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Festspielzeit Frühling 2018

Das Magazin der Bregenzer Festspiele

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Karl Böhm wird gern zugeschrieben,<br />

Alban Bergs Oper Wozzeck<br />

ins Repertoire gebracht und sich<br />

für zeitgenössische Komponisten<br />

eingesetzt zu haben. 1951 gelang<br />

es ihm, gegen den Widerstand der<br />

Politik Wozzeck bei den Salzburger<br />

Festspielen aufzuführen und 1953<br />

die Uraufführung von Gottfried von<br />

Einems Der Prozess zu dirigieren.<br />

Allerdings hatte bereits 1927 der<br />

Komponist Berthold Goldschmidt,<br />

der als musikalischer Berater des<br />

Intendanten in Darmstadt tätig war,<br />

für das dortige Opernhaus die zweite<br />

Inszenierung von Wozzeck nach der<br />

Berliner Uraufführung vorgeschlagen.<br />

Der damalige Generalmusikdirektor<br />

in Darmstadt, Karl Böhm,<br />

rügte den Mitarbeiter am nächsten<br />

Tag: »Da ham's dem Professor a<br />

schönen Floh ins Ohr g'setzt«, wie<br />

sich Goldschmidt Jahrzehnte später<br />

erinnerte. »Die Oper kann man doch<br />

nicht machen! Das würde unseren<br />

Betrieb auf Jahre hinaus lahmlegen.<br />

Überhaupt, die ganze Richtung ist<br />

doch …« Der Komponist der Oper<br />

Beatrice Cenci zeichnet somit ein<br />

anderes Bild von Karl Böhm: »Aber<br />

nach dem Krieg maskierte er sich<br />

plötzlich als der Förderer von Alban<br />

Berg – der große österreichische<br />

Komponist Alban Berg und der<br />

große österreichische Dirigent Karl<br />

Böhm – so lief die Propaganda bei<br />

den dann einsetzenden Plattenaufnahmen<br />

und Aufführungen.«<br />

Ganz ohne Propaganda wird ein<br />

österreichischer Komponist unserer<br />

Zeit im kommenden Sommer bei den<br />

Bregenzer Festspielen zu erleben<br />

sein. Der in Tirol lebende Pianist<br />

und Komponist Thomas Larcher<br />

schreibt für die Werkstattbühne<br />

seine erste Oper nach der japanischen<br />

Erfolgsnovelle Das Jagdgewehr.<br />

Im Orchesterkonzert gelangt<br />

Karl Böhm (links) stand bei der Eröffnung des Festspielhauses im Juli 1980 am<br />

Dirigentenpult der Wiener Symphoniker. Das Bild zeigt ihn bei einer Probe mit<br />

Festspielpräsident Albert Fuchs und Festspieldirektor Ernst Bär.<br />

ein weiteres Werk für Gesang und<br />

Orchester zur österreichischen<br />

Erstaufführung: Alle Tage, eine<br />

Symphonie für Bariton und Orchester<br />

auf Texte von Ingeborg Bachmann.<br />

Exemplarisch für Larchers<br />

Schaffen ist die Zusammenarbeit<br />

mit dem britischen Tenor Mark<br />

Padmore, der eine Hauptrolle in Das<br />

Jagdgewehr singen wird. Für ihn<br />

schrieb Larcher A Padmore Cycle<br />

auf Texte von Hans Aschenwald<br />

und Alois Hotschnigg. Zu hören ist<br />

dieser Zyklus bei einem Abend von<br />

Musik & Poesie.<br />

In dieser Reihe war bereits vor<br />

einigen Jahren der österreichische<br />

Autor Paulus Hochgatterer zu Gast.<br />

Nun schrieb er ein Theaterstück<br />

über Karl Böhm für den Regisseur,<br />

Puppenbauer und -spieler Nikolaus<br />

Habjan, der 2016 das Bregenzer<br />

Publikum als Kunstpfeifer und mit<br />

seinen Puppen für die Uraufführung<br />

Staatsoperette – Die Austrotragödie<br />

begeisterte. Karl Böhm und zahlreiche<br />

weitere Figuren werden von<br />

Habjan allein auf der Bühne gespielt<br />

werden. Hochgatterers Text zeigt<br />

den Dirigenten als Profiteur des nationalsozialistischen<br />

Regimes, aber<br />

auch als faszinierenden Musiker.<br />

Mit dieser Faszination eroberte<br />

er bei seinem letzten Auftritt am<br />

Bodensee auch das Publikum, wie<br />

Die Presse schrieb: »Zuletzt schlug<br />

ein Meer von Begeisterung, Liebe<br />

und Verehrung über dem greisen<br />

Maestro zusammen, der Bundespräsident<br />

selbst gab das Zeichen zu<br />

einer großen ›Standing Ovation‹ des<br />

Publikums.«<br />

Das detaillierte Programm der<br />

Orchesterkonzerte finden Sie in der<br />

Spielplanübersicht in der Heftmitte.<br />

Die Orchesterkonzerte<br />

werden präsentiert von<br />

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