Anleihen mit einem<br />

AAA-Rating erbringen daher im Vergleich<br />

zu den besicherten Staatsanleihen kaum<br />

noch Zusatzrendite.<br />

Die Lust aufs Risiko schwindet<br />

Der Zusammenhang zwischen Konjunktur,<br />

Kreditqualität, Zins beziehungsweise Risikoaufschlag<br />

und Preis ist im ersten Halbjahr<br />

dieses Jahres besonders deutlich geworden.<br />

Die im Frühjahr vorherrschende wirtschaftliche<br />

Zuversicht liess die Risikoprämien (und<br />

somit die Zinsen) für Unternehmensanleihen<br />

zunächst fallen und verhalf Papieren mit<br />

tieferem Investment Grade Rating zu Kursgewinnen.<br />

Mit dem zweiten Quartal liess aber<br />

angesichts des Misstrauens gegenüber den<br />

Rechnungslegungsusanzen, der drastisch<br />

nachgebenden Aktienmärkte und der wieder<br />

entfachten Konjunkturunsicherheiten das<br />

Interesse an risikoreicheren Unternehmensanleihen<br />

spürbar nach. Bis zum Jahresende<br />

dürften deshalb Bonds mit gutem bis sehr<br />

gutem Rating ganz vorn in der Anlegergunst<br />

stehen.<br />

Die Geburt einer neuen Anlagenklasse<br />

Eine weitere Klasse stellen die Bonds von<br />

Schwellenländern (Emerging Markets, EM)<br />

dar. Seit den frühen Achtzigerjahren sind ihre<br />

Schuldverschreibungen dank Anstrengungen<br />

von US-Banken auch am Finanzmarkt<br />

handelbar. Interessant – auch für den Privatinvestor<br />

– wurden die umgewandelten Kredite<br />

aber erst dank des «Brady-Plans». Er<br />

ermöglichte eine liquiditätsträchtige Umschuldung<br />

des grössten Teils der Auslandschulden<br />

lateinamerikanischer Staaten Anfang<br />

der Neunzigerjahre. Damit weitete sich der<br />

Umfang der handelbaren EM-Staatsschuld<br />

drastisch aus: Eine neue Asset-Klasse war<br />

geboren.<br />

Mittlerweile hat das ausstehende EM-<br />

Bond-Volumen fast 500 Milliarden US-Dollar<br />

erreicht und wächst dank eines attraktiven<br />

Risiko-Rendite-Profils beständig. Eine vielfältige<br />

Mischung aus institutionellen und<br />

privaten Investoren generiert in der Regel<br />

eine stetige Nachfrage für Emerging Market<br />

Bonds. Dazu gehören vor allem internationale<br />

Anlagefonds, Versicherungsgesellschaften<br />

und zum Teil Pensionskassen. Ein nicht<br />

zu unterschätzender Anteil der in harter<br />

Währung begebenen EM-Schuld wird auch<br />

von institutionellen und privaten Anlegern aus<br />

den Schwellenländern selbst nachgefragt.<br />

Die EM-Anleihen sind überwiegend in<br />

US-Dollar denominiert und weisen meist<br />

Laufzeiten zwischen zwei und zehn Jahren<br />

auf, obwohl gelegentlich auch Obligationen<br />

mit längeren Laufzeiten (von bis zu 30 Jahren)<br />

begeben werden. Meistens sind diese Emerging<br />

Market Bonds mit einem fixen Coupon ausgestattet.<br />

Die Mehrheit der ausstehenden<br />

Brady Bonds zahlt jedoch gewöhnlich einen<br />

vom Drei-Monats-US-Dollar-Libor abhängigen,<br />

flexiblen Coupon.<br />

Risiko ganz nach eigenem Gusto<br />

Wie alle anderen Anleiheklassen unterscheiden<br />

sich auch Emerging Market Bonds<br />

bezüglich ihres Kreditrisikos voneinander.<br />

Die Ratingagenturen haben das Prädikat<br />

«Investment Grade» – Schuldner, die auch in<br />

einem schwierigeren Marktumfeld zahlungsfähig<br />

bleiben können – inzwischen schon<br />

einer ganzen Reihe von Schwellenländern<br />

zugestanden (zum Beispiel Chile, Ungarn,<br />

Malaysia, Mexiko, Polen, Südafrika und<br />

Südkorea). Dennoch gibt es auch weiterhin<br />

eine grosse Anzahl von EM-Anleihen mit<br />

spekulativem Charakter. Bei diesen Anleihen<br />

steigt die Wahrscheinlichkeit eines Verlustes,<br />

wenn der Emittent in wirtschaftliche<br />

Schwierigkeiten gerät und den Zugang zum<br />

internationalen Kapitalmarkt verliert. Im aktuellen<br />

Marktumfeld sind also eher Anleihen<br />

von Schuldnern mit besserem Rating wie<br />

beispielsweise Chile, Malaysia, Polen und<br />

Südafrika zu empfehlen.<br />

46 Credit Suisse Bulletin 4-<strong>02</strong>

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