TOPFIT September 2018
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26 Rat und Hilfe aus der Apotheke<br />
Von Bärlauch bis zu Teebaumöl<br />
Pflanzen mit<br />
antibiotischer Wirkung<br />
Arzneipflanzen, die eine antibiotische, d. h. keimabtötende Wirkung besitzen,<br />
können in vielen Fällen eine sinnvolle Alternative zu den synthetisch hergestellten<br />
Antibiotika sein. Speziell bei Atemwegs- und Harnwegsinfekten,<br />
Magen-Darm-Beschwerden und Hauterkrankungen setzt selbst die Schulmedizin<br />
immer häufiger erst einmal auf eine Behandlung mit pflanzlichen<br />
Antibiotika.<br />
Der stark duftende Lippenblütler wird seit mehr<br />
als 4000 Jahren als Gewürz- und Arzneipflanze<br />
genutzt. Verwendet wird das Kraut, das aus den<br />
getrockneten Laubblättern und Blüten des Thymians<br />
besteht. Die wichtigsten Inhaltsstoffe der<br />
Pflanze sind ätherische Öle und deren Bestandteile<br />
Carvcacrol und Thymol – auf sie geht die<br />
erfolgreiche Anwendung von Thymian bei Erkrankungen<br />
der Atemwege zurück, insbesondere,<br />
wenn sie sie mit einem festsitzenden Schleim<br />
in den Atemwegen einhergehen. Als pflanzliches<br />
Antibiotikum wird es einerseits zur äußerlichen<br />
Anwendung bei Akne eingesetzt, andererseits<br />
hat es sich zur innerlichen Begleitbehandlung<br />
bei einer Mandelentzündung oder als<br />
Gurgellösung bei Mundschleimhautentzündungen<br />
bewährt. Untersuchungen legen nahe, dass<br />
die keimabtötende Wirkung von Thymian speziell<br />
gegen Streptococcus pyogenes eingesetzt<br />
werden kann; diese Bakterien können eine Mandelentzündung<br />
hervorrufen.<br />
Wirkung: schleimlösend und auswurffördernd,<br />
entzündungshemmend, krampflösend,<br />
schweißtreibend, schmerzstillend, hemmt die<br />
Vermehrung von Viren, stärkt die Abwehrkräfte<br />
und fördert die Verdauung<br />
Darreichungsform: Tee, standardisierter Extrakt<br />
als Tinktur, Tropfen, Saft (z. B. Schoenenberger®<br />
Naturreiner Heilpflanzensaft Thymian,<br />
Tussamag® Hustensaft N, Bionorica® Bronchipret®),<br />
Kapseln, Tabletten, Pastillen (z. B. Sinuforton®,<br />
Bionorica® Bronchipret® TP, Bronchicum®),<br />
Salbe (z. B. Bronchoforton® Salbe), Erkältungsbad<br />
oder Körperöl<br />
Anwendung: bei (fieberhaften) Atemwegsinfekten,<br />
(Reiz-)Husten, Bronchitis und generell<br />
bei festsitzendem Schleim in den Atemwegen,<br />
bei Mundschleimhaut- und Zahnfleischentzündungen,<br />
zur äußerlichen Behandlung von bakteriellen<br />
Hauterkrankungen wie Akne<br />
Cranberry Vaccinium macrocarpon<br />
Von Dr. Nina Schreiber<br />
Fotos: © olympus E5 / Adobe Stock (Thymian); Dirk Maus / pixelio.de (Kamille): w.r. wagner / pixelio.de (Cranberry)<br />
Die Entstehung und Ausbreitung von Resistenzen<br />
gegen Antibiotika hat sich weltweit<br />
zu einem gravierenden Problem entwickelt: Inzwischen<br />
wird es immer schwerer, bakterielle<br />
Infektionskrankheiten effektiv zu behandeln.<br />
Ursachen sind vor allem der unbedachte Einsatz<br />
in der Vergangenheit sowie die massenhafte<br />
Verwendung von Antibiotika in der Tierzucht.<br />
Auch eine falsche Anwendung kann schuld sein,<br />
etwa dass eine Antibiotikatherapie zu früh beendet<br />
wird, zu niedrig dosiert ist oder die Einnahme<br />
unregelmäßig erfolgt. Fakt ist: Mit jeder<br />
Einnahme eines Antibiotikums kann die Anzahl<br />
der resistenten Keime in unserem Körper<br />
ansteigen, d. h. die Bakterien verändern sich so,<br />
dass das Antibiotikum nicht mehr wirksam ist.<br />
Auf die Natur setzen<br />
Im Moment sieht es ganz danach aus, als ob<br />
die Resistenzen von Bakterienstämmen sogar<br />
schneller zunehmen als neue wirksame Antibiotika<br />
entwickelt werden können. Deshalb plädieren<br />
immer mehr Mediziner dafür, bei unkomplizierten,<br />
mild verlaufenden Infektionen auf<br />
die antibakteriellen Heilkräfte der Natur zu setzen.<br />
Tatsächlich gibt es eine Reihe von Pflanzen,<br />
denen eine keimabtötende – also antibiotische<br />
– Wirkung zugesprochen wird. Diese geht vor<br />
allem auf die natürlichen antibakteriellen Stoffe<br />
zurück, mit denen die Pflanzen sich selbst vor<br />
Mikroben schützen – ein Plus gegenüber den<br />
synthetisch hergestellten Antibiotika. Ein weiterer<br />
wesentlicher Vorteil der pflanzlichen Antibiotika<br />
ist, dass viele von ihnen auch gegen Viren<br />
wirken. Vor allem aber fördern sie nicht die<br />
Resistenzbildung!<br />
Pflanzliche Antibiotika sind in den Apotheken<br />
als standardisierte Extrakte, z. B. in Form von<br />
Tabletten, Tinkturen, Granulat, Tee oder Salben<br />
erhältlich. Bei diesen Produkten ist sichergestellt,<br />
dass sie die Wirkstoffe auch in der arzneilich<br />
wirksamen Konzentration enthalten.<br />
Thymian Thymus vulgaris l.<br />
Sie ist eine Heilpflanze aus der Familie der Heidekrautgewächse.<br />
Die natürlichen Verbreitungsgebiete<br />
der kleinen roten Beeren sind Nordamerika<br />
und Kanada. Inzwischen werden sie jedoch<br />
vor allem in den USA auf riesigen Plantagen gezüchtet.<br />
Die Cranberry zeichnet sich nicht nur<br />
durch einen hohen Gehalt an Vitaminen (vor<br />
allem Vitamin C) aus, sondern sie enthält auch<br />
viele Proanthocyanidine. Diese Substanzen verhindern,<br />
dass sich Bakterien an den Schleimhäuten<br />
von Blase und Harnröhre festsetzen.<br />
Dank der Flavonoide wirkt die Cranberry zudem<br />
als Antioxidans. Wer Nierensteine hat oder<br />
dazu neigt, sollte keine Cranberries einnehmen,<br />
da diese Oxalsäure enthalten.<br />
Wirkung: antibakteriell, fängt freie Radikale,<br />
harntreibend<br />
Darreichungsform: standardisierter Saft/<br />
Frisch pflanzenpresssaft (z. B. Avitale Cranberry-Saft,<br />
Rabenhorst Cranberry Direktsaft), Tee,<br />
Kapseln (z. B. Cystorenal®Cranberry plus, manako®<br />
Cranberry VegiCaps), Kautabletten (z. B.<br />
Cranberola Probiotic Kautabletten)<br />
Anwendung: zur Vorbeugung und Behandlung<br />
von Harnwegsinfekten und speziell von<br />
chronischen Blasenentzündungen<br />
Kamille Matricaria recutia<br />
Sie ist ein berühmter Vertreter der Korbblütler<br />
und eine der ältesten bekannten Heilpflanzen<br />
überhaupt. Vor allem die Blüten weisen einen<br />
hohen Gehalt an ätherischen Ölen (z. B. Chama-<br />
<strong>TOPFIT</strong> 3 / <strong>2018</strong>