Vermögensmanagement für Privatanleger
Publikation growney; u.a. mit Ausführungen zur Fondsbesteuerung ab 2018
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Grau ist alle Theorie: Eigentlich wissen die meisten Anleger, dass Börseninvestments auf Dauer nur<br />
erfolgreich sind, wenn sie eine gut durchdachte Strategie verfolgen. Von kurzfristigen Marktrends<br />
und Modethemen sollten sie sich dabei nicht abbringen lassen. Aber der Mensch ist nun mal ein<br />
Mensch – und damit auch empfänglich für irrationale Handlungen. Ein Beispiel dafür ist der<br />
sogenannte Rezenzeffekt (englisch: Recency Effect oder Recency Bias). Er besagt, dass später<br />
eingehende Informationen einen größeren Einfluss auf die Erinnerungsleistung einer Person<br />
ausüben, als früher eingehende Informationen.<br />
Auf Investments bezogen bedeutet das: Kurzfristige Entwicklungen einzelner Anlageklassen<br />
verleiten Investoren häufig dazu, ihre Anlagestrategie aus den Augen zu verlieren und ihr Portfolio<br />
konzeptlos umzuschichten. Ein Klassiker: Aufgrund der jüngsten Aktienrally kaufen Anleger immer<br />
mehr Aktien und vernachlässigen dabei defensivere Anlageklassen wie Anleihen. Bricht<br />
anschließend der Aktienmarkt zusammen, schauen sie in die Röhre. Investmentlegende Warren<br />
Buffett erfand dazu den bekannten Börsenspruch:<br />
„Wenn die Ebbe kommt, sieht man, wer keine Badehose anhat.“<br />
Damit Anleger künftig nicht nur mit Badehose bekleidet oder gar nackt dastehen, sollten sie den<br />
Recency Bias vermeiden. Eine automatisierte Form der Geldanlage kann dabei helfen: Robo-<br />
Advisors schließen den Faktor Emotionalität aus.[13] Die Software klopft wichtige Punkte wie<br />
Anlagehorizont und Risikobereitschaft bei den Anlegern ab. Anschließend empfiehlt das Programm<br />
beispielsweise einen individuellen, auf die Bedürfnisse des Anlegers abgestimmten Mix aus Aktienoder<br />
Anleihe-Indexfonds.<br />
Das ebenfalls computerbasierte Rebalancing sorgt dafür, dass bestimmte Werte in den Portfolios<br />
nicht übergewichtet werden.[14] Dabei werden regelmäßig die Anteile der verschiedenen Positionen<br />
auf ihre Ausgangsquote zurückgesetzt. Für das automatisierte Risikomanagement ihres Portfolios<br />
zahlen Anleger deutlich weniger Gebühren als bei einem aktiv gemanagten Portfolio wie bei<br />
klassischen Investmentfonds. Die Kosten der Robo-Advisors liegen meist unter einem Prozent pro<br />
Jahr. Darin sind bereits alle Kosten enthalten – inklusive der Gebühren für Konto- und Depotführung<br />
sowie Wertpapiertransaktionen. Hinzu kommen noch Transaktionskosten und Kosten für<br />
Indexfonds, die in der Regel zwischen 0,2 und 0,4 Prozent liegen.<br />
Die automatisierte Geldanlage steht nicht nur für geringe Nebenkosten, sondern eben auch für<br />
Sachlichkeit und nüchterne Analyse, was die Auswahl des Portfolios betrifft. Die Geldroboter werden<br />
über Algorithmen gesteuert – Emotionen und Phänomene wie der Rezenzeffekt spielen daher keine<br />
Rolle. Sich selbst ein Portfolio mit Indexfonds langfristig erfolgreich zusammenzustellen, ist eine<br />
Herausforderung, an der so mancher Anleger bereits gescheitert ist. So können dabei Dynamiken<br />
entstehen, die zu ungewollten Resultaten führen. Risiken können sich verstärken oder auch<br />
gegenseitig auflösen. Durch emotionale und irrationale Investments nehmen Anleger oft hohe<br />
Risiken in Kauf, die aber nicht mit entsprechend großen möglichen Renditen einhergehen.<br />
Fazit: Die automatisierte Geldanlage bietet einen Ausweg – denn sie kann Anleger vor menschlichen<br />
Verhaltensphänomenen wie dem Recency Bias schützen.