08.11.2017 Aufrufe

Iss Was? Wie die Food-Industrie nachhaltig werden kann

Megatrends wie Klimawandel, sinkende Biodiversität und eine wachsende Weltbevölkerung stellen die Lebensmittelversorgung vor große Herausforderungen. Effizienz alleine reicht künftig nicht aus, um alle Menschen satt zu bekommen. Hier sind vielmehr innovative Konzepte und verantwortungsvoller Konsum gefragt. Wie das funktioniert, zeigt das neue UmweltDialog-Magazin „Iss Was? –Wie die Food-Industrie nachhaltig werden kann“. Dabei kommen auch Prominente wie Kate Winselt und Jamie Oliver zu Wort, die sich für mehr Nachhaltigkeit beim Essen einsetzen. Die nunmehr achte UmweltDialog-Ausgabe umfasst 84 Seiten und ist als Online- und Druckversion bei macondo publishing erhältlich.

Megatrends wie Klimawandel, sinkende Biodiversität und eine wachsende Weltbevölkerung stellen die Lebensmittelversorgung vor große Herausforderungen. Effizienz alleine reicht künftig nicht aus, um alle Menschen satt zu bekommen. Hier sind vielmehr innovative Konzepte und verantwortungsvoller Konsum gefragt. Wie das funktioniert, zeigt das neue UmweltDialog-Magazin „Iss Was? –Wie die Food-Industrie nachhaltig werden kann“. Dabei kommen auch Prominente wie Kate Winselt und Jamie Oliver zu Wort, die sich für mehr Nachhaltigkeit beim Essen einsetzen. Die nunmehr achte UmweltDialog-Ausgabe umfasst 84 Seiten und ist als Online- und Druckversion bei macondo publishing erhältlich.

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Sustainable <strong>Food</strong><br />

„Ich träume davon, dass McDonald‘s<br />

auf mich zukommt, um alle<br />

ihre Hamburger zu produzieren.“<br />

Wer über Kunstfleisch redet, muss mit Mark Post reden.<br />

Der holländische Forscher war der erste, der In-vitro-Fleisch<br />

erfolgreich herstellte. Ok, der erste Burger 2013 kostete <strong>die</strong><br />

astronomische Summe von 250.000 Euro, <strong>die</strong> Sergey Brin,<br />

Mitbegründer von Google finanzierte. Seitdem ist der Preis<br />

auf rund zehn Euro pro Burger gefallen, und Mark Post arbeitet<br />

jetzt daran, Kunstfleisch als normales Produkt auf den<br />

Markt zu bringen. Dafür hat er in Maastricht <strong>die</strong> Firma Mosa<br />

Meat gegründet. Aber auch andere riechen den (Kunst-) Braten<br />

und das große Geschäft: Memphis Meat aus den USA und<br />

SuperMeat in Israel haben parallel angefangen, an ihren eigenen<br />

kultivierten Fleischprodukten zu arbeiten. Und überall<br />

stehen <strong>die</strong> Investoren Schlange! Wir sprachen mit Mark<br />

Post darüber, was ihn antreibt.<br />

Warum arbeiten Sie an Kunstfleisch, im Englischen auch<br />

„cultured meat“ genannt?<br />

Mark Post: Wenn wir uns den Planeten und <strong>die</strong> Umwelt anschauen,<br />

wird <strong>die</strong> Nahrungsmittelproduktion und <strong>die</strong> Ernährungssicherheit<br />

für neun Milliarden Menschen ein zentrales<br />

Thema. Tierschutz ist ohne Zweifel ein zusätzlicher Aspekt.<br />

Die meisten Unternehmen <strong>werden</strong> von Vegetariern und<br />

Veganern geführt.<br />

Der erste kultivierte Burger entstand 2013 im Labor. Wann<br />

können wir Kunstfleisch im Supermarkt kaufen?<br />

Post: Erste kleinere, dann aber noch sehr teure Fleischprodukte<br />

<strong>werden</strong> Unternehmen in den nächsten drei bis vier<br />

Jahren auf den Markt bringen. Damit es aber eine normale<br />

Ware wird, <strong>die</strong> vom Preis her gleich teuer oder sogar noch<br />

billiger ist als normales Fleisch, bedarf es eines erheblichen<br />

Scale-up, und das wird länger dauern. Sie brauchen dafür<br />

keine enorme Skalierung, aber dennoch wird es noch mindestens<br />

weitere drei bis vier Jahre dauern. Die meisten Unternehmen<br />

haben neben einem kommerziellen Ziel auch ein<br />

idealistisches Ziel – es geht darum, das Leiden der Tiere zu<br />

mindern und <strong>die</strong> Umweltbelastung von Fleisch zu verbessern.<br />

Dafür müssen wir im großen Maßstab den Übergang<br />

der ganzen Branche organisieren, und das dauert Jahrzehnte.<br />

Finanzierungsphase. Danach konzentrieren wir uns auf<br />

Rindfleisch, denn das ist <strong>die</strong> größte Bedrohung für Ernährungssicherheit<br />

und <strong>die</strong> Umwelt. Und wir <strong>werden</strong> zunächst<br />

den europäischen Markt adressieren. Eine beachtenswerte<br />

kleine Minderheit ist bereit, Kunstfleisch zu versuchen. Das<br />

ist für uns mehr als genug.<br />

Viele Stu<strong>die</strong>n belegen, dass <strong>die</strong> Mehrheit der Bürger<br />

Kunstfleisch nicht will ...<br />

Post: Es ist eine völlig neue Technologie und ein neues Produkt.<br />

Die Frage ist: Gibt es eine Anzahl von Early Adopters,<br />

<strong>die</strong> bereit sind, damit zu beginnen? Ja, und das Volumen ist<br />

groß genug.<br />

Woher kommt <strong>die</strong> Finanzierung?<br />

Post: Es ist ziemlich schwierig, öffentliche Mittel für kultiviertes<br />

Fleisch zu bekommen, was irgendwie nervig ist,<br />

aber es ist, wie es ist. Dagegen ist es relativ einfach, private<br />

Finanzierung zu bekommen. Das Ungewöhnliche ist, dass<br />

wir nicht losziehen und um Finanzierung bitten müssen.<br />

Vielmehr kommen <strong>die</strong> Leute zu uns und bieten sie uns an.<br />

Wenn es gelingt, wird Kunstfleisch ein riesiger Markt sein,<br />

und <strong>die</strong> Chancen sind den meisten Investoren sehr klar.<br />

Sind Sie besorgt über den Wettbewerb?<br />

Post: Im Moment gibt es keine Konkurrenz, denn niemand<br />

hat ein Produkt auf dem Markt. Aber es gibt Geheimnisse.<br />

Und das Interesse wird sich wahrscheinlich wegen der<br />

externen Finanzierung erhöhen. Es gibt daher jetzt Initiativen<br />

von Investmentgruppen, ihre Interessen zu bündeln,<br />

und wir stehen solchen Diskussionen sehr offen gegenüber.<br />

Viele Investoren, <strong>die</strong> Memphis Meats und SuperMeat<br />

finanzieren, finanzieren auch uns. Aus ihrer Perspektive<br />

<strong>kann</strong> es irgendwann nicht mehr sinnvoll sein, <strong>die</strong>se drei<br />

Unternehmen nur miteinander konkurrieren zu lassen,<br />

sondern Informationen zu teilen. Dann wird <strong>die</strong> Entwicklung<br />

als Ganzes schneller gehen. f<br />

<strong>Was</strong> sind <strong>die</strong> Pläne von Mosa Meat?<br />

Post: Mosa Meat ist eine Start-up-Ausgründung der Universität<br />

Maastricht. Wir befinden uns derzeit am Ende der<br />

Das Interview führte Philip Hemme,<br />

Co-Founder & CEO von Labiotech.eu<br />

Ausgabe 8 | November 2017 | Umweltdialog.de<br />

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