Vermögensmanagement für Privatanleger
Publikation growney; u.a. mit Ausführungen zur Fondsbesteuerung ab 2018
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Die langfristige Wertentwicklung zählt<br />
Wer denkt, mit einer Stop-Loss-Order gut gegen Kapitalverluste abgesichert zu sein, der sollte sich<br />
zunächst vor Augen führen, was Kursschwankungen eigentlich bedeuten.<br />
Entscheidend ist nämlich nicht, wie viel oder wenig ein Wertpapier zu irgendeinem Zeitpunkt wert<br />
ist, sondern wie sich der Wert über den gesamten Anlagezeitraum verändert hat, an dessen Ende<br />
das Kapital tatsächlich gebraucht wird. Bei <strong>Privatanleger</strong>n, die ihr Geld zum Vermögensaufbau an<br />
die Kapitalmärkte tragen, liegt dieser Zeitpunkt für gewöhnlich in weiter Zukunft, ihr Anlagezeitraum<br />
ist langfristig. Und über längere Zeiträume, das zeigt zum Beispiel das Renditedreieck des<br />
Deutschen Aktieninstituts für den DAX, sind die Aktienmärkte so gut wie immer gestiegen.[33]<br />
Dagegen sind zeitweilige Verlustphasen nichts Ungewöhnliches. Erfahrene Anleger wissen, dass sie<br />
diese aushalten müssen, um vom langfristigen Aufwärtstrend der Märkte zu profitieren.<br />
Stop-Loss-Orders produzieren Verluste<br />
Mit einer Stop-Loss-Order verbindet sich die Hoffnung, solche Verlustphasen nicht in vollem Umfang<br />
mitzugehen, sondern rechtzeitig auszusteigen. Wenn es dann wieder aufwärts geht, so die<br />
Überlegung, sind die Kurse noch weiter gefallen und es kann zu einem günstigeren Kurs wieder<br />
eingestiegen werden. Doch das gelingt in der Praxis fast nie. Denn die meisten Kurseinbrüche sind<br />
auf kurzfristige Schwankungen zurückzuführen und in der Regel geht es schnell wieder aufwärts. In<br />
diesem Fall erweisen sich Stop-Loss-Orders oft als ärgerlich, da sie ungewollte Verkäufe auslösen<br />
können. Sind die Aktien dann jedoch verkauft, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, den geeigneten<br />
Zeitpunkt zum Wiedereinstieg zu verpassen – und nach dem Verkauf stattdessen zu einem<br />
ungünstigeren Kurs wieder einzusteigen. Einen Nutzen hätte die Strategie nur in den Fällen, in denen<br />
sie am Beginn einer langfristigen Abwärtsbewegung der Märkte greift. Doch längerfristige<br />
Verlustphasen sind selten und fast unmöglich im Voraus zu erkennen. Gleichzeitig ist eine Stop-<br />
Loss-Order mit Gebühren verbunden – zusätzlich zu den Transaktionskosten, die durch Verkauf und<br />
anschließenden erneuten Zukauf der veräußerten Titel entstehen. Je häufiger sie greift, desto teurer<br />
wird diese Strategie.Buy-and-Hold schneidet im Vergleich besser ab<br />
Eine Beispielrechnung über einen Zeitraum von zehn Jahren verdeutlicht das Problem. Dazu<br />
vergleichen wir eine klassische Buy-and-Hold-Strategie mit einer Stop-Loss-Strategie, bei der ein<br />
Anleger immer an dem Tag aussteigt, an dem der Kurs im Vergleich zum höchsten Kurs seit<br />
Markteintritt um mindestens 5 Prozent gefallen ist. Steigt der Kurs ab diesem Zeitpunkt wieder um<br />
mindestens 5 Prozent, so steigt der Anleger wieder ein. Grundlage der Wertentwicklung ist ein<br />
Portfolio auf Basis der grow50-Strategie von growney, die zu gleichen Teilen auf Aktien und Anleihen<br />
setzt. Dabei werden Transaktionskosten in Höhe von 0,16 Prozent und Fonds-Gebühren der<br />
entsprechenden Fonds berücksichtigt, und es wird direkt mit der Fondsgesellschaft gehandelt. Bei<br />
unserem Vergleich steigen die Anleger jeweils am 1. Juli 2006 mit 100 Euro in den Markt ein.<br />
Das Ergebnis ist eindeutig: Nach zehn Jahren beträgt der Wert des Buy-and-Hold-Portfolios 165,42<br />
Euro, was einer annualisierten Rendite von 5,16 Prozent entspricht. Die Stop-Loss-Variante kommt<br />
dagegen nur auf 139,66 Euro und eine annualisierte Rendite von 3,40 Prozent – ein beträchtlicher<br />
Unterschied. Ein Blick auf die untenstehende Grafik zeigt: Zwar ist es der Stop-Loss-Strategie<br />
gelungen, den extremen Kurseinbruch im Herbst 2008 abzufedern, doch dieser vermeintliche Vorteil<br />
wird durch die zahlreichen Momente zunichtegemacht, nach denen die Strategie bei kurzfristigen<br />
Kursausschlägen den richtigen Einstiegszeitpunkt verpasst und somit Rendite liegen gelassen hat.