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Querschnitt 21 / Februar 2007 - h_da: Hochschule Darmstadt

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<strong>Querschnitt</strong> <strong>21</strong><br />

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RFU<br />

0 2000 4000 6000 8000 10000<br />

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Zeit (s)<br />

Abbildung 4b • Messung des Sauerstoffverbrauchs von Escherichia coli unter Einfluss von DMSO in folgender Konzentration:<br />

0,01 ( ) 0,05 ( ) 0,1 ( ) 0,5 ( ) 1 ( ) und 1,5 ( ) % (v/v). Die Zellkonzentration betrug 0,48 x 10 7 Zellen pro Kavität. Angabe in relativen Fluoreszenzeinheiten (RFU).<br />

erklärt sich durch langsam durch die Paraffinschicht nachdiffundieren<br />

den Luftsauerstoff. Des Weiteren zeigt sich eine<br />

starke Verzögerung im Sauerstoffverbrauch aller mit DMSO<br />

behandelten Kulturen im Gegensatz zur Kontrolle. Die Stärke<br />

der Verzögerung ist aber nicht abhängig von der Konzentration.<br />

Penicillin zeigt in niedrigen Konzentrationen unter 100<br />

µM Merkmale eines Bakteriostatikums. Die Fluoreszenz zeigt<br />

ähnlich hohe Werte wie die Kontrolle und der Sauerstoffverbrauch<br />

erfolgt leicht verzögert. Ab einer Konzentration von<br />

0,5 mM fällt jedoch der maximale Signalwert ab. Hier machen<br />

sich die Destabilisierung der Zellmembran und die <strong>da</strong>durch<br />

erfolgte Zelllyse bemerkbar.<br />

5 • Vergleich mit anderen methoden<br />

Traditionell werden Sauerstoffmessungen mittels der Clarkelektrode<br />

durchgeführt. Diese verbraucht Sauerstoff nach folgender<br />

elektrochemischer reaktion:<br />

pt-kathode o + e - + h + h o<br />

ag-anode ag + cl - agcl + e -<br />

Bei dieser reaktion kann ein Strom gemessen werden, der der<br />

Sauerstoffkonzentration proportional ist. Clark-elektroden haben<br />

einige systembedingte Nachteile:<br />

Da diese reaktion Sauerstoff verbraucht, würde <strong>da</strong>s Messergebnis<br />

in den hier benötigten kleinen Volumina verfälscht<br />

werden. Durch den hohen apparativen Aufwand sind nur sequentielle<br />

Messungen möglich, was die Methode für Hochdurchsatz-Substanztestungen<br />

ungeeignet macht. Da es sich<br />

um eine invasive Messung handelt, kann die elektrode durch<br />

0<br />

die im zu messenden Medium enthaltenen Stoffe, wie z. B. H 2 S,<br />

vergiftet werden. um repräsentative Messwerte zu erhalten, ist<br />

es zudem notwendig, die elektrode in definierter Weise anzuströmen.<br />

Außerdem können im Medium enthaltene Feststoffe<br />

die elektrode verstopfen und so die Messung verfälschen. ein<br />

Problem <strong>da</strong>s beispielsweise in Kläranlagen auftritt.<br />

Der fluoreszenzbasierte Sauerstoffsensor bietet aber nicht nur<br />

im Vergleich mit klassischen Methoden der Sauerstoffmessung,<br />

sondern gerade auch im Hinblick auf die Messung der<br />

antimikrobiellen Aktivität Vorteile. Zur Messung der antimikrobiellen<br />

Aktivität von Wirkstoffen, wie z. B. Antibiotika, wird üblicherweise<br />

die so genannte minimale Hemmkonzentration mit<br />

der „tube dilution technique“ bestimmt [1]. Dazu wird Medium<br />

mit unterschiedlichen Antibiotikakonzentrationen in eine reihe<br />

von reagenzgläsern gegeben und mit einer Bakterienkultur<br />

angeimpft. Die Kulturen werden über Nacht inkubiert und die<br />

reagenzgläser in denen kein Wachstum auftritt erfasst und so<br />

die Minimale Hemmkonzentration (MHK) bestimmt.<br />

eine alternative Methode zur Bestimmung antimikrobieller Aktivität<br />

ist die so genannte „agar diffusion method“ [1]. Dazu wird<br />

ein Agar-Nährboden gleichmäßig mit der Testkultur inokuliert.<br />

Auf Filterpapierscheiben werden definierte Mengen des Antibiotikums<br />

aufgegeben und die Papiere werden auf die Agar-<br />

oberfläche gelegt. Die Agarplatten werden inkubiert. Währenddessen<br />

diffundiert <strong>da</strong>s Antibiotikum in den Agar. Je weiter<br />

es diffundiert, desto geringer ist seine Konzentration an dieser<br />

Stelle. Dabei wird an einer Stelle die MHK erreicht. Oberhalb<br />

dieser Konzentration wird <strong>da</strong>s Wachstum der Mikroorganismen<br />

gehemmt. Nach der MHK wachsen die Mikroorganismen weiterhin.<br />

Nach der Inkubationszeit kann man so Hemmhöfe um<br />

Verwendung fluoreszenzbasierter sauerstoffsensoren zur unterscheidung bakterizider und bakteriostatischer substanzen<br />

<strong>da</strong>s Filterpapier erkennen, in denen kein Wachstum stattfand.<br />

Deren Durchmesser ist proportional zur aufgegebenen Antibiotikamenge.<br />

Beide Methoden zur Bestimmung der antimikrobiellen<br />

Aktivität erfordern lange Inkubationszeiten, meist über<br />

Nacht. Außerdem können durch den erforderlichen Aufwand<br />

nur wenige Proben auf einmal gemessen werden.<br />

Die hier vorgestellten fluoreszenzbasierten Sensoren sind<br />

im Gegensatz zu Clark-elektroden auch in kleinen Volumina<br />

einsetzbar und so insbesondere zur Messung des Sauerstoff-<br />

Verbrauchs von Bakterien geeignet. Sie können nicht-invasiv<br />

eingesetzt werden, somit ist die Messung unabhängig von der<br />

Zusammensetzung des Mediums. Im Gegensatz zu etablierten<br />

Methoden zur Bestimmung der Wirksamkeit von Antibiotika,<br />

ermöglichen die fluoreszenzbasierten Sensoren in Mikrotestplatten<br />

die Bestimmung von Dosiswirkungskurven von Wirkstoffen<br />

in erheblich kürzerer Zeit. Außerdem kann ein sehr<br />

hoher Probendurchsatz erreicht werden, weil bis zu 96 Proben<br />

parallel bestimmt werden können. Möglicherweise lässt sich<br />

der Sensor auch auf 384-Mikrotestplatten etablieren, was in<br />

Kombination mit automatischen Pipettierstationen den Durchsatz<br />

weiter erhöhen würde.<br />

6 • Fazit und Ausblick<br />

In diesem Bericht wird die Herstellung, Qualitätskontrolle und<br />

Verwendung eines fluoreszenzbasierten Sensors zur untersuchung<br />

des Sauerstoff-Verbrauchs von Bakterienkulturen<br />

beschrieben. Der steigende einsatz von Tests mit pro- oder eukaryontischen<br />

Zellen, fordert immer effizientere und kostengünstigere<br />

Assays, mit denen Bakterienkulturen untersucht<br />

werden können. Die Verwendung fluoreszenzbasierter Sensoren<br />

kann diese Anforderungen erfüllen. So ist die Herstellung<br />

der Sensoren einfach und kostengünstig. Ferner konnten die<br />

Wirkungen von Antibiotika nachgewiesen werden. es konnte<br />

<strong>da</strong>rüber hinaus gezeigt werden, <strong>da</strong>ss sich bakteriostatisch und<br />

bakterizid wirksame Antibiotika durch 3 – 4-stündige Sauerstoffverbrauchs-Kinetiken<br />

unterscheiden lassen. Damit könnten<br />

nicht nur individuelle Antibiogramme von Patienten noch<br />

schneller als mit herkömmlichen Methoden erstellt werden,<br />

sondern auch neue Antibiotika hinsichtlich ihres Wirkmechanismus<br />

charakterisiert werden. Aber auch viele andere Sub-<br />

stanzen können auf ihre Toxizität hin untersucht werden. Vorstellbar<br />

ist auch, Atmungsgifte in ihren effekten durch den<br />

Sensor voneinander zu unterscheiden. Die einfache Herstellung<br />

und Benutzung machen den Sensor für viele Bereiche, in<br />

denen Sauerstoff gemessen wird, attraktiv. eine Anwendung<br />

könnte <strong>da</strong>s Monitoring des Sauerstoffgehalts einer Fermentationslösung<br />

in einem Bioreaktor <strong>da</strong>rstellen.<br />

Hierbei ist gerade von Bedeutung, <strong>da</strong>ss der Sensor nicht invasiv<br />

eingesetzt werden muss, wie die Clark-elektrode. Dieser<br />

Vorteil macht den Sensor auch für die Anwendung in Kläranlagen<br />

interessant. Auch in Biogasanlagen wäre ein einsatz des<br />

Sensors möglich. Hier ist es notwendig, den restsauerstoff im<br />

Gasgemisch unter 2 – 3 % zu halten, <strong>da</strong> zum einen der Brennwert<br />

des Gases sonst zu niedrig ist. Zum anderen reagiert der<br />

bei der reaktion anfallende Schwefelwasserstoff mit Sauerstoff<br />

zu Schwefelsäure. Der Sensor bietet den Vorteil, <strong>da</strong>ss er<br />

gerade bei niedrigen Sauerstoffkonzentrationen sensitiv ist,<br />

außerdem kann er im Gegensatz zur Clark-elektrode nicht<br />

durch Schwefelwasserstoff vergiftet werden.<br />

Der Sensor kann weiterhin nicht nur für Toxizitätstest mit Mikroorganismen<br />

eingesetzt werden, sondern auch für Tests mit<br />

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60000<br />

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20000<br />

Abbildung 5a • Clin<strong>da</strong>mycin<br />

80000<br />

60000<br />

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20000<br />

RFU<br />

0<br />

0,0001 0,001 0,01 0,1 1<br />

Abbildung 5b • Penicillin<br />

80000<br />

60000<br />

40000<br />

20000<br />

RFU<br />

RFU<br />

FAchbereich chemie und biotechnologie<br />

0<br />

0,1 1 10<br />

c(Clin<strong>da</strong>mycin) [mM]<br />

c(Penicillin) [mM]<br />

0<br />

0,001 0,01 0,1 1 10<br />

c(DMSO) [% (v/v)]<br />

Abbildung 5c • DMSO<br />

Abbildungen 5: Maximales Fluoreszenzsignal | Messung des Sauerstoffverbrauchs<br />

von Escherichia Coli unter einfluss von (a) Clin<strong>da</strong>mycin, (b) Penicillin und<br />

(c) DMSO. Die Zellkonzentration betrug 0,48 x 107 Zellen pro Kavität. rFu gibt die<br />

maximale Fluoreszenzintensität der Sauerstoff-Verbrauchskurven in relativen<br />

einheiten an.<br />

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