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Die bunt gekleideten Samichläuse sind typisch für Andermatt. The brightly coloured Santa Claus figures are typical for Andermatt.<br />
In dunkler Nacht bahnen sich zwei eigenartige Gestalten ihren<br />
Weg vom Gurschenwald nach Andermatt. Sie tragen lange Bärte<br />
und Gewänder. Der eine ganz in Braun gekleidet mit grimmigem<br />
Gesicht, der andere mit von grauem Haar umrahmten Zügen,<br />
rotem Umhang und grossem Bischofshut. Ein Glöcklein erklingt<br />
bei jedem ihrer Schritte und eine Laterne schwingt im Takt mit.<br />
Wenige Schritte hinter den beiden folgen fünf ganz ähnliche<br />
Paare – allerdings mit blauem, grünem, gelbem, violettem und<br />
weissem Mantel.<br />
Es ist der 6. Dezember, kurz vor 18 Uhr. Der Weihnachtsmann, in<br />
der Schweiz «Samichlaus» genannt, und sein Gehilfe «Schmutzli»<br />
sind auf ihrem feierlichen Umzug durchs ganze Dorf.<br />
Gespannt werden sie in Andermatt von den Kindern erwartet.<br />
Auch die «Triichler» mit ihren Glocken stehen schon bereit,<br />
Laternenumzug der Jüngsten. Lantern procession with the youngest.<br />
um die Prozession zu begleiten. Mit ihnen warten einige Esel auf<br />
ihren Einsatz. Die Andermatterinnen und Andermatter säumen<br />
die Strassen und sind gespannt auf den Start des alljährlichen<br />
Spektakels. Der Samichlaus-Einzug ist ein Brauch für Jung und<br />
Alt, der die Weihnachtszeit einläutet.<br />
Nüsse, Lebkuchen und Schokolade<br />
Das Fest zum Gedenken an den heiligen Nikolaus hat in katholisch<br />
geprägten Regionen eine lange Tradition. Bis ins beginnende<br />
19. Jahrhundert gestaltete sich dieses aber noch ganz anders:<br />
Beim Klausjagen zogen nicht Samichlaus und Schmutzli, sondern<br />
eine verkleidete Schar mit Lärminstrumenten durch die Gassen.<br />
Sehr zum Widerwillen der Obrigkeit, die das Treiben als die Sitten<br />
verderbenden Mummenschanz immer wieder zu verbieten<br />
versuchte. Zu guter Letzt hatte sie damit Erfolg, worauf das<br />
Klausjagen, im Gegensatz zu anderen Orten der Inner- und<br />
Ostschweiz, in Uri vollkommen verschwand. Dafür entwickelte<br />
sich der Brauch ab 1900 hin zu seiner aktuellen Form, bei der<br />
die Kinderbescherung im Mittelpunkt steht. So besuchen<br />
Samichlaus und Schmutzli heute nach ihrem feierlichen Einzug<br />
die Familien im Dorf, loben die Kleinen für ihre guten Taten und<br />
tadeln ihre schlechten. Dann gibt es für jedes Kind ein Säckchen<br />
mit Nüssen, Lebkuchen und Schokolade.<br />
Gepflegt wird der Samichlaus-Brauch vielerorts in Uri von<br />
Vereinen, die sich dem Erhalt alter Traditionen verpflichten.<br />
In Andermatt ist es die St.-Nikolaus-Organisation mit zwölf<br />
Männern als Mitglieder – sechs Samichläusen und sechs<br />
Schmutzli. Bereits einige Wochen vor dem feierlichen Umzug<br />
sind sie im Dorf unterwegs, sammeln in allen Haushalten<br />
Spenden und notieren, wer sich Anfang Dezember einen Besuch<br />
vom Sami chlaus und seines grimmigen Gefährten wünscht.<br />
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