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Querschnitt 21 / Februar 2007 - h_da: Hochschule Darmstadt

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<strong>Querschnitt</strong> <strong>21</strong><br />

Abbildung 2 • Satellitenaufnahme von europa bei Nacht (www.nasa.org)<br />

Neben der klassischen Glühbirne, die sich auch heute noch<br />

großer Beliebtheit erfreut, stehen inzwischen weitere elektrische<br />

Leuchtmittel zur Verfügung: Leuchtstofflampen und<br />

-röhren, Gasentladungslampen, LeDs und (als ein zukünftiges<br />

Leuchtmittel) OLeDs (<strong>da</strong>bei steht <strong>da</strong>s„O“ für organisch, Abbildung<br />

1).<br />

Laser können hingegen als Lichtquelle aufgrund des so genannten<br />

„Speckle-effekts“ nur sehr eingeschränkt im Alltag<br />

eingesetzt werden.<br />

Die entwicklung des weltweiten Marktvolumens für Beleuchtungseinrichtungen<br />

beläuft sich auf 30 Mrd uS$ in 2000, 63<br />

Mrd uS$ in 2004 und prognostizierte 85 Mrd uS$ in 2008 (www.<br />

freedoniagroup.com/World-Lighting-Fixtures.html).<br />

Die Anforderungen an heutige moderne Beleuchtungseinrichtungen<br />

sind:<br />

1 • Optimale, d. h. der menschlichen Wahrnehmung ange-<br />

passte, Ausleuchtung der zu betrachtenden Szene.<br />

• Der menschlichen Wahrnehmung (und der jeweiligen<br />

Stimmung) angepasste Farbe und ein hoher Farbwieder-<br />

gabe-Index. Dies ist ein Maß für die Vergleichbarkeit<br />

mit dem Farbspektrum der Sonne.<br />

• Kompakte, leichte und ästhetisch ansprechende Bauweise<br />

der Leuchte.<br />

• Den entsprechenden lokalen Gegebenheiten angepasste<br />

Stromversorgung (z. B. AC 230 V, max. 100 Watt/Leucht-<br />

mitteleinheit in europa).<br />

100<br />

5 • energiesparende eigenschaften, d. h. hohe effizienz bei<br />

der umwandlung von elektrischer Leistung in Lichtstrom.<br />

Letztere Kennzahl wird in „lm/Watt“ gemessen. Die physikalische<br />

Größe Lichtstrom, welche in Lumen (lm) gemessen wird,<br />

gibt im Wesentlichen die gesamte von der Lampe abgestrahlte<br />

Lichtmenge an, die pro Zeit erzeugt wird. Die folgende Tabelle<br />

stellt für verschiedene Leuchtmittel die effizienzwerte zusammen.<br />

typische effizienzwerte verschiedener leuchtmittel<br />

leuchtmittel lm/Watt<br />

Kerze 0.1<br />

Öllampe 0.2<br />

Glühlampe 13 – 15<br />

Halogenglühlampe 28<br />

energiesparlampe 40 – 80<br />

Leuchtstofflampe 80 – 110<br />

Xe-Gasentladungslampe 90<br />

Leuchtdiode weiß 35<br />

In der technischen Beleuchtungstechnik unterscheidet man<br />

begrifflich zwischen dem „Leuchtmittel“ (z. B. Glühbirne, Leuchtstoffröhre,<br />

LeD) und der Leuchte (auch Lampe genannt), welche<br />

aus dem Leuchtmittel, den reflektoren und anderen<br />

optischen Bauteilen besteht. Abbildung 3 skizziert dies am Beispiel<br />

eines Kfz-Scheinwerfers.<br />

kompetenz lichttechnik und Beleuchtungstechnik an der h_<strong>da</strong><br />

2 • lichtmesstechnik<br />

Die Lichtmesstechnik unterstützt die entwicklung und den Betrieb<br />

von heutigen Leuchtmitteln und Leuchten. Dabei ergeben<br />

sich folgende Teilaufgaben:<br />

1 • Die optische Vermessung der räumlichen Lichtverteilung<br />

einer Leuchte und Vergleich mit nationalen und inter-<br />

nationalen Normen.<br />

• Die physikalische Vermessung der Farbe und des Farb-<br />

wiedergabeindex des Leuchtmittels und Vergleich<br />

mit nationalen und internationalen Normen.<br />

• Die thermische Vermessung der Leuchte, d. h. die<br />

Bestimmung der lokalen Wärmeentwicklung<br />

• Die Vermessung der elektrischen Leistungsaufnahme<br />

und die Bestimmung der Wandlungseffizienz elektrisch-<br />

optisch.<br />

5 • Die Bestimmung des Alterungsverhaltens anhand von<br />

Langzeitmessungen.<br />

• Die Bestimmung des physiologischen einflusses der<br />

Leuchte auf Probanden (Wohlbefinden, Aufmerksamkeit,<br />

reaktionszeiten).<br />

An der h_<strong>da</strong> ist im Studiengang Optotechnik und Bildverarbeitung<br />

(Fachbereich MN) die Kompetenz Lichttechnik durch den<br />

Aufbau und die Inbetriebnahme des Lichtlabors im Keller des<br />

Hochhauses weiter ausgebaut worden. Auf ca. 100 m 2 werden<br />

verschiedene lichttechnische Messapparaturen betrieben (Abbildung<br />

4).<br />

goniophotometer<br />

Als „Arbeitspferde“ der Lichtmesstechnik dienen so genannte<br />

Goniophotometer. Abbildung 5 skizziert hierzu den Aufbau.<br />

Das Leuchtmittel bzw. die Leuchte wird <strong>da</strong>bei auf einer Plattform<br />

befestigt, welche (durch Schrittmotoren angetrieben) um<br />

die horizontale und vertikale Achse gedreht werden kann. In<br />

einer definierten entfernung befindet sich ein Photodetektor.<br />

Durch computergesteuerte Drehung der Leuchte um die beiden<br />

rotationsachsen kann die komplette winkelabhängige<br />

Lichtstärkeverteilung der Leuchte aufgenommen werden. Im<br />

Hintergrund von Abbildung 4 sieht man beispielsweise die<br />

Lichtverteilung eines Kfz-Scheinwerfers. Hier soll nach der<br />

entsprechenden Prüfnorm die entfernung zwischen Goniometer<br />

und Photodetektor 25 m betragen. Das Lichtlabor der h_<strong>da</strong><br />

ist <strong>da</strong>her mit einer 25 m langen, komplett abgedunkelten und<br />

geschwärzten Lichtmessstrecke ausgerüstet, in der diese untersuchungen<br />

durchgeführt werden können.<br />

orBEna-Fernfeldmessplatz<br />

Neben den sequentiell (scannend) messenden Goniophotometern<br />

gibt es an der h_<strong>da</strong> auch ein parallel (zeitgleich) messendes<br />

System zur Bestimmung der Lichtstärkeverteilung von<br />

Leuchten (Abbildung 6). Die Messstrecke, d. h. der Abstand der<br />

Leuchte zum Detektor, beträgt hierbei nur etwa 1.5 m. Mit optischen<br />

Hilfsmitteln wird innerhalb dieser kurzen Strecke die<br />

Fernfeldverteilung (d. h. in großen entfernungen) der Lichtstärke<br />

erzeugt und detektiert. Mit diesem Gerät können Verteilungen<br />

innerhalb eines vollen Öffnungswinkels von ca. 40° mit<br />

einer einzigen sekundenschnellen Messung aufgenommen<br />

werden. Der besondere Vorteil des Systems gegenüber Goniophotometern<br />

ist die kurze Mess<strong>da</strong>uer und somit die Möglichkeit,<br />

<strong>da</strong>s Zeitverhalten (Aufwärmverhalten etc.) von Lichtquellen<br />

vermessen zu können. Auch für Blitzlampen bietet sich <strong>da</strong>s<br />

FAchbereich mAthemAtik und nAturwissenschAFten<br />

System an, <strong>da</strong> ein einziger Blitz zur Messung ausreicht, während<br />

beim Photogoniometer bei jeder angefahrenen Winkeleinstellung<br />

geblitzt werden muss.<br />

Farbmeßgeräte<br />

Als Detektoren in Photogoniometern können spezielle Farbmessgeräte<br />

und Spektralradiometer eingesetzt werden. Diese<br />

Instrumente nehmen neben der Gesamt-Lichtstärke auch die<br />

spektrale Verteilung des Lichts auf. Hieraus können <strong>da</strong>nn die<br />

Farbe und der Farbwiedergabeindex bestimmt werden. Abbildung<br />

7 zeigt beispielsweise <strong>da</strong>s Farbspektrum einer weißen<br />

LeD.<br />

Effizienzmessung<br />

Jede zu untersuchende Beleuchtungseinrichtung wird durch<br />

einen zugehörigen elektrischen Treiber (z. B. Netzteil, aber<br />

auch intelligente Geräte) mit Strom versorgt. Aus der Leistungsanalyse<br />

dieser Treiber kann die mittlere elektrische Leistungsaufnahme<br />

durch <strong>da</strong>s Leuchtmittel bestimmt werden und<br />

mit dem gesamten abgestrahlten Lichtstrom verglichen werden.<br />

Für letzte Größe wird in der regel eine so genannte ulbricht-Kugel<br />

verwendet, welche die gesamte Abstrahlung der<br />

Leuchte aufnimmt und einem Photodetektor zuführt. es ergibt<br />

sich für die Leuchte die effizienz-Kennzahl in lm/Watt (siehe<br />

Tabelle auf S. 100).<br />

3 • simulationswerkzeuge<br />

Das Design und die entwicklung von neuen Leuchtmitteln und<br />

Leuchten wird heutzutage entscheidend durch computerbasierte<br />

numerische Simulationen unterstützt. Dazu wird im<br />

PC zunächst ein geometrisch-optisches Modell der Leuchte<br />

erzeugt (Abbildung 8a). Danach werden Strahlen von den Licht<br />

emittierenden Flächen (z. B. Glühwendel-Oberfläche) nach den<br />

Gesetzen der Optik (reflexion, Brechung…) durch die Leuch te<br />

verfolgt. Diesen Prozess nennt man „raytracing“ (Abbildung<br />

8b). Trifft ein Strahl auf eine absorbierende Fläche (z. B. einen<br />

Detektor-Schirm vor der Leuchte), so stoppt die Verfolgung<br />

für diesen Strahl und die Beleuchtungsstärke an dieser<br />

Detektorstelle wird um den durch den Strahl transportierten<br />

Lichtstrom erhöht. Nach dem „Tracen“ von typischerweise 100<br />

Tsd. bis 10 Mio. Strahlen lässt sich aus den gewonnenen Daten<br />

die räumliche Lichtabstrahlung der Leuchten bestimmen (Abbildung<br />

8c) und z. B. mit experimentellen Werten (an realen<br />

Leuchten) vergleichen (Abbildung 4).<br />

Die Vorteile der numerischen Simulation liegen <strong>da</strong>rin, <strong>da</strong>ss bei<br />

der Vorentwicklung von Leuchten neue Designkonzepte auch<br />

ohne die Herstellung von Prototypen überprüft werden können.<br />

Des Weiteren lässt sich diese Technik auch sehr gut zur<br />

schnellen und kostensparenden Optimierung von bestehenden<br />

und neuen Leuchten einsetzen. An der h_<strong>da</strong> werden als Simulationsplattformen<br />

für <strong>da</strong>s Leuchtendesign die kommerziellen<br />

Software-Pakete ASAP und ZeMAX eingesetzt.<br />

Ist <strong>da</strong>s Lichtabstrahlverhalten der neuen Leuchte berechnet<br />

(bzw. durch Messungen bekannt), kann diese im PC eine virtuelle<br />

umwelt-Szenerie beleuchten. Numerisch wird die Ausleuchtung<br />

der Szene durch raytracing berechnet und <strong>da</strong>rgestellt.<br />

Auf diese Weise lassen sich erste eindrücke über die<br />

lichttechnische Funktionalität der Leuchten in Stan<strong>da</strong>rd-Situationen<br />

erhalten. Abbildung 9 zeigt dies an einem Beispiel. An<br />

der h_<strong>da</strong> wird für diese Berechnungen <strong>da</strong>s kommerzielle Programmpaket<br />

DIALuX verwendet.<br />

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