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Koalition geht gegen politischen Islam vor

Nach Verstößen gegen das Islamgesetz droht jetzt 60 Imamen die Ausweisung

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8 Außenpolitik<br />

Neue Freie Zeitung<br />

Foto: NFZ<br />

Harald Vilimsky<br />

Erdogans Wahl zwischen<br />

Kreuz- und Kriegszug<br />

Als Affront <strong>gegen</strong> die Türkei<br />

wertete Staatspräsident Recep Tayyip<br />

Erdogan die Entscheidung der<br />

österreichischen Bundesregierung,<br />

aufgrund von Verstößen <strong>gegen</strong> das<br />

<strong>Islam</strong>gesetz sieben Moscheen zu<br />

schließen und bis zu 60 Imame auszuweisen.<br />

Ankara hatte die Entscheidung<br />

bereits bei deren Ankündigung am<br />

vergangenen Freitag kritisiert, am<br />

Samstag legte Erdogan noch eins<br />

drauf. Die Wiener Politik provoziere<br />

einen „Krieg zwischen Kreuzzüglern<br />

und Halbmond“, wetterte<br />

der türkische Präsident bei einem<br />

Wahlkampfauftritt in Istanbul. Er<br />

rief den Westen auf, den österreichischen<br />

Kanzler Sebastian Kurz<br />

zur Ordnung zu rufen.<br />

Welcher Westen? Brüssel? Denn<br />

auch Deutschland und die Niederlande<br />

haben, wie Österreich, ein<br />

Wahlkampfauftrittsverbot für türkische<br />

Politiker verhängt, wofür<br />

sie von Erdogan heftig beschimpft<br />

wurden.<br />

Erdogan kündigte auch an, dass<br />

FÜR ÖSTERREICH IM EU-PARLAMENT<br />

Migration: Kurswechsel<br />

in Italien<br />

Während Deutschland um das<br />

nächste junge Mädchen trauert,<br />

das von einem Flüchtling<br />

ermordet wurde, macht Italiens<br />

neue Regierung ernst mit einem<br />

migrations<strong>politischen</strong> Kurswechsel:<br />

Einmal mehr hatte ein NGO-<br />

Schiff versucht, aus Libyen kommend<br />

einen italienischen Hafen<br />

zu erreichen. Die „Aquarius“ ist<br />

mit mehr als 600 Migranten besetzt,<br />

die nach Italien gebracht<br />

werden sollten. „Doch diesmal<br />

gibt es jemanden, der Nein sagt“,<br />

so der neue Innenminister Matteo<br />

Salvini. Und Nein sagte er dann<br />

Foto: AKP<br />

auch: Die „Aquarius“ erhielt<br />

keine Erlaubnis zum Einlaufen in<br />

einen italienischen Hafen.<br />

Tatsächlich sind die NGOs im<br />

Mittelmeer ein altbekanntes Problem.<br />

Sie fahren mit ihren Schiffen<br />

so nah wie möglich an die<br />

libysche Küste heran, um dort<br />

Flüchtlinge aus „Seenot“ zu retten.<br />

Wissend, dass das passiert,<br />

können die kriminellen Schlepper<br />

marode Boote einsetzen,<br />

die es nie über das Mittelmeer<br />

schaffen würden. So unterstützen<br />

die NGOs damit das Geschäftsmodell<br />

der Schlepper und regen<br />

zu Überfahrten oft erst an. Was<br />

umso besser funktioniert, solange<br />

das Erreichen des Ziels – Betreten<br />

der EU – durch das Abliefern<br />

in Italien gewährleistet ist.<br />

Kein Wunder, dass Italiens<br />

neue Regierung dem nun einen<br />

Riegel <strong>vor</strong>schiebt, sind doch in<br />

den letzten fünf Jahren 600.000<br />

Migranten in Italien gelandet.<br />

Sichere Außengrenzen kann nur<br />

heißen: Illegale Migranten kommen<br />

erst gar nicht durch.<br />

er auf die Absicht der Wiener Regierung,<br />

„unsere Geistlichen in Österreich<br />

aus dem Land zu werfen“,<br />

reagieren werde.<br />

Folgenschwerer könnte eine andere<br />

Entscheidung Erdogans werden,<br />

die er aus Wahlkampfgründen<br />

erwogen hat: Eine Militärintervention<br />

im Nordirak <strong>gegen</strong> Stützpunkte<br />

der kurdischen PKK. Ein<br />

Feldzug <strong>gegen</strong> einen PKK-Ableger<br />

in Syrien zu Jahresbeginn hatte ihm<br />

nämlich Zustimmungsraten von 80<br />

Prozent unter den Türken gebracht.<br />

Erdogan wütet <strong>gegen</strong> Österreich.<br />

Foto: frontex<br />

Ist Europa wirklich<br />

Situation wie 2015<br />

Illegale Einreisen aus der Türkei steigen, aber das<br />

Der Einwanderungsdruck aus Afrika hält unvermindert an, bisher mit Spanie<br />

steigt die illegale Einwanderung an, dank der NGOs, deren Schiffe immer nä<br />

Die illegale Einwanderung in die EU nimmt wieder zu. Und jetzt<br />

hat die Türkei auch noch das bilaterale Rücknahmeabkommen<br />

mit Griechenland ausgesetzt, jenes mit der EU funktioniert ohnehin<br />

nicht. Ist die EU auf eine neuerliche Einwanderungswelle <strong>vor</strong>bereitet,<br />

hat sie aus den Fehlern des Jahres 2015 gelernt?<br />

Für EU-Kommissionspräsident<br />

Jean-Claude Juncker scheint die<br />

Asylproblematik mit Geld lösbar<br />

zu sein, wie er mit seinem Vorschlag<br />

verdeutlichte, jene Länder<br />

zu belohnen, die seit 2015 Asylwerber<br />

aufgenommen haben.<br />

Gegen das von der österreichischen<br />

Ratspräsidentschaft angesprochene<br />

Thema der „Abwehr illegaler<br />

Einwanderung“ werde er<br />

sich „nicht zur Wehr setzen“, denn<br />

das sei ja nur ein Randthema: „Für<br />

mich ist das Thema Schutz der Außengrenzen<br />

wichtiger als alle anderen<br />

untergeordneten Fragen.“<br />

Erdogans Schwindelabkommen<br />

Diese „untergeordnete Frage“<br />

hat allerdings neue Brisanz erhalten,<br />

nachdem die Türkei letzte Woche<br />

das bilaterale Abkommen zur<br />

Rücknahme von Flüchtlingen mit<br />

Griechenland ausgesetzt hat. Dieses<br />

gilt unabhängig vom 2016 geschlossenen<br />

EU-Türkei-Flüchtlingspakt.<br />

Nach griechischen Angaben hat<br />

die Türkei seit 2016 nur etwas<br />

mehr als 1.200 Migranten zurückgenommen,<br />

davon in diesem Jahr<br />

bisher nur fünf. Wurden also heuer<br />

erst fünf über die Türkei illegal<br />

Eingereiste zurückgeschoben,<br />

so sind laut EU-Grenzschutzbehörde<br />

Frontex allein in den ersten<br />

vier Monaten 14.922 Migranten<br />

über den östlichen Mittelmeerraum<br />

in die EU gekommen. Soviel zur<br />

„Pakttreue“ der Türkei.<br />

Für EU-Kommissionspräsident Jean-C<br />

die illegale Einwanderung nach wie vo

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