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akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
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SEEZUNGE | STORY<br />
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Es war ein Artikel in der „Zeit“, der 2015 erstmals das Leid der kalabrischen<br />
Wasserbüffel auf den Büffelfarmen thematisierte. Manuel Ruess<br />
und Martin Jaser erfuhren, unter welch schockierenden Umständen die<br />
Büffelkühe gehalten werden, aus deren Milch der begehrte – und teure –<br />
Büffelmozzarella hergestellt wird, und dass die männlichen Büffelkälber<br />
mangels Milchproduktion als „wertlos“ entsorgt werden: Die Bauern<br />
lassen sie einfach verhungern oder ertränken sie, rund 50 000 im Jahr.<br />
Denn Schlachten kostet Geld. Und ihr Fleisch fand keine Abnehmer.<br />
Man fühlt sich erinnert an das Schreddern der männlichen Küken, dem<br />
jetzt glücklicherweise vermehrt Initiativen (z.B. www.bruderhahn.de)<br />
entgegenwirken.<br />
Ruess und Jaser, beide BWLer, Jaser zudem Spross einer Singener<br />
Metzgerfamilie, fragten sich, „ob es nicht einen Weg gäbe, den Büffeln<br />
dieses Schicksal zu ersparen und ihnen ein schönes Leben in der<br />
freien Natur zu ermöglichen.“ Sie fanden heraus, dass Büffelfleisch in<br />
weiten Teilen der Welt seit Jahrhunderten genossen wird, dass es eine<br />
Delikatesse ist und ein wertvolles Nahrungsmittel obendrein. Manuel<br />
Ruess: „Wir konnten nicht glauben, dass ein derart köstliches und<br />
gesundes Produkt in Europa kaum bekannt ist, und beschlossen, dies<br />
zu ändern.“<br />
Die Situation der männlichen Kälber hat sich zwar mittlerweile etwas<br />
gebessert, seit die kalabrischen Bauern für jedes Tier, das sie ordnungsgemäß<br />
zum Schlachter bringen, eine Prämie bekommen. Doch es bleibt<br />
wichtig, den Verbrauch vom Fleisch der männlichen Büffel prinzipiell<br />
anzukurbeln. Mit der Gründung des Unternehmens „Büffel Bill“ vor<br />
drei Jahren verbanden Ruess und Jaser den Wunsch, einen „Beitrag zu<br />
nachhaltigem und ethischem Fleischkonsum zu leisten“. Manuel Ruess<br />
erzählt: „Die Vorbereitungsphase war langwierig. Zunächst wollten<br />
wir testen, wie das Fleisch der männlichen Tiere schmeckt und wie<br />
man die Fleischqualität zuverlässig verbessern kann. Wir suchten nach<br />
geeigneten Partnern, in Italien, aber auch auf anderen Kontinenten.<br />
Nach einigen Höhen und Tiefen sind wir schließlich fündig geworden<br />
und haben renommierte Büffelzüchter aus Italien, Argentinien und<br />
Deutschland als Exklusivpartner gewonnen. Gemeinsam mit unseren<br />
Mentoren aus der Spitzengastronomie experimentierten wir daraufhin<br />
mit unterschiedlichen Reifeverfahren und entwickelten so einen ausgeklügelten<br />
Prozess zur Veredelung unseres Büffelfleisches.“<br />
Die Prämissen von Büffel Bill: keine Antibiotika- und Hormongaben,<br />
kein Kraftfutter, eine artgerechte Aufzucht mit viel Platz zum Grasen<br />
und stressfreies Schlachten. Und bei den Partnern in Italien wird zu<br />
jedem weiblichen Tier, dessen Milch der Stoff für einen hervorragenden<br />
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