Calluna Herbst 2018
Das Vier-Jahreszeiten-Magazin der Südheide, Ausgabe Herbst 2018
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Heilkräftiges für den <strong>Herbst</strong><br />
Spitzwegerich und Wegwarte haben es in sich<br />
12<br />
REGINA KRÖGER<br />
Im Hinblick auf <strong>Herbst</strong> und Winter<br />
empfiehlt es sich, besonders nach<br />
diesen zwei heilkräftigen Wildkräutern<br />
am Wegesrand Ausschau zu<br />
halten: Spitzwegerich und Gewöhnliche<br />
Wegwarte.<br />
Spitzwegerich (Plantago lanceolata)<br />
Plantago ist von der lateinischen Bezeichnung<br />
planta (Fußsohle abgeleitet, denn<br />
aus Überlieferungen wissen wir, dass der<br />
Wegerich schon die römischen Legionäre<br />
auf ihrem Marsch über die Alpen »fußlindernd«<br />
begleitet hat.<br />
Der Spitzwegerich, der 2014 Arzneipflanze<br />
des Jahres war, ist eine der ältesten<br />
Heilpflanzen überhaupt. In der<br />
Erfahrungsheilkunde war das Kraut beinahe<br />
weltweit die meistverwendetet Arznei<br />
zur Wundversorgung. Die Ärzte<br />
wussten bereits damals um seine entzündungshemmende<br />
und beruhigende Wirkung<br />
auf Wunden.<br />
Zu finden ist der Spitzwegerich auf<br />
Wiesen und im ungedüngten Kulturland<br />
– sehr zum Ärger mancher Gärtner. Doch<br />
seine Heilwirkung ist unschlagbar. Wer es<br />
Bis in den <strong>Herbst</strong> hinein lassen sich auf Wiesen<br />
und an Wegrändern die Blätter des Spitzwegerichs<br />
ernten.<br />
Foto: Inka Lykka Korth<br />
einmal nach einem juckenden Insektenstich<br />
mit Auflegen eines zwischen den<br />
Fingern zerriebenen Blattes versucht hat,<br />
weiß, wie gut die reizlindernde Wirkung<br />
des Spitzwegerich anschlägt. Selbst Hildegard<br />
von Bingen empfahl den Saft zur<br />
Behandlung von Insektenstichen.<br />
Wissenschaftlich erwiesen ist die innere<br />
Anwendung der Blätter bei Katarrhen<br />
der Atemwege und die äußerliche<br />
Anwendung gegen Hautreizungen und<br />
Schleimhautentzündungen im Mundund<br />
Rachenraum.<br />
Der Spitz- wie auch der Breitwegerich<br />
enthalten dieselben Wirkstoffe: Bitterstoffe<br />
zur Entlastung und Aktivierung des<br />
Leber-Gallesystems sowie Acubin, das<br />
antibiotisch und damit bakterienvernichtend<br />
wird. Weitere wirksame Inhaltsstoffe<br />
sind Lab-Enzyme gegen Magenbeschwerden,<br />
Mineralien, ätherische<br />
Öle, Kalzium- und Kieselsalze,<br />
Vitamin C, Gerbstoffe und Schleimstoffe.<br />
Der Spitzwegerich ist das beste Hustenmittel<br />
überhaupt, da er bei lästigem anhaltendem<br />
Reizhusten Linderung<br />
verschafft. Die enthaltenen Schleimstoffe<br />
wirken reizmildernd. Die vorhandenen<br />
Gerbstoffe wirken zusammenziehend,<br />
somit wird den Bakterien ihr Nährboden<br />
entzogen.<br />
Die hervorragenden Eigenschaften des<br />
Spitzwegerichs können vom Frühjahr bis<br />
spät in den <strong>Herbst</strong> hinein genutzt werden,<br />
da er unermüdlich wächst und<br />
immer wieder neue zarte frische Blätter<br />
hervorbringt, die geerntet werden können.<br />
Die klein geschnittenen jungen Blätter<br />
verfeinern einen Salat oder werden<br />
kurz in Butter geschwenkt, um ein Kartoffelgericht<br />
aufzuwerten. Ein grüner Smoothie<br />
erhält durch die Vitalstoffe des<br />
Spitzwegerichs eine besondere Nährstoffvielfalt.<br />
Als Tee aus zwei bis drei Teelöffeln frischen<br />
Blättern aufgegossen mit ¼ Liter<br />
kochendem Wasser oder im Winter aus<br />
zwei Teelöffeln getrockneten Blättern gebrüht<br />
und 15 Minuten gezogen, lindert er<br />
Atemwegserkrankungen, sofern zwei bis<br />
drei Tassen am Tag getrunken werden.<br />
Für Spitzwegerichsaft nach Hildegard<br />
von Bingen, anzuwenden bei Husten,<br />
Halsbeschwerden und Fieber, werden<br />
zwei Handvoll frische Spitzwegerichblätter<br />
sowie Honig nach Belieben benötigt.<br />
Die Blätter werden in einem Mörser<br />
verrieben, danach wird Wasser zugegeben<br />
und das Ganze zum Sieden gebracht.<br />
Zum Schluss wird in den noch<br />
warmen Saft Honig eingerührt. Die Spitzwegerichblätter<br />
können im Absud verbleiben.<br />
Von dem Saft, der auch bei<br />
Fieber zu empfehlen ist, jede Stunde<br />
einen Teelöffel nehmen.<br />
Neben den Blättern lassen sich auch<br />
die Blüten verwenden: Wer seine Gäste<br />
mit gerösteten Blütenknopsen vom Spitzwegerich<br />
überraschen möchte, benötigt<br />
dafür zwei Handvoll Spitzwegerichblüten<br />
100 Gramm Butter oder Margerine<br />
sowie Salz und Pfeffer. Zunächst wird die<br />
Butter oder Margerine in einer Pfanne erhitzt,<br />
dann werden die Spitzwegerichblüten<br />
darin angebräunt und mit Salz und<br />
Pfeffer pikant abgeschmeckt. Die gerösteten<br />
Blütenknospen schmecken im Salat,<br />
als Topping für Gemüse oder zu Tomaten<br />
mit Mozzarella.<br />
Gewöhnliche Wegwarte<br />
(Cichorium intybus)<br />
Die gewöhnliche Wegwarte findet man<br />
häufig an trockenen und nährstoffreichen<br />
Wegrändern. Auffallend sind Ihre langen<br />
Stängel mit den zarten blauen Blüten. Sie<br />
ist die wilde Stammmutter von Chicoree<br />
und Radicchio. Der bittere Geschmack<br />
und die dicke, fleischige Pfahlwurzel<br />
zeugen von ihrer Verwandtschaft. Aus der<br />
Wurzel wird ein Kaffeeersatz, der Zichorienkaffee,<br />
hergestellt.<br />
Im Frühjahr schmecken die noch zarten<br />
Blätter im Salat, später kann man sie zu