Querschnitt 21 / Februar 2007 - h_da: Hochschule Darmstadt
Querschnitt 21 / Februar 2007 - h_da: Hochschule Darmstadt
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<strong>Querschnitt</strong> <strong>21</strong><br />
QuAlitätssicherung in der<br />
lehre – mehr Als nur eVAluAtion<br />
autoren •<br />
Prof. Dr. Katja Lenz<br />
Prof. Dr. Hans-Peter Wiedling<br />
Fachbereich informatik<br />
Qualitätssicherung in der Lehre ist zu einem der Kernthemen<br />
der Hochschulpolitik geworden. Der klassische Qualitätsbegriff<br />
im Sinne von eigenschaft und Beschaffenheit kann nicht<br />
einfach auf immaterielle Güter übertragen werden. <strong>Hochschule</strong>n<br />
erstellen immaterielle Güter. Neben Forschungs- und entwicklungsergebnissen<br />
gehört <strong>da</strong>zu die Ausbildung (=Qualifikation)<br />
von Akademikerinnen und Akademikern. Im Gegensatz zu<br />
materiellen Gütern werden immaterielle Güter individuell im<br />
Zusammenspiel von Produzent und Kunden erbracht. Die Bestimmung<br />
der Qualitätsziele, die Qualitätssicherung und <strong>da</strong>s<br />
Qualitätsmanagement für <strong>da</strong>s Gut Hochschullehre kann nicht<br />
ausschließlich anhand von Kriterien des Kunden oder des Auftraggebers<br />
erfolgen, weil die Leistungserstellung an <strong>Hochschule</strong>n<br />
auf verschiedene Interessengruppen (z. B. Studierende,<br />
Staat, Politik, Öffentlichkeit, Wirtschaft) trifft. Außerdem<br />
wird die Lehr-Lern-Situation maßgeblich von den Studierenden<br />
mitgeprägt. eine Qualitätsbeurteilung muss <strong>da</strong>her eigenanteile<br />
der Studierenden an der Leistungserstellung enthalten.<br />
Was ein Studierender lernt, hängt nur bedingt vom Lehrenden<br />
und den rahmenbedingungen ab. Was ein Lehrender vermitteln<br />
kann, wird von seiner Qualifikation, seinem Selbstverständnis<br />
und seinen Zielen, aber auch von der unterstützung<br />
durch die <strong>Hochschule</strong> bestimmt. Die Qualität der Hochschullehre<br />
insgesamt kann erst im Bezug auf ein Curriculum und<br />
<strong>da</strong>mit auf der ebene des Studiengangs und des Fachbereichs<br />
bewertet werden (vgl. Thieme 2002)<br />
Die Kultusministerkonferenz hat im September 2005 Maßnahmen<br />
zur Qualitätssicherung in der Lehre beschlossen. Darunter<br />
fallen länder- und hochschulübergreifende Maßnahmen<br />
(vgl. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 22. 09. 2005).<br />
Kernelemente einer nachhaltigen Qualitätssicherung in der Lehre<br />
sind demnach:<br />
• Akkreditierung<br />
• evaluation, Berichtswesen<br />
• Betreuungskonzept (Tutoren, Mentoren)<br />
• Förderung der Lehrkompetenz<br />
• Lehrbeauftragtenmanagement<br />
• qualitätssichernde Maßnahmen für spezielle Phasenüber-<br />
gänge zu etablieren: Übergang Schule/<strong>Hochschule</strong>, Über-<br />
gang Bachelor/Master, Übergang <strong>Hochschule</strong>/Beruf<br />
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Der Fachbereich Informatik hat bereits im Sommersemester<br />
2003 erste Schritte zur Qualitätssicherung unternommen und<br />
<strong>da</strong>mit weitgehend die zuvor aufgeführten Kernelemente umgesetzt.<br />
Zusätzlich wurden Strukturen eingeführt bzw. etabliert,<br />
die den kollegialen Austausch untereinander zum Ziel haben:<br />
Fachgruppen bieten ein Forum für fachbezogene Gespräche<br />
mit den Möglichkeiten zur Abstimmung der Lehre und des Prüfungsangebotes.<br />
Dort werden Modulbeschreibungen erstellt<br />
und weiterentwickelt. Sie sind zudem geeignet, um Lehrbeauftragte<br />
fachlich zu betreuen und neue Kollegen zu „coachen“<br />
und zu integrieren. unter anderem ist die Gruppenzugehörigkeit<br />
auch ein Beitrag zur entwicklung einer Identität und einer<br />
emotionalen Bindung („Wir-Gefühl“) im Fachbereich.<br />
Im rahmen der reformierung der Studiengänge am Fachbereich<br />
und der <strong>da</strong>mit verbundenen reakkreditierung hat sich<br />
jedoch gezeigt, <strong>da</strong>ss diese Maßnahmen nicht ausreichen und<br />
ein übergeordnetes Qualitätsmanagement erforderlich ist.<br />
Qualitätssicherung kann nur betrieben werden, wenn die Qualitätsziele<br />
definiert sind. Diese müssen sich aus dem Leitbild<br />
der <strong>Hochschule</strong> und des Fachbereichs ableiten. Als nächstes<br />
müssen Instrumente und Maßnahmen zur Qualitätssicherung<br />
definiert werden. es ist wichtig, ein zusammenhängendes System<br />
des Qualitätsmanagements aufzubauen, <strong>da</strong>s sich an den<br />
einzelnen Phasen (vor dem Studium, Studienbeginn, während<br />
des Studiums, nach dem Studium) orientiert, für jede Phase<br />
die Qualitätsziele definiert und die <strong>da</strong>für vorgesehenen Instrumente<br />
und Maßnahmen umsetzt. Dabei muss mit Augenmaß<br />
an die umsetzung gegangen werden, denn nicht alles, was<br />
machbar ist, ist auch sinnvoll. Wichtig ist es, alle Beteiligten<br />
für dieses Thema zu sensibilisieren und zu motivieren.<br />
aus dem leitbild<br />
• exzellente Lehre – attraktive Studienbedingungen<br />
• Förderung von Forschung und entwicklung<br />
• Nachgefragte Qualifikation<br />
• Hochqualifizierter und verantwortungsbewusster<br />
akademischer Nachwuchs<br />
lassen sich Qualitätsziele ableiten:<br />
• Qualitätsentwicklung und -sicherung im Studium<br />
• Steigerung der Zufriedenheit aller Beteiligten<br />
(Studierende, MitarbeiterInnen, ProfessorInnen, Firmen)<br />
• Abbau von Studienhindernissen<br />
• Studium in regelstudienzeit<br />
• erhöhung der Absolventenquote in regelstudienzeit.<br />
als nächstes müssen instrumente zur Qualitätssicherung<br />
definiert werden. Dazu zählen auch:<br />
• Struktur- und entwicklungsplanung auch unter<br />
dem Aspekt der Profilbildung,<br />
• Zielvereinbarungen,<br />
• evaluationsordnung,<br />
• Konzept zur evaluierung,<br />
• Arbeitshilfen (Prüfungs- und Studienordnung etc.),<br />
• Berichtswesen und<br />
• Akkreditierung.<br />
Zu den Qualitätssicherungsmaßnahmen für die einzelnen Phasen<br />
und entsprechende phasenübergreifende Instrumente zählen<br />
insbesondere<br />
• die phase vor dem studium<br />
mit Informationsangeboten für Schulen, Infomessen für<br />
Schülerinnen und Schüler, Studienberatung für Studienin-<br />
teressierte, spezielle Webinformationen, Summer School,<br />
Kinder-Informatik, Befragung der Studieninteressierten<br />
(Anmerkung: dies setzt überhaupt den Kontakt zu Schulen<br />
voraus!)<br />
• die phase übergang schule – hochschule, studienbeginn<br />
Brückenkurse, erstsemestereinführung, Patenschaften,<br />
evaluation der Studienanfänger,<br />
• die phase studium<br />
evaluation, Studienberatung, Mentorensystem, repetitorien.<br />
Tutorien, Lernzentren bzw. offene/betreute Labore,<br />
Betreuung der Lehrbeauftragten<br />
• die phase übergang ins Berufsleben<br />
Absolventenbefragung, Abbrecherbefragung,<br />
Alumni-Aktivitäten, Weiterbildungsangebote<br />
• und phasenübergreifende instrumente<br />
Weiterbildungsmaßnahmen, Bonussystem, Informations-<br />
veranstaltungen, Aktivitäten im rahmen der Inter-<br />
nationalisierung, Aktivitäten für die Praxisorientierung,<br />
abgestimmte F&e-Aktivitäten, Berichtswesen.<br />
es muss festgelegt sein, was mit diesen Instrumenten bewirkt<br />
Projektberichte<br />
werden soll. Dazu gehören z. B. die erleichterung der späteren<br />
Studienwahl, die Vereinfachung des Studienbeginns, verbesserte<br />
Abläufe, Verkürzung der Studien<strong>da</strong>uer, die erhöhung des<br />
Ausbildungsniveaus, Auf-/Ausbau eines Netzwerkes, Verbesserung<br />
der entwicklungs- und Forschungsaktivitäten. ein regelmäßiges<br />
Controlling und die stetige Weiterentwicklung der<br />
Instrumente und Maßnahmen sind unerlässlich.<br />
ein umfassendes Qualitätsmanagement gewährleistet, <strong>da</strong>ss<br />
die Strukturqualität (Ausstattung, Studierendenservice, Studienorganisation,<br />
Netzwerke mit Firmen), die Prozessqualität<br />
und die ergebnisqualität (Berufsintegration, akademischer<br />
Grad, Studierendenzufriedenheit, Position des Fachbereichs/<br />
der <strong>Hochschule</strong>) die definierten Ziele erreichen. Dabei sollte<br />
man nicht aus dem Auge verlieren, <strong>da</strong>ss es sich <strong>da</strong>bei um einen<br />
stetigen Prozess handelt, der alle Beteiligten involviert und ergebnisse<br />
immer wieder reflektiert.<br />
Man sollte sich allerdings auch im Klaren <strong>da</strong>rüber sein, <strong>da</strong>ss<br />
all diese Maßnahmen nicht umsonst zu haben sind. entsprechende<br />
finanzielle Mittel und eine attraktive Ausstattung gehören<br />
zu einem umfassenden Konzept.<br />
literatur<br />
1 • thieme 2002: Qualitätsmanagement und Marketing an<br />
deutschen hochschulen [http://evanet.his.de/old_evanet/<br />
forum/pdf-position/thiemePosition.pdf]<br />
• Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 22.09.2005:<br />
Qualitätssicherung in der Lehre [http://www.kmk.org/doc/<br />
beschl/QualitaetssicherungLehre.pdf]<br />
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