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POLITIK<br />
Im Land der<br />
Blechlawinen<br />
MEINE<br />
MEINUNG<br />
Von<br />
Christian<br />
Burmeister<br />
Herzlich Willkommen im<br />
Land der Blechlawinen!<br />
Im abgelaufenen Jahr summierten<br />
sich die Staulängen<br />
auf deutschen Autobahnenauf<br />
insgesamt 1,5 Millionen Kilometer.<br />
Das ist ziemlichgenau<br />
die Strecke zweimal zum<br />
Mond und zurück oder 37-mal<br />
den Äquator entlang. Eine der<br />
Hauptursachen sind Baustellen.<br />
Oder genauer: mieses<br />
Baustellenmanagement. Ganz<br />
vermeiden lassen sich Sanierungsarbeiten<br />
natürlich nicht.<br />
Sie sind der Preis dafür, dass<br />
immer mehr Autos und Lastwagen<br />
unterwegs sind. Aber<br />
an mancher Stelle darf man<br />
die Verkehrsbehörden schon<br />
fragen, ob bei den Bauarbeiten<br />
nicht mehr gebummelt wird,<br />
als nötig wäre.<br />
Um nicht weiter von Staurekord<br />
zu Staurekord zu stolpern,<br />
muss die Politik endlich<br />
umsteuern. Dabei geht es<br />
nicht darum, Autofahrer so zu<br />
nerven, dass sie vom Fahren<br />
ablassen. Sondern darum, die<br />
Alternativen bestmöglich aufzustellen:<br />
preiswerter oder sogar<br />
kostenloser, serviceorientierter<br />
und massiv ausgebauter<br />
Nahverkehr, eine ebensolche<br />
Deutsche Bahn und in den<br />
Städten viel mehr und bessere<br />
Radwege. Auf diese Weise<br />
würden alle profitieren. Auch<br />
die Autofahrer.<br />
FRAU DESTAGES<br />
Rita Süssmuth<br />
Die frühere Bundestagspräsidentin<br />
Rita Süssmuth (CDU)<br />
wird Ehrensenatorin der<br />
Technischen Universität<br />
(TU) Berlin.<br />
Damit würdige<br />
die<br />
Universität<br />
insbesondere<br />
ihr Engagement<br />
für<br />
die Entwicklung<br />
der TU Berlin,<br />
teilte die<br />
Hochschule<br />
mit. Die CDU-Politikerin gehört<br />
dem Kuratorium der TU<br />
Berlin seit 2006 als externes<br />
Mitglied an. Von 2010 bis<br />
2018 war die 81-Jährige Vorsitzende<br />
des Hochschulgremiums.<br />
Foto: Christian Spicker/Imago<br />
Berlin – Staurekord auf deutschen<br />
Autobahnen! Laut<br />
ADAC gab es 2018 bundesweit<br />
im Schnitt täglich 2000<br />
Staus. Insgesamt standen<br />
Fahrer und ihre Autos<br />
459000 Stunden Stoßstange<br />
an Stoßstange. In der Regierung<br />
hat man verschiedene<br />
Antworten auf das Problem.<br />
Die Gründe für den Anstieg der<br />
Staus (plus drei Prozent gegenüber<br />
2017) waren laut ADAC<br />
ein Anstieg der Baustellenzahl<br />
und eine leicht gestiegene Kfz-<br />
Fahrleistung. Bundesverkehrsminister<br />
Andreas Scheuer<br />
(CSU) schiebt die Verantwortung<br />
für die 745 000 Staus<br />
im vorigen Jahr auch den Bundesländern<br />
zu: „Wir leben jetzt<br />
in Zeiten, in denen sich der<br />
Verkehrsminister dafür entschuldigen<br />
muss, dass es Baustellen<br />
gibt. Lange Jahre gab es<br />
zu wenige Baustellen, das wurde<br />
auch kritisiert.“<br />
Die Länder bauen und sanieren<br />
im Auftrag des Bundes die<br />
Autobahnen. Bis 2030 stehen<br />
dafür etwa 43 Milliarden Euro<br />
bereit. „Ich habe bereits selbst<br />
Baustellen erlebt, an denen<br />
scheinbar niemand arbeitet“,<br />
so Scheuer. „Wir setzen uns<br />
auch für Baustellen ein, die 24<br />
Stunden besetzt sind.“ Er gehe<br />
Hinweisen von Bürgern auf<br />
„Schlafbaustellen“ oft auch<br />
persönlich nach. Es gebe<br />
manchmal Gründe, warum<br />
eine Baustelle unbesetzt sein<br />
kann, sagte Scheuer. Beispielsweise<br />
wenn Baumaterial trocknen<br />
müsse.<br />
Für Cem Özdemir (Grüne),<br />
Vorsitzender des Verkehrsausschusses<br />
im Bundestag, verfolgt<br />
die Bundesregierung<br />
grundsätzlich das falsche Konzept.<br />
„Mit Verkehrsmitteln,<br />
mit denen wir uns immer weiter<br />
in Megastaus und Klimakrise<br />
manövrieren, kommen wir<br />
nicht weiter voran“, sagte er<br />
dem RedaktionsNetzwerk<br />
Deutschland (RND). „Als<br />
Männer sollenmehrputzen!<br />
Wolfgang Schäuble mahnt zu Gerechtigkeit bei Haushalt und Erziehung<br />
Berlin –Parlamentspräsident<br />
Wolfgang Schäuble (CDU) hat<br />
in einer Feierstunde im Bundestag<br />
an die Einführung des<br />
Frauenwahlrechts vor 100 Jahren<br />
erinnert.<br />
Und hat das Ganze mit einer<br />
Mahnung an die Männer verbunden:<br />
Unbezahlte Tätigkeiten<br />
wie Kindererziehung,<br />
Hausarbeit und Pflege müssten<br />
anders aufgeteilt werden. Weil<br />
es bei der Familienarbeit in<br />
deutschen Haushalten weiterhin<br />
immer noch arg ungerecht<br />
zugehe.<br />
Wastun gegen<br />
den Stau-<br />
Wahnsinn,<br />
Herr Scheuer?<br />
Deutschlands<br />
Autofahrer<br />
steckten im<br />
Vorjahr insgesamt<br />
459 000 Stunden<br />
im Verkehr fest<br />
„Mit Verkehrsmitteln,<br />
mit denen wir uns<br />
immer weiter in<br />
Megastaus und<br />
Klimakrise manövrieren,<br />
kommen wir nicht<br />
weiter voran“<br />
Cem Özdemir (Grüne), Vorsitzender des<br />
Verkehrsausschusses im Bundestag<br />
„Das ist eine weithin akzeptierte<br />
Erkenntnis, an deren<br />
Umsetzung Männer gelegentlich<br />
mit Nachdruck erinnert<br />
werden müssen.“<br />
Schäuble weiter: „Erst wenn<br />
Frauen und Männer wirklich<br />
frei entscheiden können, wo sie<br />
die Prioritäten in ihrem Leben<br />
setzen wollen, ohne auf Beruf<br />
oder Familie oder gesellschaftliches<br />
Engagement zu verzichten,<br />
ist das Ziel erreicht.“<br />
Am 19. Januar 1919 durften<br />
Frauen in Deutschland erstmals<br />
wählen. Bei der Wahl zur<br />
Schwabe blutet mir das Herz,<br />
wenn ich daran denke, wie viel<br />
Geld unsere Volkswirtschaft<br />
täglich durch Staus und vollgestopfte<br />
Straßen verliert. Und<br />
vor allem verlieren Autofahrer<br />
kostbare Lebenszeit, die sich<br />
nicht nachholen lässt. Zehn<br />
Jahre Retro-Straßenbaupolitik<br />
à la CSU sind einfach keine<br />
Antwort auf moderne Mobilitätsbedürfnisse.“<br />
Wer das<br />
nicht glauben wolle, könne die<br />
Weimarer Nationalversammlung<br />
nutzten weit über 80<br />
Prozent ihr neues<br />
Recht, 37 Frauen<br />
wurden ins<br />
Parlament gewählt<br />
und<br />
stellten damit<br />
fast neun Prozent<br />
der Abgeordneten.<br />
Bundestagspräsident<br />
Wolfgang Schäuble<br />
unzähligen genervten Pendler<br />
fragen, die „trotz Milliardensummen<br />
für Straßenneubau<br />
und Flächenfraß tagtäglich im<br />
Stau warten“. Özdemir fordert<br />
mehr Investitionen in Bahn,<br />
Bus, Radwege: „Davon profitieren<br />
dann auch alle, die lieber<br />
Auto fahren wollen.“<br />
Sören Bartol, Verkehrsexperte<br />
der SPD, zum RND: „Damit<br />
die Autofahrer weniger im<br />
Stau stehen, braucht es mehr<br />
Foto: Wolfgang Borrs/dpa