VNW-Magazin - Ausgabe 5/2017
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
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Personalführung<br />
sondern um ein integriertes<br />
Managementoder<br />
Führungssystem.<br />
Natürlich sind hier auch<br />
Gespräche vorgesehen,<br />
aber das ist eher<br />
zweitrangig. Tatsächlich<br />
geht es um Entscheidungen<br />
und Urteile,<br />
die in einem nachfolgenden<br />
Prozessschritt<br />
aufgegriffen werden.<br />
Selbstverständlich<br />
habe ich nichts gegen<br />
Gespräche. Wie sollte<br />
ich? Aber das System<br />
insgesamt bedarf<br />
einer kritischen,<br />
differenzierteren Betrachtung.<br />
Sie bemängeln, dass Unternehmen mit ihren starren Kompetenzmodellen<br />
zur Vermessung des Führungsnachwuchses<br />
auch Gefahr laufen, die besten Talente auszusortieren.<br />
Es braucht jedoch Messinstrumente. Was schlagen Sie vor?<br />
Es braucht vor allem eine Auseinandersetzung mit<br />
den Talenten, die in erster Linie auf Seiten der Talente selbst<br />
stattfinden sollte. Sie dazu zu befähigen, wäre eine gute Idee.<br />
Klassische Kompetenzmodelle gehen von der Annahme aus,<br />
man wüsste, welche individuellen Kompetenzen in vielen Jahren<br />
notwendig sein werden. Aber einerseits trifft diese Annahme<br />
in Zeiten zunehmender Komplexität, Unsicherheit und Wandel<br />
kaum mehr zu. Andererseits sollten Unternehmen gerade wegen<br />
dieser Entwicklung vermehrt auf Diversity setzen. Messverfahren<br />
werden häufig genutzt, um auszusortieren. In Zukunft wird es<br />
aber mehr darauf ankommen, Individualität in gemischten Teams<br />
zuzulassen.<br />
Sie spielen hier auf die Rahmenbedingungen moderner<br />
Arbeitswelten an.<br />
Ja, darauf verweist auch der Untertitel des Buches. Meine<br />
zentrale Hypothese ist, dass das jährliche Mitarbeitergespräch<br />
in einem traditionellen, hierarchischen Kontext durchaus funktionieren<br />
kann. In einer modernen, agilen Arbeitswelt versagt es<br />
aber gänzlich.<br />
In einer hierarchischen Welt regieren Bosse, Aufgaben können<br />
hinsichtlich ihrer Ergebnisse und Prozesse klar und dauerhaft beschrieben<br />
werden. Mitarbeiter arbeiten arbeitsteilig und weitestgehend<br />
fremdbestimmt. In einer modernen, agilen Arbeitswelt<br />
finden wir das Gegenteil in allen, genannten Aspekten. Dort<br />
haben wir andere Führungsrollen, wie bereits erwähnt. Man<br />
arbeitet in Projekten, die von Unsicherheit und Dynamik gekennzeichnet<br />
sind und vor allem arbeiten Mitarbeiter eigenständiger<br />
in Teams und Netzwerken.<br />
Ich sage also nicht, dass das jährliche Mitarbeitergespräch<br />
pauschal versagt. Im Zuge aktueller Entwicklungen sollten wir<br />
dieses Instrument aber ernsthaft auf den Prüfstand stellen und<br />
kreativ nach Alternativen suchen. Wenn die Personalab teilung<br />
diese Aufgabe nicht übernimmt, wird ihr diese Aufgabe zwangsläufig<br />
von anderen abgenommen. Wir sollten diese Entwicklung<br />
besser nicht verschlafen.<br />
Anstatt der „Augen-zu-und-durch-Mentalität“ raten Sie<br />
Personalern, sich aktiv und intensiv mit der Gestaltung<br />
des jährlichen Mitarbeitergesprächs in ihrem Unternehmen<br />
zu beschäftigen. Wo sollte man ansetzen?<br />
Was ich grundsätzlich kritisiere, ist die voreilige Fokussierung<br />
auf ein bestimmtes Instrument. Ich habe unzählige<br />
Unternehmen gesehen, die irgendwann beschlossen haben, das<br />
jährliche Mitarbeitergespräch einzuführen. Dann kümmern sie<br />
sich um das Design: wann, wer, wie. Man entwickelt Formulare,<br />
Leitfäden, trainiert die Führungskräfte usw. Dann kommt es häufig<br />
zum Clash, weil die internen Rahmenbedingungen mit dem<br />
Instrument nicht kompatibel sind. Und dann fragt man sich, warum<br />
man dieses Instrument überhaupt eingeführt hat. Insgesamt<br />
ist das die falsche Reihenfolge.<br />
Es geht aber nicht um das jährliche Mitarbeitergespräch an<br />
sich, sondern um die Frage, was man wie für wen erreichen<br />
möchte. Ich schlage in meinem Buch einen umgekehrten schrittweisen<br />
Ansatz vor. Zunächst klärt man die Nutzenerwartungen<br />
und die jeweiligen internen Kunden. Dann schaut man sich die<br />
Rahmenbedingungen an, um sich dann der Frage zuzuwenden,<br />
welches Instrument das Richtige zu sein scheint. Erst dann<br />
beginnt man mit der operativen Gestaltung, dem Design. Häufig<br />
wird dann klar, dass das jährliche Mitarbeitergespräch für Vieles,<br />
was man erreichen möchte, gerade nicht das geeignete Instrument<br />
ist.<br />
Vielen Dank, Professor Trost, für das Gespräch. h<br />
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