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TOPFIT September 2018

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Diagnose & Therapie<br />

13<br />

möglich, da die Leber keine Reserven<br />

mehr hat und schon die Narkose zu einer<br />

völligen Dekompensation führen kann.<br />

Bislang gibt es für Patienten, bei denen<br />

der Tumor weder operiert noch lokal<br />

zerstört werden kann, auch keine überzeugende<br />

medikamentöse Alternative.<br />

Dies könnte sich in den nächsten Jahren<br />

ändern, denn es sind einige vielversprechende<br />

Wirkstoffe in der Erprobung.<br />

Das Leberkrebs zentrum bietet zur Ent -<br />

fernung des Tumors sämtliche leberchirurgischen<br />

Verfahren an, wie sie<br />

auch in Universitätskliniken zum Einsatz<br />

kommen. Welche sind das im Einzelnen?<br />

PD Dr. Spatz: Goldstandard ist nach wie<br />

vor die offene Chirurgie. Aber es lassen<br />

sich heute auch viele Tumore mithilfe<br />

der laparoskopischen, also der minimalinvasiven<br />

Technik, erfolgreich entfernen.<br />

Diese Vorgehensweise ist für die Patienten<br />

schonender, und auch die Rekonvaleszenz<br />

ist kürzer als bei einer offenen<br />

Operation. Aus diesem Grund profitieren<br />

auch und gerade Patienten von einer<br />

laparoskopisch durchgeführten Leberresektion,<br />

die gleichzeitig eine Leberzirrhose<br />

haben und für die eine offene<br />

Operation deshalb ein zu hohes Dekompensationsrisiko<br />

bedeuten würde. Ob<br />

der Eingriff im Einzelfall angezeigt ist,<br />

muss vorab sehr sorgfältig im Tumorboard<br />

abgeklärt werden.<br />

Herr PD Dr. Jakobs, welche Behandlungsmöglichkeiten<br />

gibt es, wenn nicht<br />

mehr operiert werden kann?<br />

PD Dr. Jakobs: Dann steht uns z. B. mit<br />

der Thermoablation eine bewährte minimal-invasive<br />

Methode zur Verfügung,<br />

mit der der Tumor oder die Tumorherde<br />

mittels Mikrowelle verkocht werden können.<br />

Dabei handelt es sich um ein gewebeschonendes<br />

Verfahren, das zielgenau<br />

den Tumor bekämpft, das umliegende<br />

Gewebe jedoch weitgehend verschont.<br />

Ein weiterer Vorteil ist, dass eine Thermoablation<br />

wiederholt werden kann.<br />

Dies ist vor allem für Leberkrebspatienten<br />

von Bedeutung, die gleichzeitig eine<br />

Leberzirrhose haben und deshalb immer<br />

damit rechnen müssen, dass sich erneut<br />

Tumore in der Leber bilden.<br />

Gibt es Gründe, die gegen eine<br />

Thermoablation sprechen können?<br />

PD Dr. Jakobs: Ein Grund kann z. B. die<br />

Größe des Tumors sein. Ist sein Durchmesser<br />

größer als drei bis fünf Zentimeter,<br />

spricht dies häufig gegen die Durchführung<br />

einer Thermoablation. In vielen<br />

Fällen haben wir jedoch die Möglichkeit,<br />

den Tumor mithilfe der Chemoembolisation<br />

vorab gezielt zu verkleinern und<br />

von der Blutversorgung abzuschneiden,<br />

sodass eine Thermoablation — mitunter<br />

sogar ein chirurgischer Eingriff — wieder<br />

in Betracht gezogen werden kann.<br />

Wir führen die Chemoembolisation<br />

mit sogenannten »Drug Eluting Beads«<br />

durch.<br />

Was ist unter einer solchen<br />

Chemoembolisation zu verstehen?<br />

PD Dr. Jakobs: Bei einer Chemoembolisation<br />

werden die Prinzipien der regionalen<br />

Chemotherapie mit denen einer<br />

Embolisation kombiniert. Embolisation<br />

bedeutet, dass der Tumor von der Blutversorgung<br />

abgeschnitten wird, indem<br />

die tumorversorgenden Arterien durch<br />

Millionen kleinster Mikropartikel (Beads)<br />

blockiert werden; hierfür setzen wir<br />

»Drug Eluting Beads« ein. Zudem sind<br />

diese Mikropartikel mit einem Zytostatikum<br />

beladen, das langsam über mehrere<br />

Tage (»drug eluting«) lokal in hoher<br />

Konzentration direkt in den Tumor abgegeben<br />

wird.<br />

Welchen Vorteil bietet das Verfahren?<br />

PD Dr. Jakobs: Der wichtigste Vorteil<br />

dieser Methode ist eine um ein Vielfaches<br />

erhöhte Konzentration der Chemotherapie<br />

im Tumor selbst, ohne dass<br />

ausgeprägte Nebenwirkungen zu erwarten<br />

sind: Im Blutkreislauf ist die Chemotherapie-Substanz<br />

so gut wie nicht nachweisbar.<br />

Damit ist das Verfahren sehr gut<br />

verträglich.<br />

Zu den Personen<br />

Fotos: © Krankenhaus Barmherzige Brüder München (Claudia Rehm)<br />

Das Team des interdisziplinären ​<br />

Leberkrebszentrums am Krankenhaus<br />

Barmherzige Brüder (v.l.): Chirurgie<br />

Oberarzt Dr. Alexander Gratz, Chefarzt<br />

der Klinik für Viszeralchirurgie und<br />

stellvertretender Leiter des Leberkrebszentrums<br />

Priv.-Doz. Dr. Johann Spatz,<br />

Oberärztin Innere Medizin I Dr. Stefanie<br />

Surwald, Chefarzt der Klinik für Innere<br />

Medizin I und Leiter des Leberkrebszentrums<br />

Prof. Dr. Christian Rust und<br />

Chefarzt der Klinik für Diagnostische<br />

und Interventionelle Radiologie Priv.-<br />

Doz. Dr. Tobias Jakobs.<br />

Nähere Infos:<br />

www.barmherzige-muenchen.de<br />

<strong>TOPFIT</strong> 3 / <strong>2018</strong>

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