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Freiheitsentziehende Maßnahmen in der Jugendhilfe - AWO ...

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<strong>Freiheitsentziehende</strong> Maßnahmen ... aus Sicht <strong>der</strong> Pädagogik<br />

thropologischer Humbug, das ist pädagogischer<br />

Uns<strong>in</strong>n. Wir können nicht an<strong>der</strong>s, als <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

geduldigen, ruhigen Fallverstehen arbeiten –<br />

und wir tun es auch außerordentlich erfolgreich.<br />

Es gibt empirische Studien, die das belegen, dies<br />

tun <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em mitmenschlichen Trial and Error. Es<br />

geht nicht an<strong>der</strong>s, und wir müssen uns darüber<br />

im Klaren se<strong>in</strong>, dass wir bei den Fällen, von<br />

denen wir hier sprechen, und das ist e<strong>in</strong>e w<strong>in</strong>zige<br />

Anzahl von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die wir nicht o<strong>der</strong><br />

möglicherweise nicht erreichen, dass wir hier <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Situation s<strong>in</strong>d, die vergleichbar <strong>der</strong> Situation<br />

ist, die wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Intensivmediz<strong>in</strong> haben.<br />

Und wer jemals das Problem hatte, sich <strong>der</strong><br />

Intensivmediz<strong>in</strong> aussetzen zu müssen, <strong>der</strong> weiß,<br />

dass es dort e<strong>in</strong>e Möglichkeit gibt – und das ist<br />

„geschlossene Unterbr<strong>in</strong>gung“. D. h., man wird<br />

an Apparate angeschlossen, um die Lebensfunktionen<br />

zu erhalten. Das geht bei unseren Fällen<br />

nicht so ganz e<strong>in</strong>fach. Aber wir wissen auch,<br />

dass die Intensivmediz<strong>in</strong> <strong>in</strong> großen Bereichen –<br />

und zwar <strong>in</strong> mehr Fällen, als mit denen wir es zu<br />

tun haben, <strong>in</strong> großen Bereichen schlicht und<br />

ergreifend herum stochert. Sie stochert im Nebel<br />

herum und wir müssen das akzeptieren. Wir tun<br />

dies auch und <strong>in</strong>sofern ist die Frage nach Konzepten<br />

e<strong>in</strong> bisschen schwierig, denn das Konzept<br />

heißt, Geduld zu haben und immer wie<strong>der</strong> kreativ<br />

neue Formen dafür, wie wir K<strong>in</strong><strong>der</strong> erreichen<br />

und zwar das konkrete K<strong>in</strong>d, den konkreten<br />

Jugendlichen. Und wir müssen uns auch e<strong>in</strong><br />

20<br />

wenig überlegen, was dafür die normativen<br />

Standards s<strong>in</strong>d, denn da ist es nämlich völlig<br />

unklar, was wir denn eigentlich wirklich wollen.<br />

Letztes Wort: ich glaube, wir müssen akzeptieren,<br />

auch wenn das für manche ganz, ganz schwierig<br />

ist, dass wir bei Menschen, bei uns selber vielleicht<br />

auch, mit Grenzsituationen konfrontiert<br />

se<strong>in</strong> können, wo wir jenseits des Fallverstehens –<br />

das ist unsere professionelle Aufgabe – jenseits<br />

<strong>der</strong> Geduld, nicht weiterkommen. Wir haben <strong>in</strong><br />

den letzten Wochen erleben können, dass diese<br />

Situationen ja nicht nur für Jugendliche son<strong>der</strong>n<br />

auch für Erwachsene <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art und Weise<br />

zutrifft, dass uns schier <strong>der</strong> Atem wegbleibt. Aber<br />

wir müssen das akzeptieren! Menschen s<strong>in</strong>d<br />

nicht erzeugbar, sie s<strong>in</strong>d nicht herstellbar, sie<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Stück weit auch nicht kontrollierbar,<br />

son<strong>der</strong>n sie konfrontieren uns mit Überraschungen.<br />

Wir müssen auch damit rechnen, dass wir<br />

mit grausamen Überraschungen konfrontiert<br />

werden. Das ist ke<strong>in</strong> gutes Schlusswort, aber ich<br />

denke, es muss <strong>in</strong> <strong>der</strong> fachlichen Debatte deutlich<br />

gemacht werden, dass wir hier nicht irgendwelche<br />

Techniker se<strong>in</strong> können, dass wir hier auch<br />

ke<strong>in</strong>e Zauberei machen können, son<strong>der</strong>n dass<br />

wir mit Menschen zu tun haben – und Menschen<br />

können sich offensichtlich <strong>in</strong> extremer und nicht<br />

nachvollziehbarer Weise verhalten und das müssen<br />

wir auch deutlich machen. Ich danke für Ihre<br />

Aufmerksamkeit.

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