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Hinz&Kunzt 300 Februar 2018

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Stadtgespräch<br />

„Die Menschen<br />

möchten<br />

dazugehören.“<br />

ALEXANDRA STOBRAWA-ROBERTS<br />

geht: Hier hätten die Bewohner Privatsphäre.<br />

„Es steht und fällt vieles damit,<br />

dass sie eine Wohnung beziehen und<br />

sich zurückziehen können“, sagt er.<br />

Bleibt der fehlende Kontakt zwischen<br />

Alt- und Neubewohnern. Den zu<br />

organisieren ist der Job der Quartiersmanager<br />

Patrick Giese und Martina<br />

Stahl von der Lawaetz-Stiftung, die der<br />

Bezirk Bergedorf engagiert hat. Seit<br />

vergangenem Juli rufen sie ein Mal im<br />

Monat einen Stadtteilbeirat zusammen,<br />

um aktuelle Themen des Quartiers zu<br />

besprechen. Und um Geld zu vergeben:<br />

Ein Verfügungsfonds erhält jährlich<br />

15.000 Euro, über deren Verteilung<br />

entscheidet der Beirat. Davon sind 2017<br />

etwa ein Sommerferienprogramm und<br />

ein Herbstfest finanziert worden.<br />

15 Einrichtungen senden gewählte<br />

Vertreter, zum Beispiel der Sportverein,<br />

die Kirchengemeinde und die Kleingartenvereine.<br />

Auch Bewohner des<br />

Quartiers sind vertreten: jeweils sieben<br />

alte und neue. „Es geht darum, die Altbewohner<br />

und die Neubewohner zusammenzuführen<br />

und zu gucken, was<br />

man daraus machen kann“, sagt Martina<br />

Stahl. Offenbar ein erfolgreiches<br />

Modell, wie sie bestätigt: „Es ist eine<br />

Auch im Begegnungscafé<br />

sind<br />

die Geflüchteten<br />

weitgehend<br />

unter sich,<br />

nur wenige<br />

Nachbarn finden<br />

den Weg ins<br />

Sportheim. Aber<br />

vielleicht ändert<br />

sich das noch.<br />

23<br />

Oliver Wiebcke<br />

(rechts) soll am<br />

Gleisdreieck für<br />

Ordnung sorgen –<br />

hat aber meistens<br />

nichts zu tun.<br />

Links im Bild:<br />

sein Vorgänger<br />

Andreas Thumann.<br />

sehr, sehr gute Zusammenarbeit.“ Und<br />

das trotz der Sprachbarrieren im Beirat.<br />

Denn auch dafür gebe es Lösungen:<br />

„Teilweise wird gegenseitig übersetzt,<br />

teilweise gibt es Dolmetscher, teilweise<br />

sprechen wir in der jeweiligen Muttersprache“,<br />

berichtet Stahl.<br />

Beim Versuch, alte und neue Anwohner<br />

zusammenzuführen, ist aber<br />

noch deutlich Luft nach oben. Denn<br />

viele Altbewohner interessieren sich offenbar<br />

nicht für den Stadtteilbeirat und<br />

andere Möglichkeiten des Zusammentreffens.<br />

Dabei gibt es davon am Mittleren<br />

Landweg eine ganze Menge.<br />

Zum Beispiel das Patenschaftsprojekt<br />

des Bergedorfer Vereins für Völkerverständigung.<br />

Die Paten sollen gemeinsam<br />

ihre Freizeit gestalten, dabei<br />

Deutsch sprechen und so die Sprachkenntnisse<br />

der Geflüchteten verbessern.<br />

Und bei denen mangelt es nicht an Interesse,<br />

im Gegenteil. Allerdings: Auf<br />

35 interessierte Flüchtlinge kommt im<br />

Bezirk nur ein einziges Patenschaftsangebot.<br />

Von 2425 Bewohnern am Gleisdreieck<br />

haben deshalb bislang nur acht<br />

eine solche Patenschaft.<br />

Auch das Begegnungscafé im<br />

Sportheim des Eisenbahner Turn- und<br />

Sportvereins am Mittleren Landweg<br />

könnte eine Kontaktbörse sein. Beim<br />

Café im Januar ist der Raum gerammelt<br />

voll, 50 Menschen haben sich versammelt.<br />

Es gibt Kaffee und Gebäck,<br />

ein Umweltpädagoge bringt den Kindern<br />

die hiesige Tierwelt näher. „Unser<br />

Ziel ist, die Nachbarschaft mehr zu vermischen“,<br />

sagt Alexandra Stobrawa-<br />

Roberts vom Verein für Völkerverständigung,<br />

der das Café veranstaltet. So<br />

richtig klappt das allerdings nicht, denn<br />

die meisten deutschen Gäste sind an<br />

diesem Abend Helfer aus der weiteren<br />

Umgebung. Direkte Nachbarn sucht<br />

man vergeblich. Dabei würden Narin<br />

Rasoul und die Flüchtlinge hier diese so<br />

gerne kennenlernen: „Die Menschen<br />

möchten dazugehören“, sagt die<br />

43-jährige Stobrawa-Roberts. „Man<br />

muss ihnen nur die Chance geben.“ •<br />

Kontakt: benjamin.laufer@hinzundkunzt.de

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