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EIN KURZER BLICK IN DIE LANGE GESCHICHTE. A BRIEF LOOK INTO A LONG HISTORY.<br />
BIRÄWEGGÄRENNÄ<br />
Ready, steady, Biräweggä!<br />
Im Andermatt von damals war es der wichtigste Sportanlass des<br />
Jahres – für die Kleinsten ebenso wie für die Erwachsenen.<br />
Zwar weiss keiner mehr, wer die zündende Idee hatte, ein Skirennen<br />
mitten durchs Dorf zu lancieren. Unbestritten ist hingegen,<br />
dass das «Biräweggärennä» für die älteren Andermatter<br />
und Andermatterinnen zu den tollsten Erlebnissen ihrer Kindheit<br />
gehört. Das «Strassenrennen auf Skis» fand jeweils an einem<br />
Sonntagnachmittag im Februar statt. Teilnehmen durften alle,<br />
die noch nicht zur Schule gingen. Und Mitmachen war Ehrensache;<br />
Keinem Kind wäre es in den Sinn gekommen zu kneifen.<br />
Der Start erfolgte auf der Brücke im Zentrum des Dorfs. Emsiges<br />
Treiben herrschte jeweils: Mitglieder des Skiclubs Gotthard<br />
verteilten die Startnummern, die fast so gross waren wie die<br />
kleinen Wettkämpfer. Diese wurden dann in Gruppen eingeteilt<br />
und von den nicht minder aufgeregten Eltern mit letzten Ratschlägen<br />
eingedeckt. Nach dem zackigen Kommando «Auf die<br />
Plätze, fertig, los» stürmten die Kinder los. Wild und ungeordnet<br />
liefen, stöckelten, fuhren und strauchelten sie die rund 700<br />
Meter lange Strecke durchs Dorf. Das Publikum am Strassenrand<br />
hielt sich mit Anfeuern nicht zurück und die Kinder gaben alles.<br />
Auch wer links und rechts überholt wurde, kämpfte sich bis<br />
zuletzt unverzagt ins Ziel. Das Ziel in der Tristel bei der heutigen<br />
Gemsstock-Talstation hatten alle fest vor Augen. Dort angekommen,<br />
hatten sich die Buben und Mädchen in einer Einerkolonne<br />
aufzustellen. Und dann gab es endlich den sehnlichst erwarteten,<br />
süssen und ofenfrischen Birnweggen!<br />
Unsere Aufnahme entstand in den frühen 1950er-Jahren. Andermatt<br />
versank damals nach dem ersten grossen Schneefall im<br />
Spätherbst im winterlichen Weiss. Walzen, die von einem Pferdegespann<br />
gezogen wurden, pressten die dicke Schneeschicht auf<br />
der Strasse flach – zur grossen Freude der Kinder, die mit<br />
Schlitten und Skis auch zu Trainingszwecken gerne die Gotthardstrasse<br />
runterfuhren. Später, als die Strasse den Autofahrern<br />
zuliebe vom Schnee befreit wurde, wurde das «Biräweggärennä»<br />
ganz in die Tristel verlegt. Aus den Augen, aus dem Sinn<br />
und kurz darauf geriet der Kultanlass in Vergessenheit. Aber<br />
nicht für lange: Seit 2013 hat das Revival wieder Fahrt aufgenommen.<br />
Natürlich mit Erfolg, denn bei welchem Rennen fühlen<br />
sich schon alle als Sieger – dank dem leckersten «Biräweggä»<br />
der Welt. Dieses Gebäck, gefüllt mit Nüssen und passierten<br />
Dörrbirnen, ist in der ganzen Schweiz bekannt. Doch nie mundet<br />
es so köstlich wie nach dem «Biräweggärennä» in Andermatt.<br />
Selbst für den späteren Olympiasieger Bernhard Russi<br />
war das legendäre «Biräweggärennä» der Höhepunkt<br />
des <strong>Winter</strong>s – ebenso wie für die jüngsten Andermatter<br />
von heute.<br />
Even for Bernhard Russi, who went on to be an Olympic<br />
champion, the legendary “Biräweggärennä” race was the<br />
high point of winter – just as it is for the youngest<br />
Andermatt enthusiasts today.<br />
In the Andermatt of days gone by, it was the most important sporting event of<br />
the year – for the smallest participants and for the adults. No-one can remember<br />
who had the brilliant idea of starting a ski race through the middle of the village.<br />
But it is an undisputed fact that the “Biräweggärennä”, as it is known, was one<br />
of the best childhood experiences that the older Andermatt residents recall.<br />
The “street race on skis” always took place on a Sunday afternoon in February.<br />
Anyone below school age was allowed to enter and taking part was a matter of<br />
honour; no child would ever think of ducking out. It started on the bridge in the<br />
centre of the village. There was a buzz of activity: members of the Gotthard ski<br />
club handed out the start numbers, which were almost as big as the tiny competitors.<br />
Then they were split into groups and offered final tips from the equally<br />
excited parents. A brisk command, “On your marks, get set go” – and the children<br />
charged off. Wild and disorderly they went on their way, navigating and sometimes<br />
tottering or stumbling their way round the 700-metre route through the<br />
village. The crowd on the roadside didn’t hold back when it came to cheering and<br />
children gave it everything they had. Even those overtaken left and right fought<br />
their way undaunted to the end. All eyes were fixed on the finish line in the<br />
Tristel, near where the Gemsstock valley station stands today. When they got<br />
there the boys and girls had to stand in line to receive the prize they all yearned<br />
for: sweet pear pastries – or Birnweggen – straight from the oven.<br />
Our picture dates back to the early 1950s. Andermatt was submerged in winter<br />
white after one of the biggest snowfalls of late autumn. Rollers, which were<br />
pulled by a horse and cart, pressed the thick layer of snow flat against the<br />
street – to the great excitement of the children, who were delighted to test ride<br />
the Gotthardstrasse on sledges and skis. Later, when the streets were cleared of<br />
snow for car drivers, the Biräweggärennä was located entirely in the Tirstel. Out of<br />
sight, out of mind and the event soon slipped into obscurity. But not for long:<br />
the revival has gained momentum since 2013. And its success is not surprising.<br />
Which other race makes all the participants feel like winners – thanks to the<br />
most delicious pear pastries in the world? This pastry creation, filled with nuts and<br />
dried pear paste, is famous across Switzerland. But none tastes as exquisite as<br />
those awarded as prizes after the “Biräweggärennä” in Andermatt.<br />
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