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TE KW 06

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Silz ist Beispiel für Ortskern-Revitalisierung<br />

Erfolgreicher Kampf gegen Häuserleerstand mit Dokumentation abgeschlossen - Andere Gemeinden sind gefordert<br />

Vor über vierzehn Jahren wurde in der Gemeinde Silz festgestellt,<br />

dass im Dorfkern die Anzahl der leerstehenden Häuser bedenklich<br />

zunimmt. Jedes dritte Haus wurde damals nicht mehr<br />

bewohnt, 81 Häuser wären über kurz oder lang endgültig dem<br />

Verfall preisgegeben worden. Heute sind die meisten dieser Objekte<br />

wieder liebevoll renoviert und werden von ihren Besitzern<br />

bewohnt. Das vor vierzehn Jahren gestartete Landesförderprogramm,<br />

in dem Geld und Beratung bereitgestellt wurden, trug dabei<br />

einen wesentlichen Anteil zur Dorfkernwiederbelebung bei.<br />

Bis auf einzelne Folgeprojekte ist die OKR Silz nun abgeschlossen,<br />

die Verödung des Dorfkerns verhindert.<br />

Von Agnes Dorn<br />

Dutzende Geisterhäuser, Straßenzüge,<br />

die keinen schönen Anblick<br />

und keine Lebensqualität mehr bieten<br />

und außerdem nirgends gemeindeeigenes<br />

Bauland in Sicht, das man<br />

den Einheimischen anbieten könnte<br />

– die Ausgangssituation in Silz vor<br />

vierzehn Jahren war wenig rosig. Um<br />

zu verhindern, dass junge Familien<br />

entweder an die Peripherie oder gleich<br />

ganz woanders hinziehen und der<br />

Dorfkern damit völlig verödet, musste<br />

dringend etwas geschehen. Nachdem<br />

der Entschluss zum Handeln<br />

von der Gemeinde einmal gefasst<br />

worden war, schritt man auch gleich<br />

zur Tat und ging zum Land, um dort<br />

die Problematik zu schildern. Und<br />

dort reagierte man auch gleich mit<br />

der rückblickend wohl sinnvollsten<br />

Maßnahme: Man trat mit den Besitzern<br />

der leerstehenden Häuser in<br />

Kontakt und bot ihnen im Zuge eines<br />

neugeschaffenen Landesförderprogramms<br />

eine Unterstützung bei der<br />

Sanierung der teilweise bereits stark in<br />

Mitleidenschaft gezogenen Gebäude<br />

an. Und der Erfolg stellte sich bald<br />

ein: Die meisten der Hausbesitzer<br />

nahmen das Angebot der finanziellen<br />

und beratenden Unterstützung gerne<br />

an, nur wenige konnten - meist aufgrund<br />

von schwierigen Eigentumsverhältnissen<br />

- nicht zur Sanierung<br />

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Bild: renderwerk.at & Architekturhalle<br />

Amtsleiter Martin Dablander, Bürgermeister Helmut Dablander und Landesrat Johannes<br />

Tratter konnten eine Erfolgsbilanz ziehen (v.l). <br />

RS-Fotos: Agnes Dorn<br />

animiert werden. Inzwischen ist das<br />

Programm auch auf Gebäude außerhalb<br />

der damals definierten Revitalisierungszonen<br />

ausgeweitet und wird<br />

in insgesamt 51 Gemeinden Tirols<br />

umgesetzt.<br />

MASSGESCHNEIDER<strong>TE</strong>S<br />

FÖRDERPROGRAMM. Im Bezirk<br />

Imst konnten außer in der Pilotgemeinde<br />

Silz auch in Umhausen (dort<br />

wurden 15 Projekte umgesetzt) und<br />

in fünf anderen Gemeinden einzelne<br />

Projekte realisiert werden. „Es ist<br />

ein maßgeschneidertes Förderprogramm,<br />

das relativ unkompliziert in<br />

Anspruch genommen werden kann“,<br />

macht der zuständige Landesrat Johannes<br />

Tratter Werbung für das Programm.<br />

„Wenn man Tirol nicht ganz<br />

zubetonieren möchte, muss man die<br />

Ortskerne revitalisieren“, sieht er ein<br />

Entgegenwirken zur Verödung der<br />

Dörfer als Gebot der Stunde.<br />

GEGEN DIE AUSWUCHE-<br />

RUNG DER ORTSKERNE. In<br />

Silz wurden insgesamt bisher im Zuge<br />

des Programms 83 Gebäude renoviert<br />

und werden heute wieder von ihren<br />

Besitzern – meist jungen Familien<br />

mit Kindern – bewohnt. „Über 12<br />

Millionen Euro sind verbaut worden,<br />

700.000 Euro haben das Land und<br />

die Gemeinde investiert. Teilweise<br />

sind auch die Abbruchkosten übernommen<br />

oder zusätzliche Erschließungskosten<br />

erlassen worden“, zieht<br />

Bürgermeister Helmut Dablander<br />

finanzielle Bilanz. „Wir haben versucht,<br />

den Leuten die Ängste zu nehmen,<br />

dass eine Sanierung sie nicht in<br />

den finanziellen Ruin treiben wird“,<br />

beschreibt Bauamtsleiter Martin<br />

Dablander die ersten Annäherungsversuche.<br />

Und der das gesamte Programm<br />

in beratender Funktion begleitende<br />

Architekt Peter Knapp ergänzt:<br />

„Ein 300 Jahre altes Haus in Niedrig-<br />

energiestandard zu bringen, macht die<br />

Leute anfangs schwindlig. Aber wenn<br />

alle zusammenarbeiten, kann das<br />

gut funktionieren.“ Hätten dagegen<br />

alle Hausbesitzer neue Wohngebäude<br />

errichtet, wären mindestens zwei<br />

Hektar Bauland benötigt worden, die<br />

man ohnehin nicht gehabt hätte. Der<br />

Dorfkern wäre dabei aber wohl langsam<br />

ausgestorben. „Die jungen Leute<br />

haben uns vor der Verödung gerettet“,<br />

zeigt sich der Dorfchef glücklich, das<br />

jenes Vorhaben, das unter seinem<br />

Vorvorgänger Arnold Hirn begonnen<br />

und unter seinem Vorgänger<br />

Hermann Föger großteils umgesetzt<br />

wurde, heute mit einer Erfolgsbilanz<br />

abgeschlossen werden kann.<br />

WEI<strong>TE</strong>RE REVITALISIE-<br />

RUNGSSCHRIT<strong>TE</strong> WERDEN<br />

NOCH FOLGEN. Im nächsten<br />

Schritt sollen auch einige der Plätze,<br />

die bisher noch nicht in Angriff<br />

genommen worden sind, ebenfalls<br />

revitalisiert werden, wie der Gemeinderat<br />

bereits in einem Beschluss festgehalten<br />

hat. So soll beispielsweise<br />

das Gebiet im Ortsteil Winkel, wo der<br />

Dorfbach nach seinem Verlauf in der<br />

Verrohrung wieder an die Oberfläche<br />

kommt, als kleines Naherholungsgebiet<br />

gestaltet werden. Ein Dorf am Leben<br />

zu erhalten, ist wohl immer auch<br />

ein Kompromiss zwischen Bewahrung<br />

des Altbestands und Anpassung<br />

an die gegenwärtigen Bedürfnisse und<br />

Verhältnisse, wie Knapp auch von<br />

seinen Beratungen als Begleiter der<br />

Ortskernrevitalisierung in anderen<br />

Gemeinden weiß: „Es geht um die<br />

innere Befindlichkeit. Ich muss Rücksicht<br />

nehmen auf die Leute, die in den<br />

Häusern wohnen.“ Die Erhaltung der<br />

alten Bausubstanz ist dabei ein Mosaikstein<br />

von mehreren: „Meine Devise<br />

war immer das Weiterbauen – mit<br />

einer gewissen Rauheit und unter Berücksichtigung<br />

des Ortsbilds.“<br />

RUNDSCHAU Seite 12 7. /8. Februar 2018

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