TOPFIT September 2018
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Diagnose & Therapie<br />
11<br />
Krankenhaus Barmherzige Brüder München<br />
Interdisziplinäre Therapie im<br />
zertifizierten Leberkrebszentrum<br />
Ob es gelingt, einen bösartigen Tumor oder Metastasen in der Leber erfolgreich zu behandeln, hängt von verschiedenen<br />
Faktoren ab. Am besten sind die Aussichten, wenn der Leberkrebs früh erkannt wird und eine operative<br />
Entfernung des Tumors noch möglich ist. Doch selbst wenn nicht mehr operiert werden kann, kann die Lebenszeit<br />
heute mithilfe von örtlichen Verfahren der interventionellen Radiologie deutlich verlängert werden.<br />
Von Dr. Nicole Schaenzler<br />
Fotos: © Krankenhaus Barmherzige Brüder München<br />
Lange Zeit gehörte Leberkrebs zu den relativ<br />
seltenen Krebserkrankungen. Inzwischen erkranken<br />
jedoch allein in Deutschland mehr als<br />
9000 Menschen jedes Jahr neu an dieser Tumorerkrankung<br />
– davon zwei Drittel Männer und<br />
ein Drittel Frauen. Damit hat sich die Zahl der<br />
Neuerkrankungen in den letzten 35 Jahren weltweit<br />
verdoppelt.<br />
Wenn von »Leberkrebs« die Rede ist, ist meist<br />
das Leberzellkarzinom (Hepatozelluläres Karzinom,<br />
HCC) gemeint. Hierbei geht die bösartige<br />
Erkrankung von den Leberzellen aus. Aus<br />
den Zellen der Gallengänge in der Leber kann<br />
sich ebenfalls ein bösartiger Tumor entwickeln,<br />
dann sprechen die Ärzte von einem cholangiozellulären<br />
Karzinom, kurz CCC. Die mit Abstand<br />
häufigsten Lebertumoren sind jedoch<br />
nicht die Tumoren, die sich direkt aus dem Lebergewebe<br />
entwickeln, sondern die Lebermetastasen.<br />
Sie entstehen, wenn sich Krebszellen von<br />
bösartigen Tumoren in einem anderen Organ<br />
ablösen und in der Leber ansiedeln. »So gesehen<br />
sind Lebermetastasen kein Leberkrebs im engeren<br />
Sinn, dennoch können sie genauso verheerende<br />
Folgen haben wie das Leberzellkarzinom,<br />
wenn sie nicht rechtzeitig entdeckt und entfernt<br />
werden«, erklärt Prof. Christian Rust, Chefarzt<br />
der Klinik für Innere Medizin I, Gastroenterologie,<br />
Hepatologie, Onkologie und Allgemeine<br />
Innere Medizin und Leiter des Leberkrebszentrums<br />
am Krankenhaus Barmherzige Brüder<br />
München.<br />
Die eine Therapie gibt es nicht!<br />
Eine bösartige Tumorerkrankung der Leber ist<br />
eine sehr komplexe Erkrankung, die am besten<br />
in einem spezialisierten Zentrum behandelt<br />
wird. Denn welche Therapie im Einzelfall zum<br />
Einsatz kommt, hängt von vielen Faktoren ab:<br />
Liegt auch eine Leberzirrhose vor? Handelt es<br />
sich um einen Tumor oder um mehrere Herde?<br />
Liegt der Tumor an einer kritischen Stelle? Aber<br />
auch: Wie stark ist die Leberfunktion bereits beeinträchtigt,<br />
wie ist der Allgemeinzustand des<br />
Patienten? »Um diese Fragen zu klären, müssen<br />
alle Spezialisten mit eingebunden sein«, betont<br />
Priv.-Doz. Dr. Johann Spatz, Chefarzt der Klinik<br />
für Viszeralchirurgie und stellvertretender Leiter<br />
des Leberkrebszentrums.<br />
Im Leberkrebszentrum am Krankenhaus Barmherzige<br />
Brüder München, das gerade erfolgreich<br />
von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert<br />
wurde (siehe Seite 12), wird die Therapieentscheidung<br />
für jeden einzelnen Patienten<br />
deshalb grundsätzlich interdisziplinär im Rahmen<br />
von Tumorboards getroffen: Chirurgen,<br />
Onkologen, Gastroenterologen, Radiologen, Pathologen<br />
und Strahlentherapeuten sind immer<br />
anwesend, um ihre Expertise einzubringen. Und<br />
auch während der Behandlung tauschen sich die<br />
Ärzte regelmäßig aus, um den eingeschlagenen<br />
Therapieweg immer wieder einer kritischen<br />
Überprüfung zu unterziehen. »Das Tumorboard<br />
bietet den optimalen Rahmen, um auch<br />
in Grenzbereichen der Machbarkeit die Therapiestrategie<br />
sinnvoll und realistisch zu planen«,<br />
ergänzt der Chefarzt der Klinik für Diagnostische<br />
und Interventionelle Radiologie Priv.-Doz.<br />
Dr. Tobias Jakobs.<br />
<strong>TOPFIT</strong> 3 / <strong>2018</strong>