SPORTaktiv Winterguide 2017
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FARBENSPIEL<br />
AUF DEN<br />
PISTEN<br />
Foto: iStock<br />
Markierungen und Hinweise im Skigebiet<br />
sind wichtig für die Sicherheit<br />
der Wintersportler. Denn anhand<br />
der Tafeln und Pisten-Farben erkennen<br />
Skifahrer und Snowboarder, welche<br />
Schwierigkeiten sie erwarten und ob sie<br />
sich das zutrauen sollten. Bei uns weiß<br />
jedes Kind: Blau ist leicht, Rot ist mittel<br />
und Schwarz ist schwer, zumindest salopp<br />
ausgedrückt.<br />
Jetzt halten sich in Österreich gewisse<br />
Mythen und in Internet-Foren wird leidenschaftlich<br />
diskutiert: Ist eine schwarze<br />
Piste in Niederösterreich auch eine<br />
schwarze Piste am Arlberg? Da müsse es<br />
doch Unterschiede geben. Oder: „Eine<br />
schwarze Piste in Oberösterreich ist bei<br />
uns im Zillertal maximal rot!“, schreibt<br />
ein Online-User aus Tirol und impliziert<br />
damit, dass es ja sicher ein West-Ost-Gefälle<br />
bei der skifahrerischen Qualität der<br />
Einheimischen gibt und infolgedessen<br />
auch unterschiedliche Markierungen.<br />
Erboste Proteste aus dem Osten folgen.<br />
Dem Skifahrer stellt sich zudem<br />
die Frage, ob Schneeverhältnisse und<br />
Witterung einen Einfluss auf die Farbe<br />
haben. Immerhin könnte sich der<br />
sanfte blaue Anfängerhang durch völliges<br />
Glatteis in eine unberechenbare<br />
schwarze Höllenpiste verwandeln. Und<br />
es gibt hierzulande genug Beispiele, wo<br />
aus der roten Piste für Herrn und Frau<br />
Durchschnittsskifahrer bei Renn-Präparierung<br />
eine pickelharte Weltcupstrecke<br />
für die Hirschers, Neureuthers,<br />
VON IHREM<br />
WESEN HER<br />
SIND NORMEN<br />
EMPFEHLUNGEN.<br />
IHRE ANWENDUNG<br />
IST SOMIT<br />
FREIWILLIG, ABER<br />
NAHELIEGEND.<br />
Veiths und Shiffrins wird, wo der Herr<br />
Durchschnittswedler nicht einmal zwei<br />
Schwünge schafft.<br />
Auf der Suche nach Antworten findet<br />
man eine ÖNORM, nämlich die mit<br />
der Nummer „S 4611“ und dem Titel<br />
„Schilder für den organisierten Skiraum<br />
– Anforderungen, Ausführung und<br />
Klassifizierung“ (siehe Infobox hinten).<br />
Ziel der Norm ist, eine Klassifizierung<br />
von Pisten sowie die Verwendung einheitlicher<br />
Schilder zu ermöglichen. Auf<br />
den 22 Seiten findet man alles, was<br />
Pisten, Schilder und Gefahren definiert.<br />
Veröffentlicht hat diese Norm das Austrian<br />
Standards Institute (ASI), ein gemeinnütziger,<br />
unparteiischer Verein zur<br />
Schaffung von Normen. 23.000 solcher<br />
Normen gibt es in Österreich, zu allen<br />
erdenklichen Dingen des Lebens, erstellt<br />
von Fachleuten aus Wissenschaft,<br />
Wirtschaft und Verwaltung. Die Norm<br />
„S 4611“ stammt vom Fach-Komitee<br />
178 („Schilder für Seilbahnen für den<br />
Personenverkehr und Leitsysteme für<br />
den Natursport“).<br />
Und wie war das jetzt mit dem frechen<br />
Tiroler? „Natürlich unterliegen alle<br />
Pisten in Österreich derselben Norm,<br />
maßgeblich ist einzig und allein das Gefälle“,<br />
sagt Johannes Stern, Pressesprecher<br />
beim Austrian Standards Institute,<br />
oder wie er überspitzt formuliert: „Die<br />
schwarze Piste in Neusiedl am See ist<br />
genauso schwarz wie die schwarze Piste<br />
am Arlberg.“ Erster Mythos widerlegt.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
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