Hinz&Kunzt 300 Februar 2018
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Der Unternehmensberater Klaus Rainer Kirchhoff<br />
ist rumänischer Honorar generalkonsul für<br />
Norddeutschland mit Sitz in Hamburg.<br />
Er kümmert sich unter anderem um die Vernetzung<br />
der Wirtschaft und um Probleme der Rumänen hier.<br />
„Ein fragwürdiges<br />
Verfahren“<br />
Viele der Hamburger Obdachlosen stammen aus Rumänien.<br />
Die Stadt will sie loswerden. Wir wollten vom rumänischen<br />
Honorargeneralkonsul Klaus Rainer Kirchhoff wissen, was er davon hält.<br />
TEXT: BIRGIT MÜLLER<br />
FOTOS: DMITIRJ LELTSCHUK<br />
Hinz&<strong>Kunzt</strong>: Viele rumänische und<br />
bulgarische Obdachlose dürfen nicht mehr ins<br />
Winternotprogramm und schlafen deswegen<br />
auf der Straße. Das ist lebensbedrohlich!<br />
Wie finden Sie das?<br />
KLAUS RAINER KIRCHHOFF: Ich kenne das Vorgehen.<br />
Dahinter steckt offensichtlich<br />
das Bemühen der Stadt, Sozialmissbrauch<br />
zu vermeiden. Wer hier einen<br />
Job hat und nicht in Not ist, der soll<br />
nicht die Notunterkünfte besetzen, die<br />
für die da sind, die es wirklich nötig haben.<br />
Aber das Verfahren ist fragwürdig.<br />
Ein Kriterium ist beispielsweise: Wer einen<br />
Wohnsitz in Rumänien hat, soll zurückgehen<br />
und hat keinen Anspruch<br />
auf einen Platz in der Notunterkunft.<br />
Das ist natürlich Unfug. Die Menschen<br />
kommen ja hierher, weil sie in Rumänien<br />
nicht überleben können. Sie sind<br />
dann natürlich hier hilfsbedürftig und<br />
in einer Notsituation.<br />
Die Menschen werden gedrängt, nach<br />
Rumänien zurückzufahren. Die Behörde<br />
nennt das Perspektivberatung …<br />
14<br />
Ich bin selbst Unternehmensberater –<br />
und ich verstehe unter Beratung etwas<br />
anderes. Jemandem zu helfen, der hier<br />
keine Chance hat, der letztendlich auf<br />
der Straße landet, dabei zu unterstützen,<br />
den Weg zurückzufinden, ist nicht<br />
verkehrt oder unmenschlich.<br />
Die Frage ist aber, wie das gehandhabt<br />
wird. Man kann nicht einfach jemanden<br />
überzeugen: Fahr doch mal<br />
zurück! Dann kommt er auf dem Bahnhof<br />
in Bukarest an – und was ist da?<br />
Gar nichts.