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Vorwort<br />
Eigentlich begann alles damit, dass ich meiner Schwiegermutter einen Kalender mit einem täglichen Vorschlag für ein Mittagessen<br />
schenken wollte. Mehrmals in der Woche kam sie mit der Frage zu mir, „Was kann ich denn morgen nur kochen?“.<br />
Also wollte ich ihr einen Kalender mit Vorschlägen basteln: „Montag – Linsensuppe mit Bockwurst“, „Dienstag – Beamtenstippe“<br />
oder „Mittwoch – Kartoffelbrei mit Bratwurst. Nach zwei, drei Monaten hätten sich die Gerichte zwar wiederholt, aber<br />
das tägliche Mittagessen für Dorothea und Wolfgang Wrede wäre gesichert gewesen. Doch dazu kam es nicht. Als ein<br />
erster Entwurf für einen Kalender vorlag, wurde vom „Familienrat“ beschlossen, dass Dorothea und Wolfgang ihr Mittagessen<br />
von Montag bis Freitag in Bälde „auf Rädern“ erhalten sollen. Ja, was sollte ich nun mit meinen Ideen anfangen?<br />
Kochen bei meiner Schwiegermutter war an sich nichts Aufregendes. Solide Hausmannskost mit einer Vielzahl an Standardgerichten.<br />
Entweder speisten wir gemeinsam am Wochenende oder in der Woche blieb vom Mittagessen ein Rest übrig.<br />
Den konnte ich mir dann abends mit Bratkartoffeln warm machen. Interessant und schmackhaft waren die Speisen, die ich<br />
nicht von Erfurt her aus meiner Kindheit kannte. Diese Gerichte hatten so klangvolle Namen wie Beamtenstippe oder Bremer<br />
Salat. Letzteres gab es immer als rot gefärbten Fischsalat am Heiligabend. Es sind Rezepte, die Dorothea aus Schlesien<br />
mitbrachte oder Wolfgang an seine norddeutsche Heimat erinnern.<br />
Dorothea kochte nicht nur für Wolfgang. Ganze Heerscharen von schulpflichtigen Enkeln wurden die Woche über von ihr<br />
beköstigt. Der Weg nach Schulschluss führte für Felix, Friederike, Franziska, Patricia, Veronika und Ricarda ab der Weinbergstraße<br />
geradewegs durch den Garten von Oma und Opa. Fast immer hing dann an der Haustür ein Zettel mit dem<br />
Tagesgericht. Im Angebot gab es Apfelreis, Kohlpudding – Namen, die heute noch in die Augen der damaligen Kinder ein<br />
Leuchten zaubern.<br />
Nun, ich koche auch selbst gern. Ein wunderbares Buch „Wir kochen gut“ vom Leipziger VERLAG FÜR DIE FRAU liefert<br />
mir seit 40 Jahren dafür das notwendige Grundwissen. Ob Gänsebraten oder Gänseklein, es sind Gerichte, die vor mir tausendfach<br />
ausprobiert wurden und (fast) jedes Essen gelingen lassen. Aber Essgewohnheiten verändern sich, nehmen Einflüsse<br />
von außen auf. So mussten wir erst nach Afrika fahren, um den Wert einer Kürbissuppe in der abendlichen<br />
Savannenlandschaft zu entdecken. Oder man baut im Garten Küchenkräuter an. Die möchte man dann auch in der Küche<br />
verwenden. Bis auf Wermut ist mir das auch gelungen. Salbeikarpfen gehört inzwischen zu den „Rennern“. Einige Gerichte<br />
habe ich auch von meinem Vater „übernommen“. Sauer eingelegte Bratheringe oder süßsaure Eier aus Pommern. Bei meinen<br />
Eltern war es wie bei uns. Barbara ist für die Standardgerichte zuständig, ich fürs Exotische, Experimentelle. Dafür<br />
habe ich mir zwei Chemikerkittel aufgehoben.<br />
Der Grundgedanke für dieses Kochbuch stützt sich auf zwei Säulen: Einerseits sollen die überlieferten Rezepte von<br />
Dorothea Wrede aus dem nun langsam vergilbten handschriftlichen Notizbuch bewahrt werden, andererseits soll die Breite<br />
der Küchen der Familien Reinsch und Auweiler einschließlich der nachfolgenden Generation mosaikartig gezeigt werden.<br />
Brauchen wir dafür ein weiteres Kochbuch? Wenn es mit Freude gemacht wurde, viele lustige Bilder enthält und jedes<br />
Gericht auch nachkochbar ist – JA.<br />
Daniel, der langjährige Freund von Veronika Reinsch, fand für das Kochbuch den passenden Namen:<br />
FAMILIENKÜCHE.<br />
Guten Appetit wünscht Jörg Auweiler<br />
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