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akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
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INTRO<br />
GRENZ-DEBIL<br />
Manche Grenzen in der ach so gerne grenzenlosen Grenzregion sind<br />
erreicht – und andere werden gar ständig überschritten.<br />
Um die Region Lindau wird demnächst ein Grenzzaun errichtet –<br />
zumindest wenn es nach der bayrischen Landesregierung geht.<br />
Zur vorsorglichen Absicherung gegen drohende Flüchtlingswellen<br />
aus Österreich greift man in Bayern unter lautem Wahlkampf <br />
trommelwirbel wieder zu schärferen Grenzkontrollen. Aktionismus<br />
kommt an beim CSU-Wahlvolk. Wohlwissend ignorierend, dass<br />
die allermeisten der Refugees sowieso längst irgendwo im Balkan<br />
oder der Türkei zwangswillkommen geheißen werden. Nicht auszudenken<br />
denn auch, wenn der frischgebackene Landes-Chef Söder im<br />
September zur feierlichen Eröffnung der schicken neuen Lindauhalle<br />
herbeieilend über Zeltlager von Kriegsflüchtlingen steigen müsste. Die<br />
überlässt man dann doch lieber anderen Urlaubsregionen im Süden.<br />
Mit den stärker werdenden Grenzkontrollen macht Österreich ja gerade seine vertiefenden<br />
empirischen Erfahrungen in Tirol. Lässt sich bei populistischem Bedarf<br />
übrigens von der Brennerautobahn locker auf das Rheintal übertragen. Verstärkte<br />
Grenzkontrollen halten dann auch gleichzeitig eine besondere Spezies von<br />
Flüchtigen auf: die dem deutschen Spitzensteuersatz knapp Entronnenen.<br />
Denen macht es sowieso nur grenzwertig Spaß, im Stau mit den vielen<br />
„Schweizer Billigeinkaufstouristen“ stehen zu müssen, die vorwiegend<br />
deutsche und österreichische Discounter stürmen und die Schlangen<br />
am Zoll, die Parkplatzsuche und die Aufenthaltsqualität der grenznahen<br />
Städte insgesamt belasten. Statt edler Papiertütchen mit<br />
It-Labels werden Riesenplastikbeutel namhafter Ramschläden an<br />
der entsetzten Latte-Macchiato-Schickeria in den Straßencafés<br />
vorbeigeschoben. Fast so, als würden am feinsandigen Strand<br />
des Premiumhotels in der Südsee statt der Segel von Luxusyachten<br />
vollgestapelte Containerschiffe vorüberziehen.<br />
Apropos: Natürlich sind auch die Grenzen des Tourismus<br />
erreicht. So fabuliert der grenzüberschreitend agierende<br />
Hochschul-Thinktank „DenkRaumBodensee“ bereits über die<br />
drohende Begrenzung des Fremdenverkehrs und treibt Konstanzer<br />
und Lindauer Tourismusexperten den Angstschweiß auf<br />
die Stirn. Denn um auch den weniger akademischen Lesern<br />
der Regionalmedien den Ernst der Lage und damit auch die<br />
Grundlage der teuren Studie zu verdeutlichen, muss die unerwartet<br />
forsche These herhalten, dass gerade in diesen Städten<br />
„die Grenzen des Wachstums spürbar werden und die Akzeptanz<br />
von Tourismusprojekten bei den Bewohnern schwindet“.<br />
Nein?! Gerade in den zwei Grenz- und Inselstädten?! Getragen<br />
wird der grenzenlose Thinktank von der Universität St.Gallen,<br />
der Universität Konstanz, der Zeppelin Universität, der DHBW<br />
Ravensburg, dem Liechtenstein Institut und dem Vorarl berger<br />
Architekturinstitut sowie der Internationalen Bodensee<br />
Hochschule.<br />
Richtig<br />
schön<br />
einkaufen<br />
In Konstanz<br />
Friedrichshafen<br />
Allensbach<br />
Gottmadingen<br />
Hilzingen<br />
und Mengen<br />
Was die Frage aufwirft, ob vielerorts nicht auch beim Wachstum<br />
von Hochschulbauten die Grenzen bereits schmerzlich<br />
spürbar sind?<br />
MARKUS HOTZ<br />
HERAUSGEBER<br />
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www.<strong>akzent</strong>-magazin.com<br />
www.edeka-baur.de<br />
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