akzent August '18 GB
akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
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TITEL<br />
18<br />
Baur: Die verschiedenen Online-Lieferdienste<br />
fahren heute mit je einer Schachtel Schuhe<br />
oder ähnlichem hintereinander die gleichen<br />
Wege in die Innenstädte. Die auch in Deutschland<br />
nun endlich forcierte Digitalisierung<br />
sollte auch dazu genutzt werden, die Logistik<br />
zu verbessern, indem Fahrzeuge besser ausgenutzt<br />
und Routen optimiert werden. Es ist<br />
mehr Verantwortung einerseits von den beteiligten<br />
Firmen, aber auch von den Konsumenten<br />
gefragt, die sorg- und verantwortungslos<br />
online kaufen. Überflüssige Fahrstrecken und<br />
unüberlegte Bestellungen nach dem Motto<br />
„kostet ja nichts, das zurück zu schicken“ werden<br />
zunehmend auch zum Verkehrsproblem.<br />
<strong>akzent</strong>: So paradox ist Internethandel: Die Leute<br />
bestellen sich ein Paar Schuhe nach Hause<br />
und freuen sich, dass sie nicht in diese schlimme,<br />
schlimme Innenstadt gehen müssen, wo ja<br />
der Verkehr so stark zugenommen hat …<br />
Baur: Da ist vieles paradox. Die Aufforderungen<br />
unserer Kunden, Verpackungsmüll zu<br />
vermeiden und weniger Plastiktüten zu verwenden,<br />
treffen auf unser vollstes Verständnis.<br />
Andererseits wird in zunehmendem Maße<br />
online bestellt und eine oft sehr große Verpackungsmenge<br />
billigend in Kauf genommen.<br />
<strong>akzent</strong>: Wenn der Lebensmittelhandel tatsächlich<br />
irgendwann mal mehr online gehen wird,<br />
verstärken sich die Probleme sicherlich noch.<br />
Baur: Lebensmittel sind täglicher Bedarf,<br />
werden umgewandelt in Kalorien, in Energie,<br />
die die Menschen antreibt und leben lässt.<br />
Es ist ein gigantischer Markt, der im Fokus<br />
der großen Player steht. Viele wollen sich<br />
diesen Markt sichern. Die Art, wie wir hier<br />
mit Lebensmitteln handeln, ist individueller,<br />
aufwändiger, auch impulsgesteuert und anregend.<br />
Vergleichbar vielleicht damit, ob man<br />
gepflegt essen gehen möchte und sich vom<br />
Personal beraten und inspirieren lässt, oder<br />
ob der Weg zum austauschbaren Fast Food-<br />
Restaurant führt, um die Nahrungsaufnahme<br />
schnell zu erledigen. Lebensmittelkauf ist für<br />
mich eine hochemotionale Sache und sehr<br />
differenziert zu betrachten: Wir haben 2 000<br />
sehr sensible Geschmacksnerven. Dadurch<br />
sind wir in der Lage, in einer Bandbreite von<br />
100 000 Produkten immer noch etwas Neues<br />
zu finden. Jeden Tag kommen neue Produkte<br />
auf den Markt. Diese Vielfalt an Lebensmitteln<br />
und die Vielfalt an Kundenwünschen gilt<br />
es zu verstehen. Die Frische muss garantiert<br />
sein, die Ware schön präsentiert werden und<br />
das Angebot muss aktuell und preisgünstig<br />
sein. Frische Lebensmittel zu handeln ist ein<br />
gigantischer Aufwand, den wir stationär bereits<br />
betreiben. Onlinehandel bedeutet hohe<br />
Investitionen. Denn die selbständig durch den<br />
Kunden erbrachte Leistung des Einkaufs und<br />
Heimtransports muss bei der Online-Bestellung<br />
als Dienstleistung bezahlt werden. Über<br />
die enge Marge und den geringen Rohertrag<br />
können diese Kosten nicht aufgefangen werden.<br />
In jedem Fall würden hier hohe Zusatzkosten<br />
für den Kunden entstehen, die er womöglich<br />
nicht bereit ist zu zahlen.<br />
„FRISCHE LEBENSMITTEL<br />
ZU HANDELN IST<br />
EIN GIGANTISCHER<br />
AUFWAND.“<br />
<strong>akzent</strong>: Hinzu kommt das gleiche Problem,<br />
wie ich es bei Online grundsätzlich habe: Ich<br />
kann viel finden, investiere meist mehr Zeit