TOPFIT September 2018
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6 Thema aktuell<br />
Oktober ist<br />
Brustkrebsmonat<br />
Seit 1991 wird der Oktober weltweit<br />
jedes Jahr zum Brustkrebsmonat<br />
ausgerufen. Ziel der zahlreichen<br />
Aktionen ist es, aufzuklären, zu informieren<br />
und Solidarität mit den<br />
Betroffenen zu bekunden. Dabei<br />
geht es auch darum, das Bewusstsein<br />
zu schärfen, dass das Thema<br />
letztlich jede Frau angeht. So empfiehlt<br />
z. B. die Deutsche Krebsgesellschaft<br />
anlässlich des Brustkrebsmonats<br />
einmal mehr, regelmäßig<br />
an der Brustkrebs-Früherkennung<br />
teilzunehmen.<br />
ßer Bedeutung: »Kennen wir die Tumorbiologie,<br />
können wir der Patientin eine maßgeschneiderte<br />
Therapie anbieten«, erklärt Prof. Harbeck.<br />
Zielgerichtet gegen den Tumor<br />
Für diese maßgeschneiderte Therapie steht inzwischen<br />
eine Reihe von wirksamen Medikamenten<br />
zur Verfügung, mit denen auch Metastasen<br />
immer zielgenauer behandelt werden können.<br />
Beispielsweise zielt die Antihormontherapie<br />
darauf ab, die Bildung oder Wirkung vor<br />
allem von Östrogenen zu blockieren, um so das<br />
Wachstum eines hormonempfindlichen Tumors<br />
zu stoppen. Demgegenüber sind Antikörpertherapien,<br />
die sich gegen HER2-Rezeptoren richten,<br />
vor allem für Patientinnen mit einem HER2-positiven<br />
Tumor eine Therapieoption. Aber auch<br />
eine Kombination von mehreren zielgerichteten<br />
Medikamenten ist möglich – je nachdem, welche<br />
Strategie den bestmöglichen Therapieeffekt und<br />
damit ein möglichst langes Überleben und eine<br />
gute Lebensqualität verspricht.<br />
Gut aufgehoben in einem<br />
zertifizierten Brustzentrum<br />
Trotz stetiger Fortschritte in der Therapie – ein<br />
metastasierter Brustkrebs (wie auch ein erstdiagnostizierter<br />
Brustkrebs, der noch nicht gestreut<br />
hat) ist eine sehr komplexe Erkrankung, deren<br />
Behandlung unbedingt Spezialisten vorbehalten<br />
bleiben sollte. Die Entscheidung, wo sich die Patientin<br />
behandeln lässt, ist deshalb mindestens<br />
ebenso wichtig wie die Frage, wie sie behandelt<br />
wird. Die Deutsche Krebsgesellschaft empfiehlt<br />
ein zertifiziertes Brustzentrum als Anlaufstelle,<br />
wo hochqualifizierte Ärzte verschiedener Fach-<br />
Jede Frau sollte einmal im Monat<br />
ihre Brust selbst untersuchen — und<br />
bei einer Auffälligkeit einen Termin<br />
beim Frauenarzt vereinbaren.<br />
Den einen Brustkrebs gibt<br />
es nicht<br />
Es gibt verschiedene Brustkrebsarten,<br />
die sich durch spezifische zellbiologische<br />
Merkmale voneinander<br />
unterscheiden:<br />
• Der mit Abstand größte Anteil<br />
(etwa 70 Prozent) macht jener<br />
Brustkrebstyp aus, der durch das<br />
weibliche Geschlechtshormon Östrogen<br />
stimuliert wird und damit<br />
zu den hormonsensiblen Tumoren<br />
gehört.<br />
• Demgegenüber lässt sich bei ungefähr<br />
15 Prozent der Brustkrebspatientinnen<br />
in Gewebeproben<br />
ei ne erhöhte Konzentration des<br />
Wachstumsfaktor-Rezeptors HER2<br />
nachweisen.<br />
• Zudem gibt es Tumoren, die weder<br />
Rezeptoren für Hormone noch<br />
für Wachstumsfaktoren auf ihrer<br />
Zelloberfläche haben. Dieser Typ<br />
(»dreifach negativ«) gilt als besonders<br />
aggressiv und kann schon gestreut<br />
haben, obwohl der Tumor bei<br />
Diagnosestellung nur wenige Millimeter<br />
groß ist.<br />
Metastasen) entlegenere Körperbereiche wie die<br />
Knochen (allen voran die Wirbelsäule), die Lunge,<br />
die Leber oder das Gehirn. Auch in Bauchfell,<br />
Milz und in Lymphknoten außerhalb der<br />
Brustregion lassen sich mitunter Fernmetastasen<br />
finden.<br />
Längst nicht immer sind die zellbiologischen<br />
Merkmale einer Metastase mit denen des ursprünglichen<br />
Tumors identisch. Deshalb wird,<br />
wenn möglich, vor Festlegung der Therapiestrategie<br />
eine feingewebliche Untersuchung der Metastasen<br />
durchgeführt. Hierfür wird etwas Gewebematerial<br />
aus der Metastase entnommen,<br />
das dann molekularbiologisch analysiert wird.<br />
Die biologische Charakterisierung der Metastasen<br />
ist für die Therapieentscheidung von grorichtungen<br />
Hand in Hand zusammenarbeiten,<br />
um gemäß dem aktuellen Stand der Wissenschaft<br />
für jede Patientin die individuell beste<br />
Therapie zu finden. Neben der hohen fachlichen<br />
Expertise, dem interdisziplinären Ansatz und<br />
der strukturierten Zusammenarbeit der Ärzte<br />
an den Schnittstellen Diagnostik, individuelle<br />
Planung, Umsetzung, Verlaufskontrolle und<br />
Anpassung der Therapiestrategie bietet ein zertifiziertes<br />
Brustzentrum für Patientinnen mit<br />
metastasiertem Brustkrebs viele weitere Vorteile.<br />
So sind z. B . Konferenzen des molekularen<br />
Tumorboards feste Bestandteile des Betreuungskonzepts,<br />
wo von einem interdisziplinären<br />
Ärzteteam auf der Basis der molekulardiagnostischen<br />
Tumorbefunde passgenaue Therapiekonzepte<br />
erörtert und festgelegt werden. Ein<br />
weiteres Plus ist die Möglichkeit, an klinischen<br />
Studien teilzunehmen. Dadurch bietet sich die<br />
Chance, zeitnah von einer vielversprechenden<br />
neuen Behandlung zu profitieren, deren Zulassung<br />
und Etablierung als Standardtherapie womöglich<br />
noch Monate dauern wird. »Der behandelnde<br />
Arzt sollte seine Patientinnen grundsätzlich<br />
über mögliche Studien informieren und sie<br />
gegebenenfalls entsprechend weitervermitteln«,<br />
empfiehlt Prof. Harbeck.<br />
Illustration: © creative_jen / Adobe Stock<br />
<strong>TOPFIT</strong> 3 / <strong>2018</strong>