Querschnitt 21 / Februar 2007 - h_da: Hochschule Darmstadt
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<strong>Querschnitt</strong> <strong>21</strong><br />
kontextsensitiVe semAntische<br />
synchronisAtion in elektronischen<br />
mArkttrAnsAktionen<br />
autoren •<br />
Prof. Dr. Michael rebstock<br />
Dipl.-Bw. (FH) Janina Fengel<br />
Heiko Paulheim, B.Sc. Inf.<br />
1 • Projekt orbi<br />
eine bedeutende Herausforderung für die elektronische Geschäftsabwicklung<br />
besteht in der Integration unternehmensübergreifender<br />
Informationsflüsse. Ziel der einführung elektronischer<br />
unterstützung von Zusammenarbeit im Business-<br />
to-Business-Bereich ist die Optimierung von Prozessen. Die<br />
Möglichkeit durchgängiger elektronischer Geschäftstransaktionen<br />
verspricht Kostensenkungspotentiale und Prozessbeschleunigung<br />
bei gleichzeitiger erhöhung der ergebnisqualität.<br />
Voraussetzung ist die medienbruchfreie Abbildung und<br />
Integration von Geschäftsprozessen und der ausgetauschten<br />
Information. Dies gilt nicht nur unternehmensintern, sondern<br />
in besonderem Maße für zwischenbetriebliche Prozesse.<br />
Zur errichtung einer durchgängigen Informationskette müssen<br />
Informationen, die anhand verschiedener im e-Business<br />
verwendeter Stan<strong>da</strong>rds codiert sein können, aufeinander bezogen<br />
und abgebildet werden. Diese Stan<strong>da</strong>rds können sowohl<br />
normierte Formate als auch hauseigene, speziell gemäß den<br />
internen Zwecken eines unternehmens entwickelte Formate,<br />
sein. Dieser Zustand der „semantischen Vielfalt“ führt unter<br />
anderem bei elektronischen Verhandlungssystemen zu einer<br />
Herausforderung. Dies gilt insbesonders, wenn diese nicht isoliert<br />
betrieben, sondern vollständig in die überbetrieblichen<br />
Informationsflüsse einbezogen werden sollen. Hier kann eine<br />
automatisierte referenzierung von Begriffen ein inhaltliches<br />
Abgleichen und <strong>da</strong>mit semantische Interoperabilität bieten.<br />
Im vorliegenden Bericht wird ein Lösungsansatz für die <strong>da</strong>zu<br />
zu leistende semantische Synchronisation vorgestellt. es wird<br />
ein System beschrieben, <strong>da</strong>s Methoden des Ontological engineering<br />
nutzt, um die notwendigen referenzierungsleistungen<br />
zu erbringen. Dieses System entsteht im rahmen des Forschungsprojekts<br />
OrBI. Im Projekt OrBI (Ontologies-based reconciliation<br />
for Business Integration) werden Methoden und<br />
Werkzeuge entwickelt, die mit Hilfe einer automatisierten ontologienbasierten<br />
referenzierung von e-Business-Stan<strong>da</strong>rds<br />
eine durchgängige, semantisch orientierte e-Business-Integration<br />
in elektronische Markttransaktionen ermöglichen.<br />
Im Oktober 2004 wurde <strong>da</strong>für die Förderzusage des BMBF<br />
(Bundesministerium für Bildung und Forschung) im rahmen<br />
des FH3-Programms für drei Jahre erteilt. Im <strong>Querschnitt</strong><br />
2005 und 2006 wurde über <strong>da</strong>s Projekt berichtet. In dem hier<br />
vorliegenden <strong>Querschnitt</strong> wird dieser Bericht fortgeführt und<br />
die technische Konzeption vorgestellt.<br />
1 0<br />
2 • semiautomatisierte referenzierung<br />
Im umfeld elektronischer Märkte ist der vollständig digitale<br />
Informationsaustausch bei der Abwicklung von Markttransaktionen<br />
ein kritischer erfolgsfaktor. In deren Verlauf stellen<br />
Verhandlungen eine zentrale Aktivität <strong>da</strong>r. Besonders im B2B-<br />
Bereich können Verhandlungen eine komplexe Struktur aufweisen,<br />
denn <strong>da</strong>s flexible gleichzeitige Verhandeln mehrerer<br />
verschiedener Vertrags- und Produktattribute ist als Normalfall<br />
zu sehen. Häufig basieren entscheidungen in der Beschaffung<br />
nicht allein auf Preisvergleichen, sondern hängen von<br />
Produktdetails und generellen beschaffungsstrategischen<br />
Überlegungen ab. Die derzeitig fehlende Abbildung der Vielfältigkeit<br />
und Komplexität von Verhandlungsprozessen in IT-Systemen<br />
stellt ein Haupthindernis bei der Schaffung durchgängig<br />
elektronischer Transaktionsketten <strong>da</strong>r. Neben den Anforderungen<br />
an die technische Integration ist die Verwendung unterschiedlicher<br />
e-Business-Stan<strong>da</strong>rds durch die beteiligten Geschäftspartner<br />
eine noch zu lösende Herausforderung. In<br />
Westeuropa sind im Jahr 2005 insgesamt 1.068 Milliarden euro<br />
umsatz im elektronischen Handel getätigt worden, und bis<br />
2009 wird eine Verdopplung dieses umfangs angenommen<br />
[eITO06]. Dabei wird der realisierung der Nutzung von e-Business-Stan<strong>da</strong>rds<br />
weiterhin zunehmende Bedeutung beigemessen<br />
[vgl. auch Wegw03, Poer04, FGrP06]. Hierbei fällt nach<br />
wie vor ein hoher Anteil an eigenentwickelten Stan<strong>da</strong>rds auf<br />
[FGrP06].<br />
Die Auswahl eines oder mehrerer Stan<strong>da</strong>rds durch ein unternehmen<br />
wird nicht nur von funktionalen, sondern auch von<br />
nichtfunktionalen Aspekten bestimmt, so beispielsweise der<br />
Marktdurchdringung, den Nutzungskosten und der Zukunftssicherheit<br />
des Stan<strong>da</strong>rds [KeMu03]. Weiterhin hängt ein einsatz<br />
von der Bekanntheit und dem Verbreitungsgrad des Stan<strong>da</strong>rds<br />
ab. Oft ist die Bedeutung eines Stan<strong>da</strong>rds stark branchenabhängig.<br />
Für unternehmen, die branchenübergreifend tätig sind<br />
oder mit mehreren Geschäftspartnern, die verschiedene Stan<strong>da</strong>rds<br />
verwenden, auf elektronischem Weg kooperieren, ergibt<br />
sich die Problematik der Mehrfachnutzung von Stan<strong>da</strong>rds.<br />
eine inhaltliche entsprechung von Begriffen verschiedener e-<br />
Business-Stan<strong>da</strong>rds kann in Form von referenzen zwischen<br />
Begriffen verschiedener Stan<strong>da</strong>rds ausgedrückt werden. eine<br />
Sammlung solcher referenzen lässt sich in etwa mit einem<br />
Wörterbuch vergleichen. Dabei ist eine referenz immer auch<br />
eine Bedeutungserklärung, denn ein Begriff in einem unbe-<br />
Client Application 1: Unstructured Text<br />
• e. g. Browser Plugin<br />
Client Application 2: Structured Documents<br />
• e. g. Negotiation Tool<br />
Client Application 3: Dialog System<br />
• e. g. Booking System<br />
Abbildung 1 • Anwendungsszenarien<br />
Additional<br />
Domain<br />
Knowledge<br />
green<br />
the<br />
black<br />
in<br />
Capacity<br />
red<br />
from<br />
to<br />
yellow<br />
Ultra<br />
100<br />
ATA<br />
Interface<br />
Specifications<br />
Cache<br />
Class<br />
kannten e-Business-Stan<strong>da</strong>rd hat eine referenz zu einem bekannten<br />
Stan<strong>da</strong>rd. Auf diese Weise kann auf die Bedeutung des<br />
Begriffes geschlossen werden. Im Bereich des Abgleichs statischer<br />
Information, wie beispielsweise Produktklassifikationen,<br />
existieren bereits referenzsammlungen. Diese sind allerdings<br />
manuell re<strong>da</strong>ktionell erstellt und gepflegt. Das Wissen<br />
in OrBI hingegen wird, dem Wiki-Ge<strong>da</strong>nken folgend, von den<br />
Anwendern gesammelt und gepflegt. Dies geschieht ohne<br />
Mehraufwand, <strong>da</strong> direkt bei der Anfrage an <strong>da</strong>s System entsprechend<br />
beobachtet und <strong>da</strong>s Nutzerverhalten ausgewertet<br />
wird. Zusätzlich werden Mechanismen der künstlichen Intelligenz<br />
genutzt, um aus dem bereits gesammelten Wissen neues<br />
zu erschließen.<br />
Das OrBI-System stellt neben einer webbasierten Oberfläche,<br />
in der Anwender wie in einer Wörterbuchapplikation Begriffe<br />
nachschlagen können, Dienste bereit, die in unterschiedliche<br />
Client-Applikationen integriert werden können. So kann durch<br />
Nutzung der OrBI-Dienste einer Anwendung semantische unterstützung<br />
hinzugefügt werden. Wie in Abbildung 1 <strong>da</strong>rgestellt,<br />
gibt es vielfältige mögliche Anwendungsszenarien:<br />
Matching<br />
and Mapping<br />
Reasoning<br />
and Infering<br />
Abbildung 2 • Teilschritte der semiautomatisierten referenzierung<br />
kontextsensitive semantische synchronisation in elektronischen markttransaktionen<br />
Store<br />
References<br />
Economy<br />
Airline<br />
Coach<br />
ATA<br />
Flights<br />
Booking<br />
ATA<br />
Travel<br />
Request references for<br />
term „ATA“ in a certain context<br />
References DB<br />
Ratings DB<br />
ORBI System<br />
Web Service Interface<br />
FAchbereich wirtschAFt<br />
• Applikationen, die auf unstrukturierten Textdokumenten<br />
arbeiten: Denkbar ist ein Browser-Plug-In, <strong>da</strong>s per<br />
Mausmenü-Aufruf referenzen für Begriffe in einer Websei-<br />
te abfragt und liefert;<br />
• Applikationen, die auf strukturierten Dokumenten arbeiten:<br />
Hier wird im Projekt insbesondere eine Verhandlungs-<br />
applikation betrachtet, die mit Verhandlungsdokumenten<br />
mit einer vorgegebenen Struktur arbeitet;<br />
• Dialog-Applikationen: Auch in Stan<strong>da</strong>rd-Anwendungs-<br />
systemen können die Dienste des OrBI-Systems abgefragt<br />
werden, um Hilfestellung zu Auswahlmöglichkeiten in<br />
eingabefeldern zu geben.<br />
Die Kernfunktion des OrBI-Systems ist die Abfrage von referenzen.<br />
Fordert ein Anwender semantische Synchronisation für<br />
einen Begriff an, so ermittelt <strong>da</strong>s System die entsprechenden<br />
referenzen aus der referenzsammlung. Der Anwender erhält<br />
als Antwort auf seine Anfrage eine Vorschlagsliste möglicher<br />
referenzen. Findet ein Anwender keine passende referenz vor,<br />
so hat er die Möglichkeit, selbst eine anzulegen. expertennutzer<br />
haben <strong>da</strong>rüber hinaus die Möglichkeit, referenzen direkt zu<br />
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Synchronization<br />
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