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DER ANDERMATTER Winter 2017

Gästemagazin der Gotthardregion

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EIN KURZER BLICK IN DIE LANGE GESCHICHTE. A BRIEF LOOK INTO A LONG HISTORY.<br />

BIRÄWEGGÄRENNÄ<br />

Ready, steady, Biräweggä!<br />

Im Andermatt von damals war es der wichtigste Sportanlass des<br />

Jahres – für die Kleinsten ebenso wie für die Erwachsenen.<br />

Zwar weiss keiner mehr, wer die zündende Idee hatte, ein Skirennen<br />

mitten durchs Dorf zu lancieren. Unbestritten ist hingegen,<br />

dass das «Biräweggärennä» für die älteren Andermatter<br />

und Andermatterinnen zu den tollsten Erlebnissen ihrer Kindheit<br />

gehört. Das «Strassenrennen auf Skis» fand jeweils an einem<br />

Sonntagnachmittag im Februar statt. Teilnehmen durften alle,<br />

die noch nicht zur Schule gingen. Und Mitmachen war Ehrensache;<br />

Keinem Kind wäre es in den Sinn gekommen zu kneifen.<br />

Der Start erfolgte auf der Brücke im Zentrum des Dorfs. Emsiges<br />

Treiben herrschte jeweils: Mitglieder des Skiclubs Gotthard<br />

verteilten die Startnummern, die fast so gross waren wie die<br />

kleinen Wettkämpfer. Diese wurden dann in Gruppen eingeteilt<br />

und von den nicht minder aufgeregten Eltern mit letzten Ratschlägen<br />

eingedeckt. Nach dem zackigen Kommando «Auf die<br />

Plätze, fertig, los» stürmten die Kinder los. Wild und ungeordnet<br />

liefen, stöckelten, fuhren und strauchelten sie die rund 700<br />

Meter lange Strecke durchs Dorf. Das Publikum am Strassenrand<br />

hielt sich mit Anfeuern nicht zurück und die Kinder gaben alles.<br />

Auch wer links und rechts überholt wurde, kämpfte sich bis<br />

zuletzt unverzagt ins Ziel. Das Ziel in der Tristel bei der heutigen<br />

Gemsstock-Talstation hatten alle fest vor Augen. Dort angekommen,<br />

hatten sich die Buben und Mädchen in einer Einerkolonne<br />

aufzustellen. Und dann gab es endlich den sehnlichst erwarteten,<br />

süssen und ofenfrischen Birnweggen!<br />

Unsere Aufnahme entstand in den frühen 1950er-Jahren. Andermatt<br />

versank damals nach dem ersten grossen Schneefall im<br />

Spätherbst im winterlichen Weiss. Walzen, die von einem Pferdegespann<br />

gezogen wurden, pressten die dicke Schneeschicht auf<br />

der Strasse flach – zur grossen Freude der Kinder, die mit<br />

Schlitten und Skis auch zu Trainingszwecken gerne die Gotthardstrasse<br />

runterfuhren. Später, als die Strasse den Autofahrern<br />

zuliebe vom Schnee befreit wurde, wurde das «Biräweggärennä»<br />

ganz in die Tristel verlegt. Aus den Augen, aus dem Sinn<br />

und kurz darauf geriet der Kultanlass in Vergessenheit. Aber<br />

nicht für lange: Seit 2013 hat das Revival wieder Fahrt aufgenommen.<br />

Natürlich mit Erfolg, denn bei welchem Rennen fühlen<br />

sich schon alle als Sieger – dank dem leckersten «Biräweggä»<br />

der Welt. Dieses Gebäck, gefüllt mit Nüssen und passierten<br />

Dörrbirnen, ist in der ganzen Schweiz bekannt. Doch nie mundet<br />

es so köstlich wie nach dem «Biräweggärennä» in Andermatt.<br />

Selbst für den späteren Olympiasieger Bernhard Russi<br />

war das legendäre «Biräweggärennä» der Höhepunkt<br />

des <strong>Winter</strong>s – ebenso wie für die jüngsten Andermatter<br />

von heute.<br />

Even for Bernhard Russi, who went on to be an Olympic<br />

champion, the legendary “Biräweggärennä” race was the<br />

high point of winter – just as it is for the youngest<br />

Andermatt enthusiasts today.<br />

In the Andermatt of days gone by, it was the most important sporting event of<br />

the year – for the smallest participants and for the adults. No-one can remember<br />

who had the brilliant idea of starting a ski race through the middle of the village.<br />

But it is an undisputed fact that the “Biräweggärennä”, as it is known, was one<br />

of the best childhood experiences that the older Andermatt residents recall.<br />

The “street race on skis” always took place on a Sunday afternoon in February.<br />

Anyone below school age was allowed to enter and taking part was a matter of<br />

honour; no child would ever think of ducking out. It started on the bridge in the<br />

centre of the village. There was a buzz of activity: members of the Gotthard ski<br />

club handed out the start numbers, which were almost as big as the tiny competitors.<br />

Then they were split into groups and offered final tips from the equally<br />

excited parents. A brisk command, “On your marks, get set go” – and the children<br />

charged off. Wild and disorderly they went on their way, navigating and sometimes<br />

tottering or stumbling their way round the 700-metre route through the<br />

village. The crowd on the roadside didn’t hold back when it came to cheering and<br />

children gave it everything they had. Even those overtaken left and right fought<br />

their way undaunted to the end. All eyes were fixed on the finish line in the<br />

Tristel, near where the Gemsstock valley station stands today. When they got<br />

there the boys and girls had to stand in line to receive the prize they all yearned<br />

for: sweet pear pastries – or Birnweggen – straight from the oven.<br />

Our picture dates back to the early 1950s. Andermatt was submerged in winter<br />

white after one of the biggest snowfalls of late autumn. Rollers, which were<br />

pulled by a horse and cart, pressed the thick layer of snow flat against the<br />

street – to the great excitement of the children, who were delighted to test ride<br />

the Gotthardstrasse on sledges and skis. Later, when the streets were cleared of<br />

snow for car drivers, the Biräweggärennä was located entirely in the Tirstel. Out of<br />

sight, out of mind and the event soon slipped into obscurity. But not for long:<br />

the revival has gained momentum since 2013. And its success is not surprising.<br />

Which other race makes all the participants feel like winners – thanks to the<br />

most delicious pear pastries in the world? This pastry creation, filled with nuts and<br />

dried pear paste, is famous across Switzerland. But none tastes as exquisite as<br />

those awarded as prizes after the “Biräweggärennä” in Andermatt.<br />

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