Calluna Herbst 2018

GARTENGESCHICHTEN
KÜRBISSE FÜR
KIRCHE
UND KÜCHE
Die Riesen aus dem Klostergarten
MARION KORTH / Text // INKA LYKKA KORTH / Fotos
Schon von Weitem, beim Blick über den Gartenzaun,
leuchtet es orange aus einem Beet heraus.
Beinah über Nacht hat der Mehltau fast alle
Blätter der Pflanzen dahingerafft, so dass nun in
voller Pracht zu sehen ist, was zuvor im Verborgenen
wuchs: riesengroße Kürbisse. Fast scheint es, als läge hier
im Sonnenschein die Wiedergutmachung für das vorangegangene
Jahr. »Da haben wir tatsächlich keinen einzigen
Kürbis gehabt und ich musste zum ersten Mal
einen kaufen«, sagt Susanne Jäger, seit neun Jahren Äbtissin
im Kloster Isenhagen. »Wir essen Kürbisgemüse
und Kürbissuppe alle unheimlich gern«, verrät sie. Kürbis
ist auch die Hauptzutat der so genannten Pilgersuppe,
die der Frauengruppe, die jedes Jahr ihre Wanderung von
Kloster zu Kloster in Isenhagen abschließt, zur Stärkung
gereicht wird. Außerdem ist ein Erntedankgottesdienst,
in der Klosterkirche wird er traditionell am letzten Sonntag
im September gefeiert, ohne Kürbisse in der Kirche
undenkbar.
Längst abgeräumt ist das Beet, auf dem die viel kleineren
Hokkaidos gewachsen sind – auch sie in diesem
Sommer so zahlreich wie selten zuvor. 60 Hokaidos insgesamt,
zu viele, um sie alle selbst zu essen oder zu lagern,
etliche wurden deshalb verschenkt. •••
Schöner Kontrast im Klostergarten: vorne der orangegelbe Kürbis und dahinter
das violett blühende Eisenkraut, das gern von Hummeln besucht wird.
Carla257/pixelio.de
HERBST 2018 I Calluna 35