TOPFIT September 2018
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Diagnose & Therapie<br />
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möglich, da die Leber keine Reserven<br />
mehr hat und schon die Narkose zu einer<br />
völligen Dekompensation führen kann.<br />
Bislang gibt es für Patienten, bei denen<br />
der Tumor weder operiert noch lokal<br />
zerstört werden kann, auch keine überzeugende<br />
medikamentöse Alternative.<br />
Dies könnte sich in den nächsten Jahren<br />
ändern, denn es sind einige vielversprechende<br />
Wirkstoffe in der Erprobung.<br />
Das Leberkrebs zentrum bietet zur Ent -<br />
fernung des Tumors sämtliche leberchirurgischen<br />
Verfahren an, wie sie<br />
auch in Universitätskliniken zum Einsatz<br />
kommen. Welche sind das im Einzelnen?<br />
PD Dr. Spatz: Goldstandard ist nach wie<br />
vor die offene Chirurgie. Aber es lassen<br />
sich heute auch viele Tumore mithilfe<br />
der laparoskopischen, also der minimalinvasiven<br />
Technik, erfolgreich entfernen.<br />
Diese Vorgehensweise ist für die Patienten<br />
schonender, und auch die Rekonvaleszenz<br />
ist kürzer als bei einer offenen<br />
Operation. Aus diesem Grund profitieren<br />
auch und gerade Patienten von einer<br />
laparoskopisch durchgeführten Leberresektion,<br />
die gleichzeitig eine Leberzirrhose<br />
haben und für die eine offene<br />
Operation deshalb ein zu hohes Dekompensationsrisiko<br />
bedeuten würde. Ob<br />
der Eingriff im Einzelfall angezeigt ist,<br />
muss vorab sehr sorgfältig im Tumorboard<br />
abgeklärt werden.<br />
Herr PD Dr. Jakobs, welche Behandlungsmöglichkeiten<br />
gibt es, wenn nicht<br />
mehr operiert werden kann?<br />
PD Dr. Jakobs: Dann steht uns z. B. mit<br />
der Thermoablation eine bewährte minimal-invasive<br />
Methode zur Verfügung,<br />
mit der der Tumor oder die Tumorherde<br />
mittels Mikrowelle verkocht werden können.<br />
Dabei handelt es sich um ein gewebeschonendes<br />
Verfahren, das zielgenau<br />
den Tumor bekämpft, das umliegende<br />
Gewebe jedoch weitgehend verschont.<br />
Ein weiterer Vorteil ist, dass eine Thermoablation<br />
wiederholt werden kann.<br />
Dies ist vor allem für Leberkrebspatienten<br />
von Bedeutung, die gleichzeitig eine<br />
Leberzirrhose haben und deshalb immer<br />
damit rechnen müssen, dass sich erneut<br />
Tumore in der Leber bilden.<br />
Gibt es Gründe, die gegen eine<br />
Thermoablation sprechen können?<br />
PD Dr. Jakobs: Ein Grund kann z. B. die<br />
Größe des Tumors sein. Ist sein Durchmesser<br />
größer als drei bis fünf Zentimeter,<br />
spricht dies häufig gegen die Durchführung<br />
einer Thermoablation. In vielen<br />
Fällen haben wir jedoch die Möglichkeit,<br />
den Tumor mithilfe der Chemoembolisation<br />
vorab gezielt zu verkleinern und<br />
von der Blutversorgung abzuschneiden,<br />
sodass eine Thermoablation — mitunter<br />
sogar ein chirurgischer Eingriff — wieder<br />
in Betracht gezogen werden kann.<br />
Wir führen die Chemoembolisation<br />
mit sogenannten »Drug Eluting Beads«<br />
durch.<br />
Was ist unter einer solchen<br />
Chemoembolisation zu verstehen?<br />
PD Dr. Jakobs: Bei einer Chemoembolisation<br />
werden die Prinzipien der regionalen<br />
Chemotherapie mit denen einer<br />
Embolisation kombiniert. Embolisation<br />
bedeutet, dass der Tumor von der Blutversorgung<br />
abgeschnitten wird, indem<br />
die tumorversorgenden Arterien durch<br />
Millionen kleinster Mikropartikel (Beads)<br />
blockiert werden; hierfür setzen wir<br />
»Drug Eluting Beads« ein. Zudem sind<br />
diese Mikropartikel mit einem Zytostatikum<br />
beladen, das langsam über mehrere<br />
Tage (»drug eluting«) lokal in hoher<br />
Konzentration direkt in den Tumor abgegeben<br />
wird.<br />
Welchen Vorteil bietet das Verfahren?<br />
PD Dr. Jakobs: Der wichtigste Vorteil<br />
dieser Methode ist eine um ein Vielfaches<br />
erhöhte Konzentration der Chemotherapie<br />
im Tumor selbst, ohne dass<br />
ausgeprägte Nebenwirkungen zu erwarten<br />
sind: Im Blutkreislauf ist die Chemotherapie-Substanz<br />
so gut wie nicht nachweisbar.<br />
Damit ist das Verfahren sehr gut<br />
verträglich.<br />
Zu den Personen<br />
Fotos: © Krankenhaus Barmherzige Brüder München (Claudia Rehm)<br />
Das Team des interdisziplinären <br />
Leberkrebszentrums am Krankenhaus<br />
Barmherzige Brüder (v.l.): Chirurgie<br />
Oberarzt Dr. Alexander Gratz, Chefarzt<br />
der Klinik für Viszeralchirurgie und<br />
stellvertretender Leiter des Leberkrebszentrums<br />
Priv.-Doz. Dr. Johann Spatz,<br />
Oberärztin Innere Medizin I Dr. Stefanie<br />
Surwald, Chefarzt der Klinik für Innere<br />
Medizin I und Leiter des Leberkrebszentrums<br />
Prof. Dr. Christian Rust und<br />
Chefarzt der Klinik für Diagnostische<br />
und Interventionelle Radiologie Priv.-<br />
Doz. Dr. Tobias Jakobs.<br />
Nähere Infos:<br />
www.barmherzige-muenchen.de<br />
<strong>TOPFIT</strong> 3 / <strong>2018</strong>