Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ausgeprägt aus. Allerdings kann man dank<br />
des höheren Coupons in der EWU höhere<br />
Renditen als in der Schweiz erwirtschaften.<br />
Unternehmen bezahlen Aufpreis<br />
Im Unterschied zu einer staatlich besicherten<br />
G-7-Obligation ist eine Unternehmensobligation<br />
mit einem höheren Risiko behaftet. Für<br />
die je nach Unternehmung unterschiedlich<br />
hohe Wahrscheinlichkeit, Ausfälle in der<br />
Zins- oder sogar der Rückzahlung zu erleiden,<br />
wird der Investor mit einem Verzinsungsaufschlag<br />
entschädigt.<br />
Eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der<br />
Qualität eines Schuldners spielen Ratingagenturen<br />
wie zum Beispiel Fitch, Moody’s,<br />
Standard&Poor’s. Sie versuchen, die Schuldnerqualität<br />
der Emittenten einzuschätzen und<br />
den Marktteilnehmern ein möglichst genaues<br />
Bild der Risiken zu vermitteln. Im Bereich<br />
der Unternehmensanleihen unterscheidet<br />
man im Wesentlichen zwei Kategorien: Anleihen,<br />
die aufgrund ihres hohen Kreditrisikos<br />
eher spekulativer Natur sind, und Anleihen,<br />
die dank der guten Schuldenqualität einen<br />
«Investitionsgrad» bescheinigt bekommen.<br />
Innerhalb der Investment Grades lassen<br />
sich vier Kategorien (Ratings) unterscheiden:<br />
AAA (Beste Qualität, geringes Ausfallrisiko),<br />
AA (Hohe Qualität), A (Gute Qualität),<br />
BBB (Mittlere Qualität). Anleihen mit einem<br />
AAA-Rating erbringen daher im Vergleich<br />
zu den besicherten Staatsanleihen kaum<br />
noch Zusatzrendite.<br />
Die Lust aufs Risiko schwindet<br />
Der Zusammenhang zwischen Konjunktur,<br />
Kreditqualität, Zins beziehungsweise Risikoaufschlag<br />
und Preis ist im ersten Halbjahr<br />
dieses Jahres besonders deutlich geworden.<br />
Die im Frühjahr vorherrschende wirtschaftliche<br />
Zuversicht liess die Risikoprämien (und<br />
somit die Zinsen) für Unternehmensanleihen<br />
zunächst fallen und verhalf Papieren mit<br />
tieferem Investment Grade Rating zu Kursgewinnen.<br />
Mit dem zweiten Quartal liess aber<br />
angesichts des Misstrauens gegenüber den<br />
Rechnungslegungsusanzen, der drastisch<br />
nachgebenden Aktienmärkte und der wieder<br />
entfachten Konjunkturunsicherheiten das<br />
Interesse an risikoreicheren Unternehmensanleihen<br />
spürbar nach. Bis zum Jahresende<br />
dürften deshalb Bonds mit gutem bis sehr<br />
gutem Rating ganz vorn in der Anlegergunst<br />
stehen.<br />
Die Geburt einer neuen Anlagenklasse<br />
Eine weitere Klasse stellen die Bonds von<br />
Schwellenländern (Emerging Markets, EM)<br />
dar. Seit den frühen Achtzigerjahren sind ihre<br />
Schuldverschreibungen dank Anstrengungen<br />
von US-Banken auch am Finanzmarkt<br />
handelbar. Interessant – auch für den Privatinvestor<br />
– wurden die umgewandelten Kredite<br />
aber erst dank des «Brady-Plans». Er<br />
ermöglichte eine liquiditätsträchtige Umschuldung<br />
des grössten Teils der Auslandschulden<br />
lateinamerikanischer Staaten Anfang<br />
der Neunzigerjahre. Damit weitete sich der<br />
Umfang der handelbaren EM-Staatsschuld<br />
drastisch aus: Eine neue Asset-Klasse war<br />
geboren.<br />
Mittlerweile hat das ausstehende EM-<br />
Bond-Volumen fast 500 Milliarden US-Dollar<br />
erreicht und wächst dank eines attraktiven<br />
Risiko-Rendite-Profils beständig. Eine vielfältige<br />
Mischung aus institutionellen und<br />
privaten Investoren generiert in der Regel<br />
eine stetige Nachfrage für Emerging Market<br />
Bonds. Dazu gehören vor allem internationale<br />
Anlagefonds, Versicherungsgesellschaften<br />
und zum Teil Pensionskassen. Ein nicht<br />
zu unterschätzender Anteil der in harter<br />
Währung begebenen EM-Schuld wird auch<br />
von institutionellen und privaten Anlegern aus<br />
den Schwellenländern selbst nachgefragt.<br />
Die EM-Anleihen sind überwiegend in<br />
US-Dollar denominiert und weisen meist<br />
Laufzeiten zwischen zwei und zehn Jahren<br />
auf, obwohl gelegentlich auch Obligationen<br />
mit längeren Laufzeiten (von bis zu 30 Jahren)<br />
begeben werden. Meistens sind diese Emerging<br />
Market Bonds mit einem fixen Coupon ausgestattet.<br />
Die Mehrheit der ausstehenden<br />
Brady Bonds zahlt jedoch gewöhnlich einen<br />
vom Drei-Monats-US-Dollar-Libor abhängigen,<br />
flexiblen Coupon.<br />
Risiko ganz nach eigenem Gusto<br />
Wie alle anderen Anleiheklassen unterscheiden<br />
sich auch Emerging Market Bonds<br />
bezüglich ihres Kreditrisikos voneinander.<br />
Die Ratingagenturen haben das Prädikat<br />
«Investment Grade» – Schuldner, die auch in<br />
einem schwierigeren Marktumfeld zahlungsfähig<br />
bleiben können – inzwischen schon<br />
einer ganzen Reihe von Schwellenländern<br />
zugestanden (zum Beispiel Chile, Ungarn,<br />
Malaysia, Mexiko, Polen, Südafrika und<br />
Südkorea). Dennoch gibt es auch weiterhin<br />
eine grosse Anzahl von EM-Anleihen mit<br />
spekulativem Charakter. Bei diesen Anleihen<br />
steigt die Wahrscheinlichkeit eines Verlustes,<br />
wenn der Emittent in wirtschaftliche<br />
Schwierigkeiten gerät und den Zugang zum<br />
internationalen Kapitalmarkt verliert. Im aktuellen<br />
Marktumfeld sind also eher Anleihen<br />
von Schuldnern mit besserem Rating wie<br />
beispielsweise Chile, Malaysia, Polen und<br />
Südafrika zu empfehlen.<br />
46 Credit Suisse Bulletin 4-<strong>02</strong>