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Zum Abschied gab`s jede Menge Krokodilstränen<br />
Im letzten Spiel unter Obmann Josef Baumann bezwang Zirl die „Crocodiles“ aus Kundl in der Overtime<br />
So bitter der Nachtrag in Hohenems auch endete – die „Gunners“<br />
gingen in Vorarlberg sang- und klanglos mit 0:10 unter – so erfreulich<br />
gestaltete sich der Abschied von der Elite-Ligasaison 2018/19.<br />
Nach dem 5:4-Overtimesieg über Kundl flossen nicht nur bei den<br />
Unterländern die (Krokodils)-Tränen. Auch in Zirl war Wehmut angesagt.<br />
Zum einen, weil die Saison zu einem Zeitpunkt endete, als<br />
das Werkl schön langsam zu laufen begann, und zum anderen, weil<br />
Obmann Josef „Pepi“ Baumann nach 31 Jahren Funktionärstätigkeit<br />
zurücktritt. Die RUNDSCHAU sprach mit dem „Ober-Gunner“.<br />
Von Alex Dosch<br />
RUNDSCHAU: Pepi, das 5:4 über<br />
Kundl war das letzte Spiel unter deiner<br />
Ägide. Wie hat es dir gefallen?<br />
Josef Baumann: Super! Da waren<br />
zwei Teams auf Augenhöhe am Werk,<br />
die einfach nur gutes Eishockey spielen<br />
wollten. Es waren kaum Fouls,<br />
wenig Nickligkeiten. Es hat Spaß gemacht<br />
zuzuschauen. Letztlich hat die<br />
Mannschaft gewonnen, die den Sieg<br />
mehr wollte.<br />
RS: Hand aufs Herz: Was war anstrengender:<br />
Das Spiel an sich oder die<br />
Abschiedsfeier danach?<br />
Baumann: (lacht) Eher das danach.<br />
Wir haben noch eine kleine Kabinenparty<br />
gemacht, wo sogar Kundler<br />
Spieler mit dabei waren. Das zeigt<br />
auch wieder die Verbundenheit der<br />
Vereine untereinander. Es war schon<br />
ein wenig berührend. Aber es ist ja<br />
nicht so, dass ich völlig weg bin. In<br />
irgendeiner Form bleibe ich dem Verein,<br />
sofern man mich braucht, sicher<br />
erhalten.<br />
RS: Du warst seit 1986 Funktionär,<br />
seit 2012 Obmann. Wie fällt ein Blick<br />
zurück aus?<br />
Baumann: Ich glaube, dass wir in<br />
dieser Zeit viel erreicht haben. Im ersten<br />
Jahr unter meiner Obmannschaft<br />
ist uns der Aufstieg in die Elite-Liga<br />
gelungen. Mit Spielern, die nicht für<br />
Geld, sondern fürs Herz gespielt haben.<br />
RS: Apropos Spieler: Du hast dir in<br />
dieser Zeit auch einen großen Traum<br />
erfüllt.<br />
Baumann: Ja! Ich habe immer davon<br />
geträumt, dass einmal ein Kanadier<br />
für Zirl spielt. Das ist uns mit der<br />
Verpflichtung von Ben Payne gelungen.<br />
Auch wenn der Transfer damals<br />
ein absolutes Wagnis war. Wir haben<br />
Ben nur auf Grund seiner Leistungsdaten<br />
geholt, ihn aber nicht gekannt.<br />
Dass er dann so einschlägt, war nicht<br />
vorherzusehen.<br />
RS: Ben war auch in der abgelaufenen<br />
Saison das Um und Auf. Eine Saison,<br />
auf die du wie zurück blickst?<br />
Baumann: Im Prinzip mit einem<br />
lachenden und einem weinenden<br />
Auge. Lachend, weil man gerade zum<br />
Schluss gesehen hat, welches Potential<br />
in der Mannschaft steckt. Weinend,<br />
weil wir zu Beginn gar nicht rein gefunden<br />
haben, und dann auch noch<br />
der überraschende Rücktritt der beiden<br />
Trainer Martin Höller und Heinz<br />
Thielmann dazugekommen ist.<br />
RS: Wie siehst du den Trainerwechsel<br />
im Nachhinein?<br />
Baumann: Schwer zu sagen. Wenn<br />
so ein Wechsel funktioniert, ist alles<br />
super. Wenn nicht, ist alles falsch.<br />
Ich glaube, dass wir mit Georg Walpoth<br />
die beste Lösung für den Verein<br />
gefunden haben. Im Endeffekt kann<br />
man sagen, dass alles aufgegangen ist,<br />
der Trainerwechsel der Mannschaft<br />
gut getan hat.<br />
RS: Die Zahlen sprechen aber eine<br />
andere Sprache. In 20 Spielen setzte es<br />
nicht weniger als 108 Gegentore, wurden<br />
nur fünf Siege eingefahren. Woran<br />
hat`s gelegen?<br />
Baumann: Letztendlich hat uns<br />
die Konstanz gefehlt. Aber auch im<br />
konditionellen Bereich gibt es eine<br />
Menge Aufholbedarf.<br />
RS: Der Kampf um das Play-Off<br />
war eigentlich gar keiner. Ohne Punkteteilung<br />
wäre die Saison schon zur Hälfte<br />
gelaufen gewesen. Was braucht es, um<br />
nächste Saison eine bessere Rolle spielen<br />
zu können?<br />
Baumann: Ziel ist es immer, in der<br />
höchsten Liga zu spielen. Aber dafür<br />
muss alles passen. Müssen alle zusammenhalten.<br />
Auf jeden Fall muss<br />
ein Hauptsponsor her. Und dann<br />
muss man sich die Frage stellen, ob<br />
man sich die Liga, wie auch immer sie<br />
nächste Saison aussehen mag, leisten<br />
will. Aber eines gehört in Zukunft auf<br />
jeden Fall her: eine Beschränkung bei<br />
der Aufwandsentschädigung für Spieler.<br />
RS: Stichwort Zukunft: Wie soll die<br />
Elite-Liga-Saison 2018/19 ausschauen?<br />
Baumann: Es hat bereits Gespräche<br />
mit dem Tiroler Eishockeyverband<br />
Die „Gunners“ blicken auf eine durchwachsene Saison zurück. In zwanzig Partien<br />
gelangen lediglich fünf Siege. Zweimal wurden die „Bullen“ aus Silz auf die Hörner<br />
genommen, ebenso oft die „Krokodile“ aus Kundl erlegt. Der Höhepunkt war allerdings<br />
der Erfolg über Meister Kufstein. <br />
Fotos: Dosch<br />
gegeben. Auf einen grünen Zweig ist<br />
man allerdings noch nicht gekommen.<br />
Die Rede war von einer Liga mit<br />
Vorarlberg, Salzburg und Kärnten.<br />
Das muss man sich als Verein erst mal<br />
leisten können. Es gibt aber auch Bestrebungen<br />
zu einer tirolweiten Liga,<br />
indem man die Landesliga und die<br />
Eliteliga zusammenlegt. Für mich ist<br />
das aber auch nur ein Plan B. Meiner<br />
Meinung nach würde eine Elite-Liga<br />
in der bestehen Form Sinn machen.<br />
Auch in Anbetracht dessen, dass zwei<br />
Clubs aus Vorarlberg Interesse zeigen.<br />
RS: Wie auch immer. Diese Thematik<br />
wird vor allem deinen Nachfolger<br />
beschäftigen. Gibt es schon einen neuen<br />
„Ober-Gunner“?<br />
Baumann: Noch nicht. Das wird<br />
sich in den nächsten Wochen entscheiden.<br />
Aber eines ist sicher: es<br />
wird weitergehen. Bei der Generalversammlung<br />
am 26. April wird ein<br />
neuer Vorstand bestellt.<br />
RS: Es war immer wieder von finanziellen<br />
Problemen die Rede. Wie gesund<br />
ist der Verein, den du übergibst?<br />
Baumann: Er ist so gesund, dass<br />
alle laufenden Kosten gedeckt sind.<br />
Aber klar ist auch, dass es bei der<br />
Sponsorensuche für die kommende<br />
ELI<strong>TE</strong>LIGA<br />
Die Spiele der letzten Woche:<br />
Zirl – Kundl 5:4 n. V. (2:2, 2:1, 0:1,<br />
1:0). Torschützen für Zirl: M. Praty<br />
(15.), A. Danler (19.), S. Niedrist<br />
(33.), P. Simperl (38.), B. Payne (62.).<br />
Strafminuten: 6 bzw. 6. Schüsse aufs<br />
Tor: 37:38.<br />
Hohenems – Zirl 10:0 (3:0,<br />
3:0, 4:0). Strafminuten: 0 bzw. 12.<br />
Schüsse aufs Tor: 59:15.<br />
1. Hohenems 20 82:51 31<br />
2. Kundl 20 84:82 28<br />
3. Kufstein 20 68:64 25<br />
4. Silz 20 81:89 21<br />
5. Wattens 20 85:68 17<br />
6. Zirl 20 62:108 14<br />
Saison einer besonderen Kraftanstrengung<br />
bedarf. Wenn es gewünscht<br />
ist, werde ich den neuen Vorstand in<br />
dieser Angelegenheit bestmöglich unterstützen.<br />
RS: Pepi, gibt es zum Schluss noch<br />
etwas, was du loswerden möchtest?<br />
Baumann: Ja! Ich möchte mich<br />
bei allen, egal ob Mannschaft, Trainerteam,<br />
Funktionären, Sponsoren<br />
oder Zuschauern für die Unterstützung<br />
und den Rückhalt in den letzten<br />
Jahren recht herzlich bedanken.<br />
Das Gespräch führte Alex Dosch<br />
Andreas Danler traf gegen Kundl zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung.<br />
RUNDSCHAU Seite 44 7./8. Februar 2018