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Lust auf Lobby: Die Netzwerke im Bundestag – Hauptstadt Seite 5<br />
Geduldet:<br />
Obdachlose<br />
in Rummelsburg<br />
Seite 10<br />
-2°/2°<br />
Sonne und Wolken<br />
Wetter Seite 2<br />
Checkpoint Charlie:<br />
Müllers Plan in Gefahr<br />
Tagesthema Seite 2<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Doppelter Müggelturm:<br />
Aufschrei des Architekten<br />
Berlin Seite 11<br />
Mittwoch, 30. Januar 2019 Nr.25HA-75. Jahrgang<br />
Auswärts/D**: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Razzia im Clan-Milieu:<br />
Spur zu den Geldräubern<br />
Berlin Seite 9<br />
Und am<br />
Abend zu<br />
den Linken<br />
VonMarkus Decker<br />
Richard Grenell,<br />
US-Botschafter<br />
in Berlin<br />
US-Botschafter<br />
Bei der Linksfraktion waren sie<br />
am Montagabend ein bisschen<br />
stolz. Denn während zu ihrem Neujahrsempfang<br />
sonst – wenn überhaupt<br />
–nur Botschafter einst sozialistischer<br />
Bruderstaaten der DDR erscheinen,<br />
wartete die ehemalige Parteichefin<br />
Gesine Lötzsch diesmal am<br />
Eingang des Oderberger Stadtbades<br />
in Prenzlauer Berg, umkeinen Geringeren<br />
zu begrüßen<br />
als den<br />
Emissär der Vereinigten<br />
Staaten<br />
von Amerika.<br />
Der besagte Richard<br />
Grenell<br />
wiederum<br />
schrieb um 20.41<br />
Uhr via Twitter:<br />
„Thanks to die<br />
Linke for the invitation<br />
and the<br />
GREAT music.“ Also: Danke für die<br />
Einladung und die großartige Musik.<br />
Zunächst wohnte der 52-Jährige<br />
der Verleihung des Fulbright-Preises<br />
an Kanzlerin Angela Merkel bei. Die<br />
Auslandschefin des Senders CNN,<br />
Christiane Amanpour,übernahm es,<br />
Merkel wegen ihres herausragenden<br />
Engagements für gegenseitiges Verständnis,<br />
internationale Zusammenarbeit<br />
und Frieden zu loben.<br />
Dabei ist CNN nicht nur der Sender,<br />
den US-Präsident Donald Trump<br />
wohl am meisten hasst. Die Attribute,<br />
mit denen die Fulbright-Stiftung<br />
und Amanpour Merkel versahen,<br />
sind genau jene Attribute, mit<br />
denen man Trump schlechterdings<br />
nicht versehen kann. Grenell blieb<br />
also nichts anderes übrig, als die<br />
Würdigung einer Frau zu erleben,<br />
die zu seinem Förderer im größtmöglichen<br />
Gegensatz steht.<br />
Umso kurioser war,dass derselbe<br />
Grenell, der wie die gesamte Trump-<br />
Administration als weit rechts stehend<br />
gilt, bald darauf ausgerechnet<br />
der deutschen Linken seine Aufwartung<br />
machte.Schließlich finden sich<br />
in ihren Reihen immer noch ein paar<br />
engagierte Anti-Amerikanisten –ein<br />
Grund unter anderen, weshalb konkurrierende<br />
Parteien zur Linken<br />
nach wie vorAbstand halten. Grenell<br />
wiederum hat sich ins Abseits manövriert,<br />
weil er in Berlin weniger als<br />
Diplomat denn als Dompteur in Erscheinung<br />
tritt.<br />
Der seit jeher pragmatische und<br />
gar nicht anti-amerikanische Linke-<br />
Außenpolitiker Stefan Liebich betonte<br />
beim Neujahrsempfang<br />
gleichwohl, dass Grenell ein sehr<br />
netter Mensch sei. Überhaupt dächten<br />
in seiner Partei manche anders<br />
über die USA, seit der demokratische<br />
Präsidentschaftsbewerber Bernie<br />
Sanders gezeigt habe, dass es dort<br />
auch richtige Linke gebe. Der Botschafter<br />
schien jedenfalls Spaß zu<br />
haben. Er trank ein Bier, plauderte<br />
und scherzte. Als eine Journalistin<br />
ihn in die Redaktion einlud, um<br />
seine „opinion“, seine Meinung zur<br />
<strong>Zeitung</strong> zu sagen, erwiderte der Verfemte:<br />
Ja, inSachen „opinion“ sei er<br />
stark.<br />
Berlin, eine Stadt in Brandenburg<br />
Die Hauptstadt und das Land wollen stärker kooperieren –vor allem beim Verkehr und Wohnungsbau<br />
VonMelanie Reinsch und<br />
Jens Blankennagel<br />
Großes Kino<br />
Jetzt ist klar,was auf der Berlinale läuft –und wer<br />
noch überraschend in die Jury kam. Feuilleton Seite 21<br />
gen den „Landesentwicklungsplan<br />
Hauptstadtregion“ (LEP HR) beschlossen.<br />
Angesichts der steigenden<br />
Zahlen von Pendlern und Umzügen<br />
zwischen beiden Ländernsoll<br />
künftig vor allem im Bereich Verkehrs-<br />
und Wohnungspolitik stärker<br />
zusammengearbeitet werden.<br />
Berlins Regierender Bürgermeister<br />
Michael Müller (SPD) sagte, Berlin<br />
und Brandenburg hätten noch<br />
nie so eng kooperiert. „Wir ziehen an<br />
einem Strang“, so der Senatschef.<br />
Berlin und Brandenburgmüsse man<br />
gemeinsam denken. „Wir vertreten<br />
bis zu 60 Minuten von Berlin zu erreichen<br />
seien. Die Grenze zuBrandenburg<br />
dürfe „kein Hindernis für<br />
ausreichenden sozialen und bezahlbaren<br />
Wohnraum“ sein, so Müller.<br />
Jede einzelne Verbesserung im<br />
Bereich Verkehr und Wohnen lasse<br />
die Metropole näher heranrücken,<br />
das sei auch ein Vorteil für junge Familien<br />
mit geringem oder mittlerem<br />
Einkommen, sagte der Brandenburger<br />
Ministerpräsident. „Damit entlasten<br />
wir den <strong>Berliner</strong> Wohnungsmarkt,<br />
aber auch den im Umland“,<br />
erklärte er. Denn Wohnen sei mo-<br />
„Der Politik fehlen die Visionen zur<br />
integrierten Entwicklung des<br />
Metropolenraumes.“<br />
Beatrice Kramm Präsidentin der <strong>Berliner</strong> Industrie- und Handelskammer (IHK)<br />
Berlin ist auch nur eine<br />
Stadt in Brandenburg. Das<br />
ist ein großer Vorteil für<br />
Brandenburg, weil diese<br />
strukturschwache Region von dem<br />
pochenden Herz in ihrer Mitte profitiert.<br />
Gleichzeitig gibt es auch gewisse<br />
Nachteile für Berlin. Denn zwischen<br />
diesen beiden Bundesländern<br />
existieren unverrückbare Grenzen.<br />
Berlin kann also nicht einfach weiter<br />
wachsen.<br />
Wenn dann also –wie seit Jahren –<br />
in Berlin die Mietpreise explodieren<br />
und eine Firma von Hohenschönhausen<br />
nach Hoppegarten umsiedelt,<br />
ist sie damit in einem anderen<br />
Bundesland mit anderen Vorschriften,<br />
anderen Steuersätzen oder auch<br />
anderen Feiertagen. Deshalb sind<br />
mehr Leute als gedacht auf die gute<br />
Kooperation beider Länder angewiesen,<br />
darauf, dass sie sich nicht gegenseitig<br />
mit Billigofferten die Großinvestoren<br />
wegschnappen oder sich<br />
gegenseitig bei der Planung der Straßen<br />
und Bahnstrecken behindern.<br />
Da die Fusion beider Länder 1996<br />
gescheitert ist, hängt alles von der<br />
Kooperation der Regierungen ab.<br />
Unddie haben am Dienstag bei einer<br />
gemeinsamen Kabinettssitzung die<br />
Aktualisierung ihrer gemeinsamen<br />
Landesplanung vorgelegt: Den Masterplan<br />
für die Zusammenarbeit, der<br />
weit in die Zukunft und über Stadtund<br />
Ländergrenzen reicht. Damit<br />
soll das Wachstum der Region gezielt<br />
und gemeinsam gesteuert werden.<br />
Dazu haben beide Landesregierunbeide<br />
die Interessen unserer Länder,<br />
aber nicht auf Kosten des anderen“,<br />
betonte Müller in Richtung Dietmar<br />
Woidke (SPD), Ministerpräsident<br />
von Brandenburg. Auch Woidke betonte,<br />
dass es solch „freundschaftliche<br />
Bande“ in den letzten Jahrzehnten<br />
selten gegeben habe.<br />
Insbesondere in den Kommunen<br />
des <strong>Berliner</strong> Umlandes sollen in den<br />
kommenden Jahren neue Flächen<br />
erschlossen werden. Berlins Bausenatorin<br />
Katrin Lompscher (Linke)<br />
sagte,dass sie ein Potenzial vonrund<br />
400 000 Wohnungen in Berlin und<br />
im Umland sehe.Wohnungen, die in<br />
mentan das „größte soziale Problem“.<br />
Gleichwohl betonte er, dass<br />
man durch die Kooperationen beider<br />
Länder weder den Charakter<br />
Brandenburgs noch den der Hauptstadt<br />
verändernwolle.<br />
Dieetwa 300 000 Pendler,die täglich<br />
aus dem Umland nach Berlin –<br />
oder umgekehrt –zuihrem Arbeitsplatz<br />
unterwegs sind, dürfte es<br />
freuen, dass auch der Bahnverkehr<br />
als Alternative zum Auto ausgebaut<br />
werden soll.<br />
Verkehrssenatorin Regine Günther<br />
(für Grüne) hatte angekündigt,<br />
die Metropolregion durch bessere<br />
Vernetzungen stärken zu wollen. Auf<br />
acht Korridoren wolle man Projekte<br />
entsprechend „priorisieren“ – „ob<br />
nach Nauen, Potsdam auf der<br />
Stammbahn, nach Rangsdorf oder<br />
Velten“, sagte Günther. Zudem<br />
stellte die Senatorin in Aussicht, dass<br />
die Regionalbahnen R1,R2und R7<br />
künftig „öfter und mit mehr Kapazität<br />
fahren“ werden. Dazu gehört<br />
auch, dass die Heidekrautbahn<br />
nordöstlich von Berlin ab 2023 wieder<br />
fahren soll.<br />
Die Präsidentin der Industrieund<br />
Handelskammer (IHK), Beatrice<br />
Kramm, sieht die Kooperationsbemühungen<br />
skeptisch. Sie kritisiert,<br />
dass es Berlin und Brandenburgbisher<br />
nicht geschafft haben, enger zusammenzuwachsen.<br />
„Seit Jahren<br />
kommen Berlin und Brandenburgin<br />
der Zusammenarbeit über das Stadium<br />
gemeinsamer Kabinettssitzungen<br />
kaum hinaus“, monierte<br />
Kramm. Die engere Verflechtung<br />
beider Länder sei für die Weiterentwicklung<br />
des Standortes unerlässlich.<br />
Für die Politik scheine das kaum<br />
noch eine Rolle zu spielen. Der Politik<br />
fehlten „die Visionen zur integrierten<br />
Entwicklung des Metropolenraumes“,<br />
kritisierte sie.<br />
Kritik gab es auch von der Opposition.„Wer<br />
ernsthaft Druckvon Berlin<br />
nehmen will, muss Brandenburg<br />
wachsen lassen“, sagt BurkardDregger,<br />
der <strong>Berliner</strong> CDU-Fraktionsvorsitzende.Man<br />
brauche Wachstum in<br />
der gesamten Hauptstadtregion und<br />
keinen nur auf Berlin fixierten Plan,<br />
der viele Regionen Brandenburgs erheblich<br />
benachteilige. Leitartikel<br />
Seite8,Brandenburg Seite16<br />
BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />
Unterhaus will<br />
keinen<br />
harten Brexit<br />
Brüssel erteilt weiteren<br />
Verhandlungen eine Absage<br />
Vor zwei Wochen scheiterte die<br />
britische Premierministerin<br />
Theresa May mit ihrem Brexit-Deal<br />
im Parlament. Am Dienstagabend<br />
ging es im britischen Parlament nun<br />
um einen möglichen Ausweg aus der<br />
Krise. Sieben Änderungsanträge<br />
standen zur Abstimmung. „Die Welt<br />
weiß, was die Briten nicht wollen“,<br />
sagte May imUnterhaus. „Nun soll<br />
die Welt mal erfahren, was die Briten<br />
wollen.“ Das britische Unterhaus<br />
sprach sich am Abend schließlich<br />
ganz knapp gegen einen Austritt<br />
Großbritanniens aus der Europäischen<br />
Union ohne ein Brexit-Abkommen<br />
aus.Die Abgeordneten billigten<br />
am Dienstagabend den Antrag<br />
eines konservativen Abgeordneten,<br />
der einen sogenannten No-Deal-<br />
Brexit ablehnt. London solle erneut<br />
mit der EU über den Austrittsvertrag<br />
verhandeln und den sogenannten<br />
Backstop streichen. Das ist eine Garantieklausel<br />
für eine offene Grenze<br />
zwischen dem zu Großbritannien<br />
gehörenden Nordirland und dem<br />
EU-Mitglied Irland.<br />
Allerdings hat der Beschluss<br />
rechtlich keine Konsequenzen. Ein<br />
ungeordneter Brexit kann dadurch<br />
allein nicht abgewendet werden. Das<br />
Austrittsdatum 29. März 2019 ist im<br />
EU-Austrittsgesetz festgeschrieben.<br />
Maysah sich durch den Parlamentsbeschluss<br />
bestärkt, den Deal mit der<br />
EU neu zu verhandeln, vor allem in<br />
der Irland-Frage,und warb dafür um<br />
breite Unterstützung.<br />
Die Europäische Union lehnt die<br />
vom britischen Unterhaus verlangte<br />
Änderung des Brexit-Vertrags aber<br />
umgehend ab.Dies machte ein Sprecher<br />
von EU-Ratspräsident Donald<br />
Tusk am Abend in Brüssel umgehend<br />
klar. Dies sei mit den Hauptstädten<br />
der 27 bleibenden EU-Staaten<br />
abgestimmt.<br />
Zuvor hatte das britische Unterhaus<br />
eine mögliche Verschiebung<br />
des EU-Austritts erneut abgelehnt.<br />
Zwei entsprechende Anträge vonLabour-Abgeordneten<br />
fanden in London<br />
keine Mehrheit.Das Gesamtpaket<br />
der Änderungsanträge wurde<br />
schließlich ohne förmliche Abstimmung<br />
durchgewunken. Das Brexit-<br />
Drama geht also weiter. Die Uhr<br />
tickt, bis zum 29.März, dem festgeschriebenen<br />
Austrittdatum, bleibt<br />
kaum Zeit. (BLZ) PolitikSeite 4<br />
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31005
2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 3 0. Januar 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Wird das jetzt der Rückzieher<br />
vom Rückzieher?<br />
Erst im Dezember<br />
vergangenen Jahres<br />
verkündete der Regierende Bürgermeister<br />
Michael Müller (SPD) einen<br />
Kurswechsel bei der städtebaulichen<br />
Planung für den ehemaligen Grenzübergang<br />
Checkpoint Charlie. Und<br />
Stadtentwicklungssenatorin Katrin<br />
Lompscher (Linke) präsentierte sogar<br />
schon einen neuen Plan, wie die Bauflächen<br />
genutzt werden sollen. Doch<br />
nun gibt esWiderspruch aus der SPD-<br />
Fraktion im Abgeordnetenhaus. Die<br />
baupolitische Sprecherin Iris Spranger<br />
sagt der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>: „Mich<br />
überzeugt die ursprünglich erarbeitete<br />
Planung mehr“ –und stellt damit<br />
den Kurswechsel offen infrage.<br />
„Wir haben vonder geplanten Änderung<br />
am Bebauungskonzept für<br />
den Checkpoint Charlie leider erst<br />
aus der <strong>Zeitung</strong> erfahren“, sagt<br />
Spranger.„Dasist bedauerlich.“<br />
Wieberichtet, ist in der neuen Planung<br />
vorgesehen, das Museum am<br />
Checkpoint Charlie, das an die Zeit<br />
der deutschen Teilung erinnern soll,<br />
vonder westlichen Seite des ehemaligen<br />
Grenzübergangs auf die östliche<br />
Seite zu verlegen –genau dorthin, wo<br />
der Privat-Investor Trockland ein<br />
Hard Rock Hotel bauen will. Ob auf<br />
den Grundstücken überhaupt ein<br />
Hotel entstehen darf, soll noch geprüft<br />
werden. Klar ist dagegen, dass<br />
mehr Wohnungen entstehen sollen<br />
als geplant waren. Verbindlich festgeschrieben<br />
werden soll alles in einem<br />
Bebauungsplan.<br />
Linke und Grüne stützen Müller<br />
Nachdem der Senat im Dezember einen Kurswechsel bei der städtebaulichen<br />
Planung für den Checkpoint Charlie eingeleitet hat, formiert sich nun<br />
Widerstand –ausgerechnet in der SPD-Fraktion.<br />
Bei Touristen beliebt: Der ehemalige Grenzübergang Checkpoint Charlie, einst Ortder Block-Konfrontation.<br />
SPD-FrauSpranger sagt, ihr habe die<br />
alte Planung mit dem Museum auf<br />
der westlichen Seite des Checkpoint<br />
Charlie besser gefallen. Diese Variante<br />
sei in drei Jahrelangen Verhandlungen<br />
von den Senatsverwaltungen<br />
für Kultur,für Finanzen und für Stadtentwicklung<br />
mit dem Investor erarbeitet<br />
worden. „Es überrascht mich,<br />
dass dieser Vorschlag nun mit einem<br />
Federstrich ad acta gelegt werden<br />
soll“, so Spranger.„Das ist kein guter<br />
Stil.“ In der ursprünglichen Planung<br />
sei doch alles enthalten gewesen, argumentiert<br />
Spranger: „Ein Museum,<br />
ein Anteil Sozialwohnungen, natürlich<br />
auch ein Hotel.“ Bei der nun geplanten<br />
Änderung „fühlen wir uns<br />
nicht mitgenommen“, kritisiert<br />
Spranger. Sie teile zudem die Bedenken<br />
nicht, die gegen den Investor geltend<br />
gemacht werden –unter anderem<br />
wegen der verzweigten Finanzstruktur.„Da<br />
sind mehrerePrüfungen<br />
gelaufen, der Finanzsenator hat ausdrücklich<br />
erklärt, dass es keine Auffälligkeiten<br />
gibt.“ Wenn jemand sage,<br />
dass es Auffälligkeiten gebe, dann<br />
sollte er sie benennen. „Mir ist wichtig,<br />
dass Berlin bei Investoren berechenbar<br />
bleibt“, stellt die SPD-Politikerin<br />
klar. „Deswegen stehe ich zu<br />
dem ursprünglichen Konzept.“<br />
Linke und Grüne weisen die Kritik<br />
zurück. „Ich bin sehr froh, dass seit<br />
Dezember klar ist: Diese Regierung<br />
will einen Bebauungsplan statt Investorenbaurecht<br />
am Checkpoint Charlie“,<br />
sagt die Linken-Abgeordnete Katalin<br />
Gennburg.„Der Regierende Bürgermeister<br />
und die Stadtentwicklungssenatorin<br />
haben sich einhellig<br />
für einen Bebauungsplan zur Sicherung<br />
der öffentlichen Interessen ausgesprochen.“<br />
Dazu gehöre ohne<br />
Zweifel ein öffentliches Museum als<br />
Solitär, also als eigenständiger Baukörper,<br />
und ein öffentlicher Stadtplatz.<br />
„Die Koalition muss jetzt geschlossen<br />
und entschieden handeln,<br />
um einen Planungsschaden zu verhindern“,<br />
fordertGennburg.„Endlich<br />
reden wir über die Sicherung des<br />
Denkmalortes Checkpoint Charlie als<br />
öffentlichen Ortund seine städtebau-<br />
Stadtentwicklung<br />
Kampf um den Kontrollpunkt<br />
Zimmerstr.<br />
Mauerstr.<br />
Krausenstr.<br />
VonUlrich Paul<br />
Entwurf des Bebauungsplans von Senatorin Lompscher (Dez. 2018)<br />
Wohnen<br />
26 000 m2<br />
MITTE<br />
Stadtplatz<br />
1100 m2<br />
Kochstr.<br />
Friedrichstr.<br />
Checkpoint<br />
Charlie<br />
Museum<br />
1200 m2<br />
Kochstr.<br />
Schützenstr.<br />
Wohnen<br />
17 500 m2<br />
Charlottenstr.<br />
200 m<br />
BLZ/HECHER<br />
BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />
liche Qualität“, sagt die Linken-Abgeordnete.„Ein<br />
Hard-Rock-Party-Hotel<br />
auf dem weltweit bekanntesten<br />
Grenzübergang ist lächerlich, stellt<br />
den Gedenkort inFrage und provoziertnoch<br />
mehrVerkehrschaos.“<br />
Gennburg: „Es mag das Interesse<br />
des Investors befriedigen, aber das ist<br />
nicht unser Job.“ Ähnlich drückt es<br />
die Grünen-Abgeordnete Daniela Billig<br />
aus:„Wir Grüne wollen den Checkpoint<br />
Charlie zum Vorteil für ganz<br />
Berlin entwickeln“, sagt sie. Für eine<br />
„anspruchsvolle Erinnerungskultur“<br />
sei ein einzeln stehendes Museum<br />
„zwingend“. Außerdem sollte es einen<br />
freien Stadtplatz auf der Westseite<br />
des Areals geben. Die Wahrung<br />
des Denkmalschutzes durch freie<br />
Brandwände sei ebenso notwendig.<br />
Zudem müsse es„vielWohnraum“ inklusive<br />
eines Anteils von mindestens<br />
30 Prozent günstiger Unterkünfte geben,<br />
Gewerbeflächen und soziale Infrastruktur.<br />
„Wersich davon abwendet,<br />
erweist der Stadt Berlin und ihren<br />
Einwohnerinnen und Einwohnern,<br />
der <strong>Berliner</strong> Wirtschaft und den Touristen<br />
einen Bärendienst“, warnt Billig.<br />
Die Interessen einzelner Investoren<br />
am Checkpoint Charlie seien<br />
zweitrangig und müssten zurückstehen.<br />
„Denn dieser Ort hat eine zentrale<br />
Bedeutung für Berlin und für die<br />
ganze Welt“, sagt Billig. „Wenn wir<br />
diese Wunde, die die Geschichte in<br />
die Stadtstruktur gerissen hat, einfach<br />
überdecken, machen wir einen<br />
großen Fehler, der nicht wieder gutzumachen<br />
ist und für den uns unsere<br />
Nachkommen verurteilen werden.“<br />
Der Investor Trockland will am<br />
Checkpoint Charlie nach eigenem<br />
Bekunden weitermachen. „Seit fast<br />
vier Jahren sind wir mit dem Checkpoint<br />
Charlie aufs Intensivste und mit<br />
Leib und Seele beschäftigt“, erklärt<br />
Trockland-Sprecherin Marion Schumacher.„Daher<br />
sehen wir uns weiterhin<br />
in der Verpflichtung, um diesen<br />
Ortzuentwickeln.“ Vorkurzemhabe<br />
das Land Berlin das Unternehmen<br />
um ein „weiteres Engagement“ gebeten,<br />
so die Sprecherin –„wir stehen<br />
gern zur Verfügung“. Zurzeit eruiere<br />
man „unterschiedlichste Lösungsansätze“,<br />
so Schumacher. „Unser Plan<br />
sieht weiterhin vor, einen würdigen<br />
Gedenkort zurealisieren, als Symbol<br />
für Toleranz, Einheit und Frieden.“<br />
Investoren aus Europa und den USA<br />
Trockland war bis vor kurzem noch<br />
nicht Eigentümer der Grundstücke,<br />
hatte sich aber nach der Pleite der früheren<br />
Eigentümer die Grundschulden<br />
gesichert und als Eigentümer<br />
vormerken lassen. Ob das Unternehmen<br />
zwischenzeitlich seine Kaufoption<br />
genutzt hat, war bis Redaktionsschluss<br />
nicht zu erfahren.<br />
Auf seiner Internetseite geht<br />
Trockland mittlerweile auf die „Finanzstruktur<br />
des Projektes Checkpoint<br />
Charlie“ ein. Unter „Private Investoren“<br />
ist die Angabe„16 Personen<br />
mit Steuersitz in Deutschland, Großbritannien,<br />
Zypernund Israel“ zu finden.<br />
Unter dem Begriff „Mezzanine<br />
Kapitalgeber“ wirddie AF IOriginator<br />
S.à r.l. aufgeführt. DieAFIOriginator<br />
S.à r.l. ist laut Trockland „ein Spezialfonds,<br />
der zur Finanzierung der<br />
Grundschulden der Grundstücke am<br />
Checkpoint Charlie eingesetzt<br />
wurde“. DerFonds besteht demnach<br />
aus elf Investoren. Zehn dieser Investoren<br />
seien „institutionelle Investoren<br />
aus Europa, darunter Pensionskassen,<br />
Versicherungsunternehmen<br />
sowie Investmentfonds aus Großbritannien,<br />
Niederlande, Luxemburg<br />
und Schweiz“, heißt es.Mit M3 Capital<br />
Partners stamme ein Investor aus<br />
den USA. Vorwürfe, dass Gelder von<br />
Trockland-Projekten aus illegalen<br />
Quellen stammen, weist das Unternehmen<br />
zurück.<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />
Heute gibt es sonnige Abschnitte, aber zeitweise auch wolkige, in wenigen<br />
Fällen stark bewölkte Phasen, und die Temperaturen steigen auf 0bis<br />
2Grad. Der Wind weht in Böen frisch aus Südost. Inder Nacht zwingen<br />
reichlich Wolken die Sterne vielerorts zum Rückzug. Dabei erreichen die<br />
Temperaturen Wertebis minus 3Grad.<br />
Biowetter: Die aktuelle Wetterlage<br />
macht Rheumatikern zuschaffen.<br />
Sie klagen über Gelenk- und Gliederschmerzen<br />
ebenso wie über<br />
Muskelverspannungen. Der erholsame<br />
Tiefschlaf verläuft gestört.<br />
<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />
um 13 Uhr: Ozon: 41 µg/m 3 ;<br />
Stickstoffdioxid: 39 µg/m 3 ;<br />
Schwebstaub: 17 µg/m 3 ;<br />
Luftfeuchtigkeit: 89%<br />
Gefühlte Temperatur: maximal -2Grad.<br />
Wind: mäßig aus Südost.<br />
Wittenberge<br />
-2°/2°<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
-3°/2° -2°/2°<br />
Luckenwalde<br />
-4°/2°<br />
Prenzlau<br />
-2°/0°<br />
Cottbus<br />
-4°/2°<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
Sonnabend<br />
wolkig stark bewölkt Schneeregen<br />
-1°/2° -2°/2° 1°/2°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
-3°/1°<br />
Tief Oskar wandert über Deutschland hinweg nordostwärts und wird schwächer.<br />
Das hat dichte Bewölkung und Schneefälle zwischen der Nordsee und dem Alpenraum<br />
sowie starke Windböen über dem südwestlichen Mitteleuropa zur<br />
Folge. Über dem Mittelmeer regnet es derweil kräftig. In Finnland und Nordwestrussland<br />
ist esinkalter Luft winterlich mit Schneewolken, ebenso über Island.<br />
Köln<br />
-1°/2°<br />
Sylt<br />
-2°/0°<br />
Saarbrücken<br />
-2°/2°<br />
Hannover<br />
-1°/3°<br />
Konstanz<br />
-2°/1°<br />
Hamburg<br />
-2°/2°<br />
Erfurt<br />
-3°/3°<br />
Frankfurt/Main<br />
0°/3°<br />
Stuttgart<br />
-2°/4°<br />
Rostock<br />
-2°/2°<br />
Magdeburg<br />
-3°/1°<br />
Nürnberg<br />
-2°/3°<br />
München<br />
-5°/3°<br />
Rügen<br />
-1°/0°<br />
Dresden<br />
-3°/0°<br />
Deutschland: Heute gibt es kaum<br />
Sonne, dafür viele Wolken und zeitweilige<br />
Schneefälle, und die Temperaturen<br />
steigen am Tage auf 0bis<br />
4Grad. Nachts gehen die Werte<br />
dann auf minus 2bis minus 5Grad<br />
zurück. Der Wind weht in Böen frisch<br />
bis stark aus Südost, imSüdwesten<br />
teils stürmisch umSüdwest. Morgen<br />
bringen viele Wolken nur sehr selten<br />
Schnee. Die Temperaturen steigen<br />
auf 0bis 4Grad, und der Wind weht<br />
schwach bis mäßig aus Süd.<br />
Schneehöhen:<br />
Thüringer Wald bis 70 cm<br />
Harz bis 55 cm<br />
Erzgebirge bis 120 cm<br />
Bayerische Alpen bis 400 cm<br />
Mondphasen: 04.02. 12.02. 19.02. 26.02.<br />
Sonnenaufgang: 07:52 Uhr Sonnenuntergang: 16:48 Uhr Mondaufgang: 03:28 Uhr Monduntergang: 12:24 Uhr<br />
Lissabon<br />
14°<br />
Las Palmas<br />
21°<br />
Madrid<br />
11°<br />
Reykjavik<br />
-5°<br />
Dublin<br />
6°<br />
London<br />
5°<br />
Paris<br />
3°<br />
Bordeaux<br />
10°<br />
Palma<br />
14°<br />
Algier<br />
14°<br />
Nizza<br />
12°<br />
Trondheim<br />
-4°<br />
Oslo<br />
-6°<br />
Stockholm<br />
-5°<br />
Kopenhagen<br />
3°<br />
Berlin<br />
2°<br />
Mailand<br />
4°<br />
Tunis<br />
13°<br />
Rom<br />
7°<br />
Warschau<br />
1°<br />
Wien<br />
3° Budapest<br />
1°<br />
Palermo<br />
11°<br />
Kiruna<br />
-20°<br />
Oulu<br />
-8°<br />
Dubrovnik<br />
11°<br />
Athen<br />
15°<br />
St. Petersburg<br />
1°<br />
Wilna<br />
0°<br />
Kiew<br />
2°<br />
Odessa<br />
10°<br />
Varna<br />
13°<br />
Istanbul<br />
15°<br />
Iraklio<br />
16°<br />
Archangelsk<br />
-6°<br />
Moskau<br />
1°<br />
Ankara<br />
10°<br />
Antalya<br />
14°<br />
Acapulco 34° sonnig<br />
Bali 32° bedeckt<br />
Bangkok 34° heiter<br />
Barbados 27° Schauer<br />
Buenos Aires 35° bewölkt<br />
Casablanca 16° bedeckt<br />
Chicago -25° bewölkt<br />
Dakar 26° heiter<br />
Dubai 24° sonnig<br />
Hongkong 23° wolkig<br />
Jerusalem 14° sonnig<br />
Johannesburg 29° wolkig<br />
Kairo 19° sonnig<br />
Kapstadt 26° sonnig<br />
Los Angeles 21° heiter<br />
Manila 29° heiter<br />
Miami 23° heiter<br />
Nairobi 29° heiter<br />
Neu Delhi 19° wolkig<br />
New York 1° Schauer<br />
Peking 3° bedeckt<br />
Perth 33° sonnig<br />
Phuket 32° Gewitter<br />
Rio de Janeiro 37° wolkig<br />
San Francisco 16° wolkig<br />
Santo Domingo 29° heiter<br />
Seychellen 29° Gewitter<br />
Singapur 34° wolkig<br />
Sydney 35° wolkig<br />
Tokio 11° wolkig<br />
Toronto -11° bedeckt
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 30. Januar 2019 3 *<br />
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Seite 3<br />
Die Beste<br />
Über das Leben und Wirkender Juristin Ruth Bader Ginsburg existiertbereits eine Hollywood-Verfilmung.<br />
GETTY IMAGES/THE WASHINGTON POST<br />
Eine haarsträubende Verschwörungstheorie<br />
kursiert indiesen Tagen<br />
im Internet. Dort–genauer:bei<br />
YouTube –findet man eine Reihe<br />
vonVideo-Clips,die mit allerlei technischem<br />
Aufwand versuchen, diese Theorie zu belegen.<br />
Zu sehen sind extrem verlangsamte<br />
Ausschnitte aus den Nachrichtensendungen<br />
von Fox News, indie einzelne, kaum wahrnehmbare<br />
Bilder von Donald Trump eingestreut<br />
sind. Bilder, die sich angeblich direkt<br />
ins Unterbewusstsein einbrennen sollen.<br />
Den Sender Fox indie Ecke der Propaganda<br />
für den US-Präsidenten Trump zu stellen, ist<br />
nicht weit hergeholt. Der Gedanke jedoch,<br />
dass Foxsoweit geht, mit solchen Mitteln zu<br />
arbeiten, erscheint allzu kühn.<br />
Doch in der vergangenenWoche passierte<br />
dann dies: Mitten in einem Nachrichtensegment<br />
vonFox flimmerte für mehrereSekunden<br />
ein Schriftband auf dem Bildschirm, das<br />
das Ableben der obersten Bundesrichterin<br />
Ruth Bader Ginsburgmeldete.<br />
Der Sender entschuldigte sich flugs,<br />
nachdem Tausende Zuschauer protestiert<br />
und angemerkt hatten, dass es der 85 Jahre<br />
alten Richterin bestens gehe,wenngleich sie<br />
in einer Klinik auf einen möglichen Lungentumor<br />
untersucht worden war. Noch sei es<br />
nicht so weit, hieß es,dass die Konservativen<br />
des Landes über das Ende der vomlinksliberalen,<br />
feministischen Amerika so heiß geliebten<br />
Juristin frohlocken können.<br />
Mehr als die bloße Gier<br />
Linke wie Konservative beobachten derzeit<br />
in den USA mit gleicher Angespanntheit den<br />
Gesundheitszustand von Ruth Bader Ginsburg,<br />
die seit 1993 im obersten Gremium der<br />
amerikanischen Rechtssprechung dient.<br />
Links hält man die Daumen, dass Ginsburg,<br />
die, wie alle obersten Bundesrichter, auf Lebenszeit<br />
benannt ist, durchhält, bis Donald<br />
Trump abgewählt wird. Rechts hofft man<br />
hinter vorgehaltener Hand, dass Ginsburg<br />
die nächsten zwei Jahre nicht überlebt und<br />
Trump mit einer dritten Nominierung die<br />
konservativeMehrheit im Obersten Bundesgericht<br />
auf Jahrzehnte zementieren kann.<br />
Die Fehlleistung von Fox offenbarte<br />
mehr als bloß die Gier danach, die dritte Gewalt<br />
im Staat dauerhaft in konservative<br />
Hände zu bringen. Ruth Bader Ginsburghat<br />
in den vergangenen Jahren Kult-Status erlangt,<br />
sie eint die Opposition im Land über<br />
Generationen, Geschlechter, ethnische Zugehörigkeiten,<br />
sexuelle Orientierungen und<br />
religiöse Überzeugungen hinweg. Nichts<br />
wäre der Trump-Anhängerschaft lieber, als<br />
wenn Ginsburg von der Bildfläche verschwände.<br />
Doch derzeit gibt es für die amerikanische<br />
Rechte nicht viel Hoffnung, dass der<br />
Die oberste Bundesrichterin Ruth Bader Ginsburg<br />
eint die Opposition in den USA über Generationen hinweg.<br />
Nichts wäre der Anhängerschaft Donald Trumps lieber,<br />
als wenn sie von der Bildfläche verschwände.<br />
Einfluss von Ruth Bader Ginsburg inabsehbarer<br />
Zeit schwindet. Im Gegenteil –die Hollywood-Verfilmung<br />
ihres Lebensweges, „On<br />
the basis of sex“, war zur Weihnachtszeit ein<br />
Hit in amerikanischen Kinos. Der begleitende<br />
Dokumentarfilm „RBG“, den es nun<br />
auch online zu sehen gibt, ist für einen Oscar<br />
nominiertworden.<br />
DieFilme haben das Leben und Werk von<br />
Ruth Bader Ginsburginden Mittelpunkt des<br />
öffentlichen Interesses gerückt. Ihr Aufstieg<br />
zur Pop-Ikone begann jedoch schon Jahre<br />
zuvor. Genau genommen seit eine Jura-Studentin<br />
aus New York begann, „RBG“ mit einem<br />
Blog zu würdigen.<br />
DerStudentin Shana Knizhnik imponierten<br />
die bissigen Gutachten, mit denen GinsburgihreMinderheiten-Meinung<br />
im zunehmend<br />
konservativen Gericht artikuliert. So<br />
schrieb Ginsburg etwa zu einem Urteil, das<br />
den Wählerschutz für Minderheiten im Süden<br />
aufhob, das sei so,„als würde man mitten<br />
in einem Gewitter den Schirm wegwerfen,<br />
weil man nicht nass genug wird.“ Die<br />
Formulierung schaffte es auf Kaffeetassen<br />
und auf T-Shirts und elektrisierte ihre Fan-<br />
Gemeinde.<br />
Knizhnik nannte ihren Blog „The notorious<br />
RBG“ in Anspielung auf den nicht minder<br />
wortgewaltigen Rapper Notorious BIG,<br />
der, wie Ginsburg, aus Brooklyn stammte.<br />
Notorious RBG wurde zu einer Internet-<br />
Ikone, bald wurde sie zur Campus-Heldin<br />
der Bernie-Sanders-Generation. Youtuber<br />
vertonten gar ihreKommentareund verwandelten<br />
sie in Songs.Knizhnik begann die Biografie<br />
von RBG zu recherchieren und veröffentlichte<br />
2015 das erste von mittlerweile<br />
drei populären Werken über das bemerkenswerte<br />
Leben der Frau aus Brooklyn. Und je<br />
mehr Amerika über RBG wusste,desto mehr<br />
schloss das Land sie ins Herz.<br />
Joan Ruth Bader wurde 1933 in NewYork<br />
als Tochter eines russisch-jüdischen Vaters<br />
und einer österreichisch-jüdischen Mutter<br />
geboren. Als sie 14 Monate alt war,starb ihre<br />
ältere Schwester Melanie. Die Hoffnungen<br />
auf sozialen Aufstieg lasteten nun allein auf<br />
VonSebastian Moll, New York<br />
US-Präsident Donald Trump würde die konservative<br />
Mehrheit im Obersten Bundesgericht mit einer<br />
weiteren Nominerung gerne zementieren. AP/BRANDON<br />
der jüngeren Tochter. Die Eltern hatten sich<br />
einst beide keinen College-Besuch leisten<br />
können.<br />
Bader Ginsburg war erfolgreich auf der<br />
High School und dem College und wurde<br />
1956 als eine vonnur neun Frauen unter 500<br />
Studenten in die juristische Fakultät von<br />
Harvard aufgenommen. Wie ihre Biografie<br />
eindrücklich darstellt, musste sie dort von<br />
Anfang an gegen die Widerstände einer sich<br />
bedroht fühlenden Männerriege ankämpfen.<br />
So ließ der Dekan des Fachbereiches bei<br />
einem Dinner jede einzelne der neuen Studentinnen<br />
aufstehen und erklären, warum<br />
sie sich dazu berechtigt fühlten, einem<br />
männlichen Kommilitonen den Platz wegzunehmen.<br />
„Man hatte als Frau damals das Gefühl<br />
unter ständiger Beobachtung zu stehen“,<br />
sagt Ginsburg.„Man hatte immer Angst, dass<br />
man nicht nur sich selbst, sondern alle<br />
Frauen herunter enttäuscht, wenn man versagt.“<br />
DerDruck trieb Bader Ginsburgzuschier<br />
übermenschlichen Leistungen. Nachdem<br />
ihr Ehemann MartyGinsburg, den sie mit 17<br />
kennenlernte und der sie ein Leben lang<br />
rückhaltlos unterstützte, anHodenkrebs erkrankt<br />
war, erledigte sie sowohl seine als<br />
auch ihre eigenen Studienarbeiten und<br />
kümmerte sich um die gemeinsame Tochter.<br />
DerNachtschlaf fiel weitestgehend aus.Trotz<br />
allem aber war sie die beste Studentin ihres<br />
Jahrgangs.<br />
Dass dem Alltags-Sexismus der 50er-<br />
Jahre mit harter Arbeit und Intelligenz nicht<br />
beizukommen ist, musste sie jedoch erleben,<br />
als sie nach dem Studium in NewYork,<br />
wo ihr Mann einen Job als Steueranwalt antrat,<br />
eine Anstellung suchte.Trotz ihrer tadellosen<br />
akademischen Auszeichnungen lud sie<br />
nicht eine einzige renommierte Anwaltsfirma<br />
auch nur zu einem Gespräch ein.<br />
Bader Ginsburg zog sich vorerst in die<br />
Akademie zurück und unterrichtete als eine<br />
der ersten Juristinnen der USA das neue Gebiet<br />
des Frauenrechts.Wie keine andere Expertin<br />
des Landes studierte sie die Stellen im<br />
amerikanischen Recht, an denen die Ungleichheit<br />
vonMann und Frau kodifiziertist.<br />
„Ich habe jeden Fall gelesen, der mit der<br />
Gleichstellung der Frau zu tun hatte“, erinnert<br />
sie sich. „Das wirkt vielleicht wie ein gigantisches<br />
Unternehmen, das war es aber<br />
nicht. Es gab gar nicht so viel, die Jurisprudenz<br />
sah die Geschlechterdiskriminierung<br />
überhaupt nicht als Problem an.“<br />
DerHollywood-Film „Onthe basis of Sex“<br />
will uns glauben lassen, dass dieses Studium<br />
eine Art Trainingslager war, das sie, gleich<br />
Rocky, aufihren ersten großen Kampf vorbereitet<br />
–den ersten Fall von Geschlechterdiskriminierung,<br />
den sie vor Gericht brachte.<br />
Die Wirklichkeit war etwas weniger dramatisch,<br />
doch es war in der Tatder Fall von<br />
Charles Moritz, der Ruth Bader Ginsburgs<br />
Laufbahn als Frauenrechts-Anwältin begründete.<br />
Klugerweise wählte Ginsburg damals einen<br />
Fall aus,bei dem ein Mann vordem Gesetz<br />
ungleich behandelt wurde –indiesem<br />
Fall ein Mann, der für seine kranke Mutter<br />
sorgte und dem wegen seines Geschlechts<br />
staatliche Unterstützung verweigert wurde.<br />
Noch viel folgenreicher war jedoch, dass die<br />
Verhandlung, die Ginsburg gewann, ihre<br />
Strategie begründete, nach und nach, in einem<br />
Fall nach dem anderem, die rechtliche<br />
Gleichstellung der Geschlechter in Amerika<br />
zu erzielen.<br />
„Unsere Strategie damals war eigentlich<br />
sehr simpel“, sagt sie.„Wir haben die Vorurteile<br />
gesucht, die in Gesetzen festgeschrieben<br />
waren und versucht zu zeigen, dass solche<br />
Vorurteile allen schaden, nicht nur den<br />
Frauen. Wirwollten, dass Menschen danach<br />
beurteilt werden, was sie zur Gesellschaft<br />
beitragen, nicht danach, welchem Geschlecht<br />
sie angehören.“<br />
Viele ihrer Fälle kamen in den 70er-Jahren<br />
vor das Oberste Bundesgericht und werden<br />
heute als wegweisend betrachtet. Prozesse<br />
wie der Fall Frontiero gegen Richardson, in<br />
dem einer Militärangehörigen Beihilfen für<br />
ihren Mann zugesprochen wurden, der sich<br />
um Haushalt und Kinder kümmerte,sorgten<br />
im amerikanischen Case-Law nach und<br />
nach für die juristische Gleichstellung von<br />
Mann und Frau. Die berühmte Feministin<br />
Gloria Steinem drückte es so aus: „Durch<br />
Ruths Arbeit fühlte ich mich in den USA erstmals<br />
durch die Verfassung geschützt.“<br />
Siewollte verändern, nicht stürzen<br />
Dennoch ist es ironisch, dass Ruth Bader<br />
Ginsburg heute als feministische Ikone gefeiert<br />
wird. Die Frauenbewegung der 70er-<br />
Jahrewar ihr eigentlich fremd. Aufdie Straße<br />
zu gehen und zu demonstrieren, war nicht<br />
ihreSache.Und sie sah es auch nie als ihr Ziel<br />
an, dramatische gesellschaftliche Veränderung<br />
herbeizuführen.<br />
Als ihren Leitsatz zitiert Bader Ginsburg<br />
immer SarahGrimke,eine große amerikanischen<br />
Feministin des 19. Jahrhunderts: „Ich<br />
bitte nicht um viel für mein Geschlecht. Alles,<br />
was ich von meinen Brüdern verlange,<br />
ist, dass sie ihre Stiefel aus unserem Nacken<br />
nehmen.“<br />
Ginsburgsah sich nie als Radikale.Sokritisierte<br />
sie in einem berühmt gewordenen<br />
Vortrag das Bundesurteil Roe gegen Wade<br />
von1973, das in den USA die Abtreibung faktisch<br />
legalisierte. Ginsburg setzte sich sehr<br />
wohl für das Recht auf Abtreibung ein, doch<br />
sie fand, dass es nicht die Rolle der Gerichte<br />
sei, derart große politische Richtlinien vorzugeben.Vielmehr<br />
sah sie es als ihreAufgabe<br />
an, eine„juristische Landschaft“ zu schaffen,<br />
die schlussendlich die Politik dazu zwinge,in<br />
Gesetzen denWandel festzuschreiben. Bader<br />
Ginsburgwollte immer die Institutionen verändern,<br />
nie stürzen.<br />
Sebastian Moll bewundertallestarkenFrauen<br />
der Generation vonRuth<br />
Bader Ginsburg.
4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 3 0. Januar 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Spahn will mehr<br />
Therapeuten zulassen<br />
Bundesgesundheitsminister Jens<br />
Spahn (CDU) will entgegen seiner<br />
bisherigen Linie die Zahl der Psychotherapeuten<br />
erhöhen, um dieWartezeiten<br />
für die Patienten zu verkürzen.<br />
In der Antwortauf eine parlamentarische<br />
Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion,<br />
die der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
(RedaktionsnetzwerkDeutschland)<br />
vorliegt, schreibt das Ministerium,<br />
zwar hätten die im vergangenen Jahr<br />
eingeführte psychotherapeutische<br />
Sprechstunde und die neue Akutbehandlung<br />
bereits zu einerVerbesserung<br />
der Situation geführt. DiepositivenWirkungen„könnten<br />
aber nur<br />
dann vollständig zum Tragen kommen,<br />
wenn denVersicherten auch genügend<br />
Therapieplätzefür die Aufnahme<br />
einer Richtlinientherapie zur<br />
Verfügung stehen“. (tms.)<br />
Italien muss Migranten auf<br />
Rettungsschiff versorgen<br />
Italien muss den Migranten auf dem<br />
blockierten Rettungsschiff„Sea-<br />
Watch 3“ so schnell wie möglich medizinische<br />
Unterstützung, Essen und<br />
Getränke zukommen lassen. Dasordnete<br />
der Europäische Gerichtshof für<br />
Menschenrechte am Dienstagabend<br />
an. DieHelfer auf dem Schiff der<br />
deutschen Hilfsorganisation Sea-<br />
Watch hatten vorrund zehn Tagen 47<br />
Migranten vorLibyenaufgenommen.<br />
DasSchiff harrtderzeit vorder sizilianischen<br />
Küste aus,weil es in Italien<br />
nicht anlegen darf. (dpa)<br />
BGH-Urteil zu<br />
Lebend-Organspenden<br />
Voreiner Lebend-Organspende<br />
müssen Ärzte nach einem Urteil des<br />
Bundesgerichtshofs (BGH) umfassend<br />
über alle Risiken aufklären. Bei<br />
mangelhafter Aufklärung haben Patienten,<br />
die gesundheitliche Schäden<br />
davontragen, Anspruch auf<br />
Schmerzensgeld und Entschädigung,<br />
entschied der BGH am Dienstag<br />
in Karlsruhe in zwei Fällen aus<br />
Niedersachsen und Nordrhein-<br />
Westfalen (Az. VI ZR 318/17 und VI<br />
ZR 495/16). (dpa)<br />
Berufung gegen Freispruch<br />
für Asia Bibi abgelehnt<br />
DasOberste Gericht in Islamabad erklärte<br />
am Dienstag einen Berufungsantrag<br />
gegen den Freispruch der in<br />
Pakistan vonIslamisten angefeindeten<br />
Christin Asia Bibi für unzulässig.<br />
Es ordnete gleichzeitig ihreFreilassung<br />
an. Bibi war voracht Jahren wegen<br />
angeblicher Gotteslästerung zum<br />
Tode verurteilt worden. Die51-Jährige<br />
kann nun ausreisen, als Aufnahmeland<br />
war auch Deutschland im<br />
Gespräch. (dpa)<br />
Ausreise- und Kontensperre<br />
gegen Guaidó beantragt<br />
Dervenezolanische Generalstaatsanwalt<br />
TarekWilliam Saab hat am<br />
Dienstag eine Ausreisesperregegen<br />
den selbsternannten Interimspräsidenten<br />
Juan Guaidó beantragt. Zudem<br />
verlangte er vordem Obersten<br />
Gerichtshof, dass seine Konten eingefroren<br />
werden. DieUSA haben<br />
Guaidó wiederum Zugang zu bestimmten<br />
Konten Venezuelas verschafft,<br />
die in den USA liegen. (AFP)<br />
Fünf neue Festnahmen nach<br />
Straßburger Terroranschlag<br />
Sieben Wochen nach dem Terroranschlag<br />
in Straßburgsind weiterefünf<br />
Personen im Zusammenhang mit<br />
dem Fall festgenommen worden. Sie<br />
sitzen in Polizeigewahrsam, wie es<br />
am Dienstag aus französischen Justizkreisen<br />
hieß. Medienberichten<br />
zufolge werden sie verdächtigt, eine<br />
Rolle bei der Beschaffung der Waffe<br />
gespielt zu haben. (dpa)<br />
Auch in den letzten Tagen demonstrierten wie hier in Berlin Frauen in mehreren Städten gegen den Paragrafen 219a.<br />
Gelockert, nicht gekippt<br />
Paragraf 219a: Werbung für Abtreibungenbleibt verboten, Informationen sollen aber leichter zugänglich sein<br />
VonMarkus Decker<br />
Die große Koalition hat<br />
sich auf einen Kompromiss<br />
zur Lockerung des<br />
Werbeverbots für Abtreibungen,<br />
den Paragrafen 219a<br />
Strafgesetzbuch, verständigt. Ärzte<br />
und Krankenhäuser sollen künftig<br />
ohne Risiko der Strafverfolgung darauf<br />
hinweisen dürfen, dass sie<br />
Schwangerschaftsabbrüche vornehmen.<br />
Das geht aus einem Gesetzentwurfhervor,<br />
der der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland) vorliegt. Die Bundesärztekammer<br />
(BÄK) soll zugleich<br />
eine zentrale Liste mit einschlägigen<br />
Ärzten und Kliniken führen.<br />
Diese Liste soll Angaben über die jeweils<br />
angewendeten Methoden enthalten<br />
und auch von der Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung<br />
veröffentlicht werden.<br />
Justizministerin Katarina Barley,<br />
Familienministerin Franziska Giffey<br />
(beide SPD), Gesundheitsminister<br />
Jens Spahn (CDU) und Innenminister<br />
Horst Seehofer (CSU) hatten zuvormonatelang<br />
über das Thema verhandelt,<br />
einigten sich am Montag<br />
und verkündeten das Ergebnis einvernehmlich<br />
am Dienstagabend.<br />
Der Entwurf soll am 6. Februar im<br />
Bundeskabinett beraten und danach<br />
vom Bundestag beschlossen werden.<br />
Er sieht eine Ergänzung des Paragrafen<br />
219a vor. Weil durch das<br />
Abtreibungen in Deutschland<br />
So viele Schwangerschaftsabbrüche wurden<br />
gemeldet<br />
140 000<br />
134 609<br />
130 000<br />
120 000<br />
110 000<br />
100 000<br />
90 000<br />
129 650<br />
110 431<br />
101 209<br />
98 721<br />
2000 '04 '10 '17<br />
Werbeverbot auch die Information<br />
von Ärzten über die Tatsache, dass<br />
sie Abtreibungen vornehmen, von<br />
Gerichten als strafbar gewertet<br />
wurde, entstand eine hitzige politische<br />
Diskussion.<br />
Verhütungsmittel auf Kassenkosten<br />
Die SPD verlangte die Abschaffung<br />
von219a, die Union wollte den Paragrafen<br />
beibehalten. Mit der Ergänzung<br />
soll nun sichergestellt werden,<br />
dass Frauen Informationen erhalten,<br />
zugleich soll aber das grob anstößige<br />
Werben für Abtreibungen verboten<br />
bleiben. Der Entwurf sieht auch vor,<br />
dass junge Frauen zwei Jahre länger<br />
Verhütungsmittel auf Kosten der<br />
Kassen bekommen können.<br />
Anteil der Frauen nach Altersgruppen<br />
in Prozent, 2017<br />
unter 18 Jahre<br />
3,0<br />
40 Jahre und älter<br />
7,6<br />
18 bis 29 Jahre<br />
49,1<br />
30 bis 39 Jahre<br />
40,3<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: STATISTISCHES BUNDESAMT, DPA<br />
Vonder Gießener Ärztin Kristina<br />
Hänel, die wegen Werbung für<br />
Schwangerschaftsabbrüche verurteilt<br />
worden war, kam scharfe Kritik<br />
an den vorgesehenen Ergänzungen<br />
des sogenannten Werbeverbots.<br />
„Frauen haben ein Recht auf Information,<br />
und das ist weiterhin verboten.“<br />
Das hinter Paragraf 219a stehende<br />
Frauenbild besage, Frauen<br />
könnten durch Informationen für einen<br />
Schwangerschaftsabbruch geworben<br />
werden. „Das ist ein Paragraf,<br />
der vonseiner Intention her dafür<br />
angelegt ist, zu stigmatisieren,<br />
auszugrenzen, zu tabuisieren und<br />
Fachleute zu kriminalisieren.“<br />
Die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer<br />
Frauen (ASF) hält<br />
Jetzt geht es um die Schuldfrage<br />
den Kompromiss lediglich für einen<br />
„ganz kleinen Schritt nach vorn“.<br />
„Ärzte und Ärztinnen dürfen zwar<br />
straffrei darlegen, dass sie Schwangerschaftsabbrüche<br />
durchführen,<br />
aber nicht umfangreich informieren<br />
– das ist inakzeptabel“, sagte die<br />
ASF-Vorsitzende MariaNoichl.<br />
Juso-Chef Kevin Kühnerterklärte:<br />
„Gegen den harten Widerstand der<br />
Union hat die SPD zumindest eine<br />
weitgehende Entkernung des unsinnigen<br />
Paragrafen 219a durchgesetzt,<br />
dessen Streichung wir nach wie vor<br />
für richtig halten.“ Er erneuerte zugleich<br />
seine Forderung nach einer<br />
Abschaffung. Das habe man unter<br />
Beteiligung der Union nicht erreichen<br />
können, was den Kompromiss<br />
zu einem schmerzhaften mache.Die<br />
Union habe „ein weiteres Mal ihr<br />
Desinteresse an der Selbstbestimmung<br />
von Frauen demonstriert“.<br />
Vertreter der Opposition äußerten<br />
sich ebenfalls ablehnend.<br />
Gesundheitsminister Spahn wies<br />
die Kritik zurück. „Mit diesem Kompromiss<br />
findet die große Koalition einen<br />
ausgewogenen Ausgleich“, sagte<br />
er.„Frauen, die in Konfliktsituationen<br />
Hilfe suchen, müssen wissen können,<br />
an welchen Arzt sie sich wenden können.“<br />
Werbung für Abtreibungen<br />
werde esallerdings auch in Zukunft<br />
nicht geben. „Ein Schwangerschaftsabbruch<br />
ist kein medizinischer Eingriff<br />
wie jeder andere“, betonte der<br />
CDU-Politiker. (mit rs., pet., dpa)<br />
Unterhaus will keinen harten Brexit und Nachverhandlungen. EU-Ratspräsident Tusk erteilt dem eine klare Absage<br />
VonKatrin Pribyl, London<br />
Die unendliche Brexit-Saga hat<br />
mit dem gestrigenTagein neues<br />
Kapitel eröffnet, das verdächtig an<br />
vergangene Abschnitte erinnert.<br />
Nachdem Premierministerin Theresa<br />
May amDienstag die Debatte<br />
um Großbritanniens EU-Austritt mit<br />
einer Zusammenfassung eröffnet<br />
hatte, welche Optionen das völlig<br />
zerstrittene Parlament ablehnt, kam<br />
sie zu dem Schluss,dass dieWelt nun<br />
zur Genüge wüsste, was das Unterhaus<br />
nicht wolle.<br />
„Heute müssen wir eine nachdrückliche<br />
Botschaft aussenden,<br />
was wir wollen“, sagte sie und legte<br />
dann mit einer Botschaft nach, die<br />
als Paukenschlag auf dem Kontinent<br />
zu spüren gewesen sein dürfte. May<br />
wolle das Brexit-Vertragspaket, auf<br />
das sich London und Brüssel geeinigt<br />
haben, wieder aufschnüren. Insbesondere<br />
der ungeliebte Backstop,<br />
eine Garantie zur Verhinderung einer<br />
harten Grenze zwischen der Republik<br />
Irland und dem zum Königreich<br />
gehörenden Nordirland, solle<br />
nachverhandelt werden, um die Bedenken<br />
der konservativen Abgeordneten<br />
zu berücksichtigen.<br />
Dazu sei „eine bedeutungsvolle<br />
und rechtlich<br />
bindende Veränderung<br />
am Austrittsabkommen“<br />
notwendig, befand May<br />
zwei Monate vor Großbritanniens<br />
offiziellen EU-<br />
Austritt am 29. März.<br />
Die EUhat weitere Gespräche<br />
über den Deal<br />
stets vehement abgelehnt.<br />
Undauch die britische Regierungschefin<br />
hatte in den vergangenen<br />
Wochen für den Vertrag als<br />
„besten und einzigen Deal“ geworben.<br />
Nun also die Kehrtwende, ausgelöst<br />
durch einen Änderungsantrag<br />
des konservativen Abgeordneten<br />
Graham Brady,Vorsitzender des ein-<br />
Theresa May,<br />
Premierministerin<br />
Frage wurde am Dienstagabend von<br />
318 Abgeordneten unterstützt. 301<br />
Parlamentarier stimmten dagegen.<br />
Zuvor hatte sich May hinter Bradys<br />
Vorstoß gestellt.<br />
Die Antwort aus Brüssel<br />
folgte sofort. Ratspräsident<br />
Donald Tusk erteilte London<br />
eine Absage. „Der<br />
Backstop ist Teil des Austrittsabkommens<br />
und das<br />
DPA<br />
Austrittsabkommen ist<br />
nicht für Nachverhandlungen<br />
offen“, ließ er mitteilen.<br />
Graham Bradys Vorstoß<br />
zufolge würde das Unterhaus<br />
den ausgehandelten<br />
Vertrag imFebruar billigen, aber<br />
lediglich unter der Voraussetzung,<br />
dass der Backstop bis dahin gestrichen<br />
wird. Dasbisherige Austrittsabkommen<br />
sieht nach der Übergangsphase<br />
den Verbleib des gesamten<br />
Königreichs in der Zollunion vor,<br />
wenn bis dahin keine langfristige Lösung<br />
gefunden wird, die eine harte<br />
Grenze ausschließt. Die EU-Skepti-<br />
IPON/STEFAN BONESS<br />
flussreichen, fraktionsinternen<br />
„1922 Committee“. Sein Vorschlag<br />
zur Nachverhandlung der Irlandker<br />
unter den Tories dagegen fürchten,<br />
auf ewig an die Gemeinschaft<br />
gekettet zu bleiben, ohne eigene<br />
Handelsabkommen abschließen zu<br />
können. Einige Europaskeptiker beharren<br />
deshalb darauf, dass jedes<br />
Provisorium ein festes Enddatum<br />
haben oder einseitig aufkündbar<br />
sein muss. Die meisten Kritiker auf<br />
der Insel wollen die Backstop-Regelung<br />
mittlerweile ganz streichen.<br />
Jetzt steht May vor einer fast unmöglichen<br />
Mission –und sie ist sich<br />
dieses Umstands wohl bewusst. Nur<br />
kurzbevor die Premierministerin am<br />
Dienstag im Parlament auftrat, hatte<br />
Kommissionpräsident Jean-Claude<br />
Juncker per Telefon bekräftigt, dass<br />
die EU nicht bereit sei, das Paket<br />
noch einmal aufzuschnüren. Warum<br />
also ging sie trotzdem diesen Weg?<br />
Beobachter vermuten, dass May so<br />
das Spiel der Schuldzuweisungen<br />
einleiten will.„Wenn es am Ende keinen<br />
Deal gibt, ist es ein Leichtes für<br />
London, die EU verantwortlich zu<br />
machen“, meinte ein Kommentator.<br />
Fehlende<br />
Ausrüstung, zu<br />
viel Bürokratie<br />
Wehrbeauftragter sieht bei<br />
der Truppe große Probleme<br />
Der Wehrbeauftragte Hans-Peter<br />
Bartels kritisiert inseinem Bericht<br />
zur Lage der Bundeswehr<br />
schwere Ausrüstungsmängel, eine<br />
lähmende Verwaltung sowie einen<br />
historischen Tiefstand bei der Anwerbung<br />
neuer Soldaten. Für den<br />
dringend nötigen Anstieg der Personalzahlen<br />
sorge derzeit vorallem die<br />
Verlängerung bestehender Zeitverträge,<br />
stellte Bartels am Dienstag in<br />
Berlin fest. EinHauptkritikpunkt der<br />
Soldaten bleibe fehlende Ausrüstung.<br />
„Das System der Mangelbewirtschaftung<br />
besteht in allen Bereichen<br />
fort“, so Bartels. Inden Augen<br />
vieler Soldaten stecke hinter vielen<br />
Problemen das „Bürokratiemonster<br />
Bundeswehr“.<br />
Die geringere Zahl neuer Soldaten<br />
macht Bartels Sorge. „Obwohl<br />
die Bundeswehr im Berichtsjahr ein<br />
Plus von 4000 Zeit- und Berufssoldaten<br />
meldet, ist im Gegensatz dazu<br />
die Zahl der neu in die Bundeswehr<br />
eingetretenen Soldatinnen und Soldaten<br />
um 3000 auf nur noch 20 000<br />
Neueintritte gesunken (2017:<br />
23 000), der niedrigste Stand in ihrer<br />
Geschichte“, erklärte Bartels. „Das<br />
heißt, die Bundeswehr wächst, aber<br />
sie gewinnt immer weniger neues<br />
Personal.“<br />
Die Bundeswehr soll von derzeit<br />
etwa 180 000 Soldatinnen und Soldaten<br />
bis 2025 auf 203 000 Frauen<br />
und Männer wachsen. Fraglich ist<br />
langfristig, wie die Bundeswehr<br />
neue Posten angesichts des allgemeinen<br />
Fachkräftemangels besetzen<br />
will. Für das Jahr 2025 werden<br />
aus demografischen Gründen elf<br />
Nachwuchssorgen: Die Bundeswehr leidet<br />
auch unter Personalmangel.<br />
IMAGO<br />
Prozent weniger Schulabgänger erwartet<br />
als noch zehn Jahrezuvor.<br />
Bartels plädiertfür ein Sofortprogramm<br />
zur Beschaffung fehlender<br />
Ausrüstung von Schutzwesten über<br />
Nachtsichtgeräte bis hin zu Ersatzteilen.<br />
Verantwortung müsse zurechenbar<br />
sein und dürfe nicht in einem<br />
Labyrinth verzweigter Zuständigkeiten<br />
verschwinden. „Ein absolutes<br />
Muss ist die Beschleunigung<br />
der Beschaffung. So steht es auch im<br />
Koalitionsvertrag“, so Bartels.<br />
Angemietete Hubschrauber<br />
Er kritisierte auch den ausufernden<br />
Transport deutscher Soldaten mit<br />
zivilen Hubschraubern inAfghanistan.<br />
Tatsächlich finde ein Großteil<br />
der Flüge für die deutschen Soldaten<br />
innerhalb Afghanistans mit zivilen,<br />
angemieteten Hubschraubern<br />
statt. „Das ist nicht ideal. Deutschland<br />
sollte in der Lage sein, seine<br />
Soldatinnen und Soldaten sowohl<br />
selbst in die Einsätze zufliegen als<br />
auch in den Einsätzen zu transportieren<br />
–amBoden wie in der Luft“,<br />
sagte Bartels.<br />
Der Vorsitzende des Deutschen<br />
Bundeswehrverbands, André Wüstner,<br />
forderte Verteidigungsministerin<br />
Ursula von der Leyen (CDU) zu<br />
mehr Tempo auf. „Es ist fünf nach<br />
zwölf“, sagte Wüstner im ZDF-Morgenmagazin.<br />
„Die Bundeswehr ist,<br />
gemessen am Auftrag, nach wie vor<br />
im schlechtesten Zustand seit 1990.“<br />
DieTruppe leide nach wie vor unter<br />
einem„Bürokratiemonster“ und den<br />
Fehlernalter Reformen. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 30. Januar 2019 5 ***<br />
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Hauptstadt<br />
Kardinal-Höffner-Kreis<br />
Im gottlosen<br />
Berlin<br />
Dieser Parlamentskreis ist aus der Angst vordem gottlosen<br />
Berlin entstanden. So erzählt es auch der aktuelle<br />
Vorsitzende des Kreises, Christian Hirte. Der 42-jährige<br />
Bundestagsabgeordnete aus Thüringen war schon<br />
aus Altersgründen nicht dabei, als sich die Unionsfraktion<br />
Anfang der 90er-JahresoihreGedanken machte.Der Bundestag<br />
hatte beschlossen, dass Regierung und Parlament<br />
nach Berlin umziehen und trotz aller Verzögerungen<br />
wurde es Mitte der 90er-Jahre doch allmählich ernst. „Da<br />
hatte man wohl einige Bedenken, dass der Katholizismus<br />
an politischer Bedeutung einbüßt, wenn man vomRhein<br />
an die Spreeumzieht“, sagt Hirte. So wurde 1993 der Kardinal-Höffner-Kreis<br />
ins Leben gerufen. Dem Namensgeber<br />
verpflichtet sollten es sich die Mitglieder zur Aufgabe<br />
machen, das Gespräch zwischen Kirche, Politik und gesellschaftlichen<br />
Gruppen zu befördern. Eine gewisse gegenseitige<br />
Vergewisserung scheint als Motivation aber<br />
auch dabei gewesen zu sein.<br />
DerParlamentskreis ist den Unionsabgeordneten vorbehalten,<br />
er nimmt aber nicht nur Katholiken auf. Volker<br />
Kauder etwa, der frühereFraktionsvorsitzende,ist Protestant<br />
und dennoch seit vielen Jahren dabei. Beim Festakt<br />
im Bundestag, mit dem der 25. Geburtstag des Kreises gefeiertwurde,wies<br />
man auf beides hin, woraus man schließen<br />
könnte,dass die Ökumene doch nicht ganz so selbstverständlich<br />
ist. Am gleichen Abend fragte der Fraktionsvorsitzende<br />
Ralph Brinkhaus bei den früheren Vorsitzenden<br />
des Kreises herum, was deren schönste Erlebnisse<br />
waren. DieAntwortwar einhellig: Höhepunkte waren immer<br />
die gemeinsamen Reisen, vorallem die nach Rom.<br />
Parlamentskreis Fahrrad<br />
Ganz große<br />
Koalition<br />
Radfahrer sind offenbar doch bessere Menschen. Zumindest<br />
werden sie oft so wahrgenommen. Anders ist<br />
es nicht zu erklären, dass die Gründung des PAKFahrrad<br />
keinerlei Häme nach sich zog. Dabei entstand der Parlamentarierkreis<br />
aus der jährlichen Parlamentarischen<br />
Fahrradtour.Die wiederum wirdals politisches Statement<br />
und nicht als Freizeitvergnügen gerühmt. Als Stefan<br />
Gelbhaar (Grüne), Mathias Stein (SPD), Christian Jung<br />
(FDP) und Andreas Wagner (Linke) und Gero Storjohann<br />
(CDU) im vergangenen Herbst zur fraktionsübergreifenden<br />
Zusammenarbeit einluden, gab es<br />
große Resonanz. Das lag vermutlich auch daran, dass<br />
die Gründung gewissermaßen der Höhepunkt eines<br />
Parlamentarischen Abends war,auf dem es um<br />
das Fahrrad als Wirtschaftsfaktor ging. Eingeladen<br />
hatten dazu drei Fahrrad-Verbände, eskamen insgesamt<br />
200 Besucher. Der PAKsoll nun den Radverkehr<br />
als „sinnvolle Ergänzung im Individualverkehr“ voranbringen.<br />
Initiator Gero Storjohann ist überzeugt:„Wir haben<br />
da noch jede Menge Arbeit voruns.“<br />
Parlamentskreis Mittelstand<br />
Für die<br />
Familienfirmen<br />
Sein Kreis sei nicht mit den anderen vergleichbar, sagt<br />
Christian Freiherr von Stetten, der Vorsitzende des<br />
Parlamentskreises Mittelstand der Unionsfraktion. Er ist<br />
vermutlich der älteste aller Parlamentarier-Kreise. Inhaltlich<br />
geht es um die Förderung der familiengeführten<br />
Unternehmen in Deutschland, die nun mal andere<br />
Interessen hätten als die Großkonzerne und<br />
die Gewerkschaften. Dass im Entgelttransparenzgesetz<br />
Frauen einen Auskunftsanspruch nur<br />
haben, wenn sie in Unternehmen mit mehr<br />
als 200 Mitarbeitern arbeiten, „das hat<br />
auch mit uns zu tun“, sagt von Stetten<br />
stolz. „So stark wie jetzt waren wir noch<br />
nie.“ DieArbeit des Kreises,dem etwa<br />
die Hälfte der 246 Unionsabgeordneten<br />
angehören, wirddurch einen<br />
eigenen Verein unterstützt, der<br />
vorallem das jährliche Sommerfest<br />
organisiert. Die Mitglieder<br />
zahlen einen dreistelligen Jahresbeitrag.<br />
Worüber man<br />
mal sprechen<br />
müsste<br />
Politiker bilden gerne Netzwerke.<br />
So können sie ihren Anliegen größeres<br />
Gewicht verleihen. Wenn<br />
Bundestagsabgeordnete Mitstreiter suchen,<br />
dann gründen sie einen Parlamentarischen<br />
Arbeitskreis. Der Fantasie sind dabei keine<br />
Grenzen gesetzt.<br />
VonChristine Dankbar (Text) und Steffi Reeg(Illustration)<br />
Parlamentskreis Fluglärm<br />
Hartnäckige<br />
Initiatorinnen<br />
Der Parlamentskreis Fluglärmist gewissermaßen<br />
aus dem Parlamentskreis (PAK)<br />
Bahnlärm hervorgegangen. „Wir haben gesehen,<br />
dass man sehr gut Druck aufbauen kann, wenn<br />
man sich über die Fraktion hinweg mit so einem Thema<br />
beschäftigt“, sagt die Grünen-Abgeordnete Tabea Rößner.<br />
DerPAK Bahnlärmhabe dafür gesorgt, dass ein geplantes<br />
Gesetz zu lärmbedingten Betriebsbeschränkungen nicht<br />
länger auf die lange Bank geschoben wurde.Vor knapp einem<br />
Jahr trafen sich die Initiatorinnen vondamals erneut<br />
–Ursula Groden-Kranich von der CDU, Ulrike „Ulli“ Nissenvon<br />
derSPD und Tabea Rößner.Nun stehtdie Novelle<br />
des Fluglärmschutzgesetzes an, auf die die Politikerinnen<br />
und ihre rund 50Mitstreiter aus den anderen Fraktionen<br />
Einfluss nehmen möchten. 2018 gab es alle zwei, drei Monate<br />
Treffen mit Bürgerinitiativen, Wissenschaftlern<br />
undVertreternvon Fluggesellschaften. EinTreffen mit den<br />
Beauftragten vonFlughäfen habe noch nicht geklappt, so<br />
Rößner.Man bleibe aber hartnäckig: „Wir wollen tatsächlich<br />
etwas erreichen.“<br />
Automobiles Kulturgut<br />
Die<br />
Oldtimer-Lobby<br />
Ein Hobbynur für Wohlhabende? Mitdiesem Argwohn<br />
muss sich auch der Parlamentskreis Automobiles Kulturgut<br />
auseinandersetzen. Vielleicht zeigt sich der vor<br />
zehn Jahren gegründete fraktionsübergreifende Arbeitskreis<br />
deshalb besonders offen: Zu den Mitgliedern gehören<br />
nicht nur Parlamentarier, sondern auch Mitarbeiter<br />
der Fraktionen und des Bundestags. Themen gibt es<br />
ebenfalls genug. So geht es bei den regelmäßigen<br />
Treffen mit Experten und Enthusiasten um Problematiken<br />
wie Kältemittel in historischen Autos oder<br />
Versicherungstarife.Transparent ist hier Trumpf:<br />
Die Protokolle sind auf der Webseite des ADAC<br />
nachzulesen. Initiiert wurde der Kreis vom bekennenden<br />
Auto-Enthusiasten Andreas Scheuer<br />
(CSU), der unter anderem Hans Eichel von der<br />
SPD und Dagmar Enkelmann von<br />
den Linken an seiner Seite wusste.<br />
Parlamentskreis Pferd<br />
Das Glück<br />
der Erde<br />
Nichts als Häme gab es für die Initiatoren des Parlamentskreises<br />
Pferd, der Ende November gegründet<br />
wurde. Das Thema lud zu allerlei bösen Wortspielen ein.<br />
Da war vomAufgalopp im Bundestag die Rede und<br />
dass sich die Abgeordneten eben gerne was vom<br />
Pferd erzählen. Dennoch haben sich 38 Abgeordnete<br />
aus allen Fraktionen (außer der Linken und der<br />
AfD) gefunden, die sich wichtigen Pferdefragen<br />
widmen wollen. Die gibt es, betont der<br />
FDP-Abgeordnete Pascal Kober. Die<br />
pferdegestützte Therapie gewinne an<br />
Bedeutung. Und vor allem: „Fast<br />
vier Millionen Menschen in<br />
Deutschland reiten regelmäßig“,<br />
sagt er. „Man unterschätzt die<br />
Bedeutung des Themas.“ Er hat<br />
noch eine Zahl: Rund ein Drittel<br />
der Reiter verdienten weniger als<br />
2000 Euro brutto. Von<br />
einem Sport<br />
für Reiche<br />
könne da<br />
wohl kaum die<br />
Rede sein. Geritten<br />
wird imArbeitskreis<br />
nicht.<br />
PLATZ DER REPUBLIK<br />
Volksnähe mit<br />
Beinfreiheit<br />
Tanja Brandes<br />
über Politiker auf Reisen.<br />
Politiker leben, was den Grad ihrer<br />
Prominenz angeht, in einer Grauzone.<br />
Als richtige Promis gelten hierzulande<br />
die wenigsten Volksvertreter<br />
–selbst Angela Merkel muss mindestens<br />
beim Langlauf stürzen, damit die<br />
Bunte-Redaktion Interesse zeigt. Andererseits:<br />
Was heißt Prominenz<br />
schon in einem Land, in dem man<br />
sich nur im Urwald übergeben muss,<br />
um vomUnterhaltungsressortfast jeder<br />
<strong>Zeitung</strong> gefeiertzuwerden?<br />
Es hat ja auch sein Gutes, nicht<br />
dauernd erkannt zu werden. Gerade<br />
wenn man sich – wie die meisten<br />
Bundestagsabgeordneten –dem öffentlichen<br />
Leben qua Berufsprofil<br />
nicht entziehen kann. In den sitzungsfreien<br />
Wochen reisen die Parlamentarier<br />
durch die Republik, um<br />
das Volk nicht nur in Berlin, sondern<br />
auch im eigenen Wahlkreis zu vertreten.<br />
Viele Abgeordnete tun das übrigens<br />
mit der Bahn. Siehaben dafür sicher<br />
gute Gründe,den Umweltschutz<br />
etwa oder die Beinfreiheit. Der entscheidende<br />
Grund aber wird ein anderer<br />
sein: Anders als im Flugzeug gilt<br />
in der Bahn das Gesetz der Nichtbelästigung.<br />
Es gilt für Sänger und<br />
Dschungelcamp-Bewohner ebenso<br />
wie für Politiker.Während man schon<br />
als Privatperson kaum einen Flug von<br />
Berlin nach München überstehen<br />
kann, ohne die Lebensgeschichte seines<br />
Nachbarn zuerfahren, sitzt man<br />
im ICE wie hinter einer unsichtbaren<br />
Schutzwand. Das weiß der zum ewigen<br />
Verständnis für die Wählersorgen<br />
verpflichtete Politiker zu schätzen.<br />
Auch Politiker, die ihre aktivste<br />
Zeit hinter sich haben, nutzen die<br />
Anonymität der Bahn gern, so<br />
scheint es, umein bisschen abzuschalten.<br />
Der ehemalige Vizekanzler<br />
FranzMüntefering trug lässige Jeans,<br />
als er vor einiger Zeit am Kölner<br />
Hauptbahnhof in den Zug stieg –<br />
nicht ohne einer wartenden Dame<br />
galant den Vortritt zugewähren. Er<br />
hatte es,das sahman gleich, nicht eilig.<br />
Wenn man nicht mehr ständig<br />
herumreisen muss, kann man eine<br />
Zugfahrteben nutzen, um sich auch<br />
im übertragenen Sinne treiben zu<br />
lassen, die Kontrolle mal abzugeben.<br />
Der ehemalige Europapolitiker<br />
Daniel Cohn-Bendit etwa nimmt es<br />
mit der Entschleunigung auf Zugreisen<br />
sehr genau. Er soll sich, so berichtet<br />
ein Mitreisender, bei der Suche<br />
nach einem geeigneten Sitzplatz<br />
viel Zeit gelassen haben. Mal hier,<br />
mal da habe er sich niedergelassen,<br />
bevor er den perfekten Platz gefunden<br />
hatte.Dortmachteeressich bequem<br />
und las einen <strong>Zeitung</strong>sartikel –<br />
über Daniel Cohn-Bendit. Soviel<br />
Kontrolle muss dann doch sein. Und<br />
sei es nur, umsicherzugehen, dass<br />
man nicht in der Klatschspalte des<br />
Unterhaltungsressorts gelandet ist.<br />
Man sollte übrigens nicht glauben,<br />
die Erste Klasse der Deutschen<br />
Bahn sei ein elitärer Club.ImGegenteil<br />
werden die Fahrgäste hier alle zu<br />
Gleichen gemacht. Man weiß nie so<br />
genau, ob der Herr mit der hässlichen<br />
Krawatte ein Staatssekretär ist oder<br />
dieser Minister, dessen Namen sich<br />
niemand merken kann. Oder eben<br />
doch jemand aus dem Allianz-Vorstand.<br />
Als mitreisender Politiker kann<br />
mansoganzentspanntVolksnähe demonstrieren.<br />
Zumgehobenen Mittelstand<br />
zumal. Friedrich Merz jedenfalls<br />
wäre hier ganz gut aufgehoben.<br />
Aber der hat jaein Privatflugzeug. In<br />
demersich bestimmt andauernd mit<br />
dem Co-Piloten unterhalten muss.
6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 3 0. Januar 2019<br />
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Wirtschaft<br />
NACHRICHTEN<br />
MÄRKTE<br />
Rekorddividende für<br />
Aktionäre deutscher Firmen<br />
Aktionäredeutscher Börsenschwergewichte<br />
dürfen sich nach Berechnungen<br />
der Dekabank in diesem<br />
Jahr auf eine Rekordausschüttung<br />
freuen: Rund 52,4 Milliarden Euro<br />
Dividende werden die 160 Unternehmen<br />
in Dax, M-Dax und S-Dax<br />
demnach in diesem Jahr an ihreAnteilseigner<br />
verteilen. Zwar seien die<br />
Kurse vieler Aktien im vergangenen<br />
Jahr deutlich gefallen, auf der anderenSeite<br />
hätten sich die Unternehmensgewinne<br />
jedoch in Summe<br />
positiv entwickelt, stellte das Wertpapierhaus<br />
der Sparkassen fest. Die<br />
höchste Summe werden die 30 Börsenschwergewichte<br />
im Daxmit zusammen<br />
knapp 37 Milliarden Euro<br />
an ihreAktionäreausschütten. (dpa)<br />
Fahrradgroßhändler muss<br />
13 Millionen Bußgeld zahlen<br />
DasBundeskartellamt hat den bundesweit<br />
tätigen Fahrradgroßhändler<br />
ZEG zu einem Bußgeld von<br />
13,4 Millionen Euro verdonnert. Die<br />
Zentrale Einkaufs-Genossenschaft<br />
habe 47 Fahrradeinzelhändlern<br />
Mindestpreisvorgaben gemacht und<br />
damit „eine Situation wie bei<br />
einem Absatzkartell der beteiligten<br />
Händler geschafften“, teilte das<br />
Bundeskartellamt am Dienstag mit.<br />
DieHändler müssen nichts zahlen,<br />
da sie gegenüber der ZEG in einer<br />
schwachen Position waren. Laut<br />
Bundeskartellamt hat ZEG bei der<br />
Aufklärung der Vorgänge kooperiert<br />
und der Zahlung bereits zugestimmt,<br />
das Bußgeld ist damit<br />
rechtskräftig. (dpa)<br />
Ryanair übernimmt<br />
Laudamotion komplett<br />
Michael O’Learyerfreut die Laudamotion-<br />
Übernahme.<br />
FOTO: HERBERT NEUBAUER/DPA<br />
Firmenchef Michael O’Learyhat<br />
mit seinem irischen Billigflieger Ryanair<br />
alle Anteile vonLaudamotion<br />
übernommen. Bisher hielt Ryanair<br />
75 Prozent an der österreichischen<br />
Fluggesellschaft, die Niki Lauda Holding<br />
die restlichen 25 Prozent. Die<br />
Fluggesellschaft ist nun eine 100-<br />
prozentige Tochter der Ryanair Holding.<br />
DerfrühereFormel-1-Fahrer<br />
und Luftfahrtunternehmer Niki<br />
Lauda wirdals Vorsitzender des Gesellschafterausschusses<br />
an Bord<br />
bleiben. Im Sommer soll die Laudamotion-Flotte<br />
von19auf 25 Flugzeuge<br />
ausgebaut werden. (dpa)<br />
Finanzfirmen investieren<br />
immer mehr in Mittelstand<br />
Finanzinvestoren haben im vergangenen<br />
Jahr die Rekordsumme von<br />
4,8 Milliarden Euro in den deutschen<br />
Mittelstand gesteckt. Die<br />
Deutsche Beteiligungs AG zählte<br />
47 Transaktionen in ihrer seit 2002<br />
geführten Auswertung. Auch dies sei<br />
eine Bestmarke,hieß es.2017 waren<br />
35 solcher Geschäfte vonPrivate-<br />
Equity-Gesellschaften mit einem<br />
Gesamtvolumen von4,4 Milliarden<br />
Euro zusammengekommen. Berücksichtigt<br />
werden in der Statistik<br />
Transaktionen mit einem Wert von<br />
50 Millionen bis 250 Millionen Euro,<br />
bei denen Finanzinvestoren Unternehmen<br />
mehrheitlich unter Beteiligung<br />
des Managements erworben<br />
haben. (dpa)<br />
Eine Filiale von HuaweiinPeking.Der KonzernproduziertSmartphonesund gilt alsweltweit größter Herstellervon Telekom-Hardware.<br />
Weniger Wachstum, aber Jobrekord<br />
Bundesregierungerwartet in ihrer Prognose für 2019 einen Anstieg desverfügbarenEinkommensum2,8 Prozent<br />
Von Rasmus Buchsteiner<br />
Die Bundesregierung rechnet für<br />
das laufende Jahr trotz nach<br />
unten korrigierter Konjunkturprognose<br />
mit einem neuen Arbeitsmarkt-<br />
Rekord. 2018 habe die Erwerbstätigkeit<br />
mit 44,8 Millionen Beschäftigten<br />
„ein weiteres Allzeithoch“ erreicht.<br />
„Insgesamt dürfte die Zahl der Erwerbstätigen<br />
im Jahr 2019 um rund<br />
390 000 Personen zunehmen“, heißt<br />
es im Jahreswirtschaftsbericht 2019<br />
der Bundesregierung, der dem RedaktionsNetzwerk<br />
Deutschland<br />
(RND) vorliegt und an diesem Mittwoch<br />
vom Bundeskabinett beraten<br />
werden soll.<br />
Laut Bericht senkt die Bundesregierung<br />
ihre Wachstumsprognose<br />
für das laufende Jahr auf 1,0 Prozent.<br />
Anklage wegen Geldwäsche<br />
Kurz vor den Zollverhandlungen mit China erhöhen die USA den Druck auf Huawei<br />
Von Felix Lee<br />
Auch wenn Chinas Führung<br />
das offiziell nicht zugibt –<br />
Vergeltung hat sie bereits<br />
verübt. Aufdie Verhaftung<br />
der Huawei-Finanzchefin Meng<br />
Wanzhou in Kanada reagierten die<br />
chinesischen Behörden mit der Festnahme<br />
zweier kanadischer Staatsbürger.<br />
Zudem hat ein Volksgericht<br />
diebereitsverhängte15-jährigeHaftstrafe<br />
gegen einen Kanadier wegen<br />
Drogenschmuggels in die Todesstrafe<br />
umgewandelt. Diese drastischen<br />
Maßnahmen richteten sich aber bislang<br />
gegen das für China weniger<br />
wichtigeKanada.Nunrichtetsichder<br />
Zorn der chinesischen Führung immer<br />
heftiger auch gegen die USA.<br />
Peking:PolitischeMotive<br />
Nachdem das US-Justizministerium<br />
jetzt in gleich 13 Punkten Anklage<br />
gegen Huawei und Meng Wanzhou<br />
erhoben hat, forderte ein Sprecher<br />
des chinesischen Außenministeriums<br />
die USA am Dienstag in aller<br />
Schärfe auf, „die unangemessene<br />
Unterdrückung chinesischer Firmen<br />
einschließlich Huawei sofort einzustellen“.<br />
Er unterstellte den USA politische<br />
Motive. Die USA würden bereits<br />
seit einiger Zeit gegen bestimmte<br />
chinesische Unternehmen vorgehen<br />
und diese versuchen zu „diskreditieren“.<br />
Das sei nicht länger hinnehmbar.<br />
Huawei ist Chinas wichtigster<br />
Technologiekonzern, der<br />
Smartphone-Verkäufe<br />
Weltweite Marktanteile der Top5Hersteller im3.Quartal 2018, Angaben in Prozent<br />
Samsung (Südkorea)<br />
20,3<br />
Sonstige<br />
33,8<br />
auch im Ausland erfolgreich ist. Die<br />
Anklagen des US-Justizministeriums<br />
wiegen schwer: Bankbetrug, Geldwäsche,<br />
Diebstahl geistigen Eigentums,<br />
Industriespionage, Verstöße<br />
gegen die US-Sanktionen gegen den<br />
Iran, Bankbetrug –sie alle finden sich<br />
in der Anklageschrift gegen Huawei<br />
wieder.<br />
Bei dem Vorwurf des Diebstahls<br />
von Industriegeheimnissen etwa<br />
geht es um „Tappy“, einen Roboter,<br />
das Smartphones testen kann. Nach<br />
Darlegung von US-Justizminister<br />
Matthew Whitaker hat T-Mobile USA<br />
diesen Roboter entwickelt. Er behauptet,<br />
Huawei-Ingenieure hätten<br />
Fotos von Tappy gemacht, ihn vermessen<br />
und dann kopiert. Schon<br />
Im Herbst war sie noch von 1,8 Prozent<br />
Plus ausgegangen. „Weiterhin<br />
gut“ seien jedoch die binnenwirtschaftlichen<br />
Ausgangsbedingungen.<br />
„Die verfügbaren Einkommen nehmen<br />
kräftig zu, weil Löhne und Renten<br />
deutlich steigen und der Staat die<br />
Bürger bei Steuer und Abgaben entlastet.“<br />
Demnach werden die verfügbaren<br />
Einkommen von Privathaushalten<br />
2019 um 2,8 Prozent steigen.<br />
Zum Vergleich: Im Durchschnitt der<br />
vergangenen 15 Jahre lag das jährlichePlusbei2,2Prozent.DasVerbraucherpreisniveau<br />
steigt 20019 um voraussichtlich<br />
1,5 Prozent – nach<br />
1,9 Prozent im Vorjahr.<br />
Die Nachfrage nach Arbeitskräften<br />
bleibt nach Einschätzung der<br />
Bundesregierung weiter hoch. „Der<br />
Beschäftigungsaufbau hält daher an,<br />
Verkäufe weltweit<br />
insgesamt<br />
355,2 Millionen<br />
Smartphones<br />
vorher hatten US-Geheimdienste gewarnt,<br />
Huawei würde Spionagetechnik<br />
verwenden, und forderten andere<br />
Länderauf,keineNetzwerktechnik<br />
des chinesischen Konzerns zu verwenden.<br />
Beweise blieben bislang<br />
aber aus.<br />
Huawei-Finanzchefin Meng soll<br />
über eine Tochterfirma in Hongkong<br />
in ein ganzes betrügerisches Finanzsystem<br />
verwickelt sein, das der nationalen<br />
Sicherheit der USA schade.<br />
Meng habe auf diese Weise Geschäfte<br />
im Iran getätigt und gegen die Sanktionen<br />
verstoßen. Whitaker kündigte<br />
an, noch in diesen Tagen eine Auslieferung<br />
der seit Anfang Dezember in<br />
Kanada festgehaltenen Tochter des<br />
Huawei-Gründers zu beantragen.<br />
er dürfte angesichts des knapper<br />
werdenden Arbeitskräfteangebots<br />
aber etwas weniger schwungvoll verlaufen“,<br />
heißt es im Jahreswirtschaftsbericht.<br />
„Für Arbeitgeberwird<br />
es in einigen Branchen und Regionen<br />
schwieriger, die offenen Stellen in<br />
ihrem Unternehmen zu besetzen.“<br />
Dies sei vorallem im Handwerkund<br />
im Baugewerbe ein Problem.<br />
Brexitals Risiko<br />
Huawei (China)<br />
14,6<br />
Apple (USA)<br />
13,2<br />
Xiaomi (China)<br />
9,7<br />
OPPO (China)<br />
8,4<br />
BLZ/HECHER;QUELLE: IDC QUARTERLYMOBILE PHONE TRACKER<br />
MitBlick auf die Konjunktur heißt es<br />
im Jahreswirtschaftsbericht, gegenwärtig<br />
seien es „die Risiken, die dominieren“<br />
–vor allem imglobalen<br />
Umfeld. „Eine Verstärkung der zu beobachtenden<br />
protektionistischen<br />
Entwicklungen im globalen Handel<br />
ist derzeit eine ernste Gefahr“, so die<br />
Regierung. „Dies könnte sich auf das<br />
FOTO: NGHAN GUAN/DPA<br />
Huawei bestreitet alle Vorwürfe.Weder<br />
die Firmaselbst noch eine Tochterfirma<br />
oder ein Partner habe gegen<br />
Gesetze verstoßen. Der Konzern sei<br />
überzeugt, dass US-Gerichte am Ende<br />
zum gleichen Schluss kommen.<br />
In Chinas sozialen Netzwerken<br />
werden Rufe nach Vergeltung laut.<br />
„Schlagt die Imperialisten mit den<br />
gleichen Waffen“, fordertein Nutzer.<br />
„Wir lassen uns von den USA nicht<br />
unterkriegen und werden zusammenhalten“,<br />
schreibt die staatliche<br />
<strong>Zeitung</strong> „Global Times“. DieUSA seien<br />
„hysterisch“. Vonoffizieller Seite<br />
hat aber noch keiner mit Gegenmaßnahmen<br />
gedroht. Offenbar will die<br />
Führung die Handelsgespräche abwarten,<br />
die am Mittwoch in Washington<br />
in eine neue Runde gehen.<br />
Erbitterter Handelsstreit<br />
Seit Monaten liefern sich China und<br />
die USA einen zum Teil erbittert geführten<br />
Handelsstreit. US-Präsident<br />
Donald Trump wirft China unfaire<br />
Methoden vorund hat zwischenzeitlich<br />
massive Strafzölle auf chinesische<br />
Warenerhoben. Siesind derzeit<br />
nur zeitweise aufgehoben, nachdem<br />
Trump und sein chinesischer Amtskollege<br />
Xi Jinping sich Anfang Dezember<br />
auf einen „Waffenstillstand“<br />
geeinigt hatten. Die Führung in Peking<br />
hat für Mittwoch ihren Handelsbeauftragten<br />
Liu He nach Washington<br />
geschickt. Bleibt eine Einigung<br />
aus,droht Trump mit der Wiederaufnahme<br />
der Strafzölle ab dem 2. März.<br />
Wachstum in China, aber auch noch<br />
stärker auf den deutschen Handel<br />
und die Wertschöpfungsketten auswirken,<br />
zu weiteren Verunsicherungen<br />
führen und auch die Investitionen<br />
negativ beeinflussen.“ Einweiteres<br />
„prägnantes Risiko“ sei der Austritt<br />
Großbritanniens aus der EU. Je<br />
nach Ausgestaltung des Austritts<br />
könne es dort zu einer deutlichen<br />
konjunkturellen Abkühlung kommen.<br />
Die Bundesregierung kündigt<br />
in dem Bericht steuerliche Entlastungen<br />
für die Wirtschaft an. „Die<br />
USA haben in jüngerer Vergangenheit<br />
die Unternehmensteuerbelastung<br />
deutlich verringert. Auch in<br />
europäischen Nachbarländern wie<br />
dem Vereinigten Königreich, Belgien<br />
und Frankreich sind Steuerreformen<br />
geplant“, heißt es zur Begründung.<br />
DAX-30 in Punkten<br />
30.10.18<br />
30.10.18<br />
▲ 11218,83 (+0,08 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
30.10.18<br />
Stand der Daten: 29.01.2019 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
29.1.19<br />
▲ 61,20 (+2,07 %)<br />
29.1.19<br />
▲ 1,1422 (+0,04 %)<br />
Quelle<br />
aus DAX und MDAX vom 29.01. zum Vortag<br />
Sartorius Vz.<br />
29.1.19<br />
133,80 +18,20 WWWWWWWWWWW<br />
Software 33,90 +3,23 WWW<br />
Symrise Inh. 72,28 +2,06 WW<br />
E.ON NA 9,62 +2,03 WW<br />
Rheinmetall 91,12 +2,02 WW<br />
Uniper NA 25,39 +2,01 WW<br />
Verlierer<br />
ausDAX und MDAXvom 29.01. zumVortag<br />
Zalando 26,39 WWWWW –8,11<br />
Norma Group NA 44,80 WWWW –4,84<br />
Healthineers 33,76 WWW –4,39<br />
SAP 89,81 WWW –2,76<br />
Osram Licht NA 37,60 WW –2,69<br />
Hugo Boss NA 62,50 WW –2,10<br />
Leitbörsen im Überblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 29.01. ±% z. 28.01.<br />
Euro Stoxx 50(EU) +0,51<br />
3636/2909 3153,42<br />
CAC 40(FR) +0,81<br />
5657/4556 4928,18<br />
S&P UK(UK) +1,36<br />
1590/1323 1384,37<br />
RTS (RU) +1,06<br />
1339/1033 1191,38<br />
IBEX (ES) +0,63<br />
10544/8286 9119,10<br />
Dow Jones (US) +0,12<br />
26952/21713 24558,19<br />
Bovespa (BR) +0,53<br />
97937/69069 95949,93<br />
Nikkei (JP) +0,08<br />
24448/18949 20664,64<br />
Hang Seng (HK) –0,20<br />
33048/24541 27504,24<br />
Stx Singap. 20 (SG) –0,01<br />
1583/1350 1496,83<br />
Ratenkredite 10.000 Euro<br />
Kreditzinsen, bonitätsunabhängigbzw.2/3 Zins<br />
Kundenkontakt 36 Mon. 48 Mon. 60 Mon.<br />
Deutsche Skatbank<br />
skatbank.de 2,94 2,94 2,94<br />
EthikBank<br />
ethikbank.de 2,95 2,95 2,95<br />
DKB Deutsche Kreditbank<br />
dkb.de 3,49 3,49 3,49<br />
Moneyou<br />
moneyou.de 3,49 3,49 3,49<br />
SKG Bank<br />
skgbank.de 3,69 3,69 3,69<br />
Targobank<br />
targobank.de 3,10 3,10 3,10<br />
Commerzbank<br />
069/98660966 3,73 4,73 4,73<br />
Deutsche Bank<br />
deutsche-bank.de 3,79 3,79 3,79<br />
Postbank<br />
postbank.de 3,79 3,79 3,79<br />
ING<br />
ing-diba.de 3,99 3,99 3,99<br />
PSD Berlin-Brandenburg<br />
psd-bb.de 3,49 3,49 3,69<br />
Sparda-Bank Berlin<br />
sparda-b.de 4,95 5,95 6,25<br />
ABK Allgemeine Beamten Bank<br />
030/28535200 5,19 5,19 4,69<br />
BBBank<br />
030 202480 5,82 5,61 5,40<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />
0331/898989 8,99 8,99 8,99<br />
Mittelwert von 70 Banken 4,27 4,35 4,45<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle: FMH-Finanzberatung
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 30. Januar 2019 7 *<br />
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Wirtschaft<br />
Mehr Geld für Studenten<br />
Ab dem Wintersemester 2019 sollen der Bafög-Höchstsatz und der Wohnzuschlag steigen<br />
Von Tobias Peter<br />
Berufsausbildungsförderungsgesetz<br />
ist ein sperriges<br />
Amtswort. Kurz gesagt<br />
geht es ums Bafög –und damit<br />
um Chancen für jene,die sich ihr<br />
Studium nicht ohne Weiteres leisten<br />
können. Die Bundesregierung will<br />
die Förderung erhöhen und dafür<br />
sorgen, dass wieder mehr Menschen<br />
von ihr profitieren. Doch es gibt viel<br />
Kritik an dem Plan von Bildungsministerin<br />
Anja Karliczek (CDU), den<br />
das Kabinett an diesem Mittwoch auf<br />
den Wegbringen will.<br />
Die Bundesregierung will das Bafög<br />
reformieren. Wasist geplant?<br />
Das Kernstück des Gesetzesentwurfs<br />
ist eine Erhöhung der Förderung.<br />
Der Höchstsatz soll ab dem<br />
Wintersemester 2019 in zwei Stufen<br />
bis 2020 von735 Euro auf 850 Euro im<br />
Monat steigen. Besonders stark angehoben<br />
werden soll dabei der<br />
Wohnzuschlag für Studenten, die<br />
nicht bei den Eltern wohnen. Er ist<br />
Teil der Förderung und soll von 250<br />
auf 325 Euro steigen. Der Bund will<br />
bis 2022 insgesamt 1,8 Milliarden<br />
Euro mehrausgeben.<br />
Sollen mehr Menschen als bisher<br />
vom Bafög profitieren?<br />
Dasist jedenfalls das erklärte Ziel.<br />
Eine Ausweitung des Empfängerkreises<br />
scheine „ganz besonders mit<br />
Blick auf Familien geboten, die jetzt<br />
knapp über den einkommensbezogenen<br />
Anspruchsgrenzen liegen“,<br />
VollerHörsaalineinerdeutschen Uni. Vorallemder Studienortkannschnell zur sozialen Frage werden.<br />
heißt es im Referentenentwurf für<br />
das Gesetz aus dem Bildungsministerium.<br />
Dies soll gelingen, indem die<br />
Freibeträge für das Einkommen der<br />
Elternangehoben werden –und zwar<br />
in drei Schritten bis 2021 um insgesamt<br />
16 Prozent. Auch der Freibetrag<br />
für eigene Ersparnisse soll von 7500<br />
auf 8200 Euro steigen.<br />
Mit BAföG geförderte Studierende<br />
in Deutschland<br />
592 430 643 578 671 042 665 928 646 576 611 376<br />
583 567 556 573<br />
'10 '11 '12 '13 '14 '15 '16 '17<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: DESTATIS<br />
FOTO: WALTRAUD GRUBITZSCH/DPA<br />
Warumsind die Änderungen<br />
notwendig?<br />
Auch Studenten müssen mit steigenden<br />
Kosten zurechtkommen. In<br />
vielen Universitätsstädten ist vor allem<br />
die kleine Wohnung oder das<br />
WG-Zimmer sehr teuer.Die Wahl des<br />
Studienorts kann so rasch zur sozialen<br />
Frage werden –dawill die Politik<br />
jetzt gegensteuern. Die Erhöhung<br />
der Freibeträge wiederum ist notwendig,<br />
weil die Zahl der Bafög-Bezieher<br />
seit Jahren sinkt. Im Jahr 2017<br />
erhielten225000Schülerund557000<br />
Studenten Bafög. Damit ist die Zahl<br />
binnen vier Jahren um immerhin<br />
180000 gesunken, wie aus der Antwort<br />
der Bundesregierung auf eine<br />
Anfrage der Fraktion von Bündnis<br />
90/Die Grünen hervorgeht.<br />
Reichen die Pläne aus, um die<br />
Situation nachhaltig zu verbessern?<br />
Kritiker bezweifeln das.Der Generalsekretär<br />
des Deutschen Studentenwerks,Achim<br />
Meyerauf der Heyde,<br />
sagt mit Blick auf die Verteilung<br />
der Bildungschancen: „Wir haben<br />
ein Untere-Mittelschicht-Problem.“<br />
ErbegrüßtdieReformzwar,gehtaber<br />
davon aus,dass für eine echte Trendwende<br />
größereVerbesserungen notwendig<br />
sind. Die Grünen rechnen<br />
nicht damit, dass durch die derzeit<br />
vorgelegte Reform der Kreis der<br />
Bafög-Empfänger erheblich ausgeweitet<br />
werden kann. Im Raum steht<br />
auch die Befürchtung, dass die Erhöhung<br />
des Wohnzuschlags die Mieten<br />
für kleine Wohnungen in den Hochschulstädten<br />
hochtreibt. Deshalb<br />
fordert das Studentenwerk von der<br />
Bundesregierung, mehr günstige<br />
Wohnungen bauen zu lassen.<br />
Und wann kommt die nächste<br />
Bafög-Erhöhung?<br />
Es ist eines der grundlegenden<br />
Probleme, dass es keinen automatischen<br />
Mechanismus für eine Bafög-<br />
Erhöhung gibt –oder zumindest ein<br />
geregeltes Verfahren dafür, wann<br />
und nach welchen Kriterien über<br />
eine Erhöhung entschieden wird. Auf<br />
diese Weise entwickelt die Politik die<br />
Neigung, kostspielige Erhöhungen<br />
nur recht gemächlich anzugehen.<br />
Studenten, die mit dem Geld nicht<br />
auskommen, müssen nebenher<br />
arbeiten –was zu schlechteren Leistungen<br />
oder einem längeren Studium<br />
führen kann.<br />
Russische Eröffnung<br />
DiscounterTorgservis tritt gegen Aldi und Lidl an<br />
–Anzeige – – Anzeige –<br />
Von Nicole Grziwa<br />
Schon kurz vor 9Uhr bildet<br />
sich am Dienstagmorgen<br />
eine Schlange vordem neuen<br />
russischen Lebensmitteldiscounter<br />
im Norden vonLeipzig. Mere<br />
heißt der Laden, der beim Treff Portitz<br />
eröffnet und mit Tiefpreisen seineKundenanlockenwill.In<br />
Russland<br />
ist der Discounter Torgservis schon<br />
verbreitet, in Deutschland wurde mit<br />
Mere nun der erste Laden der Tochterfirma<br />
TS-Markt eröffnet.<br />
DerRaum, der einst zu Aldi gehörte,ist<br />
minimalistisch gehalten: ÜberallstehenPalettenmitdenordentlich<br />
aufgereihten Waren. Auf den ersten<br />
Blick wirdteilweise nicht klar,was auf<br />
den Paletten steht, da die Inhalte in<br />
Kartons verpackt sind. Die meisten<br />
Warensind Lebensmittel, ansonsten<br />
bietet der Laden Haushaltswaren<br />
und Drogerieartikel an.<br />
VolleTüte für vier Euro<br />
Die Produkte kämen nicht nur aus<br />
Russland, sondern würden europaweit<br />
importiert oder direkt aus<br />
Deutschland kommen, wie die Personalmanagerin<br />
Julia Gradwohl mitteilt.<br />
Wasallerdings auch das einzige<br />
ist, über das Gradwohl Auskunft geben<br />
kann. „Es gehört zuunserer Fir-<br />
menphilosophie, keine Informationen<br />
preiszugeben“, erklärtdie Managerin.<br />
Eine Kassiererin wehrtderweil<br />
Journalisten ab, die wissen wollen,<br />
was das Erste gewesen sei, das verkauft<br />
wurde. Die Mitarbeiter sollen<br />
auf die Personalmanagerin verweisen.<br />
„Ich habe die Eröffnung in der <strong>Zeitung</strong><br />
verfolgt und bin heute zum Stöbernhier“,<br />
erzählt Dascha Koch. Die<br />
29-jährige Kundin stammt selbst aus<br />
Russland und hält eine gelbe, volle<br />
Tüte in derHand. Siehabe 4Eurofür<br />
den gesamten Inhalt ausgegeben –<br />
darunter auch eine kleine Pfanne.<br />
„Ich lege nicht viel wert auf Marken.<br />
Bei Lebensmitteln schon, aber auf<br />
meinen Mülltüten muss nicht unbedingt<br />
etwas Besonderes draufstehen“,<br />
erklärtKoch.<br />
Dass eine volle Tüte vier Euro kostet,<br />
wundertnicht, denn die Kunden<br />
sehen überall kleine Preise. Nur<br />
17 Cent kostet beispielsweise ein Damenbody,<br />
der in der Nähe der Kasse<br />
angeboten wird. Aber auch Lebensmittel<br />
werden verkauft: Milchprodukte,Dosen<br />
mit russischen Gerichten<br />
und Getränke.Das Angebot nehmen<br />
die geschätzt hundert Kunden<br />
an, die den Laden zur Eröffnung am<br />
Morgen besuchen. Durchdie breiten<br />
Gänge schieben sie ihreEinkaufswagen,<br />
die mit den Angeboten gefüllt<br />
sind.<br />
Lebensmittel seien Qualitätsprodukte,<br />
die nicht unter Wert verkauft<br />
werden dürften, heißt es in einer<br />
Pressemitteilung der Gewerkschaft<br />
Nahrung-Genuss-Gaststätte (NGG).<br />
„Die Kosten für Mensch und die Umwelt<br />
seien enorm“, wenn zu TiefpreisenMilch,FleischoderFischverkauft<br />
werde. So seien unter anderem die<br />
Arbeitsplätze in der Ernährungsindustrie<br />
in Gefahr.<br />
Filialen nurRandphänomene<br />
Juniorprofessor Erik Maier von der<br />
Handelshochschule Leipzig sagte<br />
dem Mitteldeutschen Rundfunk,<br />
dass sich der Lebensmitteldiscounter<br />
nur geringe Chancen auf dem<br />
deutschen Markt ausrechnen kann.<br />
Es sei unmöglich, Discountern wie<br />
Aldi oder Lidl Konkurrenz in<br />
Deutschland zu machen. Wenn Filialen<br />
wie der TS-Markt sich behaupten<br />
würden, dann seien diesebloß Randphänomene,<br />
so der Fachmann für<br />
Handel- und Multi-Channel-Management.<br />
Weitere100 Läden der Kette sollen<br />
folgen. Wiesich diese bei den niedrigen<br />
Preisen aber halten wollen, darauf<br />
kann Personalmanagerin Gradwohl<br />
keine Antwortgeben.<br />
Bild: Bernd Lammel/DEU/Berlin<br />
Projekt mit Engagement<br />
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<br />
„Das<br />
Gemeinschaftsprojekt der cds Wohnbau<br />
Gruppe und der Otto Wulff Gruppe leistet einen<br />
wichtigen Beitragzur Stadtentwicklung in Berlin.<br />
Grundsteinfür sozialesEngagement im Mai 2018<br />
<br />
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<br />
Lange Schlangen:Die ersten Kunden des russischen DiscountersTorgservis in Leipzig.<br />
FOTO: HENDRIK SCHMIDT/DPA<br />
cds Wohnbau Berlin GmbH | Reinhardtstraße 8 | 10117 Berlin<br />
) 030 29344420 | 8 | * info@cds-wohnbau.de
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 3 0. Januar 2019<br />
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Meinung<br />
Abtreibung<br />
ZITAT<br />
Ein ganz kleines<br />
Schrittchen<br />
Christine Dankbar<br />
über eine Einigung,die vorallem<br />
den beteiligten Politikernnützt.<br />
Die große Koalition hat sich über den<br />
Abtreibungsparagrafen 219a verständigt.<br />
Dieser Paragraf des Strafgesetzbuches<br />
stellt Werbung für Schwangerschaftsabbrüche<br />
unter Strafe. Frauenärztinnen<br />
und -ärzte, die auf ihrer Webseite<br />
informieren, dass sie diesen Eingriff anbieten,<br />
sind deshalb immer wieder angezeigt<br />
worden. Die Frauenärztin Kristina<br />
Hänel wurde wegen des Deliktes erst<br />
kürzlich zu einer Geldstrafe verurteilt. Auf<br />
ihrer Webseite hat sie ihr Leistungsspektrum<br />
aufgelistet. Unter Frauengesundheit<br />
steht der Begriff „Schwangerschaftsabbruch“,<br />
den man anklicken und dann die<br />
eigene Mailadresse für weitere Informationen<br />
hinterlassen kann. Das sieht nun<br />
ganz und gar nicht nach Werbung aus,<br />
kostete Hänel aber 6000 Euro Bußgeld.<br />
Ärzten ist laut ihrer Berufsordnung<br />
grundsätzlich nur sachliche berufsbezogene<br />
Information gestattet. „Anpreisende,<br />
irreführende oder vergleichende Werbung“<br />
ist ebenso verboten wie jede Form<br />
vonWerbung mit reißerischen oder marktschreierischen<br />
Mitteln. Dennoch hat man<br />
bei der Regelung der Abtreibung ein Werbeverbot<br />
extranoch mal in den Paragrafen<br />
aufgenommen. Sicher ist sicher.<br />
Hänels Fall hat die Forderungen, den<br />
Paragrafen 219a zu streichen, erneut entfacht.<br />
Es gab Demonstrationen und <strong>Zeitung</strong>skommentareund<br />
betretene Gesichter<br />
bei den Politikerinnen und Politikern<br />
der großen Koalition. Die besteht bekanntlich<br />
aus CDU/CSU und SPD. Die<br />
Genossinnen könnten gut ohne den 219a<br />
leben, die Union dagegen hält jedes bürokratische<br />
Hindernis auf demWegzum Abbruch<br />
offenbar für aktiven Lebensschutz.<br />
Nur solässt sich die Weigerung erklären,<br />
einen Unterschied zwischen Information<br />
und Werbung zu erkennen.<br />
Für die große Koalition mag<br />
dieser typische Politiker-<br />
Kompromiss eine tolle<br />
Sache sein. Den Frauen<br />
aber bleibt der mehr als<br />
fade Beigeschmack der<br />
Gängelung.<br />
Jetzt aber gibt es einen Kompromiss.<br />
Die Ärztinnen und Ärzte dürfen nun<br />
kundtun, dass sie Schwangerschaftsabbrüche<br />
anbieten. Für weitere Informationen<br />
müssen sie jedoch an die gesetzlichen<br />
Beratungsstellen verweisen.<br />
In ersten Kommentaren war am Dienstag<br />
zu lesen und zu hören, dass dies ein<br />
guter und tragfähiger Kompromiss sei,<br />
der beiden Seiten gerecht werde. Für die<br />
große Koalition mag das eine tolle Sache<br />
sein. Jeder hat dem anderen etwas abgerungen.<br />
Und das noch, bevor irgendjemand<br />
das Wort Koalitionskrise in den<br />
Mund genommen hat. Großer Erfolg.<br />
Den Frauen allerdings bleibt nach diesem<br />
typischen Politikerkompromiss der<br />
mehr als fade Beigeschmack der Gängelung.<br />
Ihnen wirdein sehr,sehr kleinesTrippelschrittchen<br />
als Fortschritt verkauft.<br />
Demnächst werden Frauen, die einen<br />
Schwangerschaftsabbruch vornehmen<br />
wollen, also auf der jeweiligen Webseite<br />
erfahren können, welche Praxis dazu bereit<br />
ist. Sobald sie sich aber über das Verfahren,<br />
die Narkose und weitereDinge informieren<br />
wollen, heißt es: Bitte gehen Sie<br />
zur Beratungsstelle.Die aber kann nur allgemein<br />
informieren. Wie die einzelne<br />
Ärztin oder der Arzt vor Ort vorgeht, erfährt<br />
man im vertraulichen Patientengespräch,<br />
wenn man einen Termin ausgemacht<br />
hat. Der Gesetzgeber mutet den<br />
betroffenen Frauen, die in der Regel in<br />
Zeitnot sind, eine Termin-Odyssee zu.<br />
Natürlich ist eine Abtreibung nicht irgendein<br />
medizinischer Eingriff. Aber gerade<br />
deshalb sollten Frauen, die in einer<br />
derartige Notlage sind, so wenig wie möglich<br />
schikaniert werden. Und natürlich<br />
besteht die Politik aus Kompromissen.<br />
Aber manche sind wirklich faul.<br />
Tempolimit vom Tisch<br />
Umesgleich zu sagen: Eine Fusion<br />
von Berlin und Brandenburg<br />
wird es nicht geben. Diese<br />
Chance wurde 1996 vertan, als<br />
nicht ausreichend vernünftige Argumente<br />
und warme Gefühle für eine Länder-Ehe zusammenkamen.<br />
Dashat sich bis heute nicht<br />
geändert–und das ist auch ganz in Ordnung.<br />
Berlin und Brandenburg haben komplett<br />
unterschiedliche Strukturen, die sich in den<br />
vergangenen 13 Jahren eher noch verstetigt<br />
haben: hier die große Stadt, die so gerne in<br />
einem Atemzug mit den Metropolen derWelt<br />
genannt werden möchte, dort das Flächenland<br />
mit seinem Werbeslogan „Es kann so<br />
einfach sein“. DerSpruch ist nur als Abgrenzung<br />
zum vermeintlichen Moloch in der eigenen<br />
Mitte zu verstehen.<br />
Zwar gibt es an den Übergängen zwischen<br />
Stadt und Land selbstverständlich<br />
Überschneidungen. So wohnen im Speckgürtel<br />
mittlerweile rund 1,5 Millionen Brandenburger<br />
–das ist etwa jeder Zweite. Dennoch<br />
lebt es sich auch dort völlig anders als<br />
in Berlin. Und würde man im Speckgürtel<br />
eine Umfrage starten, dürfte die Meinung<br />
eindeutig sein:Wirwollen es hier gar nicht so<br />
haben wie in Berlin. Schließlich sind es vielfach<br />
<strong>Berliner</strong>,die rausgezogen sind.<br />
Diese Unterschiede zu erhalten, ist wichtig<br />
für das Selbstverständnis und die Zukunft<br />
beider Bundesländer. Und es ist möglich.<br />
Zwar wächst Berlin nach langem Niedergang<br />
seit einigen Jahren wieder – sowohl wirtschaftlich<br />
als auch an Bevölkerung. Doch ist<br />
die Stadt flächenmäßig so groß, dass es genügend<br />
eigenes Entwicklungspotenzial gibt<br />
–man muss es aber auch nutzen, in dem<br />
man verdichtet. Ohnehin spricht vieles dafür,<br />
dass die 4-Millionen-Marke erst im Jahr<br />
2035 erreicht wird. Wenn überhaupt.<br />
Auf der A8 bei Pforzheim gab es einen Zusammenstoß,<br />
ersten Meldungen zufolge<br />
unter Anteilnahme von Bevölkerung: Um<br />
sich am Anblick eines Opfers zu ergötzen,<br />
sollen Schaulustige die Tür eines Krankenwagens<br />
geöffnet haben. Das Rote Kreuz hat<br />
das später dementiert. Aber erst einmal war<br />
deshalb die Hölle los. Kaum irgendwo steht<br />
die Nation noch moralisch so geeint wie im<br />
Abscheu vorKatastrophenspannern.<br />
Nennt mich pervers.Ich bin auch so einer.<br />
Aber anders.Esgibt nämlich ethisch weniger<br />
fragwürdige Wege,sich am Leiden anderer zu<br />
delektieren. Mein Tipp sind Facebook und<br />
Twitter.Dortfinde ich Erbauung an spektakulär<br />
verunglückten Posts. Besser als Schnappschüsse<br />
abgeknickter Gliedmaßen sind<br />
Screenshots gescheiterter Gedanken. Dadurch<br />
werden weder Verkehr noch Rettungskräfte<br />
behindert. Ich bevorzuge Twitter. Dort<br />
havarieren regelmäßig sendungsbewusste<br />
Journalisten und Politiker.Dieses Netzwerkist<br />
tatsächlich sozial: als Projekt, das Gaffer von<br />
der Straße holt. Beatrix von Storch, Sawsan<br />
Chebli oder Karl Lauterbach setzen ihrenotorisch<br />
verunfallenden Tweets gewiss nur so<br />
lange ab, bis wirklich jeder Leser weiß, dass<br />
eine Massenkarambolage am Kamener Kreuz<br />
vergleichsweise unbefriedigend ist.<br />
Am meisten Spaß machen mir Grüne,wegen<br />
der Fallhöhe. Sie sind so offen und tolerant<br />
und sonnenblumig, haben dann aber<br />
eben doch häufig Pech beim Denken. Ja,auch<br />
ich liebe Robert Habeck. Aber anders. Eswar<br />
mir eine innereBundesdelegiertenkonferenz,<br />
Berlin-Brandenburg<br />
Es kann so<br />
einfach sein<br />
Elmar Schütze<br />
über Möglichkeiten und Grenzen der Zusammenarbeit<br />
zwischen der Hauptstadt und dem Nachbarland.<br />
Eine weitere Zerfaserung und Zersiedlung<br />
des Umlandes wäre vor diesem Hintergrund<br />
fatal, wären doch die Kosten für die Infrastruktur,<br />
die das Siedlungsgebiet mit der<br />
Stadt verbinden muss, horrend. Schon jetzt<br />
ist der tägliche Pendlerstrom nicht zuletzt<br />
auch ein ökologisches Problem.<br />
Für Brandenburg kann es auf absehbare<br />
Zeit nur darum gehen, die wenigen Großund<br />
Mittelstädte zu fördern und zu stärken.<br />
Dasselbe gilt für die Gemeinden und Regionen<br />
entlang der Bahnstrecken und Autobahnen<br />
von und nach Berlin. Dünn besiedelte<br />
Regionen oder auch „Städte der zweiten<br />
Reihe“ entwickeln gerade daraus eine eigene<br />
Attraktivität, dass es sich dort eben ganz anders<br />
leben lässt, „so einfach“ eben.<br />
KOLUMNE<br />
Zuschauen<br />
beim<br />
Diskursfukushima<br />
André Mielke<br />
Autor<br />
als er mehrfach ankündigte,mit seiner Partei<br />
Freiheit und Demokratie in die Schurkenstaaten<br />
Bayern und Thüringen zu bringen. Schon<br />
das sorgte für großes Hallo. Daraufhin verbreitete<br />
Habeck sinngemäß, das böse Twitter<br />
habe ihm den Unfug in seinen führenden<br />
Kopf gepflanzt. Kommunikationskatastrophentechnisch<br />
war das prickelnder als zehn<br />
brennende Bohrinseln. Wunderbar. Ich<br />
konnte gar nicht mehr wegsehen.<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />
Dennoch müssen Berlin und Brandenburgnoch<br />
enger zusammenarbeiten als bisher.Wichtig<br />
ist dabei natürlich vorallem der<br />
Ausbau von Bahnverbindungen in der<br />
Metropolregion. Es ist ein großes Versäumnis<br />
vonPolitik undVerwaltungen, dass Pendler<br />
vielfach immer noch auf ihr privates Auto<br />
angewiesen sind, weil das öffentliche Angebot<br />
nicht genug taugt. Es ist deswegen richtig,<br />
dass unter anderem die starkfrequentierten<br />
Regionalbahnlinien R1, R2 und R7 verstärkt<br />
werden: längere Züge und engere<br />
Takte sind beschlossen, jetzt müssen sie<br />
auch fahren. Doch es braucht auch den weiteren<br />
Ausbau des grenzüberschreitenden<br />
Bahnverkehrs. Die S-Bahn-Verbindungen<br />
nach Rangsdorf, Falkensee und Velten gehörenebenso<br />
wieder auf den Tisch wie dieWiederbelebung<br />
der Stammbahn zwischen<br />
Potsdamer Platz und Potsdam.<br />
DieZusammenarbeit betrifft auch den so<br />
nachhaltig in die Grütze gefahrenen BER,<br />
das wichtigste Infrastrukturprojekt der Region.<br />
Das Beispiel des Flughafens, der hoffentlich<br />
Ende kommenden Jahres endlich eröffnet<br />
werden kann, ist ohnehin ein Sonderfall.<br />
Er wirdnämlich, so die Prognose,die Gemeinde<br />
Schönefeld in den kommenden<br />
Jahren und Jahrzehnten boomen und aus ihren<br />
bisherigen Nähten platzen lassen. Vielleicht<br />
ist dort –aber dann auch nur dort –<br />
eine (teure) Verlängerung des <strong>Berliner</strong> U-<br />
Bahnnetzes nach Brandenburgvernünftig.<br />
Bei all diesen Themen kann der Entwurf<br />
des Landesentwicklungsplans Hauptstadtregion,<br />
den Senat und Landesregierung bei<br />
ihrer gemeinsamen Sitzung am Dienstag beschlossen<br />
haben, ein nützliches Instrument<br />
sein.Das Gerüst steht –jetzt muss es sich als<br />
tragfähig für die nächsten Jahre und Jahrzehntenerweisen.<br />
Oder Dieter Janecek: Nachdem sich über<br />
hundert Pneumologen skeptisch über gewisse<br />
Grenzwerte geäußert hatten, entschied<br />
der Grünen-Abgeordnete sich nicht<br />
für ein bis zu 280 Zeichen langes Argument,<br />
sondern dafür, den Gegenverkehr zu crashen:<br />
„Was Union und FDP zusammen mit<br />
ein paar verirrten Lungenärzten da in Sachen<br />
#Umwelthilfe #Feinstaub #Stickoxide<br />
aufführen, hat Reichsbürger-Niveau.“ Abweichende<br />
Meinungen instinktiv als rechtsextrem<br />
zu geißeln, entspricht, ins physische<br />
Unfallgeschehen übersetzt, etwa fünfzig offenen<br />
Schädelbrüchen oder einem Diskursfukushima.<br />
Das weiß Janecek. Bestimmt. Er<br />
ist ja Diplom-Politologe. Ertwittert estrotzdem.<br />
Nur, um meinesgleichen zu erfreuen.<br />
Danke.<br />
Im Januar hatte der Wetterbericht eine<br />
Kaltfront angekündigt, also eine Art von<br />
Winter. Bärbel Höhn tat, was getan werden<br />
musste. Sie twitterte: „Die #Klimakrise zeigt<br />
Wirkung: die nächsten Wochen soll kalte<br />
#Polarluft unser Wetter bestimmen. Ein Zeichen,<br />
dass die #Golfstromwirkung nicht<br />
mehr funktioniert.“ Dass eine langjährige<br />
nordrhein-westfälische Umweltministerin<br />
solch vorzüglichen Quatsch in die Welt setzt,<br />
lässt fünf Meter hohe Blutfontänen wie öde<br />
Rinnsale erscheinen. Deshalb wäre es<br />
schade,würden Höhn und Janecek nun auch<br />
den Habeck machen und mit großer Geste<br />
den Hashtag an den Nagel hängen: Euer Stoff<br />
macht süchtig. Gebt mir mehr. Sonst öffne<br />
ich doch noch Krankenwagentüren.<br />
„Was das Thema Tempolimit<br />
auf Autobahnen betrifft,<br />
kann ich Ihnen ganz<br />
klar die Position der Mehrheit<br />
meiner Fraktion sagen:<br />
Die ist für ein Tempolimit.<br />
Ich zähle zur Minderheit.“<br />
Dietmar Bartsch, Fraktionschef der Linken,<br />
am Dienstag im Bundestag<br />
AUSLESE<br />
Russisches Exil<br />
für Maduro<br />
Die Lage in Venezuela beschäftigt die<br />
Kommentatoren der internationalen<br />
<strong>Zeitung</strong>en. „Dass ‚starke Männer‘ mit großen<br />
Visionen nicht die Lösung der Probleme<br />
des Kontinents sind, das sollten die<br />
meisten jetzt eingesehen haben“, schreibt<br />
die liberale schwedischeTageszeitung Göteborgs-Posten.<br />
„Die brutale Machtkonzentration<br />
ist Südamerikas Grundproblem.<br />
Dieverschwindet nicht, weil sie eben<br />
rotgefärbt ist.“<br />
Die spanische <strong>Zeitung</strong> El Mundo kritisiert<br />
die Vorgehensweise der EU: „Es war<br />
ein Fehler, Maduro eine 8-Tage-Frist zu<br />
setzen, um neue Wahlen anzusetzen, anstatt<br />
Juan Guaidó ipso facto als legitimen<br />
Präsidenten anzuerkennen“, schreibt das<br />
Blatt. „Man schenkt Maduro wertvolle<br />
Zeit, so dass er sich im Schutz seiner internationalen<br />
Verbündeten und vor allem<br />
Russlands verschanzen kann. DerTyrann<br />
verstärkt zudem die Unterdrückung.“<br />
„Maduro und vor ihm Hugo Chavez<br />
haben die einfachen Venezolaner zur Verzweiflung<br />
getrieben“, kommentiert die<br />
russische Boulevardzeitung Moskowski<br />
Komsomolez. „Der Hass der Masse auf<br />
Maduro und seine reiche Clique ist so<br />
groß, dass Russland ihn nicht an der<br />
Macht wird halten können ... Trotzdem<br />
kann Russland eine wichtige Rolle spielen,<br />
um den Konflikt zwischen Maduro<br />
und (Parlamentschef Juan) Guaidó zu<br />
entscheiden: Der Kreml könnte seinem<br />
Freund Maduro politisches Asyl gewähren.“<br />
Christine Dankbar<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />
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Brandenburg täglich 305 000 Leser.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 30. Januar 2019 – S eite 9 *<br />
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Berlin<br />
Wissenschaft:<br />
Die neue<br />
Raumschiff-Ära<br />
Seite 17<br />
Verärgert –Ist Berlin investorenfeindlich? Seite 12<br />
Kontrolliert –Mehr als 2000 Waffen in Gerichten eingezogen Seite 12<br />
Stadtbild<br />
Eis<br />
am Stil<br />
Torsten Landsberg<br />
zittertbeim Anblick modischer<br />
Eigenarten.<br />
Puh, war das kalt vor ein paar Tagen.<br />
In solchen Momenten denkt<br />
der kälteempfindliche Mensch darüber<br />
nach, zum ersten MalimLeben<br />
einen Outdoor-Laden zu betreten:<br />
Es muss doch lange Unterhosen geben,<br />
die so richtig wärmen, ohne<br />
später im beheizten Büro zustören.<br />
Alternativ zieht der geistig bereits auf<br />
den vollzogenen Klimawandel getrimmte<br />
Mitteleuropäer eben alles<br />
übereinander, was Schutz vor Kälte<br />
verspricht.<br />
So wie der Mann, der mit seinem<br />
Fahrrad an einer Ampel steht. Jeder,<br />
der das eigene Rad bei diesem unbarmherzigen<br />
Frost stehen lässt,<br />
zollt ihm und all den anderen wackeren<br />
Radlern tiefen Respekt, weil sie<br />
den Elementen trotzen.<br />
Er setzt eine Ampelphase aus,um<br />
seinen riesigen, fast zeltgroßen Schal<br />
zu straffen. Vermutlich hatte sich die<br />
kalte Luft irgendwo einenWegzuseinem<br />
Hals gebahnt. Der Schal ist um<br />
zwei Kapuzen gewickelt, die er auf<br />
den Kopf gezogen hat, eine voneiner<br />
Funktionsjacke,die darüber vonseinem<br />
sehr dick wirkenden Mantel.<br />
Unter beiden trägt er eine Mütze, der<br />
nachjustierte Schal schützt nun<br />
auch Kinn, Mund und Nasenspitze.<br />
Alles ganz normal also, bis der<br />
Blick herab wandert: Während Kopf<br />
und Brust vernünftig verpackt sind<br />
und modische Eitelkeiten dabei eine<br />
Nebenrolle spielen, klaffen weiter<br />
unten in Höhe der Knie zwei handtellergroße<br />
Löcher in den Jeans.<br />
Handtellergroß meint hier übrigens<br />
die Hände eines Gorillas.<br />
Die Temperatur liegt bei minus<br />
fünf Grad, im Wind sogar im zweistelligen<br />
Minusbereich. Unter den<br />
Jeans: nichts.Die eisige Luft trifft auf<br />
nackte Haut. Dervermummte Oberkörper<br />
ist nur das maximale Zugeständnis,<br />
zugunsten des Kälteschutzes<br />
moderate stilistische Abstriche<br />
zu machen. Die alte Designregel<br />
„Formfolgt Funktion“ tritt er mit Füßen<br />
–und ist damit nicht allein. Allerorten<br />
laufen Menschen derzeit in<br />
Sneakernmit flacher Sohle durch die<br />
Gegend. Ihre Füße stecken bestenfalls<br />
in Füßlingen, schließlich geben<br />
die am Beinende sommerlich aufgerollten<br />
Hosen den Blick auf blanke<br />
Fersen und Knöchel frei. Schon beim<br />
Anblick wirdeinem kalt.<br />
Echte Fashionistas sehen eben<br />
nicht ein, sich klimatischen Allüren<br />
zu beugen. Frostbeulen und Blasenentzündung<br />
scheinen ein vertretbarerPreis<br />
zu sein, um nur ja keine textilen<br />
Kompromisse eingehen zu<br />
müssen. Sie folgen einer eigenen<br />
modischen Grundregel: EisamStil.<br />
Bei der Arbeit: Insgesamt 180 Polizisten waren bei den Razzien im Einsatz, darunter auch das Spezialeinsatzkommando.<br />
Razzia im Clan-Milieu<br />
Überfall auf Geldtransporter am Alex: Polizisten durchsuchen mehrere Wohnungen von Verdächtigen<br />
VonAndreas Kopietz<br />
Mehr als drei Monate<br />
nach dem Raubüberfall<br />
auf einen Geldtransporter<br />
nahe dem<br />
Alexanderplatz haben Polizisten erneut<br />
Wohnungen von Verdächtigen<br />
durchsucht. Am Donnerstagmorgen<br />
drangen die Beamten in insgesamt<br />
vier Wohnungen in Tempelhof, Steglitz<br />
und Kreuzberg ein. An dem Einsatz<br />
waren 180 Beamte beteiligt, darunter<br />
das Spezialeinsatzkommando.<br />
Die Razzia richtete sich gegen<br />
zwei Verdächtige im Alter von25und<br />
38 Jahren, die in zwei Wohnungen an<br />
der Kreuzberger Gneisenaustraße<br />
angetroffen wurden. Einer der beiden<br />
gehört einer polizeibekannten<br />
libanesisch-kurdischen Großfamilie<br />
an.<br />
Unverzollter Tabak<br />
Beide wurden zur erkennungsdienstlichen<br />
Behandlung mitgenommen:<br />
Sie mussten unter anderem<br />
ihre Fingerabdrücke abgeben<br />
und sich für die Verbrecherkartei fotografieren<br />
lassen. Danach kamen<br />
sie wieder frei. „Die Männer werden<br />
mit der TatinVerbindung gebracht“,<br />
sagte eine Polizeisprecherin. Inwiefernsie<br />
an dem Überfall beteiligt gewesen<br />
sein könnten, sei Gegenstand<br />
der Ermittlungen. „Haftbefehle wurden<br />
nicht vollstreckt.“<br />
Im Anschluss seien noch drei weitere<br />
Objekte durchsucht worden,<br />
darunter ein Autohandel in Bohnsdorf<br />
und eine Shisha-Bar in Neukölln.<br />
Dortstellten die Beamten etliche<br />
Kilogramm unverzollten Shisha-<br />
Tabak sicher. An allen Orten beschlagnahmten<br />
die Polizisten<br />
Beweismittel, darunter Telefone und<br />
Datenträger.<br />
Der Überfall auf den Geldtransporter<br />
am Morgen des 19. Oktober<br />
2018 wirkte spektakulär:Inder Schillingstraße<br />
bremste ein BMW den<br />
Transporter aus und brachte ihn so<br />
zum Stehen. Ein R-Klasse-Mercedes<br />
setzte sich direkt dahinter. Ein Vermummter<br />
bedrohte die beiden Insassen<br />
des Transporters mit einer<br />
Kalaschnikow. Währenddessen hebelten<br />
die anderen mit Hydraulik-<br />
Werkzeug –das zuvor in einer Feuerwache<br />
in Brandenburg gestohlen<br />
worden war –die Tür des Transporters<br />
auf. DieTäter räumten mehrere<br />
Geldkisten in den Mercedes und<br />
flüchteten dann mit beiden Autos.<br />
DieBesatzung eines Streifenwagens,<br />
die zufällig in der Nähe war, nahm<br />
die Verfolgung auf. Es gab eine wilde<br />
Verfolgungsjagd durch Mitte. Inder<br />
Neuen Grünstraße, nahe Spittelmarkt,<br />
wurden die Polizisten aus einem<br />
der Fluchtautos beschossen.<br />
„Die Männer werden mit<br />
dem Überfall auf den Geldtransporter<br />
in Verbindung gebracht.<br />
Haftbefehle wurden nicht vollstreckt.“<br />
Eine Polizeisprecherin zur Razzia am Dienstagmorgen<br />
BVG soll deutlich mehr Geld erhalten<br />
MORRIS PUDWELL<br />
Sie brachen die Flucht ab. Trotz<br />
der professionell anmutenden Aktion<br />
blieben die Täter ohne Beute:<br />
Zuerst mussten sie am Tatort eine<br />
große Geldkiste zurücklassen, weil<br />
diese nicht mehr ins vollgeladene zu<br />
kleine Auto passte. Dann platzte am<br />
Mercedes, nachdem die Männer die<br />
Polizei abgehängt hatten, ein Reifen.<br />
Die Täter stiegen in das zweite Auto<br />
um und ließen die erbeuteten Geldkisten<br />
im kaputten Wagen zurück.<br />
Sechs Wochen später,Anfang Dezember,<br />
fassten Polizisten einen der<br />
mutmaßlichen Täter. Der 38-Jährige<br />
aus Mariendorfsitzt seither in Untersuchungshaft.<br />
Dem Libanesen wird<br />
schwerer Raub vorgeworfen sowie<br />
versuchter Mord wegen der Schüsse<br />
auf die Polizisten. Weil ein weiterer<br />
Verdächtiger aus dem Umfeld der<br />
Täter der Polizei Namen nannte,<br />
konnte die Polizei kurz darauf einen<br />
weiteren Libanesen verhaften. Der<br />
32-Jährige soll als „Logistiker“ Helfer<br />
der Täter gewesen sein. Beide Männer<br />
sollen ebenfalls Kontakte zu jenem<br />
Clan haben, aus dessen Umfeld<br />
die am Dienstag Festgenommenen<br />
kommen.<br />
Drogengeschäfte und Raub<br />
Mitglieder dieser kurdisch-libanesischen<br />
Großfamilie fallen immer wieder<br />
durch Kriminalität auf: durch<br />
Drogengeschäfte, Raub und Einbruch.<br />
So stehen derzeit mehrere<br />
Angehörige des Clans vor Gericht,<br />
weil sie eine 100 Kilogramm schwere<br />
Goldmünze aus dem Bodemuseum<br />
gestohlen haben sollen.<br />
Zum Geldtransporter-Überfall<br />
sagte Norbert Cioma von der Gewerkschaft<br />
der Polizei: „Dass bei dieser<br />
Tatbereits nach gut drei Monaten<br />
Durchsuchungsbeschlüsse erwirkt<br />
werden konnten, zeigt die herausragende<br />
Vorarbeit meiner Kollegen.“<br />
Sich in den Wohnungen von Verdächtigen<br />
umzuschauen, sei gerade<br />
in dem Bereich ein essenzieller Bestandteil<br />
der Ermittlungen, da die<br />
Polizei innerhalb der Familien und<br />
im sozialen Umfeld so gut wie keinerlei<br />
Kooperation erwarten könne.<br />
Es wird wieder kräftig in Busse und Bahnen investiert. Nun kursieren Zahlen für die nächsten Jahre<br />
NACHRICHTEN<br />
Radschnellstrecken<br />
erst ab 2022<br />
<strong>Berliner</strong> müssen auf den Bauvon<br />
Radschnellstrecken noch einige<br />
Jahrewarten. DerBaustartfür die<br />
erste vonzehn Routen soll voraussichtlich<br />
2022 sein und am Teltowkanal<br />
entlang führen, wie Verkehrssenatorin<br />
Regine Günther (parteilos/für<br />
die Grünen) mitteilte.Radfahrer<br />
sollen auf den Strecken<br />
schneller in der Stadt vorankommen.<br />
Am Donnerstag will die Senatsverwaltung<br />
im Rathaus Schöneberg<br />
über die Planungen zu der ersten<br />
Routeinformieren. DasProjekt ist<br />
noch in einem frühen Stadium, später<br />
soll es eine Bürgerbeteiligung<br />
dazu geben. (dpa)<br />
SED-Opferrente für rund<br />
6500 <strong>Berliner</strong><br />
Rund 6500 Verfolgte des SED-Regimes<br />
bekommen in Berlin derzeit<br />
eine Opferrente.Das geht aus der<br />
Antwortder Senatsverwaltung für<br />
Integration, Arbeit und Soziales hervor,<br />
die am Dienstag veröffentlicht<br />
wurde.Die FDP-Fraktion hatte danach<br />
gefragt. DieZahl der Empfänger<br />
ist zurückgegangen, Ende 2018<br />
waren es genau 6533. Am Jahresende<br />
2016 erhielten noch rund 6900<br />
Betroffene die monatlichen Zuwendungen.<br />
DerHöchstsatz liegt bei 300<br />
Euro.Nach zähem Ringen war das<br />
Gesetz für die Opferrente Ende August<br />
2007 in Kraft getreten. Voraussetzung<br />
ist eine Haft in der DDR aus<br />
politischen Gründen vonmindestens<br />
180 Tagen, die gerichtlich anerkannt<br />
ist. (dpa)<br />
Kommission sucht<br />
Leitung für Gedenkstätte<br />
Miteiner öffentlichen Ausschreibung<br />
beginnt diese Woche die Suche<br />
nach einem Direktor oder einer Direktorin<br />
für die Stasiopfer-Gedenkstätte<br />
in Hohenschönhausen. Dafür<br />
hat Kulturstaatsministerin Monika<br />
Grütters (CDU) am Dienstag eine<br />
Findungskommission einberufen,<br />
wie ihr Büromitteilte.Der frühere<br />
Direktor Hubertus Knabe war nach<br />
einem Streit freigestellt worden. Der<br />
Kommission gehören unter anderen<br />
die Stasi-Beauftragten vonSachsen-<br />
Anhalt und Brandenburg, Birgit<br />
Neumann-Becker und MariaNooke,<br />
der Direktor der Gedenkstätte <strong>Berliner</strong><br />
Mauer,AxelKlausmeier,Marianne<br />
Birthler,ehemalige Leiterin der<br />
Stasi-Unterlagen-Behörde,Andreas<br />
Nachama, Direktor des NS-Dokumentationszentrums<br />
Topographie<br />
des Terrors,sowie der Historiker<br />
Christian Sachse vonder Union der<br />
Opferverbände Kommunistischer<br />
Gewaltherrschaft an. Knabe war vorgeworfen<br />
worden, nicht entschieden<br />
genug gegen sexuelle Belästigungen<br />
vonFraueninder Gedenkstätte vorgegangen<br />
zu sein. (dpa)<br />
Schön luftig –aber nicht gerade die perfekte<br />
Kleidung bei Frost.<br />
ISTOCK<br />
Der rot-rot-grüne Senat will den<br />
öffentlichen Nahverkehr deutlich<br />
ausbauen. Deshalb werden die<br />
Ausgaben für die <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe<br />
(BVG) inden kommenden<br />
Jahren kräftig aufgestockt. Wirtschaftssenatorin<br />
Ramona Pop<br />
(Grüne), die auch BVG-Aufsichtsratsvorsitzende<br />
ist, setzt sich für eine<br />
Verdoppelung der jährlichen<br />
Summe für Betrieb und Investitionen<br />
ein, wie eine Sprecherin am<br />
Dienstag erklärte. In diesem Jahr<br />
handelt es sich um 770 Millionen<br />
Euro, eine Verdopplung würde also<br />
1,5 Milliarden Euro bedeuten. Die<br />
Verhandlungen in der Koalition darüber<br />
seien indes noch im Gange, so<br />
die Sprecherin. Auch Verkehrssenatorin<br />
Regine Günther (parteilos/für<br />
die Grünen) hatte Ankündigungen<br />
in diese Richtung gemacht. „Wir planen<br />
in den kommenden 15 Jahren,<br />
rund 28 Milliarden Euro für den<br />
ÖPNV auszugeben“, sagte sie am<br />
letzten Donnerstag im Abgeordnetenhaus.<br />
„Das ist in Spitzenjahren<br />
fast doppelt so viel wie im Jahr 2018.“<br />
Nach Informationen des RBB<br />
geht man in Senatskreisen von 1,3<br />
bis 1,4 Milliarden Euro für die BVG<br />
pro Jahr aus. Noch unklare Entwicklungen<br />
wie Lohnerhöhungen oder<br />
die Frage, obU-Bahn-Linien verlängert<br />
werden, seien dabei noch nicht<br />
eingepreist. An diesem Mittwoch<br />
sind der neue Nahverkehrsplan<br />
2019-2023 und die Planungen ein<br />
Thema im Koalitionsausschuss, wie<br />
es aus Koalitionskreisen hieß. Ob<br />
dann schon endgültige Festlegungen<br />
getroffen werden, ist offen.<br />
Im Moment ist vor allem die U-<br />
Bahn ein Sorgenkind der Koalition.<br />
Weil der Fuhrpark wegen jahrelangen<br />
eisernen Sparens marode ist und<br />
es Engpässe beim Personal gibt,<br />
müssen die <strong>Berliner</strong> übervolle Züge<br />
und Verspätungen hinnehmen. Bis<br />
2035 soll der Wagenparkder U-Bahn<br />
weitgehend runderneuert und auf<br />
mehr als 1650 Fahrzeuge erweitert<br />
werden. Für die S-Bahn ist eine landeseigener<br />
Fahrzeugpool geplant,<br />
bis 2030 sollen mindestens 602 neue<br />
Wagen angeschafft werden. (dpa)<br />
Chef gesucht: Die Stasiopfer-Gedenkstätte<br />
Hohenschönhausen<br />
IMAGO
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 3 0. Januar 2019<br />
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Berlin<br />
Schlafsäcke, Zelte, Einkaufswagen: Das Camp an der Rummelsburger Bucht darf bis Ende April bleiben. Im besten Falle –sohoffen Politiker und Sozialarbeiter –haben die jungen Obdachlosen bis dahin eine feste Bleibe gefunden.<br />
Das Experiment<br />
An der Rummelsburger Bucht leben Obdachlose in Zelten. Sozialarbeiter betreuen die Bewohner jeden Tag. Die Stadt räumt das Lager nicht, sondern duldet es<br />
VonStefan Strauß (Text) und<br />
Markus Wächter (Fotos)<br />
Thermoskannen mit heißem<br />
Kaffee stehen auf dem<br />
Tisch, im Beutel liegen frische<br />
Croissants. Esist vormittags<br />
gegen elf Uhr, und langsam<br />
kommt Bewegung in das Obdachlosencamp<br />
an der Rummelsburger<br />
Bucht. Im Pavillon, dem zentralen<br />
Treffpunkt der Bewohner im Camp,<br />
rührt ein junger Mann noch verschlafen<br />
in seinem Becher.ImCamp<br />
nennen sie ihn Schwan: Er ist Punk,<br />
trägt eine schwarze Lederjacke und<br />
Schnürstiefel, er hat grün gefärbte<br />
Haare, Ringe und Stecker im Gesicht.<br />
Der junge Mann ist obdachlos,<br />
doch viel darüber reden will er nicht<br />
an diesem Morgen. Die Nacht habe<br />
er mit seiner Freundin in einem kleinen<br />
Zelt verbracht, sagt er. Umsich<br />
vor der Kälte zu schützen, hat er auf<br />
drei Isomatten und in zwei Schlafsäcken<br />
gelegen, hat sich zwei Paar Socken<br />
angezogen, eine Thermo-Unterhose<br />
und zwei Pullover. Er habe<br />
nicht gefroren, sagt er.<br />
DasCamp ist ein Sonderfall<br />
Seit drei Wochen betreuen Sozialarbeiter<br />
vonKaruna, einer Einrichtung<br />
für Kinder und Jugendliche in Not,<br />
die Bewohner im Camp. Sie bringen<br />
ihnen Frühstück und Kohlen für den<br />
kleinen Ofen im Gemeinschaftszelt.<br />
Es ist der einzig warme Ort. Mehrere<br />
Stunden sind die Sozialarbeiter im<br />
Camp, reden mit den etwa 15 meist<br />
jungen Bewohnern und bieten ihnen<br />
Hilfe an. Schwan, der Punk, sagt,<br />
er sei froh, dass es diese Hilfe gebe.<br />
„Ich bin den Leuten echt dankbar<br />
dafür.“ Dann muss er los, zum Duschen<br />
in eine Einrichtung für Straßenkinder<br />
und später zum Schnorren<br />
auf der Straße. Abends wird er<br />
zurückkommen. Und wieder eine<br />
Nacht im Zelt schlafen.<br />
DasLager am Ufer der Rummelsburger<br />
Bucht, gleich in der Nähe des<br />
Ostkreuzes,ist keine offizielle Unterkunft<br />
für Obdachlose. ImDezember<br />
vergangenen Jahres sollte das Camp<br />
geräumt werden, juristisch war die<br />
Angelegenheit geklärt. Die Obdachlosen<br />
lebten dortinunwürdigen Zuständen,<br />
unter Planen und im Müll.<br />
Doch dann haben SozialsenatorinElke<br />
Breitenbach und der Bürgermeister<br />
von Lichtenberg Michael<br />
Grunst, beide gehören zur Linkspartei,<br />
entschieden, das Camp vorerst<br />
zu dulden, mitten im Winter wollten<br />
sie es nicht räumen. Es gab eine Besprechung<br />
mit 40 Leuten. Polizei<br />
und Ordnungsamt waren dabei, Mitarbeiter<br />
der Senatssozialverwaltung<br />
und vonKaruna. Räumung sei keine<br />
Lösung, sagte Senatorin Breitenbach.<br />
Und wenn Sozialarbeiter von<br />
Karuna die Bewohner jeden Tagbesuchen<br />
und mit ihnen nach individuellen<br />
Wegen aus der Obdachlosigkeit<br />
suchen, sei das doch der bessere<br />
und erfolgreichereWeg.<br />
BisEnde Aprildürfen die Bewohner<br />
nun in dem Camp bleiben. Dann<br />
werden sie es freiwillig verlassen –so<br />
lautet jedenfalls die Absprache. Im<br />
besten Falle, sohoffen Politiker und<br />
Sozialarbeiter,haben die jungen Obdachlosen<br />
dann eine feste Bleibe gefunden,<br />
sei es eine eigene Wohnung<br />
oder einen Platz in einer sozialen<br />
Einrichtung.<br />
Das Camp ist ein Sonderfall, ein<br />
politisches Experiment der Stadtregierung,<br />
die sich damit deutlich abgrenzt<br />
vom rabiaten Umgang mit<br />
Obdachlosen, wie ihn der Bezirksbürgermeister<br />
von Mitte, Stephan<br />
von Dassel, praktiziert. Vor einigen<br />
Tagen hat der Grünen-Politiker ein<br />
Obdachlosencamp in der Nähe des<br />
Hauptbahnhofes räumen lassen. Polizei<br />
und Stadtreinigung hatte er um<br />
Hilfe gebeten, aber keine Sozialarbeiter.<br />
Wegen der Räumung gab es<br />
viel Kritik an von Dassel und eine<br />
heftige Debatte, auch deshalb, weil<br />
Polizisten einer obdachlosen Frau<br />
ein Tuch über den Kopf gelegt und<br />
sie abgeführt hatten. Aus Selbstschutz,<br />
hieß es bei der Polizei, denn<br />
die Frau habe die Beamten angespukt<br />
und zudem Läuse gehabt.<br />
In der Rummelsburger Bucht wissen<br />
die Bewohner, dass sie sicher<br />
sind. Helfen statt räumen –solautet<br />
dort die Devise. Esgibt zur Zeit kein<br />
anderes Obdachlosenprojekt dieser<br />
Artinder Stadt.<br />
Lutz Müller-Bohlen stapft mit<br />
hochgezogenen Schulterndurch das<br />
Zeltlager. Esist kalt, obwohl an diesem<br />
Vormittag die Sonne scheint<br />
und das Wasser in der Bucht glitzern<br />
lässt. Der Boden ist matschig und<br />
Lutz Müller-Bohlen ist erkältet. Seit<br />
dreiWochen ist der 57-jährige Sozialarbeiter<br />
von Karuna mit zwei Kollegen<br />
jeden TagmehrereStunden lang<br />
im Camp. Erkennt die Bewohner,<br />
manche haben ihm ihre Lebensgeschichte<br />
erzählt, einigen konnte er<br />
helfen. „Wir haben hier eine ideale<br />
Situation zum Arbeiten, und wir bekommen<br />
jede Unterstützung, die wir<br />
„Wir erzählen den Bewohnern nicht,<br />
wie das Leben funktioniert. Wir lassen<br />
uns auf ihre Situation ein, und wir<br />
brauchen viel Zeit, bis sie uns vertrauen<br />
und wir ihnen helfen können.“<br />
Lutz Müller-Bohlen, Sozialarbeiter bei der Karuna-Sozialgenossenschaft<br />
Stralauer Allee<br />
Spree<br />
TREPTOW<br />
Markgrafendamm<br />
Ostkreuz<br />
Kynaststr.<br />
Alt-Stralau<br />
Obdachlosencamp<br />
Rummelsburger See<br />
Nöldnerstr.<br />
Rummelsburg<br />
LICHTENBERG<br />
Hauptstr.<br />
Zwei Schlafsäcke, drei Isomatten: So hat dieser junge Mann im Zelt geschlafen.<br />
100 m<br />
BLZ/HECHER<br />
brauchen“, sagt er. Essei schon viel<br />
passiert in den vergangenen Wochen.<br />
Müller-Bohlen spricht von<br />
sinnstiftender Arbeit. Drei junge<br />
Frauen aus dem Camp waren lungenkrank,<br />
nun wohnen sie in einem<br />
Hostel, das Karuna besorgt hat. Zwei<br />
weitere Bewohner sind in eine Einrichtung<br />
von Karuna ins Land Brandenburg<br />
gewechselt. „Die meisten<br />
Bewohner im Camp leben nicht freiwillig<br />
auf der Straße, sie wollen eine<br />
eigene Wohnung.“<br />
Hinter Müller-Bohlen schaufeln<br />
Bagger großer Mengen Müll in Container,<br />
alte Matratzen sind dabei,<br />
zerfetzte Planen, verdreckte Schlafsäcke,kaputte<br />
Einkaufswagen. Noch<br />
im Dezember sah das Lager aus wie<br />
eine Müllkippe.Dann haben die Bewohner<br />
aufgeräumt, die Sozialarbeiter<br />
haben mobile Toiletten aufgestellt<br />
und einen Pavillon mit einem<br />
Ofen besorgt. Unter den Zelten liegen<br />
nun Holzpaletten und Dämmmaterial<br />
zum Schutz vor der Kälte.<br />
Die Bewohner haben jetzt warme<br />
Schlafsäcke und Isomatten. Die<br />
Zelte sind imprägniert. Einmal in der<br />
Woche treffen sich die Bewohner<br />
und Sozialarbeiter zum Plenum.<br />
Das ist die eine Seite. Niedrigschwellige<br />
Angebote, praktische<br />
Hilfe und eine gute Ausstattung, damit<br />
kein Obdachloser erfriert. Drei<br />
Menschen sind in Berlin in diesem<br />
Winter bereits draußen gestorben –<br />
in einem Kältebahnhof am Moritzplatz,<br />
auf einer Parkbank im Humboldthain<br />
und in der Ruine vomfrüheren<br />
Spaßbad Blub.<br />
Doch es gibt eine zweite Seite,um<br />
die sich die Sozialarbeiter im Camp<br />
kümmern, und die ist viel komplizierter.<br />
Lutz Müller-Bohlen sagt, es<br />
sei schwierig und es dauere lange,<br />
bis die jungen Leute im Camp den<br />
Sozialarbeitern vertrauen. Viele sind<br />
misstrauisch, lehnen anfangs Ratschläge<br />
ab und jede Hilfe.Das wissen<br />
die Sozialarbeiter,Müller-Bohlen hat<br />
bereits psychisch Kranke und auch<br />
Menschen in therapeutischen Einrichtungen<br />
betreut. „Wir stellen<br />
keine Forderungen, sondern lassen<br />
uns auf ihre Situation ein“, sagt er.<br />
„Und wir erzählen den Menschen<br />
nicht, wie das Leben funktioniert.“<br />
Am wichtigsten sei das Gemeinschaftsgefühl.<br />
DieBewohner fühlten<br />
sich im Camp wie in einer großen Familie,<br />
obwohl viele in ihren eigenen<br />
Familien schlechte Erfahrungen gemacht<br />
haben. „Es gibt viele gebrochene<br />
Biografien“, sagt Lutz Müller-<br />
Bohlen. Und manchmal vergehen<br />
mehrereWochen, bevor jemand anfängt,<br />
davon zu erzählen. „Darum<br />
brauchen wir so viel Zeit.“ Und irgendwann<br />
fragt Müller-Bohlen die<br />
jungen Leute: „Wovon träumst du?“<br />
Dann wirdeskonkret.<br />
So wie bei Cassy.Sostellt sich der<br />
27-Jährige vor, der mit seiner Hündin<br />
in einem Zelt lebt, das einen Vorraum<br />
hat. Ein flacher Tisch steht<br />
dort, zwei Stühle und ein Regal. Vor<br />
etwa drei Jahren hat Cassy seine<br />
Wohnung verloren, erzählt er. Die<br />
Miete wurde zu teuer. Seither lebt er<br />
auf der Straße, seit vier Monaten im<br />
Camp an der Rummelsburger Bucht.<br />
Aber warum übernachtet er im<br />
Zelt und nicht in einer warmen Notunterkunft?<br />
Ingesamt 1200 Übernachtungsplätze<br />
hat Berlin in diesem<br />
Winter für Obdachlose eingerichtet.<br />
Etwa 200 bleiben jede Nacht<br />
frei. Die meisten schlafen draußen<br />
oder kommen bei Freunden und Bekannten<br />
unter. Immerhin leben<br />
2000 bis 4000 Obdachlose in der<br />
Stadt, manche Hilfsorganisationen<br />
sprechen von bis zu 6000. Eine Leserin<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> schrieb<br />
kürzlich, es sei würdelos von einer<br />
Gesellschaft, Menschen auf der<br />
Straße leben zu lassen.<br />
Cassy sagt, er würde nie in einer<br />
Notunterkunft übernachten. Dort<br />
herrsche eine aggressive Stimmung,<br />
man müsse mit vielen unbekannten<br />
Menschen in einem Raum schlafen,<br />
es gebe keine Privatsphäre, viele<br />
seien betrunken. „Im Camp sind wir<br />
unter uns“, sagt er. „Und wir schützenuns<br />
gegenseitig.“<br />
Obdachlose als Lotsen<br />
Cassy hat dem Sozialarbeiter Lutz<br />
Müller-Bohlen neulich von seinen<br />
Träumen erzählt, wie er sich seine<br />
Wohnung einrichten und dass er<br />
gern inder Obdachlosenhilfe arbeiten<br />
würde. Sozialsenatorin Breitenbach<br />
plant, Jobs für Obdachlose zu<br />
schaffen, finanziert aus dem Projekt<br />
Solidarisches Grundeinkommen.<br />
Ehemalige Obdachlose sollen als<br />
Lotsen in der Stadt unterwegs sein,<br />
Menschen ansprechen und sie an<br />
Hilfeeinrichtungen weiterleiten. Zur<br />
Zeit verhandelt sie darüber mit dem<br />
Regierenden Bürgermeister und<br />
dem Finanzsenator.<br />
Lutz Müller-Bohlen kennt diese<br />
Pläne, Karuna beschäftigt bereits<br />
frühere Obdachlose als Sozialarbeiter.„Wirfinden<br />
was für dich“, sagt er<br />
zu Cassy,als er das Zelt verlässt.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 30. Januar 2019 11 *<br />
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Berlin<br />
Feuerattacke<br />
nach Streit um<br />
Schnaps<br />
Obdachlose angezündet:<br />
Zeuge sagt vor Gericht aus<br />
VonKatrin Bischoff<br />
A<br />
ndreas V. hat einmal als Maurer<br />
gearbeitet. Er war verheiratet, er<br />
soll ein Kind haben. Dann verlor er<br />
alles. Erlebte auf der Straße, zum<br />
Schluss auf dem Vorplatz des S-<br />
Bahnhofs Schöneweide in Treptow.<br />
Mit seinem Hund Ricky. Soerzählen<br />
es seine Kumpel, die an diesem<br />
Dienstag in das Landgericht gekommen<br />
sind. Um den Mann zu sehen,<br />
der Andreas V. auf dem Gewissen haben<br />
soll. Derihren Freund und einen<br />
zweiten Obdachlosen laut Anklage<br />
mit Benzin übergossen und anzündet<br />
haben soll.<br />
Der Mann, der auf der Anklagebank<br />
sitzt, heißt Aleksandr T. Er ist 48<br />
Jahre alt, von Beruf Schlosser und<br />
verheiratet. Er lebt offenbar ab und<br />
zu auf der Straße und soll mehrfach<br />
mit den beiden späteren Opfern<br />
Andreas V. und Lothar D. getrunken<br />
haben. Zu den Vorwürfen der Staatsanwältin<br />
schweigt er an diesem ersten<br />
Verhandlungstag.<br />
Am späten Abend des 22. Juli des<br />
vergangenen Jahres soll es zwischen<br />
dem Angeklagten sowie Andreas V.<br />
und Lothar D. zu einem Streit gekommen<br />
sein. Der Angeklagte soll<br />
den Vorplatz des S-Bahnhofs verlassen<br />
und an einer nahe gelegenen<br />
Tankstelle Benzin gekauft haben.<br />
Gegen 23 Uhr kehrte er zurück, trat<br />
an die obdachlosen Männer heran,<br />
die gerade ihren Schlafplatz zurechtgemacht<br />
hatten, übergoss sie mit<br />
Benzin und zündete sie an. Dabei, so<br />
die Staatsanwältin, habe der Angeklagte<br />
den Todder Männer billigend<br />
in Kauf genommen.<br />
In der Annahme, erhabe seinen<br />
Widersachern tödliche Verletzungen<br />
zugefügt und um nicht gefasst zu<br />
werden, sei Aleksandr T. geflohen.<br />
Passanten konnten die Flammen löschen.<br />
Rettungswagen brachten Andreas<br />
V. und Lothar D. in das Unfallkrankenhaus<br />
Berlin.Während der 62-<br />
jährige Lothar D. nach zehn Tagen<br />
entlassen werden konnte, musste<br />
Andreas V. ins künstliche Koma versetzt<br />
werden. Er starb vier Monate<br />
später. Daher wurde die Anklage auf<br />
vollendeten Totschlag erweitert.<br />
Lothar D. kann sich an den Abend<br />
erinnern. Er sagt als Zeuge,der Angeklagte<br />
habe den Schnaps von Andreas<br />
V. gewollt. „Der wollte partout<br />
nicht gehen“, wiederholt der 62-Jährige<br />
vorGericht immer wieder.Ererzählt,<br />
dass er seine brennenden Kleider<br />
selbst habe löschen können.<br />
Doch Andreas habe richtig gebrannt.<br />
Er habe ihn nie wieder gesehen.<br />
„Für mich ist das richtiger Kitsch“<br />
Architekt Siegfried Wagner hat einst den Müggelturmmit entworfen. Er istgegen dengeplanten Zwillingsbau<br />
VonNorbertKoch-Klaucke<br />
Siegfried Wagner steht im<br />
Wohnzimmer seines Hauses<br />
in Pankowund schüttelt immer<br />
wieder mit dem Kopf.<br />
Sein Blick fällt dabei zum Kamin, auf<br />
dem ein großes Schwarz-weiß-Foto<br />
mit dem Müggelturm steht. Dann<br />
schaut er zum hölzernen Wohnzimmertisch,<br />
auf dem eine aufgeschlagene<br />
<strong>Zeitung</strong> liegt. Eine Abbildung<br />
darin zeigt den Müggelturm. Seinen<br />
Müggelturm. Und einen geplanten<br />
Zwillingsturm daneben. „Nein, das<br />
geht überhaupt nicht“, sagt Wagner.<br />
„Dieser Zwillingsblödsinn darf auf<br />
keinem Fall gebaut werden.“<br />
Siegfried Wagner, 87Jahre alt, ist<br />
einer der Architekten, die 1958 die<br />
Pläne für den Müggelturm entworfen<br />
haben. Bis<br />
1961 wurde ihr<br />
Müggelturm<br />
dann in den<br />
Müggelbergen<br />
errichtet. Dass<br />
der jetzige<br />
Grundstückseigner<br />
und Immo-<br />
Architekt bilienunterneh-<br />
mer Matthias<br />
Siegfried Wagner<br />
Große neben<br />
dem alten Müggelturm noch einen<br />
zweiten errichten will, erfuhr Wagner<br />
aus der <strong>Zeitung</strong>. Seitdem ärgert<br />
er sich darüber,was auf den Müggelbergen<br />
künftig passieren soll, auch<br />
wenn der Bezirk Treptow-Köpenick<br />
diesem Plan noch nicht zugestimmt<br />
hat. „Für mich ist der Plan richtiger<br />
Kitsch“, sagt Wagner. Das beliebte<br />
Ausflugsziel der <strong>Berliner</strong> sei „ein einzigartiges<br />
Ensemble,das nicht durch<br />
einen zweiten Turm zerstört werden<br />
darf“. Wagner sagt: „Die Zwillingstürme<br />
entwürdigen das ganze<br />
Areal.“ Seit jeher habe auf den Müggelbergen<br />
nur ein Turm gestanden.<br />
Zuerst war es ein Holzaussichtsturm,<br />
den 1889 der Köpenicker Wäscherei-Unternehmer<br />
Carl Spindler<br />
aufbauen ließ. Der brannte im Jahr<br />
1958 bei Renovierungsarbeiten ab.<br />
Mit Spenden der <strong>Berliner</strong> über das<br />
Nationale Aufbauwerk sollte ein<br />
neuer Turm errichtet werden. Über<br />
130 000 DDR-Mark kamen zusammen.<br />
„Staatliches Geld floss damals<br />
eher in den Bau für Wohnungen im<br />
Stadtzentrum. Für Bauten wie einen<br />
neuen Aussichtsturm amStadtrand<br />
war kaum Geld da“, erzählt Wagner.<br />
Er erinnertsich an diese Zeit noch<br />
genau, die sein berufliches Leben<br />
verändernsollte.Der gelernte Tischler<br />
studierte damals Architektur an<br />
der Kunsthochschule Weißensee. Er<br />
war 1958 im fünften Studienjahr, als<br />
er und seine Kommilitonen Jörg<br />
Streitparth und Klaus Weißhaupt<br />
den Auftrag erhielten, einen Entwurf<br />
BLZ/PONIZAK<br />
So soll der Müggelturmmit dem Zwillings-Anbau aussehen.<br />
In Ovalform: Der ursprüngliche Entwurf<br />
für den Müggelturm<br />
BLZ/PONIZAK<br />
ZUR GESCHICHTE<br />
Im Jahr 1890 stiftet der Köpenicker Wäschereibesitzer<br />
Spindler eine 27 Meter<br />
hohe Pagode für die Müggelberge. Sie<br />
brennt 1958 ab.1961 wird der jetzige<br />
Müggelturmeröffnet. Er ist 29 Meter<br />
hoch.<br />
M. GROSSE<br />
Im Jahr 1995 gehen Turm und 6000<br />
Quadratmeter Gelände ans Land Berlin.<br />
2007 wird das Ganze für 25 000 Euro<br />
verkauft. Der Vertrag wird 2012 rückgängig<br />
gemacht. Ab 1. Mai 2014 ist der Köpenicker<br />
Matthias Große Eigentümer.<br />
für den neuen Müggelturm anzufertigen.<br />
Streitparth und Weißhaupt<br />
sind bereits gestorben.<br />
„Es gab einen Ideenwettbewerb,<br />
den damals die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> zusammen<br />
mit dem Magistrat und<br />
dem Rat des Stadtbezirkes ausgerufen<br />
hatte. Insgesamt 36 Entwürfe<br />
wurden eingereicht, einer kam sogar<br />
von einem West-<strong>Berliner</strong> Architekten“,<br />
erzähltWagner.Zugegeben, der<br />
Entwurf der drei Nachwuchs-Architekten<br />
war für die damalige Zeit gewagt<br />
–ihr Turm hatte einen ovalen<br />
Grundriss. „Aber wir siegten“, sagt<br />
Wagner. Allerdings habe die Baukommission<br />
später gefordert, dass<br />
ihr Plan geändert werde, weil die<br />
ovale Form angeblich bautechnisch<br />
nicht realisierbar gewesen sei.<br />
„Ich vermute, unser Turm wirkte<br />
der Kommission zu westlich und<br />
entsprach nicht den Richtlinien der<br />
DDR-Architektur jener Zeit. Nach<br />
langem Hin und Her änderten wir<br />
den Entwurf. Der Müggelturm erhielt<br />
eine Kastenform.“ Als Anerkennung<br />
erhielten die Studenten einen<br />
Blumenstrauß und eine Flasche<br />
Sekt, später eine Reise nach Prag.<br />
Dank des Müggelturmes wurden<br />
die Studenten zu den gefragtesten<br />
Architekten der DDR. Sie waren an<br />
der Planung des Hauses des Lehrers<br />
am Alex beteiligt. Streitparth arbeitete<br />
beim Entwurfzum Fernsehturm<br />
mit. Wagner erinnert sich, dass er<br />
noch während des Baus des Müggelturms<br />
die Pläne für die Kongresshalle<br />
am Alexanderplatz erstellte.<br />
Danach wurde er für fünf Jahre zum<br />
Stadtarchitekten von Hoyerswerda<br />
ernannt. In den 1970er-Jahren arbeitete<br />
Wagner am Palast der Republik<br />
mit, er gestaltete den Operationstrakt<br />
der Charité, er war auch für den<br />
Wohnungsbau in Marzahn und Ahrensfelde<br />
zuständig.<br />
Nunwill sich der Architekt wieder<br />
mit dem Müggelturm beschäftigen.<br />
Auch wenn es nur darum geht, einen<br />
Zwillingsbau zu verhindern. Dabei<br />
kennt auch Wagner das Manko des<br />
Müggelturms: Die126 Stufen bis zur<br />
Aussichtsplattform halten viele Besucher<br />
von einem Aufstieg ab. „Ein<br />
Fahrstuhl war damals wegen Geldmangels<br />
nicht gefordert“, sagt Architekt<br />
Wagner.<br />
Doch die Idee, einen zweiten<br />
Turm mit Fahrstuhl zu bauen, damit<br />
jeder die Aussicht auf die Müggelberge<br />
in fast 30 Metern Höhe genießen<br />
kann, sei ein Unding. „Wenn ich<br />
dem zustimmen würde,würden sich<br />
meine einstigen Mitstreiter im Grab<br />
umdrehen“, sagt Siegfried Wagner.<br />
„Ich werde nach einer Lösung suchen,<br />
wie Menschen mit Handicap<br />
auch ohne zweiten Turm nach oben<br />
kommen. DenEntwurflege ich dann<br />
dem Denkmalschutz vor.“<br />
25 Millionen<br />
Euro mehr für<br />
Jugendarbeit<br />
Scheeres legt Gesetz zur<br />
Jugendförderung vor<br />
VonMartin Klesmann<br />
InBerlin gibt es wieder mehr Kinder,<br />
aber immer weniger Geld<br />
wurde für die Jugendarbeit ausgegeben.<br />
Das soll sich nun ändern. Der<br />
Senat hat am Dienstag dem von Bildungssenatorin<br />
Sandra Scheeres<br />
(SPD) vorgelegten Entwurf des Jugendfördergesetzes<br />
zugestimmt.<br />
Demnach sollen von 2020 bis 2023<br />
neben den bisher eingeplanten 85<br />
Millionen Euro weitere 25Millionen<br />
Euro zur Verfügung stehen.<br />
Erstmals wird indem Gesetzentwurf<br />
verbindlich festgelegt, welche<br />
Angebote Berlin seinen Kindernund<br />
Jugendlichen machen muss. Den<br />
Bezirken werden genauereVorgaben<br />
gemacht. Es geht um Einrichtungen<br />
für die offene Jugendarbeit wie Jugendclubs<br />
oder Abenteuerspielplätzeoder<br />
um mobile Angebote wie<br />
HipHop-Mobile –aber auch um Erholungsfahrten<br />
und internationale<br />
Begegnungen, um vonJugendlichen<br />
selbstverwaltete Projekte und um<br />
Seminare für Jugendliche. Bezogen<br />
auf die konkrete Einwohnerzahl junger<br />
Menschen wird der Bedarf nach<br />
dem Gesetz künftig genauer errechnet.<br />
So soll zum Beispiel jeder 6- bis<br />
27-Jährige einmal an einer Erholungs-<br />
oder internationalen Begegnungsfahrt<br />
teilnehmen. Demokratiebildung<br />
soll im Zentrum stehen.<br />
„Bildung findet nicht nur in der<br />
Schule statt“, sagte Elvira Berndt,<br />
Vorsitzende des Landesjugendhilfeausschusses.<br />
Bezirke handelten uneinheitlich<br />
Dieklareren Vorgaben könnten Konflikte<br />
wie um dasWeiterbestehen des<br />
Jugendzentrums Potse in Schöneberg<br />
oder des Kinderbauernhofes<br />
Pankow entschärfen. Zehn Prozent<br />
ihrer Jugendhilfemittel hätten die<br />
Bezirke eigentlich für solche Projekte<br />
ausgeben sollen. Das sei aber nicht<br />
der Fall gewesen, kritisierte Scheeres.<br />
Die tatsächlich ausgegebenen<br />
Summen reichten 2018 von 4,5 Millionen<br />
Euro in Reinickendorf bis 9,8<br />
Millionen Euro in Pankow.<br />
Auf Landes- und Bezirksebene<br />
müssen alle vier Jahr Förderpläne<br />
wieder unter Beteiligung von Jugendlichen<br />
erstellt werden. Der Rat<br />
der Bürgermeister muss noch zustimmen.<br />
Sozialverbände wie der<br />
ParitätischeWohlfahrtsverband oder<br />
der Landesjugendring begrüßten<br />
den Gesetzentwurf, die FDP mahnte,<br />
das Ganze dürfe nicht zu Lasten anderer<br />
Einrichtungen wie Schulstationen<br />
gehen.
12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 3 0. Januar 2019<br />
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Berlin<br />
Tödliche<br />
Attacke<br />
aufgeklärt<br />
34-Jähriger tötete Stefan U.<br />
im Volkspark Friedrichshain<br />
K<br />
napp zwei Jahre nach einer tödlichen<br />
Messerattacke gegen einen<br />
34-Jährigen im Volkspark Friedrichshain<br />
ist ein Verdächtiger ermittelt<br />
worden. Eine DNA-Spur, die<br />
nach einem anderen Tötungsdelikt<br />
in Niedersachsen gesichert wurde,<br />
hatte den Durchbruch gebracht.<br />
Der 34Jahre alte Verdächtige aus<br />
Cloppenburg soll nach Angaben der<br />
Staatsanwaltschaft in der Nacht zum<br />
14. Mai2017 am kleinen Bunkerberg<br />
auf den <strong>Berliner</strong> Stefan U. getroffen<br />
sein. Dort habe er ihn mit mehreren<br />
Stichen in den Oberkörper getötet.<br />
Ermittler vermuteten anfangs eine<br />
Raubtat. Mittlerweile geht die Staatsanwaltschaft<br />
davon aus, dass Stefan<br />
U. ein Zufallsopfer war.„Es kann angenommen<br />
werden, dass eine psychische<br />
Erkrankung des Tatverdächtigen<br />
eine Rolle gespielt hat“, sagte<br />
ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.<br />
Der Verdächtige habe seit Jahren<br />
massive Wahnvorstellungen. Knapp<br />
ein Jahr nach dem tödlichen Angriff<br />
auf Stefan U. hatte der 34-Jährige<br />
laut einem Beschluss des Landgerichts<br />
Oldenburg seine Mutter im<br />
Zustand der Schuldunfähigkeit mit<br />
einem Beil erschlagen. Seine DNA<br />
wurde bei der Frauenleiche und bei<br />
der Leiche von Stefan U. gefunden.<br />
Der Mann wurde in eine psychiatrische<br />
Klinik eingewiesen. (lex.)<br />
POLIZEIREPORT<br />
In den Rücken gesprungen.<br />
Jugendliche haben in Marzahn einen<br />
15 Jahrealten Schüler angegriffen.<br />
DasOpfer war am Montagmittag<br />
auf der Liebensteiner Straße unterwegs,als<br />
ihm jemand aus einer<br />
Gruppe Jugendlicher in den Rücken<br />
sprang und leicht verletzte.Anschließend<br />
stieg der 15-Jährige in einen<br />
Bus, woraufhin ihn die Angreifer<br />
verfolgten. DasOpfer alarmierte telefonisch<br />
die Polizei. Als die Tätergruppe<br />
an der Haltestelle Hellersdorfer<br />
Straße,Ecke Zossener Straße<br />
ausstieg, nahmen Beamte die vier Jugendlichen<br />
im Alter von14bis 17<br />
Jahren fest. DiePolizei ermittelt wegen<br />
gefährlicher Körperverletzung.<br />
Mit einem Messer bedroht.<br />
Ein53Jahrealter Mann hat in einer<br />
Tiefgarage am Ostbahnhof drei rumänische<br />
Männer mit einem Taschenmesser<br />
bedroht. Zu einem 22-<br />
jährigen Deutschen sagt er:„Ichsteche<br />
dich ab.“ Verletzt wurde niemand.<br />
Alarmierte Bundespolizisten<br />
nahmen den Angreifer am Montagmittag<br />
fest und stellten das Taschenmesser<br />
sicher.Eine Atemalkoholkontrolle<br />
ergab einen Wert von2,83<br />
Promille.<br />
Mit Steinen beworfen.<br />
Im Hauptbahnhof haben drei Männer<br />
zwei Passanten aus 20 Metern<br />
Entfernung mit Steinen beworfen.<br />
Vordieser Attacke am Montagnachmittag<br />
gab es einen Streit zwischen<br />
zwei Männergruppen. Diebeiden<br />
Opfer im Alter von23und 26 Jahren<br />
blieben unverletzt. Polizisten konnten<br />
die drei Angreifer im Alter von28<br />
und 32 Jahren nach dem Vorfall festnehmen.<br />
Gegen sie wirdwegen gefährlicher<br />
Körperverletzung ermittelt.<br />
Scheiben eingeschlagen.<br />
Unbekannte haben in CharlottenburgmehrereAutoscheiben<br />
eingeschlagen.<br />
DieTäter hatten in der<br />
Nacht zu Montag acht Fahrzeuge beschädigt,<br />
die an der Sybelstraße,<br />
Leibnizstraße und Mommsenstraße<br />
geparkt waren. Eine Nahbereichsfahndung<br />
blieb erfolglos.Die Polizei<br />
geht in diesem Fall bislang vonVandalismus<br />
aus. (lex.)<br />
Erzieher streiken für mehr Lohn<br />
Am Dienstagmorgen erschienen sie nicht pünktlich in den Kitas und<br />
Schulen. DieErzieher in Kindergärten und Schulhorten sowie Sozialarbeiter<br />
und Sozialpädagogen in Jugendämtern standen dafür in roten<br />
Warnwesten und mit Trillerpfeifen im Mund in der Kälte. Sie hielten<br />
Plakate,Fahnen sowie Tröten und zeigten laut ihren Unmut. DieErzieher<br />
und Pädagogen hatten am Dienstagmorgen ihre Arbeit bis in den<br />
Mittag hinein niedergelegt. Laut Bildungsgewerkschaft GEW haben<br />
sich mehr als 2500 Erzieher in die Streiklisten eingetragen. Nicht alle<br />
kamen zur zentralen Kundgebung. In Berlin waren viele der knapp 280<br />
landeseigenen Kitas betroffen, nach GEW-Angaben blieben mehr als<br />
Ist Berlin investorenfeindlich?<br />
Der Vorwurf kommt auch vom Senat. Es gibt Beispiele, dass Firmen nicht mit offenen Armen empfangen werden<br />
VonJochen Knoblach und Elmar Schütze<br />
Die <strong>Berliner</strong> Wirtschaft<br />
läuft. Am Dienstag verkündete<br />
das Amt für Statistik,<br />
dass erstmals die<br />
Zwei-Millionen-Marke geknackt<br />
wurde: 2018 waren in Berlin 2,003<br />
Millionen Menschen erwerbstätig –<br />
also 47500 mehr als ein Jahr zuvor<br />
und 300000 mehr als 1991. Berlin hat<br />
sogar im siebten Jahr in Folge die<br />
höchste Wachstumsrate bundesweit.<br />
Gleichzeitig ist mitunter vonInvestorenfeindlichkeit<br />
die Rede.Eine solche<br />
herrsche„in Teilen der Koalition“.<br />
Diese Bestandsaufnahme zog<br />
kürzlich Christian Gaebler (SPD), als<br />
Chef der Senatskanzlei ein gewichtiger<br />
Mann der Koalition. Er mag damit<br />
die ablehnende Haltung des vorherrschenden<br />
grün-linken Milieus<br />
in der Stadt gegen den Weltkonzern<br />
Google und dessen geplanten Campus<br />
in Kreuzberg gemeint haben –<br />
der bekanntlich nicht realisiertwird.<br />
Und Google ist allenfalls das prominenteste<br />
Beispiel.<br />
Land saß immer mit am Tisch<br />
Zuvor avancierte das Unternehmen<br />
Hypoport zum Kronzeugen für unterlassene<br />
Wirtschaftsförderung in<br />
Berlin. Dieses Technologieunternehmen<br />
der Finanzwirtschaft mit<br />
bundesweit 1500 Beschäftigten und<br />
einem Jahresumsatz von mehr als<br />
200 Millionen Euro residiert seit<br />
zwölf Jahren in einem Bürohaus an<br />
der Klosterstraße in Mitte.300 Mitarbeiter<br />
sind dorttätig. Da der Mietvertrag<br />
dieses Jahr ausläuft, wollte es die<br />
Firma kaufen und nach eigenen Angaben<br />
etwa zehn Millionen Euro in<br />
die Modernisierung investieren.<br />
Dreieinhalb Jahre verhandelte<br />
Hypoportmit dem Eigentümer.Stets<br />
saßen Vertreter des Landes mit am<br />
Tisch, da Berlin ein Vorkaufsrecht für<br />
die Immobilie besaß. Dass die Stadt<br />
davon tatsächlich Gebrauch machen<br />
könnte, ahnte bei dem Unternehmen<br />
niemand, bis es das Land<br />
am letzten Verhandlungstag doch<br />
tat. Ergebnis: Hypoportmuss in diesem<br />
Jahr die Immobilie räumen, weil<br />
die Stadt Eigenbedarf anmeldet.<br />
Teile der Innenverwaltung sollen die<br />
freiwerdenden Büros beziehen.<br />
Wird sich Hypoportnun ganz aus<br />
Berlin zurückziehen? „Das war nie<br />
ein Thema“, sagt Firmensprecher<br />
Sven Westmattelmann. Aber man<br />
habe sehr wohl erwogen, den Firmensitz<br />
nach Lübeck zu verlagern,<br />
wo Hypoport seinen zweitgrößten<br />
Standort bundesweit hat. Vorerst<br />
bleiben Berlin die Steuereinnahmen<br />
erhalten. Es fanden sich Büros in der<br />
„Europa-City“ nahe des Hauptbahnhofs.<br />
Büroangebote der Stadt gab es<br />
auch. Aber die hätten sich als untauglich<br />
erwiesen, sagt Westsattelmann.<br />
Insbesondere die Stadtrandnähe<br />
lehnte man ab.„Dasist schwierig,<br />
wenn man als Tech-Unternehmen<br />
mit anderen imWettbewerb um<br />
die besten Köpfe steht“, sagt er. Da<br />
sei der Standortbedeutsam.<br />
Wirtschaftssenatorin Ramona<br />
Pop (Grüne) kennt diesen Fall sehr<br />
gut. Für sie ist er ein Beispiel für die<br />
Nutzungskonflikte um die knapper<br />
werdenden Flächen in einer wachsenden<br />
Metropole. „Wenn die Stadt<br />
wächst, muss auch die Verwaltung<br />
wachsen und der Bedarf anWohnraum<br />
wirdgrößer“, sagt Pop. Beialler<br />
Unterstützung dafür dürfe man die<br />
Arbeitsplatzentwicklung nicht aus<br />
dem Blick verlieren.<br />
Die Kreuzberger Innenstadtlage<br />
war es, die auch die Jenaer Firma<br />
DotSource lockte. Die 2006 gegründete<br />
Digitalagentur mit nahezu 250<br />
Mitarbeitern hat seit sechs Jahren in<br />
Berlin eine Filiale und etliche Kunden.<br />
Doch DotSource hat mehr vor.<br />
„In den nächsten fünf Jahren wollen<br />
wir in Berlin auf 100 Mitarbeiter<br />
wachsen“, sagt Firmenchef und<br />
-gründer Christian Otto Grötsch.<br />
„Dass sich ein grüner Stadtrat für<br />
ein lautes und emissionsstarkes Gewerbe<br />
entscheidet und gegen emissionsarme<br />
digitale Jobs in innerstädtischen Lagen,<br />
ist der falsche Weg.“<br />
Sascha Schubert, Co-Chef des Start-up-Bundesverbandes über die<br />
Entscheidung des Kreuzberger Baustadtrates, sich gegen den Kauf einer Immobilie<br />
durch ein spezielles Technikunternehmen zu engagieren<br />
40 Kitas geschlossen. Grund für den halbtägigen Warnstreik sind die<br />
Verhandlungen über den Tarifvertrag der Länder. Die Streikenden forderndeutlich<br />
mehr Lohn.„Wir Erzieher und Sozialarbeiter sind es wert,<br />
dass wir mehr Geld verdienen“, sagte GEW-Chefin Doreen Siebernik.<br />
DieAufgaben der Erzieher und Pädagogen seien mit den Jahren vielfältiger<br />
geworden, der Lohn wäre dagegen gleich geblieben. Die Fraktionsvorsitzenden<br />
der SPD und der Grünen unterstützten den Warnstreik<br />
vorOrt.SPD-Fraktionschef Raed Saleh forderte eine„bessereEingruppierung,<br />
jetzt und nicht irgendwann.“ Dienächsten Tarifverhandlungen<br />
finden am 6. und 7. Februar in Potsdam statt. (jb.)<br />
Ein Haus am Erkelenzdamm bot<br />
sich an. Der Nutzer, ein Handwerksbetrieb,<br />
wollte sein Erbpachtrecht<br />
veräußern. Alles schien perfekt.<br />
Sechs Monate lang verhandelte der<br />
Jenaer Unternehmer mit dem Eigentürmer,dem<br />
Senat und der landeseigenen<br />
<strong>Berliner</strong> Immobilienmanagement<br />
GmbH (BIM). „Wir fühlten uns<br />
insbesondere bei der <strong>Berliner</strong> Wirtschaftsförderung<br />
gut aufgehoben“,<br />
sagt Grötsch heute.<br />
Am Ende platzte der Deal dennoch.<br />
Überraschend kaufte das Land<br />
die Erbpacht für die Immobilie.<br />
Nach Grötschs Wahrnehmung sei<br />
Kreuzbergs grüner Bezirksbaustadtrat<br />
Florian Schmidt dazwischengegrätscht<br />
und habe die Übernahme<br />
DÜA<br />
„im letzten Moment“ verhindert.<br />
Das Haus sollte für produzierendes<br />
Gewerbe reserviertwerden.„Ein einzelner<br />
Mann. Ich war erschüttert“,<br />
sagt der DotSource-Chef.<br />
Auch Sascha Schubert schäumt.<br />
Der Multi-Gründer, Berlin-Kenner<br />
und Co-Chef des Start-up-Bundesverbands<br />
sagt: „Die Aktion des Baustadtrats<br />
Schmidt ist ein Bärendienst<br />
für eine wachsende und umweltfreundliche<br />
Stadt.“ Er wittert eine<br />
Gefahr für den Digitalstandort als<br />
„Jobmotor der <strong>Berliner</strong> Wirtschaft“.<br />
Dass sich ein grüner Stadtrat für ein<br />
lautes und emissionsstarkes Gewerbe<br />
entscheidet und gegen emissionsarme<br />
digitale Jobs in innerstädtischen<br />
Lagen, sei der falsche Weg.<br />
Der„Investorenschreck“<br />
Der Stadtrat sieht’s gelassen. Gegenwind<br />
ist er gewohnt. Längst gilt der<br />
44-Jährige als „Investorenschreck“.<br />
Er sei nicht dazwischengegrätscht,<br />
sondern äußerte als Bezirk bei der<br />
BIM Bedenken und bat, dem Verkauf<br />
nicht zuzustimmen, sagt er.„Daswar<br />
keine Einzelentscheidung.“<br />
Dennoch ging DotSource leer<br />
aus. Die landeseigene BIM nutzte<br />
den 50 Millionen Euro schweren Gewerbeimmobilienfonds<br />
des Landes<br />
und zahlt dem Eigentümer für die<br />
Erbbaupacht am Erkelenzdamm 1,5<br />
Millionen Euro,die auch die Thüringer<br />
gezahlt hätten. Aber es soll weiterhin<br />
Gewerberäume geben.<br />
„Ich bin nicht wirtschaftsfeindlich“,<br />
sagt Schmidt. Er will Raum für<br />
Gewerbetreibende und Handwerk<br />
sichern. Die Strategie habe der Bezirk<br />
ineinem Gewerberaumkonzept<br />
formuliert, das der zunehmenden<br />
Verdrängung von Fertigung durch<br />
Büros entgegenwirken soll. „Ich will<br />
eine gesunde Mischung“, sagt<br />
Schmidt, keine digitale Monokultur.<br />
„Hier sollen nicht nur Armund Reich<br />
nebeneinander wohnen, hier sollen<br />
neben Hightech-Firmen auch kleine<br />
Betriebe Platz finden, die sich keine<br />
teuren Mieten leisten können.“<br />
Mit dem<br />
Messer ins<br />
Gericht<br />
Zahl der Waffenfunde bei<br />
Einlasskontrollen steigt<br />
VonKatrin Bischoff<br />
Insgesamt 2026 Hieb- und Stichwaffen<br />
sowie 144 andere Waffen<br />
wurden im vergangenen Jahr bei den<br />
Einlasskontrollen am Justizcampus<br />
Moabit sichergestellt –dazu gehören<br />
das Kriminalgericht, das Amtsgericht<br />
Tiergarten, das Verwaltungsgericht,<br />
die Staatsanwaltschaft und die<br />
Amtsanwaltschaft. Hinzu kommen<br />
fast 7000 andereals gefährlich eingestufte<br />
Gegenstände, die nicht mit in<br />
die Gerichte mitgenommen werden<br />
dürfen. Das teilte die Justizverwaltung<br />
auf Anfrage mit.<br />
BisEnde 2017 wurde die Zahl der<br />
sichergestellten Waffen immer nur<br />
geschätzt, weil es einfach so viele<br />
waren. DieSchätzung ging von7500<br />
Waffen und gefährlichen Gegenstände<br />
proJahr aus.<br />
Erstmals liegen der Justizverwaltung<br />
nun genaue Fundzahlen einzelner,<br />
wenn auch nicht aller Gerichte<br />
in Berlin vor. Siesind Bestandteil des<br />
in den vergangenen zwei Jahren<br />
erarbeiteten Sicherheitsrahmenkonzepts<br />
für die <strong>Berliner</strong> Justiz. Das<br />
Konzept soll dazu führen, die Bediensteten<br />
der Justiz ,aber auch Besucher<br />
von Gerichten künftig besser<br />
zu schützen.<br />
Großer Anstieg in Neukölln<br />
Auffallend ist in der neuen Statistik,<br />
die der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegt, ein<br />
Anstieg von aufgefundenen Waffen<br />
und gefährlichen Gegenständen bei<br />
fast allen aufgeführten Amtsgerichten.<br />
So wurde in Neukölln erst Ende<br />
Mai 2017 mit der detaillierten Aufstellung<br />
der Funde begonnen, die<br />
den Besuchernder Gerichte am Eingang<br />
abgenommen wurden. 388<br />
Messer entdeckten die Bediensteten<br />
am Einlass in den letzten sieben Monaten<br />
des Jahres. Imgesamten Jahr<br />
2018 waren es 766 Messer. Die Zahl<br />
aller Waffen und gefährlichen Gegenstände<br />
am Amtsgericht Neukölln<br />
summierte sich von Ende Mai bis<br />
zum Jahresende 2017 auf 826, im gesamten<br />
vorigen Jahr waren es insgesamt<br />
2423 Funde.<br />
Auch bei den in dem Papier aufgeführten<br />
Familiengerichten in Berlin<br />
–den Amtsgerichten Tempelhof-<br />
Kreuzbergund Pankow/Weißensee –<br />
ist ein Anstieg der Zahl aufgefundener<br />
gefährlicher Gegenstände zu verzeichnen.<br />
So wurden 2017 im Amtsgericht<br />
Pankow/Weißensee 241 Messer<br />
sowie 462 anderegefährliche Gegenstände<br />
registriert, im Jahr darauf<br />
waren es 481 Messer und 3009 gefährliche<br />
Gegenstände. Allerdings<br />
verweisen die Verfasser der Statistik<br />
darauf, dass der Anstieg der Funde<br />
bei diesem Amtsgericht auf eine restriktivereKontrolle<br />
beim Einlass zurückzuführen<br />
sei.<br />
„Diese Zahlen erschrecken mich<br />
immer wieder aufs Neue. Verdeutlichen<br />
sie doch, wie viele Menschen in<br />
Berlin mit Waffen unterwegs sind“,<br />
sagt Justizsenator Dirk Behrendt<br />
(Grüne) zu den neuen Zahlen. Deswegen<br />
sei auch das Sicherheitsrahmenkonzept<br />
für die Justiz erarbeitet<br />
worden. Behrendt sagt, er sehe es als<br />
seine Pflicht an, den Kollegen in den<br />
Gerichten den notwendigen Schutz<br />
zu geben.<br />
Im Kriminalgericht Moabit gab es die<br />
meisten Waffenfunde.<br />
DPA/ANNETTE RIEDL
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 30. Januar 2019 13 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Dieter Hertrampf singt über sein Leben. IMAGO Alles spielt am Esstisch: Szene aus dem Film „Das letzte Mahl“ mit Bela B. von den Ärzten (r.) als Rabbiner. APOLLO FILM Ben Blümel kellnerte. IMAGO<br />
Im Oma-Café das Kellnern gelernt<br />
BEN<br />
gehört zu den Heerscharen von<br />
Künstlern, die sich ihren Lebensunterhalt<br />
als Kellner verdienten, bevor<br />
die Kunst sie irgendwann dann doch<br />
ernährte:„Als ich 17 war,habe ich angefangen<br />
zu kellnern. Im Café Anneliese<br />
in Zehlendorf.“ Der Sänger und<br />
Moderator hat beste Erinnerungen<br />
an dieses Etablissement: „Damals<br />
war das ein sehr charmantes Oma-<br />
Café mit selbst gebackenem Kuchen.<br />
Und gutem Trinkgeld.“ Die Kundinnen<br />
mussten allerdings ab 2002 auf<br />
Ben verzichten, denn damals ging<br />
sein Lied „Engel“ durch die Decke<br />
und verlangte die volle Konzentration<br />
auf seine Sängerkarriere. Inzwischen<br />
ist Ben, der vollständig Bernhard Albrecht<br />
Matthias Lasse Blümel heißt,<br />
37 Jahrealt und moderiertmehr als er<br />
singt. Undals Unternehmer mit eigenem<br />
Cateringservice kann er auf<br />
seine frühen Kellnererfahrungen zurückgreifen:<br />
„Ich packe immer selbst<br />
gern mit an.“ Am Dienstagabend<br />
stellte Ben seine Arbeitskraft in den<br />
Dienst einer guten Sache.Bei der Löwenherzgala<br />
des Lions Club Berlin zu<br />
Gunsten des Vereins Laughing Hearts<br />
gehörte Ben zum prominenten Kell-<br />
nergeschwader. Die Einnahmen der<br />
Benefizgala sollen für die Förderung<br />
benachteiligter Kinder und Jugendlicher<br />
verwendet werden. Ben musste<br />
nicht lange überlegen: „Den Verein<br />
Laughing Hearts, indem sich Unternehmer<br />
für Kinder engagieren, finde<br />
ich großartig und unterstütze ihn<br />
deshalb schon seit Jahren.“<br />
Boxweltmeisterin Ikram Kerwat und<br />
Model Micaela Schäfer gehörten<br />
ebenfalls zu den prominenten Kellnern,<br />
die für die Gäste der Benefizvorstellung<br />
im Palazzo-Spiegelzelt von<br />
Hans-Peter Wodarz und Kolja Kleeberg<br />
servierten. Als verwegendsten<br />
Mann im Zelt darf man den Lichtdesigner<br />
Andreas Boehlke bezeichnen,<br />
der in seiner Funktion als Distrikt Governor<br />
Lions Club Berlin die Begrüßung<br />
erledigte.Und sich dabei ausgerechnet<br />
mit der Boxweltmeisterin anlegte,<br />
indem er sagte, dass er Boxen<br />
„bei den Männernpassender findet“.<br />
Diesmal drohte sie nur.<br />
DIETER „QUASTER“ HERTRAMPF<br />
könnte mit seinen 75 Jahren ganz gemütlich<br />
in seinem Haus in Rahnsdorf<br />
sitzen und sich einem Hobby<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
Sänger Ben gehörte zum<br />
Serviergeschwader bei der<br />
Löewenherzgala im Palazzo.<br />
widmen. Aber das wäre nichts für<br />
ihn, denn als Musiker hat er sein<br />
Hobby vor reichlich fünf Jahrzehnten<br />
zum Beruf gemacht und muss<br />
nun raus und für seine Fans singen<br />
und Gitarre spielen: „Was soll ich zu<br />
Hause? Hier ist es schön, aber ich will<br />
ja auch noch was machen.“ Am<br />
Dienstagabend hatte er eine Verabredung<br />
mit seinem Publikum im<br />
Wintergarten Varieté, wo Quaster<br />
seine Show „Ich bereue nichts“<br />
spielte,inder er mit Liedernund Geschichten<br />
seinen musikalischen<br />
Werdegang noch mal durchlebt:„Die<br />
anderen schreiben Bücher,ich führe<br />
das, was in so einem Buch stehen<br />
würde,liveauf. MitMusik.“ Wasihm<br />
besonders gefällt: „Wenn ein Buch<br />
geschrieben ist, dann wird daran<br />
nichts mehr geändert. Ich kann die<br />
Show jeden Abend ändern.“ Er weiß<br />
auch schon, wie lange er das machen<br />
wird: „Bis ich vonder Bühne falle!“<br />
ADRIAN TOPOL<br />
hofft sehr, dass das Kinopublikum<br />
an diesem Mittwoch strömt. „Der<br />
Film „Das letzte Mahl„ hat jede Aufmerksamkeit<br />
verdient.“ Er läuft<br />
zwar in über hundert Kinos, allerdings<br />
sind nur an diesem einen Tag<br />
Vorstellungen geplant. Und die Kinobesitzer<br />
lassen sich höchstens<br />
durch einen Publikumserfolg zu einer<br />
Verlängerung bewegen. „Das<br />
letzte Mahl“ von Regisseur Florian<br />
Frerichs spielt am 30. Januar 1933,<br />
dem Tagder Machtergreifung durch<br />
Adolf Hitler. Die jüdische Familie<br />
Glickstein sitzt beim gemeinsamen<br />
Abendessen. Jeder im Raum hat<br />
seine Meinung zu den Nazis und zu<br />
Hitler. Manche gehen davon aus,<br />
dass der Spuk schnell vorübergehen<br />
wird. Andere wirken höchst alarmiert<br />
und bereit, nach Palästina zu<br />
flüchten. Michael Glickstein, der<br />
von Patrick Möllecken gespielte<br />
Sohn der Familie, will sogar aus Begeisterung<br />
für die neuen Machthaber<br />
gemeinsam mit Freunden zum<br />
Fackelzug der Nazis gehen. DerFilm<br />
lebt von seinem Ensemble, zudem<br />
Bruno Eyron, Michael Degen, Bela<br />
B. Felsenheimer (der Musiker spielt<br />
den Rabbi) und Sharon Brauner gehören.<br />
Charles Brauer spielt den<br />
Maler Max Liebermann. Alle sind<br />
dabei, weil ihnen das Thema so<br />
wichtig ist. Verdient haben sie am<br />
Film nichts. Dessen Finanzierungsgrundlage<br />
umschreibt Adrian Topol<br />
folgendermaßen: „Das ist Low-low-<br />
Budget. Ein Kammerspiel, bei dem<br />
sich fast alles in dem einen Raum<br />
mit dem Esstisch abspielt.“ Künstlerisch<br />
wäre es bei einem richtigen<br />
Budget wünschenswert gewesen,<br />
eine oder zwei Wochen vor den<br />
Dreharbeiten zu proben. Schließlich<br />
geht man ja mit einem ungeprobten<br />
Theaterstück nicht gleich<br />
vor Publikum. Das war aber nicht<br />
drin. Adrian Topol erinnert sich gut<br />
an die Dreharbeiten vor zwei Jahren.<br />
Und daran, wie erschütternd<br />
aktuell ihm und seinen Kollegen das<br />
Thema damals vorkam. Er klingt<br />
fast deprimiert: „Leider hat sich<br />
daran nichts geändert, es ist eher<br />
noch schlimmer geworden. Der<br />
Hass in der Gesellschaft wirdimmer<br />
größer.“ Auf der Internetseite<br />
www.dasletztemahl.de stehen die<br />
ürbigens Kinos, indenen der Film<br />
an diesem Mittwoch gezeigt wird.<br />
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14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 3 0. Januar 2019<br />
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Berlin<br />
Gastbeitrag<br />
„Spekulation klar entgegenwirken“<br />
Seit Jahresanfang diskutieren<br />
wir in Berlin über das<br />
Thema Enteignung von<br />
Wohnungen. Warum eigentlich?<br />
Ganz einfach: Weil die<br />
Mieten in den letzten zehn Jahren in<br />
Berlin explodiert sind. Weil Berlin<br />
mit 870 Prozent Bodenwertsteigerung<br />
den größten Anstieg weltweit<br />
verzeichnet! Weil Mietsteigerungen<br />
oder die verzweifelte Wohnungssuche<br />
schon längst nicht mehr nur die<br />
Ärmsten, sondern fast alle Mieter*innen<br />
in Berlin betreffen. Der<br />
<strong>Berliner</strong> Wohnungsmarkt gleicht einem<br />
Schlachtfeld, auf dem nur<br />
noch die Stärksten bestehen. Alle<br />
anderen sind hilflos,wenn nicht gar<br />
panisch.<br />
Viele fordern deshalb von der<br />
Politik mehr Hilfe. ZuRecht! Denn<br />
Wohnen ist ein Grundrecht, das wir<br />
schützen und garantieren müssen.<br />
Das deutsche Mietrecht hilft uns<br />
dabei aber kaum. Es müsste dringend<br />
geschärft werden. Das liegt<br />
aber in der Zuständigkeit des Bundes<br />
und der sieht bis heute keinen<br />
Handlungsbedarf.<br />
KeinWunder also,dass es den Impuls<br />
gibt, sich selbst zu helfen. Wie<br />
das Volksbegehren „Deutsche Wohnen<br />
enteignen“. Es ist ein Ausdruck<br />
der Verzweiflung der Mieter*innen,<br />
die sich gegen die Machenschaften<br />
der fünf großen Wohnungsunternehmen<br />
in Berlin wehren.<br />
Dabei sind längst nicht alle Wohnungsunternehmen<br />
böse. Im Gegenteil:<br />
Viele engagieren sich seit<br />
Jahrzehnten für unsere Stadt.<br />
Selbstverständlich brauchen wir<br />
daher auch ein Bündnis mit den Privaten,<br />
die sich gemeinwohlorientiert<br />
für Berlin einsetzen. Aber wer<br />
das Pech hat, an einen der Abzocker<br />
zu geraten, der ist ihnen schutzlos<br />
ausgeliefert. Diese Mieter*innen<br />
dürfen wir nicht alleine lassen! Es ist<br />
unsere Pflicht, alle Möglichkeiten<br />
auszuschöpfen, um Spekulation<br />
und Missbrauch klar entgegenzuwirken.<br />
Das sind wir den <strong>Berliner</strong>*innen<br />
schuldig.<br />
Deshalb müssen wir wieder<br />
mehr Gestaltungsmacht über den<br />
<strong>Berliner</strong> Wohnungsmarkt zurück erlangen,<br />
um diesen sozial und gerecht<br />
zu machen. Dafür haben wir<br />
viele Millionen Euro für den Rückkauf<br />
von Häusern und Flächen in<br />
den Landeshaushalt eingestellt.<br />
Unser Vorbild ist Wien, wo bereits<br />
heute 60 Prozent aller Wohnungen<br />
in öffentlicher Hand sind oder Genossenschaften<br />
gehören. In Berlin<br />
sind es bislang nur 30 Prozent. Das<br />
wollen wir ändern. Dafür setzen wir<br />
auf drei Säulen: Neben dem Ankauf<br />
müssen wir viele neue und preiswerte<br />
Wohnungen bauen und vor<br />
allem den Mieterschutz ausbauen.<br />
Letzteres schließt auch ordnungsrechtliche<br />
Instrumente ein.<br />
Antje Kapek, Fraktionsvorsitzende von<br />
Bündnis 90/ Die Grünen im Abgeordnetenhaus,<br />
über das Grundrecht auf Wohnen, und wie man<br />
es schützen muss<br />
„Das Volksbegehren stößt eine sehr<br />
wichtige Debatte an und zwingt<br />
die Politik, auch ungewöhnliche<br />
Mittel und Wege zu prüfen.“<br />
Antje Kapek, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus<br />
RBB/BARBARA DIETL<br />
Im Grundgesetz steht: Eigentum<br />
verpflichtet. Deshalb sollte auch der<br />
Senat aus meiner Sicht überlegen,<br />
ob man in besonders krassen Fällen<br />
nicht bis zum Äußersten geht.<br />
Washeißt das genau? Mitder Reform<br />
des Zweckentfremdungsverbotsgesetzes<br />
wurde das sogenannte<br />
Treuhändermodell eingeführt, das<br />
eine Enteignung auf Zeit ermöglicht.<br />
Es darfnatürlich nur dann angewandt<br />
werden, wenn Wohnungseigentümer<br />
spekulativen Leerstand<br />
oder illegale Ferienwohnungen betreiben.<br />
Um dagegen vorzugehen,<br />
darf ein sogenannter Treuhänder<br />
dafür sorgen, dass die betroffene<br />
Wohnung wieder bewohnt werden<br />
kann. Dieses seit Mai 2018 existierende<br />
Instrument müssen wir jetzt<br />
dringend zur Anwendung bringen<br />
und die Bezirke in die Lage versetzen,<br />
es zu nutzen.<br />
Auch bei Häusern, die verfallen<br />
und unbewohnbar sind, könnten<br />
wir mit einerVerschärfung desWohnungsaufsichtsgesetzes<br />
Abhilfe<br />
schaffen und zur Not den Eigentümern<br />
die Häuser entziehen. Hierzu<br />
haben wir Grüne Ende vergangenen<br />
Jahres einen Sechs-Punkte-Plan<br />
vorgelegt.<br />
Den Ankauf von Häusern können<br />
wir allerdings nur dann ausweiten,<br />
wenn in Berlin mehr Milieuschutzgebiete<br />
als bisher ausgewiesen<br />
werden. Denn nur dann kann<br />
das Vorkaufsrecht der Bezirke gezogen<br />
werden.<br />
Weiterhin prüfen wir zurzeit die<br />
Einführung einer Spekulations- und<br />
Mietpreisbremse auf Landesebene.<br />
Wenn das rechtlich möglich ist,<br />
könnten wir der zügellosen Spekulation<br />
mit Grund und Wohnungen<br />
endlich einen effektiven Riegel vorschieben.<br />
Es ist angesichts der Dramatik<br />
auf dem <strong>Berliner</strong> Wohnungsmarkt<br />
nachvollziehbar, dass viele <strong>Berliner</strong>*innen<br />
mit dem Volksbegehren<br />
sympathisieren. Dieses stößt eine<br />
sehr wichtige Debatte an und<br />
zwingt die Politik, auch ungewöhnliche<br />
Mittel undWege zu prüfen.Wir<br />
dürfen als Regierung allerdings<br />
nicht auf Volksinitiativen warten.<br />
Wir selbst müssen alle zur Verfügung<br />
stehenden Maßnahmen und<br />
Instrumente nutzen. Genau das tut<br />
die rot-rot-grüne Koalition und<br />
zeigt zum Beispiel mit dem Kauf der<br />
Häuser in der Karl-Marx-Allee von<br />
der Deutsche Wohnen, dass wir<br />
breit aufgestellt sind. Wir reden<br />
nicht nur –wir handeln.<br />
BisherigeBeiträgeinder Debatte:<br />
Peter Strieder (18. Januar),<br />
RalfHoffrogge,InitiativeEnteignung(21. Januar),<br />
Sebastian Czaja, FDP (25. Januar),<br />
Carola Bluhm, Linke(28. Januar),<br />
Harald Laatsch, AfD (29. Januar)<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 30. Januar 2019 15<br />
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(030) 63 33 11-457<br />
Wegen der großen Zahl der Zuschriften<br />
ist es uns leider nicht möglich, alle Briefe zu<br />
beantworten oder abzudrucken.<br />
Die Redaktion behält sich das Recht<br />
sinnwahrender Kürzungen vor.<br />
Ein Schulessen sollte vor<br />
allem nahrhaft sein<br />
Titel: „Den Appetit verdorben“ von<br />
Martin Klesmann<br />
(21. Januar)<br />
Mir tun die Kinder wirklich leid. Ein<br />
Schulessen sollte vor allem nahrhaft<br />
und wohlschmeckend, vitaminreich,<br />
bekömmlich, appetitlich und<br />
abwechslungsreich sein. Auch regionale<br />
Produkte schmecken nicht,<br />
wenn sie schlecht zubereitet sind<br />
und stundenlang im Thermobehälter<br />
gestanden haben. <strong>Berliner</strong> Senatoren<br />
lieben Konzepte,Studien, Strategien<br />
–das sieht nach viel Arbeit<br />
aus.Kann man nicht einfach die Kinder<br />
fragen, was ihnen schmeckt, mal<br />
ganz ohne Wissenschaft?<br />
Gertraude Barth, Berlin-Pankow<br />
Ossiquote? Und das<br />
nicht nur bei Richtern<br />
Titel: „Alle Gerichts-Chefs sind Wessis“<br />
von Markus Decker<br />
(23. Januar)<br />
Das hat nicht nur ein Geschmäckle.<br />
Das ist skandalös. Alle Reden von<br />
Frauenquoten. Wiewäreesmit einer<br />
Ossiquote? Und das nicht nur bei<br />
Richtern, sondern bei allen Führungspositionen.<br />
D. Lüllwitz,<br />
per E-Mail<br />
Eine sich nahe dem Burn-out<br />
befindende Pflegekraft<br />
Berlin: „Wir wollen Pfleger nicht durch<br />
Roboter ersetzen“ von Melanie<br />
Reinsch<br />
(22. Januar)<br />
Es ist doch bei diesen Rahmenbedingungen<br />
angenehmer,sich voneinem<br />
stimmungsneutralen Roboter pflegen<br />
zu lassen. DieAlternativeist eine<br />
abgehetzte und sich nahe dem Burnout<br />
befindende Pflegekraft.<br />
Lutz Liermann, per E-Mail<br />
Spektakuläre Aktionen auf den Karower Teichen<br />
Berlin: „Winterzauber“<br />
(24. Januar)<br />
Winterzauber kann man zur Zeit auf vielen <strong>Berliner</strong> Gewässern beobachten,<br />
wobei große Gruppen von Wasservögeln oft spektakuläre<br />
Aktionen zeigen. Eine solche Stelle sind die KarowerTeiche im Norden<br />
von Pankow. Graue Gänse haben dort einen guten Platz mit freiem<br />
Wasser und benachbartem Grünland gefunden. Sie fliegen zwischen<br />
Neue Bewegung macht Hoffnung<br />
Titel: „Schwänzen fürsKlima“ von<br />
Tobias Peter<br />
(26./27. Januar)<br />
Wenn in Schulen der Unterricht ausfällt,<br />
dann gehört das zum Normalbetrieb<br />
von Bildungspolitik in diesem<br />
Land. Wenn Schüler sich engagieren<br />
für ihre Zukunft, dann<br />
schwänzen sie. Mich erfreut diese<br />
neue Bewegung sehr und sie macht<br />
Hoffnung. Zu sehr stagniert diese<br />
Demokratie mit ihren Gesetzen, Vorschriften,<br />
Föderalismus. Greta<br />
Thunberg, die schwedische Schülerin,<br />
sagt, die Höflichkeiten sind vorbei.<br />
Sie hat Davos entzaubert. So<br />
kann es gehen. Wenn jetzt noch die<br />
Studenten aufwachen.<br />
GertGampe, Berlin-Prenzlauer Berg<br />
Es ist Zeit für eine<br />
gründliche Wende<br />
Sehe ich die demonstrierenden<br />
Schulkinder,denke ich unwillkürlich<br />
an den Rattenfänger von Hameln.<br />
Die Kinder und Jugendlichen laufen<br />
törichten Parolen nach, die ideologiebesessene<br />
Links-Grüne dem<br />
Land aufzwingen. Zeit für eine<br />
gründliche Wende.<br />
Mathias Wagener,per E-Mail<br />
Sehr beeindruckt von den<br />
Initiativen der Jugendlichen<br />
Ichbin sehr beeindruckt vonden Initiativen<br />
der Jugendlichen zum Kohleausstieg<br />
und für eine saubere Zukunft.<br />
Über das Ergebnis der Kohleausstiegsverhandlungen<br />
bin ich<br />
traurig. Zwanzig Jahresoll es dauern,<br />
bis das letzte Kohlekraftwerk abgeschaltet<br />
wird. Das ist für die Umwelt<br />
verantwortungslos. Eswäre gut, auf<br />
die Jugend zu hören. Schade,dass es<br />
nicht mehr Engagement bei Politikern<br />
und Parteien für eine saubere<br />
Zukunft gibt.<br />
Klaus Amberger,Berlin Mahlsdorf<br />
GEORG KOHNERT<br />
den beiden Aufenthaltsplätzen mit viel Geschnatter hin und her.Neben<br />
den Grauen zeigen sich auch noch einige Weißwangen- und Blässgänse.Ich<br />
bin eigentlich Ingenieur und erst als Rentner zu meinem großen<br />
Hobby, dem Fotografieren, gekommen. Es macht mir sehr viel<br />
Freude,mit Vogelbestimmungsbuch und Kameraauch zu reisen.<br />
Georg Kohnert,<br />
Berlin-Niederschönhausen<br />
Menschen auf die Schiene<br />
Titel: „Regierung gegen<br />
Tempolimit“<br />
(29. Januar)<br />
MitSicherheit ist dabei auch das Ziel,<br />
die Menschen vonder Straße auf die<br />
Schiene zu bewegen. Das klingt<br />
nicht schlecht, aber ob das so einfach<br />
funktioniert? Man darf nicht<br />
vergessen, die Bahn hat durch Zugausfälle<br />
und Verspätungen ein großes<br />
Imageproblem und auch die stetig<br />
steigenden Preise bei der Bahn<br />
machen das Umsteigen vom Auto<br />
zum Zug auch nicht viel attraktiver.<br />
Das muss man im Vorfeld alles betrachten!<br />
René Osselmann, Magdeburg<br />
Geschwindigkeitsbegrenzung<br />
auf 130 Stundenkilometer<br />
Mich verwundert der Vorschlag, die<br />
Geschwindigkeit auf Autobahnen<br />
auf nur 150 Stundenkilometer zu begrenzen.<br />
Das bedeutet immer noch,<br />
dass in einer Sekunde knapp 42 Meter<br />
zurückgelegt werden. Weiter sind<br />
für den Erwerb der Fahrerlaubnis<br />
weder psychische Stabilität noch soziale<br />
Kompetenz erforderlich. Das<br />
bedeutet, dass das Verhalten im öffentlichen<br />
Straßenverkehr Regeln<br />
unterworfen sein muss: Geschwindigkeitsbegrenzung<br />
auf Autobahnen<br />
maximal 130 Stundenkilometer, auf<br />
Landstraßen maximal 90 Stundenkilometer.<br />
Dazu am Einkommen orientierte<br />
Bußgelder.<br />
Kristian Neumann, per E-Mail<br />
Das verstehe ich nicht unter<br />
verantwortungsvoller Politik<br />
Es gibt die Vernunft, die sich in allen<br />
europäischen Ländern durchgesetzt<br />
hat. Da kann es doch nicht sein, dass<br />
Autoliebhaber sich darüber hinwegsetzen.<br />
Das verstehe ich nicht unter<br />
verantwortungsvoller Politik.<br />
Gunnar Fahlke, Berlin-Steglitz<br />
Bürger müssen wieder unter<br />
Behördenunfähigkeit leiden<br />
Berlin: „Allende-Brückeweg,Stau da“<br />
von Gerhard Lehrke<br />
(26. Januar)<br />
Nun ist es also soweit gekommen,<br />
dass eine Totalsperrung der Allendebrücke<br />
nötig ist. Die Frage ist nur,<br />
warum musste es erst soweit kommen?<br />
Warum wurde mit dem Neubau<br />
nicht zwei Jahre früher begonnen?<br />
Wieder einmal müssen tausende<br />
von Bürgern unter der Unfähigkeit<br />
der Behörden leiden. Die<br />
<strong>Berliner</strong> und <strong>Berliner</strong>innen haben<br />
wirklich etwas Besseres verdient als<br />
diese trägen und ignoranten Bürokratencliquen<br />
in den Behörden. Vermutlich<br />
wird jetzt ein Teil des Verkehrs<br />
durch die Altstadt geleitet. Die<br />
Anwohner werden es dankbar zur<br />
Kenntnis nehmen.<br />
Martin Dehnhard,<br />
per E-Mail<br />
Ich glaube nicht, dass hier<br />
irgendwerenteignet wird<br />
Meinung: „Mietrecht: schärfer durchgreifen“<br />
von Ulrich Paul<br />
(25. Januar)<br />
Mit Marx baut man sicherlich keine<br />
Wohnungen, ebenso hat Berlin ein<br />
Problem mit fehlenden Neubauten.<br />
Beides richtig. Nichtsdestotrotz hat<br />
sich die Entwicklung in Berlin skandalös<br />
zugespitzt und daher muss es<br />
legitim sein, den offenen Forderungen<br />
nach mehr Rendite den Artikel<br />
des Grundgesetzes entgegenstellen<br />
zu dürfen. Ich persönlich glaube<br />
nicht, dass hier irgendwer enteignet<br />
wird. Wenn dadurch aber soviel<br />
Druck aufgebaut wird, dass die Mietsteigerungen<br />
nicht über der Inflation<br />
liegen, wäredas ein toller Erfolg.<br />
Hinrich Borg,Teltow<br />
Unangenehme Erinnerungen<br />
an die Twin Towers NewYork<br />
Berlin: „Lob für den zweiten Müggelturm“<br />
von NorbertKoch-Klaucke<br />
(29. Januar)<br />
Als ich das Bild von dem geplanten<br />
Umbau des Müggelturms sah,<br />
musste ich erst mal auf den Kalender<br />
schauen. Nein, es handelte sich<br />
nicht um einen Aprilscherz, mutet<br />
aber so an. Schlimmer verschandeln<br />
kann man das vorallem bei den <strong>Berliner</strong>n<br />
aus dem Ostteil so beliebte<br />
Bauwerk kaum. Der Anblick weckt<br />
vor allem unangenehme Erinnerungen<br />
an die Twin Towers vom World<br />
Trade Center (New York). Natürlich<br />
ist das Argument richtig, dass Behinderte<br />
den Turm nicht besteigen und<br />
die herrliche Rundumsicht genießen<br />
können. Was spricht eigentlich gegen<br />
den Anbau eines gläsernen Panoramaaufzugs<br />
an einer fensterlosen<br />
Seite des Turms? Mitdieser Maßnahme<br />
wäredie gegenwärtige Architektur<br />
nur geringfügig verändert.<br />
DemDenkmalschutz kann der Doppelturmkeinesfalls<br />
entsprechen.<br />
Siegmund Schulz, Neuenhagen<br />
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Brandenburg<br />
NACHRICHTEN<br />
Rot-Rot ringt um<br />
Fortbestand der Koalition<br />
EinStreit über mehr Personal für den<br />
Verfassungsschutz hat die rot-rote<br />
Koalition in Brandenburgineine<br />
Krise gestürzt. Ausgelöst wurde der<br />
Konflikt vonInnenminister Karl-<br />
Heinz Schröter (SPD), der am vergangenen<br />
Freitag im Alleingang eine<br />
Aufstockung beim Landesverfassungsschutz<br />
um 27 auf 120 Stellen<br />
angekündigt hatte.„DerVertrauensverlust<br />
ist da, weil ohne Abstimmung<br />
mit uns gehandelt wurde“, sagte<br />
Linke-Fraktionschef Ralf Christoffers<br />
am Dienstag. DieVerhandlungen<br />
mit der SPD hätten aber eine<br />
Grundlage für eine mögliche Lösung<br />
gebracht. DieSPD müsse an diesem<br />
Mittwoch im Landtagsplenum darlegen,<br />
wie die strittigen Punkte zu<br />
klären seien. Er sehe derzeit keinen<br />
Bruch der Koalition, sagte Christoffers.Schröter<br />
hatte den Stellenzuwachs<br />
mit neuen Herausforderungen<br />
durch Rechtsextremismus und<br />
Islamismus begründet. (dpa)<br />
US-Truppenbewegung<br />
durch Brandenburg<br />
Brandenburgist erneut Durchzugsgebiet<br />
bei Truppenverlegungen der<br />
US-Armee nach Polen. 15 Konvois<br />
der US-Streitkräfte werden vonMittwochabend<br />
an durch das Land fahren,<br />
wie das Landeskommando der<br />
Bundeswehr am Dienstag mitteilte.<br />
Insgesamt sollen es mehr als 300<br />
Fahrzeuge sein. DieKonvois werden<br />
in Etappen mit je etwa 20 Fahrzeugen<br />
nachts fahren. Rund fünf Tage<br />
soll der Truppendurchzug andauern,<br />
der über die Autobahnen 2und 13<br />
verläuft. Mitder Operation soll die<br />
US-Armee die Nato-Alliierten in Osteuropa<br />
stärken. (dpa)<br />
Neue Spitzen für den Stern<br />
Die Landesregierungen wollen die Entwicklung entlang der großen Verkehrsachsen fördern<br />
VonJens Blankennagel<br />
und Melanie Reinsch<br />
Berlin ist ein Stern, dessen<br />
Spitzen weit nach Brandenburghineinreichen.<br />
So<br />
kann der Siedlungsraum<br />
rund um die deutsche Hauptstadt<br />
beschrieben werden. Neue Wohnviertel<br />
und Gewerbegebiete wachsen<br />
nicht einfach irgendwo im Umland,<br />
sondernwerden seit Jahren vor<br />
allem entlang der Spitzen dieses sogenannten<br />
„Siedlungssterns“ gefördert.<br />
DieSpitzen entstehen links und<br />
rechts der Ausfallachsen aus der<br />
Stadt, also entlang der S-Bahn-Strecken<br />
und neben den Straßen etwa<br />
nach Frankfurt (Oder) oder nach<br />
Potsdam und Brandenburgoder entlang<br />
der Autobahnen zur Ostsee.<br />
Gezielte Suche nach Bauflächen<br />
Diese Regionen stehen im Blickfeld<br />
der gemeinsamen Landesplanung,<br />
mit der die Regierungen beider Länder<br />
das wirtschaftliche Wachstum<br />
der Gesamtregion steuern und das<br />
enorme Bevölkerungswachstum in<br />
Berlin und die riesigen Pendlerströme<br />
zwischen beiden Ländern<br />
bewältigen wollen.<br />
In der am Dienstag vorgestellten<br />
neuen gemeinsamen Landesplanung<br />
bekommt dieser Stern nun<br />
gleich zwei neue Spitzen: einen im<br />
Norden nach Wandlitz und einen im<br />
Osten nachWerneuchen. Dortsoll es<br />
neue Siedlungsachsen geben, die<br />
Achse nach Oberkrämer bei Oranienburgsoll<br />
verlängertwerden.<br />
In all diesen gut angebundenen<br />
Kommunen des Umlandes kann gezielt<br />
mehr Bauland ausgewiesen<br />
werden und auch gezielt nach freien<br />
Bauflächen für bezahlbareWohnungen<br />
gesucht werden. Im Plan heißt<br />
Siedlungsstern rund umBerlin<br />
entlang der Bahnstrecken und große Straßen<br />
Nauen<br />
Werder<br />
(Havel)<br />
Falkensee<br />
Oranienburg<br />
Henningsdorf<br />
Potsdam<br />
Velten<br />
A115<br />
A111<br />
Kleinmachnow<br />
Teltow<br />
Ludwigsfelde<br />
BERLIN<br />
es: Beide Länder bekennen sich<br />
dazu, dass es einen gemeinsamen<br />
Wohnungsmarkt gibt, und dass<br />
beide Länder mehr sozialen und bezahlbaren<br />
Wohnraum schaffen wollen.<br />
„Die Suche nach geeignetem<br />
und bezahlbarem Wohnraum orientiertsich<br />
nicht an Landesgrenzen.“<br />
Dass es immer weiter ins Brandenburgische<br />
geht, ist dabei gewollt.<br />
Denn die Städte im direkten Speckgürtel<br />
–wie Strausberg, Königs Wusterhausen,<br />
Blankenfelde-Mahlow<br />
oder Nauen –profitieren seit Jahren<br />
vom Berlin-Boom. Nun soll die Entwicklung<br />
so gelenkt werden, dass<br />
auch „Ankerstädte in der zweiten<br />
Reihe“ profitieren.<br />
Brandenburgs Infrastrukturministerin<br />
Kathrin Schneider (SPD)<br />
sagte: „Nicht nur die Städte sind die<br />
Wandlitz<br />
Rangsdorf<br />
Bernau<br />
Flughafen<br />
Schönefeld<br />
neue Siedlungsfläche<br />
A10<br />
Werneuchen<br />
Strausberg<br />
Neuenhagen<br />
Erkner<br />
Rüdersdorf<br />
Königs Wusterhausen<br />
BLZ/GALANTY, HECHER<br />
Anker im Umland, sondernauch die<br />
Dörfer und Gemeinden. Wir sind in<br />
der glücklichen Situation, dass sich<br />
auch die ländlichen Regionen entwickeln.“<br />
Mit dem neuen Plan sollen<br />
alle Kommunen im Land Brandenburg<br />
profitieren –nicht nur in den<br />
zentralen Orten und den Städten.<br />
Berlins Stadtentwicklungssenatorin<br />
Katrin Lompscher (Linke)<br />
sagte: „Die Entwicklung Berlins und<br />
Brandenburgs gemeinsam zu denken<br />
und zu planen, gewinnt angesichts<br />
der großen Wachstumsdynamik<br />
in der Region stetig an Bedeutung.“<br />
Der Landesentwicklungsplan<br />
lieferte das planerische Gerüst, um<br />
die zahlreichen, parallelen Prozesse<br />
miteinander zu verzahnen und so sicherzustellen,<br />
dass das Wachstum<br />
koordiniertverläuft.“<br />
Es gibt auch reichlich Kritik, denn<br />
in Brandenburg ist Wahljahr, daam<br />
1. September ein neuer Landtag gewählt<br />
wird. So wettertBrandenburgs<br />
CDU-Chef Ingo Senftleben: „Wir<br />
wollen die derzeitige Verhinderungsplanung<br />
beenden und mehr<br />
Wachstum in beiden Ländern ermöglichen.<br />
Hierzu brauchen wir einen<br />
völligen Neustartder gemeinsamen<br />
Landesplanung.“<br />
Hauptkritikpunkt der Opposition<br />
ist, dass sich der Plan vor allem auf<br />
die Hauptstadtregion und den <strong>Berliner</strong><br />
Speckgürtel konzentriert. „Der<br />
Plan wirddamit der Lebenswirklichkeit<br />
vor allem der Brandenburger<br />
aber auch der <strong>Berliner</strong> Bevölkerung<br />
nicht gerecht“, sagte Senftleben.<br />
Für die Ausbildung<br />
Die Regierung sieht dies natürlich<br />
anders. Nicht nur beim Verkehr,<br />
beim Wohnungsbau und bei der<br />
Schaffung eines „führenden Innovationsraums<br />
in Europa“ wollen beide<br />
Länder stärker kooperieren. Angestrebt<br />
wird auch eine Fortsetzung<br />
und Intensivierung der Zusammenarbeit<br />
bei der Schaffung eines gemeinsamen<br />
Ausbildungsmarktes –<br />
um dem Fachkräftemangel zu begegnen<br />
und die Zuwanderer besser<br />
zu integrieren.<br />
In der Landwirtschaft ist es geplant,<br />
den Aufbau von Wertschöpfungsketten<br />
stärker zu fördern, damit<br />
regionale,saisonale und ökologische<br />
Produkte besser in der Region<br />
vermarktet werden können.<br />
Zudem soll eine gemeinsame<br />
Krankenhausplanung bis zum Mai<br />
zwischen beiden Landesgesundheitsressorts<br />
abgestimmt werden.<br />
Außerdem wollen beide Länder auch<br />
stärker bei der Digitalisierung der<br />
Verwaltung kooperieren.<br />
Pferd in<br />
Neuhäsen<br />
aufgeschlitzt<br />
Polizei schließt<br />
Unfall aus<br />
Neuhäsen. Auf einer Pferdekoppel<br />
im Löwenberger Land wurde eine<br />
zehnjährige Stute am Wochenende<br />
schwer verletzt. IhrBesitzer,der Turnierreiter<br />
und Vize-Landesmeister<br />
Frank Krückel, hatte das Tier am<br />
Montagmorgen gegen neun Uhrmit<br />
einer klaffenden Bauchwunde auf<br />
der Koppel entdeckt und einen Tierarzt<br />
alarmiert. Anschließend wurde<br />
die Zuchtstute in eine Pferdeklinik<br />
gebracht und zwei Stunden operiert.<br />
Krückel sagte dieser <strong>Zeitung</strong>, er gehe<br />
davon aus, dass das Tier absichtlich<br />
von einem Unbekannten verletzt<br />
wurde.<br />
„Das war ein glatter, tiefer<br />
Schnitt“, so der 38-Jährige. Einen<br />
Tierbiss oder einen Unfall, bei dem<br />
das Pferd aneinem spitzen Gegenstand<br />
hängengeblieben sein und<br />
sich die tiefe Wunde somit selbst zugefügt<br />
haben könnte, wurde nach<br />
Krückels Angaben von den Ärzten<br />
der Pferdeklinik ausgeschlossen. Zudem,<br />
so der Mann weiter,habe er die<br />
gesamte Koppel nach etwas abgesucht,<br />
woran sich die Stute derart<br />
hätte verletzen können. Gefunden<br />
habe er aber nichts.<br />
Auch die Polizei glaubt nicht an<br />
einen Unfall. „Nach ersten Erkenntnissen<br />
wurde der Stute mit einem<br />
scharfen Gegenstand ein 60 bis 80<br />
Zentimeter langer Schnitt zugefügt“,<br />
teilte die zuständige Polizeidirektion<br />
Nord mit. Nunwill Frank Krückel das<br />
Areal in Neu-Häsen mit Kameras<br />
ausstatten. Er hofft, dass sich der<br />
noch nicht ermittelte Täter so davon<br />
abhalten lässt, ein weiteres Pferd zu<br />
verletzen. (kop., pde.)<br />
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030 232750
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 30. Januar 2019 17<br />
· ·<br />
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Wissenschaft<br />
Viele Patienten<br />
schwindeln<br />
Ärzte an<br />
Eine Studie untersucht<br />
die Gründe dafür<br />
VonAlice Lanzke<br />
Angst vorVerurteilungen oder Belehrungen,<br />
Scham und Ablehnung<br />
ärztlicher Empfehlungen: Das<br />
sind einer US-Studie zufolge die<br />
häufigsten Gründe, warum Patienten<br />
beim Arzt die Unwahrheit sagen.<br />
60 bis 80 Prozent der Befragten haben<br />
schon mindestens einmal im<br />
Behandlungszimmer geschwindelt,<br />
lautet das Ergebnis der im Fachblatt<br />
Jama NetworkOpen veröffentlichten<br />
Studie.<br />
Stefan Wilm überrascht das nicht:<br />
„Je nach Methodik der Studie hätte<br />
man auch auf hundertProzent kommen<br />
können“, sagt der Direktor des<br />
Instituts für Allgemeinmedizin am<br />
Universitätsklinikum Düsseldorf.<br />
Die Frage sei vielmehr, warum man<br />
sich beim Arzt anders verhalten<br />
sollte als im übrigen Leben: „Es ist<br />
eher erstaunlich, dass wir beim Arzt<br />
wie bei der katholischen Beichte die<br />
Wahrheit sagen sollen.“ Eine derartige<br />
Annahme offenbare eine eher<br />
bevormundende Haltung von Ärzten<br />
–für Wilm ein „Grundübel“.<br />
Bis vor einiger Zeit sei Medizin-<br />
Studenten beigebracht worden, sie<br />
müssten Patienten besonders raffiniertbefragen,<br />
um die Wahrheit aufzudecken.„Wenn<br />
ein Arzt aber in der<br />
Lage ist, vertrauensvoll, offen und<br />
empathisch zu kommunizieren,<br />
dann braucht es das nicht“, so Wilm.<br />
Ähnlich sieht es auch Claudia<br />
Spies,Chefärztin der anästhesiologischen<br />
Klinik an der Charité Berlin.<br />
„Wir müssen Patienten als Partner<br />
ernstnehmen und respektieren“,<br />
sagt sie.Dazu gehöreauch, dass Patienten<br />
selbst entscheiden können,<br />
welche Informationen sie teilen und<br />
welche nicht. Tatsächlich hatte die<br />
Studie der Forscher vom Middlesex<br />
Community College in Middletown<br />
ergeben, dass Patienten beispielsweise<br />
verschweigen, dass sie Nahrungsergänzungsmittel<br />
nehmen<br />
oder die Unwahrheit sagen, wenn es<br />
um ihre Sport- und Ernährungsgewohnheiten<br />
geht. „In unserer durch<br />
Social Media geprägten Zeit spielen<br />
Bewertungen eine große Rolle“, sagt<br />
Claudia Spies dazu: Jeder wolle sich<br />
positiv darstellen.<br />
Der Wissenschaftler Lothar<br />
Schäffner aus Hannover, unter anderem<br />
Autor des Buches „Das Patientengespräch“<br />
(Waxmann, 2012),<br />
sieht verschiedene Gründe für das<br />
gelegentliche Flunkern von Patienten:<br />
Werdeman nach einem schädlichen<br />
Verhalten gefragt, scheue man<br />
sich davor,die Verantwortung für die<br />
eigene Krankheit aufgrund des eigenen<br />
Verhaltens zu übernehmen,<br />
meint er. Beträfen Fragen Suchtmittel<br />
wie etwa Alkohol oder Nikotin,<br />
schwinge zudem die Angst mit, eine<br />
derartige Gewohnheit verboten zu<br />
bekommen. Ein dritter Aspekt: „Wir<br />
wollen uns das Wohlwollen der Ärzte<br />
sichern, indem wir sagen, dass uns<br />
ihreKunst geholfen hat.“<br />
Mehr Zeit für das Gespräch, Verzicht<br />
auf unverständliche Fachsprache,<br />
ehrliches Interesse, bewusstes<br />
Zuhören und ein ganzheitlicher<br />
Blick auf den Patienten –das sind die<br />
Forderungen, auf die sich viele Experten<br />
einigen können. (dpa/fwt)<br />
Ärzte und Patienten sollten einander als<br />
Partner respektieren.<br />
GETTY IMAGES<br />
Eine neue Raumschiff-Ärabeginnt<br />
Die Amerikaner wollen endlich wieder Astronauten ins All bringen. Auch andere Nationen starten Missionen<br />
VonThomas Bührke<br />
Fast acht Jahre lang besaßen<br />
die Amerikaner für ihre Astronauten<br />
kein eigenes<br />
Raumschiff und waren auf<br />
Taxiflüge mit der russischen Sojuskapsel<br />
angewiesen, wofür sie pro<br />
Platz 70 Millionen Dollar zahlten.<br />
Nunsoll die Durstrecke ein Ende haben:<br />
In den kommenden Wochen<br />
brechen die neuen Raumschiffe Crew<br />
Dragon (Dragon V2) aus Elon Musks<br />
Unternehmen SpaceX und Starliner<br />
vonBoeing zum Jungfernflug in Richtung<br />
ISS auf. Vorerst unbemannt,<br />
doch wenn alles gutgeht, werden<br />
noch im Sommer die ersten bemannten<br />
Flüge folgen.<br />
„Erstflüge sind besonders gefährlich,<br />
weil sie eine Menge an neuer<br />
Hardware besitzen“, twitterte Elon<br />
Musk jüngst. Trotz aller Tests am Boden<br />
lässt sich das Gesamtsystem aus<br />
Rakete und Raumschiff nur im Flug<br />
auf Herz und Nieren prüfen. Sollte die<br />
Crew Dragon Ende Februar die Reise<br />
zur ISS fehlerfrei bewerkstelligen,<br />
wäredies der Beginn einer neuen Ära.<br />
Denn mit der Landung des Space<br />
Shuttles Atlantis am 21. Juli 2011 endete<br />
für die Amerikaner ein von vielen<br />
Erfolgen, aber auch zwei Katastrophen<br />
geprägtes Raumfahrtzeitalter.<br />
Biszuzehn Malwiederverwendbar<br />
Schon fünf Jahrezuvor hatte die amerikanische<br />
Regierung eine stärkere<br />
Privatisierung der Raumfahrt beschlossen.<br />
Der erste Meilenstein war<br />
das 2006 ins Leben gerufene Programm<br />
Commercial Orbital Transportation<br />
Services. Mit einem Gesamtetat<br />
vonrund 800 Millionen Dollar<br />
förderte die Nasa bis 2013 Unternehmen<br />
bei der Entwicklung von<br />
unbemannten Raumtransportern.<br />
Einzweites Projekt namens Commercial<br />
Crew Development verfolgte dasselbe<br />
Ziel für den Bau bemannter<br />
Raumschiffe. „Die Nasa hat die Unternehmen<br />
nicht nur mit viel Geld<br />
unterstützt, sondern auch das Know<br />
How zur Verfügung gestellt“, sagt der<br />
ehemalige Shuttle-Astronaut Ulrich<br />
Walter, Professor für Raumfahrttechnik<br />
an der TU München.<br />
Crew Dragon (Dragon V2) ist eine<br />
Weiterentwicklung des unbemannten<br />
Frachters, der seit sechs Jahren<br />
die ISS im Auftrag der Nasa versorgt.<br />
DieKapsel bietet sieben Astronauten<br />
Platz. Sieliegen in zwei Ebenen übereinander.<br />
Für den Flug zur Raumstation<br />
müssen sie nichts weiter tun, das<br />
Raumschiff fliegt vollkommen autonom.<br />
Es verfügt über ein aus acht Düsen<br />
bestehendes Rettungssystem, das<br />
vorallem in der Startphase die Kapsel<br />
aus der Gefahrenzone und sicher zur<br />
Landung bringen kann. Über diesen<br />
Standard verfügen auch die russischen<br />
Sojus-Kapseln, wie man im Oktober<br />
2018 verfolgen konnte.<br />
Der Starliner von Boeing ähnelt<br />
der Crew Dragon in vielerlei Hinsicht,<br />
doch in zwei wichtigen Punkten unterscheiden<br />
sie sich. Crew Dragon<br />
landet wie früher die Apollo-Kapseln<br />
an Fallschirmen imWasser,der Starliner<br />
jedoch auf Land, wofür er zusätzliche<br />
Airbags benötigt, die den Aufprall<br />
abfedern. Unddann ist da noch<br />
die Wiederverwendbarkeit. Boeing<br />
gibt an, den Starliner bis zu zehn Mal<br />
einsetzen zu können. Auch Crew Dragon<br />
sollte ursprünglich hierzu in der<br />
Lage sein.Vorfünf Jahren prophezeite<br />
Elon Musk, sein Raumschiff könne<br />
mit Rückstoßraketen Präzisionslandungen<br />
hinlegen. Doch jüngst machte<br />
er einen Rückzieher. Sollte es dabei<br />
bleiben, wäreBoeing als einziges Unternehmen<br />
in der Lage, ein wiederverwendbares<br />
Raumschiff zu bauen.<br />
Die neunköpfige Astronautencrew<br />
mit zwei Frauen, die mit Crew<br />
Dragon und dem Starliner zur ISS fliegen<br />
soll, wurde von der Nasa ausgebildet.<br />
Dabei sind auch erfahrene<br />
Raumfahrer wie die ehemalige ISS-<br />
Kommandantin Sunita Williams und<br />
der Kommandant der letzten Shuttle-<br />
Mission, Chris Ferguson.<br />
Während Crew Dragon und Starliner<br />
im Auftrag der Nasa nur zur ISS<br />
fliegen sollen, hat die amerikanische<br />
SpaceX Dragon V2<br />
Das wiederverwendbare Raumschiff ist der zweite Raumschifftyp der Dragon-Serie<br />
des privaten US-Raumfahrtunternehmens SpaceX. Es soll in Zukunft Astronauten<br />
zur Internationalen Raumstation (ISS) befördern.<br />
Entwicklungsland:<br />
Solarpanel<br />
Andockadapter<br />
Manövrierdüsen<br />
Servicemodul<br />
14 m 3 ,nicht<br />
unter Druck<br />
Boeing CST-100 Starliner<br />
Kapsel<br />
10 m 3<br />
unter Druck<br />
Masse<br />
4200 kg<br />
Tanks<br />
Vordere Luke<br />
geplante bemannte<br />
Version für bis zu<br />
sieben Astronauten<br />
Das Raumschiff von Boeing soll den Transportvon Ausrüstungen, Gütern sowie<br />
Besatzungen zur Internationalen Raumstation (ISS) gewährleisten.<br />
Es ist wiederverwendbar und soll bereits dieses Jahr Astronauten zur ISS bringen.<br />
Entwicklungsland:<br />
Haupttriebwerk<br />
Besatzungsmodul<br />
Durchmesser<br />
4,5 Meter<br />
Servicemodul<br />
Fenster<br />
Andocksystem<br />
vier Haupttriebwerke<br />
für Bahnänderungen, sollen in einer Notfallsituation beim<br />
Start das Raumschiff aus dem Gefahrenbereich befördern<br />
SpaceIL GLXP Lunar Lander (Beresheet)<br />
Besatzung von<br />
bis zu sieben Personen<br />
Hitzeschild<br />
Die israelische Weltraummission soll eine digitale Zeitkapsel, auf der unter anderem<br />
israelische Lieder,Kinderzeichnungen und Erfahrungsberichte über den Holocaust<br />
gespeichert sind, auf den Mond transportieren. Der Lander wurde von dem Non-Profit-<br />
Unternehmen SpaceIL entwickelt, die Kosten in Höhe von etwa 84 Millionen Euro<br />
stammen aus privaten Mitteln. Der Lander verbleibt auf dem Mond.<br />
Entwicklungsland:<br />
1,5<br />
Meter<br />
Kameras<br />
Solarpanele<br />
Treibstofftanks<br />
Triebwerke<br />
Masse:<br />
585 kg beim Start<br />
etwa 400 kg dieser Masse sind Treibmittel<br />
Kühler<br />
Heliumtanks<br />
Fahrwerk<br />
Höhe<br />
6,1<br />
Meter<br />
Trägerrakete:<br />
SpaceX<br />
Falcon 9<br />
Trägerrakete:<br />
ULA Atlas V<br />
Trägerrakete:<br />
SpaceX<br />
Falcon 9<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: AFP, DPA<br />
Raumfahrtbehörde bislang noch die<br />
Hand auf den Reisen zu anderen<br />
Himmelskörpern. 2004 hatte US-Präsident<br />
George W. Bush die Nasa mit<br />
der Entwicklung eines großen Programms<br />
namens Constellation zur<br />
bemannten Erforschung von Mond<br />
und Mars beauftragt. Barack Obama<br />
beendete sechs Jahre später das ehrgeizige<br />
Unternehmen, doch die Nasa<br />
konnte zwei Elemente retten: den<br />
Bau einer neuen Schwerlastrakete<br />
und der Raumkapsel Orion. Beide<br />
Projekte sind von Verspätungen und<br />
Budgetüberschreitungen geplagt,<br />
nehmen aber langsam Form an.<br />
Die unter der Leitung von Lockheed-Martin<br />
gebaute Orion sieht der<br />
Apollo-Kapsel zumVerwechseln ähnlich,<br />
ist aber innen um 50 Prozent geräumiger<br />
und bietet vier Astronauten<br />
Platz. Als Sensation gilt die Entscheidung,<br />
das sogenannte Servicemodul<br />
im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation<br />
Esa bauen zu lassen.<br />
Dieses an der Kapsel angekoppelte<br />
Modul beinhaltet das Haupttriebwerk<br />
und liefert über vier Solarsegel<br />
den Strom, außerdem reguliert<br />
es Klima und Temperatur und lagert<br />
Treibstoff, Sauerstoff und Wasservorräte<br />
für die Crew.„Mitdiesem Beitrag<br />
hat sich die Esa eine Beteiligung an<br />
den Flügen mit der Orion gesichert“,<br />
sagt Walter, „und damit könnten irgendwann<br />
auch europäische Astronauten<br />
auf dem Mond landen.“ Eine<br />
Chance für Alexander Gerst?<br />
Das wird auch vom Zeitplan abhängen.<br />
Das erste Servicemodul<br />
wurde federführend von Airbus in<br />
Bremen gebaut und im November<br />
letzten Jahres an die Nasa ausgeliefert.<br />
Dennoch könnte frühestens<br />
Ende nächsten Jahres eine noch unbemannte<br />
Orion mit einer SLS-Trägerrakete<br />
starten, die in ihrer stärksten<br />
Variante sogar die Mondrakete<br />
SaturnVübertreffen wird. Siesoll auf<br />
eine Flugbahn rund 65 000 Kilometer<br />
jenseits des Mondes gelangen, ihn<br />
umrunden und zur Erde zurückkehren.<br />
Längerfristig denken Raumfahrtexperten<br />
an eine Raumstation in der<br />
Nähe des Mondes, genannt Lunar<br />
Gateway. Sie soll als Zwischenstation<br />
für bemannte Missionen zum Mond<br />
oder zum Mars dienen.<br />
Milliardär auf Mondumkreisung<br />
Unabhängig von diesen Nasa-Aktivitäten<br />
will auch Elon Musk den Sprung<br />
zum Mond wagen.Wieerverkündete,<br />
soll schon in fünf Jahren der japanische<br />
Milliardär Yusaku Maezawa mit<br />
einer Gruppe von Künstlern zueiner<br />
Mondumkreisung aufbrechen. Letztlich<br />
will der umtriebige Musk sogar<br />
zum Mars fliegen. Finanzieren will er<br />
ein solches Unternehmen mit Crowd<br />
Funding. „Vielleicht wird eine Mission<br />
zum Mars tatsächlich einmal mit<br />
einer Mischung aus privaten und öffentlichen<br />
Geldern finanziert werden“,<br />
mutmaßtWalter.<br />
DerMond steht auch im Fokus der<br />
robotischen Erkundung. Nach der<br />
spektakulären Landung des chinesischen<br />
Raumfahrzeugs Chang’e 4auf<br />
der Rückseite des Erdtrabanten wollen<br />
auch Chinas Erzrivale Indien und<br />
erstmals Israel ein Fahrzeug absetzen.<br />
Beide Missionen sollen im Februar<br />
starten. Für Indien ist es bereits<br />
die zweite Landesonde. Chandrayaan<br />
2soll etwa 600 Kilometer vom<br />
Südpol entfernt aufsetzen, Mondgestein<br />
analysieren und Mondbeben<br />
aufspüren, während ein Orbiter in<br />
der Umlaufbahn verbleibt.<br />
DasinIsrael gebaute Mondlandefahrzeug<br />
Beresheet ist ein Überbleibsel<br />
des Google Lunar X-Prize. Google<br />
hatte 2007 einen Wettbewerb ausgerufen.<br />
Es hieß:Weresschafft, bis März<br />
2018 einen Rover auf dem Mond abzusetzen<br />
und mindestens 500 Meter<br />
weit rollen zu lassen, soll 20 Millionen<br />
Dollar erhalten. Das gelang niemandem.<br />
Aber das israelische Unternehmen<br />
SpaceIL hat mit Unterstützung<br />
vonprivaten Spendernund der israelischen<br />
Raumfahrtgesellschaft einen<br />
Lander gebaut. Dieser soll mit einer<br />
Falcon-9-Rakete von SpaceX ins All<br />
gelangen und nach einer mehrmonatigen<br />
Reise auf dem Mond aufsetzen.<br />
Innere Uhr ist<br />
genetisch<br />
programmiert<br />
Forscher identifizieren<br />
351 Gene für Chronotypen<br />
Die innere Uhr, die den täglichen<br />
Schlaf-Wach-Rhythmus steuert,<br />
tickt nicht bei jedem gleich: BeiFrühaufstehern<br />
–den Lerchen –geht sie<br />
etwas vor, bei Nachtschwärmern –<br />
den Eulen –geht sie nach. Ob man<br />
mehr dem einen oder eher dem anderen<br />
sogenannten Chronotypen<br />
entspricht, wird von mindestens 351<br />
Genen beeinflusst, berichtet jetzt ein<br />
internationales Forscherteam im<br />
Fachblatt NatureCommunications.<br />
Die identifizierten Gene sind entweder<br />
direkt am Mechanismus der<br />
sogenannten zirkadianen Uhr beteiligt<br />
oder in der Netzhaut des Auges<br />
und in verschiedenen Teilen des Gehirns<br />
aktiv. „Mit Hilfe dieser großen<br />
Zahl an Genen können wir nun versuchen<br />
herauszufinden, warum verschiedene<br />
Menschen unterschiedliche<br />
biologische Uhren haben können“,<br />
sagt Michael Weedon von der<br />
University of Exeter. Die von ihm geleitete<br />
Studie wertete Daten von<br />
knapp 700 000 Menschen aus, deren<br />
Erbgut bereits vollständig sequenziertworden<br />
war.Alle Teilnehmer gaben<br />
an, ob sie eher morgens oder<br />
abends aktiv sind. Für 85 000 dieser<br />
Personen standen auch objektive<br />
Messdaten über ihre Aktivität im Tagesverlauf<br />
zurVerfügung.<br />
Diejenigen mit den meisten Eulen-Genen<br />
gingen im Schnitt 25 Minuten<br />
später ins Bett und wachten<br />
morgens entsprechend später auf als<br />
die mit den meisten Lerchen-Genen.<br />
In der Gesamtschlafdauer und der<br />
Qualität des Schlafes gab es aber<br />
keine Unterschiede. Frühaufsteher<br />
bewerteten ihr generelles Wohlbefinden<br />
höher als Morgenmuffel und<br />
hatten ein geringeres Risiko, anDepressionen<br />
oder Schizophrenie zu<br />
erkranken. Es fanden sich Hinweise<br />
darauf, dass bestimmte Eulen-Gene<br />
die Anfälligkeit für psychische Störungen<br />
erhöhen. Im Risiko für Diabetes<br />
und Fettleibigkeit unterschieden<br />
sich die beiden Chronotypen<br />
nicht. Die Forscher vermuten, dass<br />
weniger der Chronotyp selbst als<br />
vielmehr eine mangelnde Übereinstimmung<br />
von Arbeitszeiten und<br />
biologischem Tagesrhythmus eine<br />
Ursache für Stoffwechselerkrankungen<br />
sein kann. (dpa)<br />
Suche nach<br />
der gesunkenen<br />
„Endurance“<br />
Schiff liegt seit gut hundert<br />
Jahren in der Antarktis<br />
Inder Antarktis hat sich ein wissenschaftliches<br />
Expeditionsteam auf<br />
die Suche nach einem vor mehr als<br />
hundert Jahren gesunkenen Schiff<br />
gemacht. Nachdem ein Forschungsprogramm<br />
am Larsen-Schelfeis erfolgreich<br />
abgeschlossen worden sei,<br />
mache sich das Expeditionsschiff<br />
„S.A. Agulhas II“ nun in Richtung des<br />
Ortes auf, an dem das Wrack der<br />
„Endurance“ des britischen Polarforschers<br />
Ernest Shackleton vermutet<br />
werde, teilte die Weddell-Meeresexpedition<br />
am Montag mit. Die<br />
„Endurance“ war nach Angaben der<br />
Forscher im November 1915 von<br />
Packeis zerdrückt worden und im<br />
Weddell-Meer gesunken.<br />
Bis zuder Stelle muss das Expeditionsschiff<br />
zunächst 120 Kilometer<br />
voller Meereis durchbrechen.<br />
Aufgrund guter Eis- und Wetterbedingungen<br />
sind die Wissenschaftler<br />
optimistisch, das Suchgebiet in<br />
den kommenden Tagen zu erreichen.<br />
„Das wird eine gewaltige und<br />
aufregende Herausforderung“, erklärte<br />
Expeditionsleiter John<br />
Shears. (dpa)
18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 3 0. Januar 2019<br />
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Sport<br />
Die dunkle Seite der Pracht<br />
Naomi Osaka führt als erste Japanerin die Tennis-Weltrangliste an. Das macht sie ihn ihrem Land zu einem Riesenstar und überlagert eine patriotische Debatte<br />
VonFelix Lill, Tokio<br />
Nur ein Tag verging, da<br />
hatte die neue Heldin<br />
schon ihr eigenes Museum.<br />
DieStadt Nemuro<br />
in Hokkaido, Japans Nordinsel,<br />
räumte im Rathaus Platz frei, um<br />
dort 30Objekte der erst 21-jährigen<br />
Tennisspielerin auszustellen. Neben<br />
Trainingsjacken, Trainingsbällen<br />
und Trainingsschlägern wird dort<br />
auch Naomi Osakas Bedeutung erklärt:<br />
Sie ist die erste Nummer eins<br />
der Welt, die aus Japan, aus Asien<br />
kommt. Und ausgerechnet in einer<br />
30 000-Einwohnerstadt am nördlichen<br />
Rand des Landes steht so ein<br />
Museum deshalb, weil hier immerhin<br />
ihr 74-jähriger Großvater lebt.<br />
Seit Naomi Osaka am Sonnabend<br />
in drei Sätzen (7:6, 5:7, 6:4) das Finale<br />
der Australian Open gegen die<br />
Tschechin Petra Kvitova gewann, ist<br />
sie in Japan endgültig ein Riesenstar.<br />
Im Herbst letzten Jahres gewann sie<br />
die US Open, das erste Grand-Slam-<br />
Turnier ihrer Karriere. Nun fragt die<br />
Tageszeitung TokyoShimbun schon:<br />
„Sollte Naomi Osaka Japans Fahnenträgerin<br />
bei Olympia werden?“<br />
Osakas Erfolg ist von großem patriotischem<br />
Wert: Einerseits hat das<br />
demografisch schrumpfende und<br />
ökonomisch stagnierende Japan in<br />
vielen Bereichen zuletzt international<br />
an Prestige verloren, vom Markt<br />
für Elektronikprodukte, wokoreanische<br />
und chinesische Hersteller<br />
mittlerweile erfolgreicher sind, bis<br />
zur Automobilindustrie.Auch im urjapanischen<br />
SportSumo dominieren<br />
Japaner schon lange nicht mehr, die<br />
besten Ringer kommen aus der<br />
Mongolei. Gleichzeitig aber bringt<br />
sich Japan für die Olympischen<br />
Spiele 2020 in Tokio in Stimmung.<br />
Osaka kommt da gerade recht.<br />
Hätte Naomi Osaka bloß den<br />
zweiten Platz belegt, womit sie auch<br />
schon die beste japanische Tennisspielerin<br />
aller Zeiten wäre, fänden<br />
trotzdem etliche ihrer Landsleute etwas,das<br />
es zu bemängeln gäbe.Zum<br />
Beispiel, dass sie in Interviews fast<br />
immer auf Englisch statt Japanisch<br />
antwortet, dass ihr Japanisch auch<br />
kaum fließend ist, dass sie als Tochter<br />
eines haitianischenVaters und einer<br />
japanischen Mutter nur die ersten<br />
drei Lebensjahre inJapan verbrachte.<br />
Dass sie also eigentlich nur<br />
Halbjapanerin, somit gar keine richtige<br />
Japanerin sei.<br />
StarreVorstellungen<br />
Angesichts der Tatsache, dass kaum<br />
zwei Prozent der Einwohner einen<br />
ausländischen Pass haben, herrscht<br />
eine starreVorstellung davon, was es<br />
heißt, japanisch zu sein. Das Land<br />
stützt sich nicht zuletzt auf den Narrativ<br />
einer homogenen Gesellschaft,<br />
in der die überwiegende Mehrheit<br />
sehr ähnliche Normen verfolgt, ähnlich<br />
denkt und ähnlich aussieht.<br />
Zwar weiß jeder, dass etwa sowohl<br />
die Menschen aus Okinawa ganz im<br />
Fotogen: Naomi Osaka mit der Siegertrophäe der Australian Open<br />
GETTY IMAGES<br />
Süden als auch die Ainu ganz im<br />
Norden ihre eigenen Kulturen hatten,<br />
bis Festlandjapan die Gebiete<br />
Ende des 19. Jahrhunderts annektierte.Auch<br />
die koreanischstämmige<br />
Gemeinde,die seit den Zeiten des bis<br />
1945 währenden Japanischen Kaiserreichs<br />
hier angesiedelt ist, passt<br />
nicht in dieses Raster. Und so kann<br />
die äußereErscheinung schon zu einem<br />
größeren Problem werden.<br />
Prominentestes Beispiel der vergangenen<br />
Jahreist Ariana Miyamoto,<br />
die 2015 zur Miss Universe Japan gekürtwurde.Ineinem<br />
Wettbewerb,in<br />
dem es fast ausschließlich ums Äußere<br />
geht, wurde die dunkelhäutige<br />
Miyamoto, Tochter eines US-amerikanischen<br />
Vaters und einer japanischen<br />
Mutter, für das kritisiert, weshalb<br />
sie den Wettbewerb erst gewonnen<br />
hatte: ihr Aussehen. „Ist es okay,<br />
eine Halbjapanerin zur Miss Japan<br />
zu machen?“, fragte ein Twitter-User.<br />
Als Miyamoto dann beim internationalen<br />
Wettbewerb Miss Universe ins<br />
Rennen ging, den sie zwar nicht gewinnen,<br />
aber für Japan historisch gut<br />
in den Top 10 abschließen sollte,<br />
fand ein anderer User:„Mirist es unangenehm,<br />
dass sie für Japan antritt.“<br />
Miyamoto selbst berichtete,<br />
dass ihr von ausländischen Medien<br />
wesentlich mehr Interesse entgegengebracht<br />
wurde als von japanischen.<br />
Auch bei Naomi Osaka wurde die<br />
Hautfarbe offensichtlich schon als<br />
Problem empfunden. Da ihre Eltern<br />
früh entschieden, dass Osaka bei internationalen<br />
Turnieren als Japanerin<br />
antreten würde, war bei den<br />
schnellen Erfolgen auch bald absehbar,dass<br />
sich Sponsoren für sie interessieren<br />
würden. So zum Beispiel<br />
der Nudelhersteller Nissin, der sie<br />
seit Kurzem für seine Kampagnen<br />
nutzt. Für einen animierten Werbespot<br />
ließen die Strategen des Unternehmens<br />
die Haut von Osaka deutlich<br />
heller, also vermeintlich japanischer,<br />
aussehen als sie wirklich ist.<br />
„Ich finde, in Zukunft sollten sie<br />
mich vorher fragen, wenn sie mich<br />
irgendwie abbilden wollen“, sagte<br />
Osaka dazu im Nachhinein. Die Sache<br />
sei für sie nun erledigt.<br />
Rekordquote im TV<br />
Für Japan hingegen könnte die Angelegenheit<br />
jetzt endlich richtig losgehen.<br />
Dass die Haut von Naomi<br />
Osaka dunkel ist, dürften die meisten<br />
Japaner immerhin spätestens<br />
jetzt wissen. Das Finale am Sonnabend<br />
erreichte eine TV-Zuschauerquote<br />
von 32 Prozent, was Japans<br />
bisherigen Jahresrekord aufstellte.<br />
Nun käme es auch auf die Athletin<br />
selbst an, ob sie ihr Erscheinungsbild<br />
offensiv nutzt und der japanischen<br />
Gesellschaft eine längst dagewesene<br />
Facette deutlich sichtbar macht.<br />
Dass auch dieses vermeintlich homogene<br />
Land in Wahrheit ein diverses<br />
ist, und dass es ohne diese Tatsache<br />
nie Platz eins einer Tennis-Weltrangliste<br />
erklommen hätte.<br />
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gab es für die deutschen Kletter-Hoffnungen<br />
Sushi, eine lustige<br />
Zeichenstunde und Training auf ungeliebtem<br />
Terrain. Gut eineinhalb<br />
Jahrevor der Sommerspiel-Premiere<br />
der Sportart inTokio 2020 hat der<br />
Deutsche Alpenverein seine Mannschaft<br />
für die schwierige Qualifikation<br />
beisammen. „Es steht noch unglaublich<br />
viel Arbeit vor uns“, sagte<br />
Bundestrainer UrsStöcker, als er die<br />
sechs Athleten seines Fokusteams<br />
jetzt vorstellte.<br />
Für die ganze Kletterszene ist<br />
Olympia Neuland, das in Tokio geplanteWettkampfformat<br />
etwa wurde<br />
im Vorjahr erstmals bei der WM getestet.<br />
Dem Zufall überlassen will<br />
Stöcker aber nichts, dafür ist der<br />
Schweizer zu akribisch: Er engagierte<br />
Kai Engbert als Mentalcoach.<br />
Der hatte die deutschen Skispringerinnen<br />
in einer ähnlichen Situation<br />
zu Olympia 2014 nach Sotschi gebracht<br />
− wo Carina Vogt Gold gewann.<br />
An Medaillen denkt freilich noch<br />
niemand im Team. Zunächst gilt es,<br />
das olympische Motto „Dabeisein ist<br />
alles“ in die Tatumzusetzen. Nur 20<br />
Männer und 20 Frauen dürfen in Japan<br />
im August 2020 um den ersten<br />
Olympiasieg klettern −sieben können<br />
sich bei der WM in diesem Jahr<br />
qualifizieren, sechs bei einem späteren<br />
Turnier. Der Rest der Startplätze<br />
wirdbei Kontinentalmeisterschaften<br />
vergeben.<br />
NurzweiAthleten proNation und<br />
Geschlecht können zu den Spielen.<br />
In Deutschland sind Jan Hojer aus<br />
Köln und der Erlanger Alexander<br />
Megos die Favoriten. „Meine Chance<br />
ist nicht unrealistisch“, sagte Megos.<br />
Der25-Jährige nahm die erste Hürde<br />
bereits, indem er sich überhaupt für<br />
den Olympia-Versuch entschied. Als<br />
einer der weltbesten Felskletterer<br />
überlegte Megos lange, oberseine<br />
Outdoor-Projekte für Olympia aufschieben<br />
mag. „Ich habe mir gesagt,<br />
dass ich es versuchen möchte, weil<br />
es eine große Chance für mich darstellt“,<br />
meint er.<br />
Der Franke hatte nach etlichen<br />
Jahren ohne Wettkämpfe 2018 erstmals<br />
wieder an Weltcups teilgenommen<br />
und bei der WM in Innsbruck<br />
prompt Bronze inder Teildisziplin<br />
Lead-, also Seilklettern, gewonnen.<br />
Doch genau darin lag die Krux: Weil<br />
in Tokio nur in einem neu eingeführten<br />
Dreier-Kombinationsformat aus<br />
Lead, Bouldernund Speed geklettert<br />
wird, musste Megos lange grübeln.<br />
Speedklettern ist für die Techniker<br />
ein Graus,„die meisten sehen das als<br />
notwendiges Übel“, sagte Megos.<br />
Aber weil es eben notwendig ist,<br />
wurde gleich am ersten gemeinsamen<br />
Trainingstag des Fokusteams<br />
eine Speed-Einheit unter der Leitung<br />
des früheren Weltmeisters Danilo<br />
Boldirew aus der Ukraine angesetzt.<br />
Hojer, der als WM-Dritter im<br />
Kombi-Format mit guten Aussichten<br />
„Meine Chance<br />
ist nicht<br />
unrealistisch.“<br />
Alexander Megos<br />
will bei Olympia 2020<br />
mehr als nur dabeisein und eine<br />
Medaille holen.<br />
in Richtung Olympia schauen kann,<br />
fehlte bei dem Training angeschlagen<br />
ebenso wie David Firnenburg.<br />
Neben den beiden und Megos gehören<br />
noch Yannick Flohé sowie Alma<br />
Bestvater und Hannah Meul zum Kader.<br />
Die sechs sollen ein richtiges<br />
Team werden. Zur Einstimmung auf<br />
die Reise nach Japan, wo vor Olympia<br />
in diesem Jahr schon die Weltmeisterschaft<br />
ansteht, wurde gemeinsam<br />
Sushi gerollt. Zudem<br />
mussten sich die Sportler gegenseitig<br />
im Manga-Stil zeichnen. „Wir<br />
sind voll motiviert, jetzt kommt es<br />
darauf an“, sagte Meul. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 30. Januar 2019 19 *<br />
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Sport<br />
Wenn das<br />
Lächeln<br />
schnell vergeht<br />
Die Eisbären unterliegen<br />
München mit 2:6<br />
VonChristian Kattner<br />
Wenn bereits nach etwas mehr<br />
als drei Minuten Spielzeit die<br />
erste Auszeit genommen wird, ist das<br />
immer ein Zeichen, dass etwas nicht<br />
gut läuft. Für das Spiel der Eisbären<br />
Berlin ist das am Dienstagabend<br />
noch eine nette Formulierung gewesen.<br />
Nach eben diesen etwas mehr<br />
als drei Minuten lagen die Eisbären<br />
im Duell mit Meister München bereits<br />
mit 0:2 hinten. Nach dem 0:7 gegen<br />
Tabellenführer Mannheim, elf<br />
Tage zuvor, drohte das nächste Debakel<br />
in der Arena am Ostbahnhof.<br />
Ganz so bitter sollte es am Ende<br />
nicht werden, eine deutliche Angelegenheit<br />
war das 2:6 dennoch.<br />
Wergeglaubt hatte, dass die Eisbären<br />
den Schwung vom 5:4-Sieg in<br />
Bremerhaven auf das eigene Eis<br />
übertragen könnten, sah sich früh<br />
getäuscht. Mehr oder minder zwei<br />
Geschenke unterbreiteten die Gastgeber<br />
den Gästen, die sich nicht<br />
lange bitten ließen und sie annahmen.<br />
Der ärmste Mann auf dem Eis<br />
war Maximilian Franzreb, der vor<br />
dem ersten Gegentreffer noch gut<br />
parierte, aber kurz darauf chancenlos<br />
war. Auch beim zweiten Münchner<br />
Tor hatte der Eisbären-Keeper<br />
keine Abwehrmöglichkeit, da er von<br />
Vincent Hessler behindert wurde.<br />
Drei weitere Minuten bekam Franzreb<br />
gegen München noch, kassierte<br />
ein weiteres Torund musste den Kasten<br />
für Kevin Poulin räumen. 6:23<br />
Minuten Eiszeit, sieben Schüsse aufs<br />
Tor, drei Treffer kassiert – ein gebrauchter<br />
Abend.<br />
Das nächste Tor des Abends<br />
musste nicht der Eisbären-Keeper<br />
hinnehmen. Denn nach der Pause<br />
waren es die <strong>Berliner</strong>, die erstmals<br />
trafen. Nach 94 Sekunden des zweiten<br />
Abschnitts verkürzte Marcel No-<br />
Kampf um den Puck: Eisbär Marcel<br />
Noebels (l.) und MatthewStajan. DPA/A. GORA<br />
ebels auf 1:3 und die 11 492 Fans<br />
durften zum ersten Mal seit dem 2.<br />
Januar wieder über ein Heimtor jubeln.<br />
Voneiner Initialzündung für das<br />
Spiel der Eisbären zu sprechen, wäre<br />
übertrieben gewesen. Dennoch<br />
wirkte das Spiel der Gastgeber verbessert,<br />
daraus resultierten auch<br />
Chancen für einen zweiten Treffer.<br />
Selbst eine doppelte Unterzahl überstanden<br />
die <strong>Berliner</strong> Mitte des zweiten<br />
Drittels,hatten direkt danach sogar<br />
selbst die große Chance im Powerplay.<br />
Aber: Das Torerzielten die<br />
Münchner, die in der 30. Minute einen<br />
weiteren Fehler der Eisbären eiskalt<br />
bestraften. Bis zur nächsten<br />
Drittelpause kamen die <strong>Berliner</strong><br />
aber immerhin ohne Gegentor,<br />
überstanden sogar eine fünfminütige<br />
Unterzahl nach einem Bandencheck<br />
von Frank Hördler, der die<br />
Halle vorzeitig verlassen musste.<br />
Apropos Unterzahl: Auch wenn die<br />
Partie am Ende klar verloren ging,<br />
gab es noch etwas Historisches zu<br />
bejubeln. Im 44. Saisonspiel erzielten<br />
die Eisbären durch Florian Busch<br />
den ersten Treffer mit einem Mann<br />
weniger auf dem Eis(45.). Beim Torschützen<br />
sorgte das zumindest kurzzeitig<br />
für ein Lächeln. Das war ihm<br />
nach zwei folgenden Gegentreffern<br />
aber schnell vergangen.<br />
Ballverlust: Beim Debüt im roten Union-Trikot am 31. Januar 2009 gegen Fünftligist Schöneiche lief es nicht gut für Michael Parensen.<br />
Löwe im Tempel<br />
Ruben Schott kehrt mit Trefl Gdansk als Champions-League-Gegner der Volleys in die Max-Schmeling-Halle zurück<br />
VonKarin Bühler<br />
Ruben Schott sagt, er freue sich<br />
auf die Champions-League-Partie<br />
bei den BR Volleys in der Max-<br />
Schmeling-Halle an diesem Mittwochabend<br />
(20 Uhr): „Es ist für mich<br />
wie nach Hause zu kommen. Berlin<br />
ist meine Heimatstadt, dort ist mein<br />
Heimatverein. Ich habe inzwischen<br />
ja ein paar Hallen in Italien und Polen<br />
gesehen. Aber ich kenne keinen<br />
Ort, an dem Volleyballspielen mehr<br />
Spaß macht als in der Max-Schmeling-Halle.“<br />
Die <strong>Berliner</strong> haben ihre<br />
Halle Volleyballtempel genannt.<br />
Außenangreifer Schott, 24, der<br />
das Volleyballspielen beim SV Preußen,<br />
dem TSC und dem SCC begonnen<br />
hatte, wurde 2016 und 2017 mit<br />
den BR Volleys deutscher Meister.<br />
Danach verließ er Berlin und wechselte<br />
zu RevivreMailand in die italienische<br />
Liga, was ziemliche Wellen<br />
schlug, weil sich Manager KawehNiroomand<br />
maßlos darüber ärgerte.Er<br />
glaubte, Deutschlands Nationaltrainer<br />
Andrea Giani, gleichzeitig Coach<br />
in Mailand, habe ihm den jungen<br />
Kerl, in den er investiertund auf den<br />
Stolz und dankbar<br />
Vorzehn Jahren fühlte sich Michael Parensen beim 1. FC Union alleine, jetzt ist er ein Vorbild für alle<br />
VonMax Bosse<br />
Ein Geschenk? UrsFischer zögert.<br />
Er ist ja der Cheftrainer<br />
der Leistungssportabteilung<br />
eines Fußballvereins.Zweite<br />
Liga, Aufstiegsduell zum Auftakt der<br />
Restrückrunde,Vierter gegen Zweiter.<br />
Ein Sieg am Donnerstagabend (20.30<br />
Uhr) an der Alten Försterei, und der 1.<br />
FC Union ist dran am 1. FC Köln. Eine<br />
Niederlage? Acht Punkte Rückstand<br />
wären es dann. Zu verschenken hat Fischer<br />
also nichts. Oder? Es geht<br />
schließlich um Michael Parensen.<br />
Es gehe ihm gut, versichert Parensen,<br />
kurz bevor Fischer in der Pressekonferenz<br />
die Geschenkfrage gestellt<br />
bekommt. Vergangene Woche pausierte<br />
der 32-Jährige mal wegen einer<br />
Erkältung, vor dem Duell mit Köln<br />
aber ist er fit −und unbedingt spielwillig.<br />
Denn das Spiel-Datum ist ein ganz<br />
besonderes für den Defensivalleskönner.„VorWeihnachten<br />
lag ich vierTage<br />
krank im Bett, habe mir Gedanken gemacht“,<br />
erzählt er. „Mein erstes Spiel<br />
für Union habe ich am 31. Januar 2009<br />
in Schöneiche gemacht.“ Die Partie<br />
gegen Köln findet statt? Genau, exakt<br />
zehn Jahrespäter.<br />
Die Gedanken<br />
hat sich der Fußballer<br />
auch gemacht,<br />
weil das neue Jahr<br />
eine zusätzliche<br />
Aufgabe mit sich<br />
bringt: Parensen<br />
übernimmt für den<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag die<br />
Rolle des Chefredakteurs<br />
für das Magazin<br />
U.N.V.E.U., das<br />
Anfang März erscheint.<br />
Es gibt viel<br />
zu erzählen, denn<br />
zehn Jahre Fußballprofi<br />
bei einem Verein<br />
zu sein, das ist außergewöhnlich.<br />
Vorallem sprach anfangs wenig für<br />
ein Jahrzehnt in Berlin.„Der Fokus war<br />
das erste halbe Jahr“, erinnertsich der<br />
Nebenjob Chefredakteur:<br />
Michael Parensen<br />
er gebaut hatte, hinter seinem Rücken<br />
abgeworben.<br />
Die Wogen haben sich geglättet,<br />
Niroomand und Giani sich PR-trächtig<br />
versöhnt, und<br />
Schott spielt nach<br />
einem durchwachsenen<br />
Jahr in Italien<br />
in der polnischen<br />
Plusliga bei Trefl<br />
Gdansk. In Mailand,<br />
sagt Schott, habe er<br />
sich schwergetan.<br />
Er fand keine optimale<br />
Verbindung<br />
zum Zuspieler, bekam<br />
zwar Einsatzzeiten,<br />
setzte sich<br />
aber nicht durch.<br />
Als er erfuhr, dass<br />
der Verein auf seiner<br />
Position gute neue<br />
Spieler kaufen<br />
wollte, wurde dem<br />
EM-Zweiten von 2017 die Sache zu<br />
unsicher.<br />
Gleichzeitig bemühte sich der<br />
polnische Klub Trefl Gdansk um ihn,<br />
ein Verein, der voneinem Unternehmen<br />
gesponsert wird, das vor allem<br />
Ruben Schott wird bei Gdansk<br />
auch im Angriff gebraucht.<br />
BLZ/MARKUS WÄCHTER<br />
Puzzle, Brett- und Kartenspiele herstellt.<br />
„Ich bin sehr zufrieden, dass<br />
ich mich für das Angebot entschieden<br />
habe“, sagt Schott.„Inder polnischen<br />
Liga läuft es<br />
besser. Ich fühle<br />
mich physisch besser.“<br />
Der <strong>Berliner</strong><br />
kommt mit Zuspieler<br />
Marcin Janusz<br />
sehr gut klar,bislang<br />
spielte er mit einer<br />
Ausnahme alle Partien<br />
durch. Er<br />
wohnt in einem<br />
Apartment nur fünf<br />
Minuten von der<br />
runden Danziger<br />
Arena und fünf Minuten<br />
von der Ostseeküste<br />
entfernt.<br />
Dort liegt noch immer<br />
das Löwen-<br />
Puzzle,das Schott für seine Freundin<br />
Kimberly Drewniok beim Klubsponsor<br />
bestellt hat. Nationalspielerin<br />
Drewniok schmettert beim deutschen<br />
Meister Schweriner SC. Sie<br />
mag Löwen, und seit Schott in Polen<br />
IMAGO<br />
Unioner.„Dieersten Tage waren nicht<br />
so einfach für mich. Kalt, dunkel, alleine.<br />
Ich hätte mir nicht vorstellen<br />
können, dann noch ein Jahr länger zu<br />
bleiben.“ In Schöneiche<br />
beim Fünftligisten<br />
verlor der damalige<br />
Drittligazweite<br />
beim ängstlichen Parensen-Debüt<br />
1:2.<br />
Einen Eineinhalb-<br />
Jahres-Vertrag hatte<br />
der Linksverteidiger<br />
damals bekommen,<br />
als Ersatz für den verletzten<br />
Patrick Kohlmann.<br />
„Für mich war<br />
es eine riesen<br />
Chance,überhaupt in<br />
der Dritten Liga zu<br />
spielen“, sagt Parensen.<br />
Unter Christoph<br />
MATTHIAS KOCH<br />
Daum hatte er beim 1. FC Köln keine<br />
Einsatzchance und sich fast verabschiedet<br />
vom Fußballerdasein. Geografiestudium,<br />
Berufswunsch Stadtplaner,daran<br />
dachte er.Jetzt ist er der<br />
letzte verbliebene Aufstiegsheld und<br />
Vorbild für die Mitspieler. „Ich bin<br />
dankbar, zehn Jahre bei einem Verein<br />
zu sein, der gut zu mir passt“, sagt er.<br />
Das hat er wohl auch UrsFischer<br />
mitgeteilt, als er den Trainer gestern<br />
auf dem Wegvom Trainingsplatz zur<br />
Kabine auf sein Jubiläum aufmerksam<br />
machte.„Da hört man den Stolz heraus“,<br />
berichtet Fischer hinterher.Stolz<br />
auf dasVergangene,aber auch Lust auf<br />
die Zukunft. Als sich Parensen im Oktober<br />
im Training am Knie verletzte,<br />
klang ihm der Bericht in dieser <strong>Zeitung</strong><br />
zu sehr nach Abschiedseloge. Beim<br />
2:0-Heimsieg am 15. Dezember spielte<br />
er 90 Minuten. „Man hat in der Vorrunde<br />
gesehen, was Michael Parensen<br />
für uns bedeutet. Obwohl er nicht viele<br />
Minuten bekommen hat, war er immer<br />
auf den Punkt bereit“, sagt Fischer.Was<br />
uns zum Jubiläumspräsent<br />
bringt. Nein, schenken will ihm der<br />
Trainer nichts.Aber ein paar wohl verdiente<br />
Minuten könnten drin sein.<br />
spielt ist er auch einer: sein Klub<br />
nennt sich Danziger Löwen.<br />
DasChampions-League-Hinspiel<br />
gewannen die Löwen gegen die <strong>Berliner</strong><br />
mit 3:0. „Berlin hat nicht gut gespielt<br />
an diesem Tag“, meint Schott,<br />
„mit dem Kader,den sie haben, können<br />
sie besser spielen. Daher wirdes<br />
am Mittwoch eine schwerePartie für<br />
uns.“ Zumal die <strong>Berliner</strong> als Tabellenletzter<br />
der Vierergruppe wissen,<br />
dass sie nur mit einem klaren Sieg im<br />
Wettbewerb bleiben.<br />
Schott hat im Ausland an Erfahrung<br />
gewonnen. Sein Niveau ist stabiler<br />
geworden. Er wirdnicht wie früher<br />
in Berlin vor allem in der Annahme,<br />
sondern auch im Angriff gebraucht.<br />
In Italien, sagt er, seien die<br />
Spitzenteams wie Lube, Modena<br />
und Perugia zwar klar besser, dafür<br />
sei die Liga in Polen ausgeglichener:<br />
„Du musst gegen jeden alles geben,<br />
damit du gewinnst.“ Seinen Weggang<br />
aus Berlin hat er bislang nicht<br />
bereut, auch wenn er sagt: „Eine<br />
Rückkehr ist immer eine Option. Ich<br />
würde gerne irgendwann wieder in<br />
Berlin spielen. Aber ob das in naher<br />
Zukunft sein wird, ist offen.“<br />
NACHRICHTEN<br />
Jakubczyk nach Sturz bei<br />
Istaf Indoor zurück<br />
LEICHTATHLETIK. Fünfeinhalb<br />
Monate nach seinem bösen Sturzbei<br />
den Europameisterschaften in Berlin<br />
startet Sprinter Lucas Jakubczyk<br />
ins WM-Jahr.Der 33-Jährige freut<br />
sich auf sein Comeback am Freitag<br />
beim <strong>Berliner</strong> Istaf Indoor.<br />
Jallouz verlässt die Füchse<br />
Berlin vorzeitig<br />
HANDBALL. Dertunesische Nationalspieler<br />
Wael Jallouz, 27, verlässt<br />
die Füchse nach nur einem halben<br />
Jahr vorzeitig. Die<strong>Berliner</strong> und der<br />
FC Barcelona einigten sich auf ein<br />
Ende der Leihe.Der Rückraumspieler<br />
wirdanden französischen Klub<br />
Chartres Métropole verliehen.<br />
Özil vor Wechsel von Arsenal<br />
zu Inter Mailand<br />
FUSSBAL. Derehemalige Champions-League-Sieger<br />
Inter Mailand<br />
will den 2014er-Weltmeister Mesut<br />
Özil, 30, vomFCArsenal verpflichten.<br />
Dazu soll der kroatische Nationalspieler<br />
Ivan Perisic, 29, im Tausch<br />
nach London wechseln.<br />
Alba Berlin steht im<br />
Viertelfinale des Eurocups<br />
BASKETBALL. Alba Berlin ist in das<br />
Viertelfinale des Eurocups eingezogen.<br />
BeiASMonaco setzte sich das<br />
Team vonAito Garcia Reneses mit<br />
75:61 (36:27) durch und kann mit<br />
vier Siegen aus fünf Gruppenspielen<br />
nicht mehr voneinem der ersten<br />
zwei Plätzeverdrängt werden. Bester<br />
Werfer der <strong>Berliner</strong> war Rokas Giedraitis<br />
mit 19 Punkten. Joshiko Saibou<br />
knickte um und musste vomFeld.<br />
ZAHLEN<br />
Eishockey<br />
DEL Hauptrunde, 44. Spieltag<br />
Eisbären −München 2:6<br />
StraubingBremerhaven Do., 19.30<br />
Ingolstadt−Krefeld Fr ., 19.30<br />
DEG−Mannheim Fr ., 19.30<br />
Wolfsburg −Köln Fr ., 19.30<br />
Augsburg −Nürnberg Fr ., 19.30<br />
Iserlohn−Schwenningen Fr ., 19.30<br />
1 Mannheim 43 160: 97 97<br />
2 München 44 148: 99 93<br />
3 DEG 43 133: 109 78<br />
4 Köln 43 117: 108 73<br />
5 Augsburg 43 128: 117 71<br />
6 Bremerhaven 43 142: 129 70<br />
7 Ingolstadt 43 128: 126 70<br />
8 Straubing 43 122: 123 64<br />
9 Eisbären 44 117: 142 56<br />
10 Nürnberg 42 130: 128 53<br />
11 Krefeld 43 120: 142 51<br />
12 Wolfsburg 43 102: 153 45<br />
13 Schwenningen 43 90: 135 43<br />
14 Iserlohn 42 126: 155 39<br />
Fussball<br />
2. Bundesliga, 19. Spieltag<br />
VfL Bochum −Duisburg 2:1<br />
Darmstadt 98 −FCSt. Pauli 2:1<br />
Gr.Fürth −Ingolstadt 0:1<br />
Magdeburg −Erzg.Aue 1:0<br />
Regensburg −SCPaderborn Mi.,18.30<br />
Hamburger SV −Sandhausen Mi., 20.30<br />
Heidenheim −Kiel Mi., 20.30<br />
Dyn. Dresden −Arm.Bielefeld Mi., 20.30<br />
Union Berlin −1.FCKöln Do., 20.30<br />
1 Hamburger SV 18 25: 19 37<br />
2 1. FC Köln 18 47: 22 36<br />
3 FC St. Pauli 19 31: 24 34<br />
4 Union Berlin 18 27: 15 31<br />
5 Kiel 18 34: 25 30<br />
6 Heidenheim 18 30: 23 30<br />
7 VfL Bochum 19 30: 24 30<br />
8 SC Paderborn 18 42: 30 28<br />
9 Regensburg 18 31: 28 26<br />
10 Dyn. Dresden 18 23: 27 25<br />
11 Gr.Fürth 19 21: 32 24<br />
12 Erzg.Aue 19 25: 24 22<br />
13 Darmstadt 98 19 25: 34 22<br />
14 Arm. Bielefeld 18 22: 28 18<br />
15 Magdeburg 19 21: 35 14<br />
16 Sandhausen 18 18: 27 13<br />
17 Ingolstadt 19 18: 35 13<br />
18 Duisburg 19 17: 35 13
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 30. Januar 2019 – S eite 20 *<br />
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Sport<br />
Ein paar Ansagen durfte Jens Lehmann als Assistent von Manuel Baum bereits machen.<br />
IMAGO<br />
Papagei unter Tauben<br />
Obwohl sein erster Arbeitstag für große Aufregung in Augsburg sorgt, will sich Jens Lehmann als neuer Assistenztrainer im Hintergrund halten<br />
VonMaik Rosner,Augsburg<br />
Der erste Arbeitsnachweis<br />
Jens Lehmanns begann<br />
am Dienstag damit, gemeinsam<br />
mit Cheftrainer<br />
Manuel Baum auf den Platz zu schreiten.<br />
Zwei Stunden später verließ der<br />
neue Assistenztrainer des FC Augsburg<br />
den Rasen als einer der letzten.<br />
Baum und die meisten Spieler waren<br />
da schon längst in die Kabine zurückgekehrt.<br />
Ein paar Autogramme und<br />
ein freundliches Lächeln für einige<br />
Fotos mit den Fans noch, dann joggte<br />
Lehmann über den Parkplatz zu den<br />
Umkleiden in der Augsburger Arena.<br />
„Es hat Spaß gemacht“, sagte der 49-<br />
Jährige hinterher bei seiner offiziellen<br />
Vorstellung, als er zusammen mit<br />
Baum und Geschäftsführer Stefan<br />
Reuter auf dem Podium im Bauch des<br />
Stadions Platz genommen hatte. Am<br />
Montagabend hatte der Verein die<br />
verblüffende Personalie bekanntgegeben.<br />
Lehmanns Vertrag gilt zunächst<br />
bis zum Sommer 2020.<br />
Wasseine Tätigkeit angeht, war es<br />
ein eher unspektakulärer Dienstantritt<br />
des ehemaligen Nationalmannschaftstorwarts<br />
gewesen. Meist beobachtete<br />
Lehmann das Geschehen,<br />
plauschte mit Baum oder half beim<br />
Tragen eines Tors. Was ein Assistent<br />
eben so macht. Erst gegen Ende leitete<br />
er eine Übung, bei der dieVerteidiger<br />
Kevin Danso und Jan-Ingwer<br />
Callsen-Bracker die Spieleröffnung<br />
mit Diagonalbällen trainierten. Die<br />
Schulung der Defensive soll Lehmann<br />
auch künftig schwerpunktmäßig<br />
übernehmen. Zum Abschluss<br />
wies er die letzten verbliebenen<br />
Spieler zum Lattenschießen an.<br />
Für Augsburger Verhältnisse war<br />
Lehmanns erster Arbeitstag zum<br />
Medienspektakel geraten. DerMedienraum<br />
war voller als nach den Bundesligaspielen.<br />
Lehmanns Präsenz<br />
allein sorgte für den Auflauf, ganz so,<br />
als habe sich ein Papagei zwischen<br />
all den Tauben auf dem Augsburger<br />
Bahnhofsplatz niedergelassen. Beim<br />
FCA war es bisher sehr beschaulich<br />
zugegangen. Jedenfalls bis zu den<br />
jüngsten Turbulenzen um Caiuby<br />
(eigenmächtige Verlängerung seines<br />
Brasilien-Aufenthalts) und Martin<br />
Hinteregger (öffentliche Trainerkritik),<br />
die die Freistellung von Caiuby<br />
und Hintereggers mindestens vorläufige<br />
Suspendierung vom Teamtraining<br />
samt hohen Geldstrafen<br />
nach sich zogen. Beide dürfen sich<br />
nach neuen Klubs umschauen.<br />
Und nun also Lehmann, der in<br />
seiner Karriere sportlich und außersportlich<br />
durchaus für einige Aufregung<br />
gesorgt hat wie mit seinen Helikopterflügen<br />
von seinem Wohnort<br />
am Starnberger See zum Training<br />
nach Stuttgart. Auf derartige Extravaganzen<br />
will er nun verzichten. Seinen<br />
TV-Job als RTL-Experte möchte<br />
er aber fortführen.<br />
Wichtige Erfahrungen<br />
Lehmann will nicht den Eindruck erwecken,<br />
sich und seine neue Aufgabe<br />
zu wichtig zu nehmen. „Ich bin<br />
auch dankbar dafür, dass ich die<br />
Möglichkeit bekommen habe, hier<br />
mitzuarbeiten“, sagte er, „ich finde<br />
es mutig, dass man jemanden wie<br />
mich genommen hat, der zwar einen<br />
großen Namen hat, viel mehr aber<br />
auch nicht in Sachen Trainererfahrung.“<br />
Über diese verfüge Baum wesentlich<br />
mehr, und schon in seiner<br />
Zeit als Co-Trainer beim FC Arsenal<br />
unter Arsène Wenger in der Vorsaison<br />
habe für ihn immer im Mittelpunkt<br />
gestanden, „loyal zu sein“,<br />
sagte Lehmann. Ohnehin wolle er<br />
sich im Hintergrund halten. „Ich<br />
glaube, dass Trainer nicht zu viel reden<br />
sollten, Co-Trainer schon gar<br />
nicht“, befand er und wehrte mögliche<br />
Interviewanfragen umgehend<br />
ab.„Für mich ist das hier und heute<br />
der einzige Pressetermin, den ich<br />
wahrnehmen muss.“ Trotz seiner<br />
2013 in Wales erworbenen Fußballlehrer-Lizenz<br />
habe er keine Ambitionen,<br />
als Cheftrainer zu arbeiten.<br />
Den naheliegenden Gedanken,<br />
Lehmann auch für den Fall einer Beurlaubung<br />
Baums bei anhaltendem<br />
Misserfolg als möglichen Nachfolger<br />
verpflichtet zu haben, wies Reuter<br />
zurück. „Wir sind von Manuel absolut<br />
überzeugt“, sagte der Manager,<br />
der zwischen 1999 und 2003 zusammen<br />
mit Lehmann bei Borussia<br />
Dortmund gespielt hatte. Von Lehmann<br />
erhofft er sich vor allem, dass<br />
dieser seine „Siegermentalität“ und<br />
„Erfahrung“ weitergebe. Dessen<br />
große Karrieremit den weiteren Stationen<br />
FC Schalke, ACMailand, FC<br />
Arsenal und VfB Stuttgarterhöhe die<br />
Glaubwürdigkeit vor den Profis, befand<br />
Reuter. Essei ein „Riesenvorteil“,<br />
dass Lehmann alles in seiner<br />
Laufbahn erlebt habe.<br />
Ganz offenbar haben sie Bedarf<br />
gesehen, dass ein ehemaliger Profi<br />
Baum unterstützt, der als Torwartim<br />
Amateurbereich kickte. Die Rollen<br />
und Kompetenzen zwischen Baum<br />
und Lehmann sollen aber klar aufgeteilt<br />
sein. „Manuel trifft die Entscheidungen,<br />
aber es ist für ihn hilfreich,<br />
wenn wir ihm unsere Meinung sagen“,<br />
sagte Reuter. AmSonntag soll<br />
der FCA davon erstmals im Wettkampf<br />
profitieren. Im Heimspiel gegen<br />
den FSV Mainz 05.<br />
Die PS aufs Feld bringen<br />
Niklas Stark ist bei Hertha BSC zum Führungsspieler in der Abwehr gereift. Um sich den Traum von der Nationalelf zu erfüllen, muss er jetzt den nächsten Schritt gehen<br />
VonPatrick Berger<br />
Was wäre, wenn ..? Diese Frage<br />
hat sich jeder schon einmal gestellt.<br />
Auch Niklas Stark ist das im<br />
Laufe seiner noch jungen, aber doch<br />
erfolgreichen Laufbahn schon durch<br />
den Kopf gegangen. Starkist vonBeruf<br />
Fußballprofi, hat trotz seiner 23<br />
Jahreschon 110 Bundesligaspiele für<br />
Hertha BSC und den 1. FC Nürnberg<br />
auf dem Buckel. Er holte 2017 mit der<br />
U21-Nationalmannschaft in Polen<br />
den Europameister-Titel. Stark führt<br />
ein privilegiertes Leben, verdient in<br />
einem Jahr, was andere in40verdienen.<br />
Das weiß er. Eshätte aber auch<br />
alles ganz anders kommen können.<br />
Dasweiß er auch. Er sei schon dankbar,<br />
das alles so gelaufen ist. „Wenn<br />
ich nicht Fußballprofi geworden<br />
wäre“, sagt Stark und nippt im Anschluss<br />
des Trainings an einem frischen<br />
Espresso, „hätte ich wohl irgendetwas<br />
mit Autos gemacht.“<br />
Werauf Instagram die von Niklas<br />
Stark abonnierten Seiten durchgeht,<br />
merkt ziemlich schnell: Der Mann<br />
hat ein Faible für sehr schnelle Fahrzeuge.<br />
Dasmit den Autos ist so ein spezielles<br />
Ding bei den Starks. Essei so<br />
eine Familiensache, führt Stark aus,<br />
eine regelrechte Leidenschaft. Vater<br />
Wolfgang ist Abteilungsleiter eines<br />
Autohauses in Herzogenaurach. Der<br />
Opahat in einem Autohaus gearbeitet,<br />
der Onkel leitet eines. „Ich war<br />
also automatisch auf diesem Gebiet<br />
immer schon tief drin.“ Es sei aber<br />
schon ganz gut so,wie es gekommen<br />
ist, sagt Starkund lächelt.<br />
Rasante Karriere<br />
Mindestens genauso rasant wie ein<br />
Porsche oder ein Mercedes fährt,<br />
verlief in den vergangenen fünf Jahren<br />
die Karriere von Niklas Stark.<br />
2013 feierte er als 18-Jähriger sein<br />
Bundesligadebüt für Nürnberg–und<br />
das, obwohl er parallel dazu noch<br />
sein Abitur machte. Mittlerweile ist<br />
der U17-Europameister von 2014,<br />
der im gleichen Jahr die Fritz-Walter-<br />
Medaille in Gold als bester deutscher<br />
Nachwuchsspieler erhielt, schon fast<br />
Gegen Schalkemachte Niklas Starksein 100. Bundesligaspiel für Hertha.<br />
einzigen Verein – das erlebt man<br />
auch nicht oft. Es fühlt sich gut an.“<br />
2015 holten die Charlottenburger<br />
das 1,90 Meter große Abwehr-Talent<br />
für eine Ablöse von3Millionen Euro<br />
aus Nürnberg. Mittlerweile hat Stark<br />
laut Fußball-Internetportal transferein<br />
alter Hase im deutschen Oberhaus.Amvergangenen<br />
Wochenende<br />
hat Stark mit der Partie gegen<br />
Schalke sein 100. Bundesligaspiel für<br />
Hertha bestritten. Eine tolle Zahl sei<br />
das, die ihn natürlich mit großem<br />
Stolz erfülle.„100 Einsätze für einen<br />
JÜRGEN ENGLER<br />
markt.de einen Marktwert von 20<br />
Millionen Euro und ist damit der<br />
wertvollste Herthaner – noch vor<br />
Rechtsverteidiger Valentino Lazaro<br />
(17 Mio.), WM-Fahrer Marvin Plattenhardt<br />
(15) oder Liverpool-Leihgabe<br />
Marko Grujic (12). Es sei doch<br />
nur eine Zahl, wiegelt Stark ab. Eine<br />
lapidare Zahl. „Mein Vater zeigt mir<br />
das oft und sagt: ,Schau mal, was du<br />
wert bist, voll cool!‘ Aber das hat<br />
keine Auswirkungen auf mich.Wichtig<br />
ist, was ich auf dem Platz zeige.“<br />
Reif für die Nationalmannschaft?<br />
Und daüberzeugt Stark ganz gerne<br />
einmal durch sein starkes Stellungsspiel,<br />
sein großes Spielverständnis<br />
und seine Kompromisslosigkeit. Bei<br />
Hertha ist er auch deshalb zum Abwehrchef<br />
gereift. „Ich versuche jetzt,<br />
mehr und mehr Verantwortung zu<br />
übernehmen und mache das auch<br />
gerne.“ Auch wegen seiner geistigen<br />
Reife und seines großen Selbstvertrauens<br />
wurde Stark imSommer, als<br />
das DFB-Team bei der WM in Russland<br />
kläglich scheiterte, schon mit<br />
der Nationalmannschaft in Verbindung<br />
gebracht. Nicht nur deshalb erhöhte<br />
sein Trainer PalDardai zuletzt<br />
den Druck auf ihn: „Niklas hat jetzt<br />
das Alter und die Erfahrung, da bekommt<br />
er auch Druck von mir. Er<br />
darfkeine Fehler mehr machen.“<br />
Gegen Ende des vergangenen<br />
Jahres warf eine Fußprellung Stark<br />
zurück. Sieben Spiele musste der gebürtige<br />
Franke aussetzen. Kontakt zu<br />
Bundestrainer Joachim Löw gab es<br />
bislang nicht. „Ich bin da ganz entspannt<br />
und lasse alles auf mich zukommen.<br />
Im Fußball kann man ohnehin<br />
nicht viel planen. Aber klar:Irgendwann<br />
will ich auch mal in der<br />
Nationalmannschaft spielen. Das ist<br />
ein großer Wunsch.“<br />
Stark weiß, dass sich noch niemand<br />
durch reden in die Nationalelf<br />
gespielt hat. „Ich muss verletzungsfrei<br />
bleiben und wöchentlich meine<br />
Leistungen bei Hertha zeigen. Nurso<br />
kann ich mich anbieten.“ Am besten,<br />
er brächte seine PS schon am Sonnabend<br />
im Heimspiel gegen Wolfsburg(15.30<br />
Uhr) aufs Feld.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 30. Januar 2019 – S eite 21<br />
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Feuilleton<br />
Themis e.V.unterstützt<br />
MeToo-Opfer in Theater,<br />
Film und Fernsehen<br />
Seite 23<br />
„Er würde eine Komödie über Trump drehen.“<br />
Nicola Lubitsch auf die Frage, was ihr Vater heute tun würde Seite 22<br />
Weltzentrum Dahlem<br />
<strong>Berliner</strong><br />
Binnensichten<br />
Nikolaus Bernau<br />
staunt mal wieder über die<br />
Nehmerlaune dieser Stadt<br />
Das muss man erst mal schaffen:<br />
Zwei Stunden über einzigartige<br />
Sammlungen eines weltberühmten<br />
Ethnologischen Museums mit hoher<br />
emotionaler Temperatur zu debattieren,<br />
ohne auch nur ein einziges<br />
Mal das Wort Kolonialzeit auszusprechen,<br />
ohne Stuttgart, Hamburg,<br />
Brüssel oder Paris zuerwähnen, wo<br />
überall gerade wie in Berlin neue<br />
ethnologische Museen entstehen.<br />
Wasinteressiert uns das alles, war<br />
unausgesprochen der Tenor am<br />
Montag im Vortragssaal des Ethnologischen<br />
Museums in Dahlem. Es ging<br />
um die Nachnutzung der vor allem<br />
zwischen 1964 und 1972 entstandenen<br />
Bauten, die einst als „Museum<br />
Dahlem“ weltberühmt waren, in denen<br />
seit zwei Jahren aber nur noch die<br />
Ausstellungen des Museums Europäischer<br />
Kulturen zu sehen sind.<br />
Mindestens 10000 Quadratmeter,<br />
wirdgemunkelt, stehen da frei.<br />
Und so fordert der Bezirk, dass<br />
Dahlem mit Mitte um Touristen konkurrieren<br />
müsse. Die freie Kulturszene<br />
will am besten kostenlose Ateliers<br />
und Räume für Musik, Tanz,<br />
Performance. Der umtriebige Ex-<br />
Kultursenator Volker Hassemer zeigt<br />
zwar Verständnis dafür, dass die<br />
Staatlichen Museen als aktuelle Besitzer<br />
nur für sich planen könnten,<br />
aber der Senat möge doch die Interessen<br />
Berlins hartindie Debatte einbringen.<br />
Der verzweifelte Einwurf<br />
des Generaldirektors der Museen,<br />
Michael Eissenhauer, dass es diese<br />
10 000 freien Quadratmeter gar nicht<br />
gibt, weil er ein marodes,überfülltes<br />
Depot räumen muss,weil er Flächen<br />
für neue Depots, Labore, Bibliotheken,<br />
Büros und Probebühnen für das<br />
Humboldt-Forum benötigt, das ging<br />
in der versammelten <strong>Berliner</strong> Anspruchshaltung<br />
unter.<br />
Keiner im Saal stellte die Frage,<br />
warum die Geberländer Berlin durch<br />
Platzüberlassung ein weiteres Kulturzentrum<br />
finanzieren sollen. Solche<br />
Subvention ist man hier schließlich<br />
gewöhnt aus schönen alten<br />
West-<strong>Berliner</strong> Zeiten, als Dahlems<br />
Museen noch Weltmuseen waren.<br />
Festivaldirektor Dieter Kosslick bei der obligatorischen Berlinale-Pressekonferenz. Nach 18 Jahren gibt er das Amt Ende Mai ab.<br />
Alte Bekannte<br />
69. <strong>Berliner</strong> Filmfestspiele −DieterKosslick stellt das Programm und die Jury vor.Mit dabei: Sandra Hüller<br />
VonFrank Junghänel<br />
Wenn der Chef geht,<br />
kommen sie alle noch<br />
mal vorbei. Zu seiner<br />
letzten Berlinale hat<br />
Dieter Kosslick viele alte Bekannte in<br />
den Wettbewerb jenes Festivals eingeladen,<br />
das er in den vergangenen<br />
18 Jahren mit seiner Person wie wohl<br />
keiner der drei Direktoren vor ihm<br />
geprägt hat. „Bis auf Kleinigkeiten<br />
hat es immer Spaß gemacht“, lautete<br />
am Dienstag bei der obligatorischen<br />
Programmkonferenz sein Schlusswort<br />
an die Journalisten. Und die,<br />
obgleich zuletzt nicht immer mit seiner<br />
Festivalpolitik einverstanden,<br />
bedachten ihn mit langem Applaus<br />
und vereinzelten Juchzern.<br />
Die Stimmung war also gelöst,<br />
was auch daran gelegen haben mag,<br />
dass die Erwartungen bereits auf die<br />
Zeit nach Kosslick gerichtet sind.<br />
Jetzt ist noch einmal Gelegenheit für<br />
ein Schaulaufen mit einigen jener<br />
Regisseurinnen und Regisseure, die<br />
das künstlerische Profil der ÄraKosslick<br />
geprägt haben. So etwa die dänische<br />
Filmemacherin Lone Scherfig<br />
(„Italienisch für Anfänger“), deren<br />
Film „The Kindness of Strangers“ am<br />
7. Februar die 69. Berlinale eröffnet.<br />
François Ozon aus Frankreich ist<br />
wieder dabei, wie auch die polnische<br />
Regisseurin Agnieszka Holland und<br />
die Spanierin Isabel Coixet. Der<br />
deutsche Film wird diesmal von der<br />
Debütantin Nora Fingscheidt und<br />
den beiden Berlinale-Vertrauten Angela<br />
Schanelec und Fatih Akin vertreten.<br />
Insgesamt bewerben sich 17<br />
Filme um den Goldenen Bären und<br />
seine silbernen Ableger. Beendet<br />
wird die Konkurrenz schließlich von<br />
einem Altmeister des Weltkinos:<br />
Zhang Yimou zeigt seinen neuen<br />
Film „One Second“. Vor 40 Jahren<br />
wurde der chinesische Regisseur in<br />
DIE INTERNATIONALE JURY<br />
Die Präsidentin: Juliette Binoche. Die französische Schauspielerin wurde 1997 für ihre Rolle<br />
in dem Film „Der englische Patient“ mit dem Silbernen Bären und dem Oscar geehrt.<br />
Die Mitglieder: Justin Chang (USA), Filmkritiker der Los Angeles Times, Sandra Hüller<br />
(Deutschland), Schauspielerin, 2006 gewann sie für „Requiem“ den Silbernen Bären,<br />
Sebastián Lelio (Chile), Regisseur,2017 Oscar für seinen Berlinale-Film „Eine fantastische<br />
Frau“, Rajendra Roy(USA) leitender Filmkurator des Museums of ModernArt in NewYork,<br />
Trudie Styler (Großbritannien), Schauspielerin, Regisseurin und Unicef-Botschafterin<br />
Berlin für „Rotes Kornfeld“ mit dem<br />
Hauptpreis geehrt.<br />
In diesem Jahr entscheidet die Internationale<br />
Jury unter Leitung von<br />
Juliette Binoche, ebenfalls ein<br />
Stammgast des Festivals, über die<br />
Vergabe der Bären. Unterstützung<br />
erhält die französische Actrice von<br />
ihrer deutschen Kollegin Sandra<br />
Hüller (Silberner Bär 2006), von der<br />
britischen Schauspielerin Trudie<br />
Styler, dem US-amerikanischen<br />
Filmkurator Rajendra Roy, dem chilenischen<br />
Regisseur Sebastián Lelio<br />
und dem Cheffilmkritiker der Los<br />
Angeles Times,Justin Chang.<br />
TOBIAS SCHWARZ<br />
Nominell spricht diese Besetzung<br />
mit drei Schauspielerinnen und einem<br />
Oscar-prämierten Regisseur<br />
womöglich eher für eine Präferenz<br />
der Jury in Richtung Publikumsfilm,<br />
aber Überraschungen gehören zur<br />
Tradition der Berlinale, und so liegt<br />
zumindest in dieser Hinsicht etwas<br />
Spannung auf dem Wettbewerb, der<br />
in seiner Papierformvielleicht etwas<br />
zu ausrechenbar ist. Am schönsten<br />
sind sowieso die Filme, von denen<br />
man sich vorabgar kein Bild macht.<br />
Siesind bei der Berlinale in den sogenannten<br />
Nebenreihen zu sehen,<br />
die für viele Besucher längst das<br />
Hauptprogramm bilden. Forum und<br />
Generation zeigen in diesem Jahr<br />
viele Filme aus Lateinamerika und<br />
hier besonders aus Brasilien, deren<br />
Abwesenheit in der Konkurrenz von<br />
einer Journalistin beklagt wurde. So<br />
ist das aber in jedem Jahr.Wosind die<br />
Russen? Wo die Afrikaner? Wo ist das<br />
junge Kino? Alles da, man muss die<br />
Filme nur unter den 400Titeln finden.<br />
Eine Frage, die Dieter Kosslick<br />
stets genervt hat, wurde ihm diesmal<br />
gar nicht gestellt, die nach den Stars.<br />
Kurz gesagt kommen die, auf die er<br />
sich immer verlassen konnte: Tilda<br />
Swinton, Catherine Deneuve, Stellan<br />
Skarsgård, Bill Nighy.Alte Bekannte.<br />
NACHRICHTEN<br />
Wirbel um Valentin-Orden für<br />
Musiker Andreas Gabalier<br />
DieVerleihung des Karl-Valentin-Ordens<br />
an den österreichischen Musiker<br />
Andreas Gabalier an diesem<br />
Sonnabend in München stößt aufWiderspruch.<br />
Gabaliers Kunst habe<br />
nichts mit der Kunst vonKarlValentin<br />
zu tun,„und zwar gar nichts“, sagte<br />
die Direktorin des MünchnerValentin-Karlstadt-Musäums,Sabine<br />
Rinberger,amDienstag.<br />
Siedistanziere<br />
sich vonder gesellschaftspolitischen<br />
Haltung Gabaliers,die rechtspopulistisch,<br />
homophob und frauenfeindlich<br />
sei.Verliehen wirdder Orden von<br />
der Münchner Faschingsgesellschaft<br />
Narrhalla.„Texte vonKünstlernsind<br />
vielseitig auslegbar und werden offensichtlich<br />
vonbestimmten Personen<br />
je nach Neigung unterschiedlich<br />
wahrgenommen“, erklärte dasVereinspräsidium.<br />
(dpa)<br />
Kupferstich-Kabinett erhält<br />
vermisste Zeichnung zurück<br />
DasKupferstich-Kabinett Dresden<br />
hat ein weiteres seit dem Zweiten<br />
Weltkrieg vermisstes Kunstwerkzurückerhalten.<br />
DieZeichnung des flämischen<br />
Künstlers David Teniers d.J.<br />
(1610-1690) wurde aus Privatbesitz<br />
erworben, wie Direktorin Stephanie<br />
Buck sagte.Das Blatt zeigt einen rauchenden<br />
Bauernund seine Frau. „Es<br />
ist ein charakteristischesWerk für die<br />
niederländische Genrekunst.“ Die<br />
Zeichnung gehörte 1945 zu den<br />
Kunstbeständen, die Trophäenkommissionen<br />
der Sowjetarmee abtransportierthatten.<br />
Nach Angaben der<br />
Direktorin sind erst rund 70 der etwa<br />
5000 verschollenen Werkedes Museums<br />
zurückgekehrt. (dpa)<br />
Katharina Thalbach erhält<br />
Ordre des Arts et des Lettres<br />
DieSchauspielerin Katharina Thalbach<br />
wirdfür ihrekünstlerischen<br />
Verdienste mit dem französischen<br />
Ordredes Arts et des Lettres im Offiziersrang<br />
ausgezeichnet. Siebekommt<br />
die Ehrung vonder französischen<br />
Botschafterin Anne-Marie<br />
Descôtes am 3. Februar nach einer<br />
Vorstellung von„Hase Hase“ im<br />
Schiller Theater.Die <strong>Berliner</strong>in war<br />
in Frankreich als Schauspielerin und<br />
als Regisseurin aktiv. (dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Fontane der Woche<br />
Frischer Kuchen<br />
ist das Ziel<br />
VonAhne<br />
Der von mir gering geschätzte Autor<br />
Theodor Fontane, ein Mann, welcher<br />
durch die Mark Brandenburg nie gewandert<br />
ist, allerhöchstens mal um ein Herrenhaus<br />
herum, hat in seinem Leben durchaus auch<br />
mal ein Korn gefunden. Ja, obschon weder<br />
blind noch ein Huhn, prägte er den intelligenten<br />
Spruch: „Man muss es so einrichten,<br />
dass einem das Ziel entgegen kommt.“ Sicher,<br />
jenes „muss“ stört ein wenig, es atmet<br />
den Fontane beherrschenden preußisch-militaristischen<br />
Geist, sonst jedoch: Chapeau!,<br />
um mal jene Sprache zu nutzen, die von einem<br />
Volk gesprochen wird, welches Fontane<br />
Zeit seines Lebens verachtete, Polen könne<br />
man unter deutscher Anleitung erziehen,<br />
aber Franzosen seien ja wohl das Letzte.<br />
Mir bleibt es ein Rätsel, wieso Fontane<br />
ausgerechnet in der DDR so gefeiert wurde.<br />
Viele werden jetzt sagen, war eben eine andere<br />
Zeit, damals dachten die Menschen<br />
eben so, außerdem stammt Fontane aus einer<br />
Familie von Hugenotten, die in Frankreich<br />
aufgrund ihres Glaubens verfolgt worden<br />
sind. Kann sein. Deswegen wird esaber<br />
auch nicht besser.Chauvinist.<br />
Wenn er wenigstens spannend geschrieben<br />
hätte. Witzig. Interessant. Stattdessen<br />
Langeweile.Ermüdende Ausführungen über<br />
geschlagene Schlachten, viele Seiten lang.<br />
Kein einziges Buch konnte ich in Gänze von<br />
ihm lesen. „Man muss es so einrichten, dass<br />
einem das Ziel entgegen kommt.“ Ich habe<br />
auf Fontane gehört und die Lektüre seiner<br />
Wanderungen beendet. Dadurch bin ich<br />
meinem Ziel, endlich etwas anderes lesen zu<br />
können, erheblich näher gekommen, ganz<br />
ohne Anstrengung. Danke,Fontane!<br />
BARBARA WREDE<br />
Das Ziel ist dir ja nicht entgegen gekommen,<br />
wirdnun jemand einwerfen, du hast ja<br />
aktiv, was in diesem Falle gleichbedeutend<br />
mit inaktiv ist, deine Pläne geändert. Doch<br />
meint nicht genau jenes auch Fontane? Man<br />
richtet es ja ein, dass einem das Ziel entgegen<br />
kommt. Und das Einrichten verlangt ja eine<br />
gewisse Entschlusskraft. Ohnedies wird einem<br />
ein Ziel nicht entgegen entgegenkommen,<br />
es entspringt ja deinem Willen. Oder?<br />
Vielleicht wenn man an der Furt eines<br />
Flusses darauf wartet, bis das Holzschüsselchen<br />
mit frischem Kuchen, welches einem die<br />
Angebetete am Oberlauf ins Wasser setzte,zu<br />
dir hin getrieben wird, statt dass man der Strömung<br />
entgegen schwimmt? Habe ich zwar so<br />
noch nicht erlebt, aber schöne Vorstellung.<br />
Doch selbst dann hast du ja gewusst, dass das<br />
Ziel kommt. Ihr müsst euch abgesprochen<br />
haben, habt den Strömungsverlauf beachtet<br />
und eine günstige Stelle gesucht, an der du gefahrlos<br />
das Holzschüsselchen mit dem frischen<br />
Kuchen dem Flusse entnehmen könntest.<br />
Ihr habt ein Schüsselchen gewählt, welches<br />
schwimmt, Holz eignet sich da besser als<br />
Krupp-Stahl, der Schwerpunkt muss beachtet<br />
werden undder Kuchen darfnicht durchnässen,<br />
der frische.<br />
Ach, frischer Kuchen! Frischer Apfelkuchen!<br />
Frischer Apfelkuchen mit Streuseln!<br />
Ichhabe, verdammt noch mal, gerade richtig<br />
Appetit auf frischen Apfelkuchen mit Streuseln,<br />
merke ich. Oh nein! Wo bekomme ich<br />
denn um diese Uhrzeit, es ist 23.24 Uhr, frischen<br />
Apfelkuchen mit Streuseln her? Setze<br />
ich mich vor einen Bäcker und zähle bis<br />
zwölf Milliarden? Vergeht sodie Zeit schneller?<br />
Kommtmir dann das Ziel entgegen? Gefühlt<br />
zumindest?<br />
UnserAutor Ahne liest jeden Sonntag20Uhr bei der Reformbühne<br />
Heim &WeltimRoten Salonder Volksbühne
22 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 3 0. Januar 2019<br />
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Feuilleton<br />
Wie jedes Jahr in der<br />
letzten Januarwoche<br />
ist Nicola Lubitsch in<br />
Berlin. Seit 25 Jahren<br />
begeht sie den Geburtstag ihres Vaters,<br />
des Meisterregisseurs Ernst<br />
Lubitsch, in dessen Heimatstadt. Sie<br />
selbst ist im Oktober 80 Jahre alt geworden,<br />
eine kleine,drahtige und offenbar<br />
mit dem Witz und der Herzlichkeit<br />
ihres Vaters gesegnete Person.<br />
Sieempfängt uns in einem kleinen<br />
Hotel in Mitte, unweit des<br />
Elternhauses von Ernst Lubitsch. In<br />
dessen Namen wirdheute Abend im<br />
Babylon der „Lubitsch-Preis“ für die<br />
beste komödiantische Leistung im<br />
deutschen Film vergeben. Er geht an<br />
Lars Eidinger und Bjarne Mädel für<br />
den Film „25 km/h.“ Stargast des<br />
Abends ist jedoch Nicola Lubitsch.<br />
Frau Lubitsch, offenbar ist es Ihnen<br />
ein Anliegen, den Geburtstag Ihres<br />
Vaters am 29. Januar in dessen Heimatstadt<br />
zu begehen.<br />
Ichmuss mich da vorallem beiTimothy<br />
Grossman vom Babylon bedanken,<br />
der mich jedes Jahr nach<br />
Berlin holt, wenn er den Geburtstag<br />
meines Vaters mit einem Lubitsch-<br />
Special feiert. Das erste Mal war ich<br />
noch auf Einladung von Gunter Rometsch<br />
hier, der damals das „Notausgang“-Kino<br />
in Schöneberg betrieb,einem<br />
passionierten Lubitsch-<br />
Fan, der für sein Kino ja auch die hölzerne<br />
Lubitsch-Figur hatte<br />
anfertigen lassen, die jetzt ihren Ehrenplatz<br />
im Babylon hat. Das muss<br />
kurz nach dem Mauerfall gewesen<br />
sein, denn in Ost-Berlin zahlte man<br />
noch mit Ostmark. Und ja, ich fühle<br />
mich hier inzwischen sehr zu Hause,<br />
und nirgendwo anders fühle ich<br />
mich meinem Vater so verbunden.<br />
Gibt es ganz bestimmte Orte, die Sie<br />
besuchen, wenn SieinBerlin sind?<br />
Ich wohne immer in einem kleinen<br />
Hotel in der Tieckstraße –das ist<br />
nicht weit von der Gegend, in der<br />
mein Vater aufwuchs. Sein Elternhaus<br />
am Fußder Schönhauser Allee,<br />
Hausnummer 183, ist ja vom Krieg<br />
verschont geblieben. Die Lubitschs<br />
wohnten im zweiten Stock, unten im<br />
Haus hatte sein Vater eine Mantelschneiderei.<br />
Als vor Jahren eine Dokumentation<br />
gedreht wurde, durfte<br />
ich auch mal rein. DieLeute,die dort<br />
inzwischen wohnten, verbrachten<br />
zufällig ihren letzten Taginder Wohnung,<br />
bevor sie nach langen Jahren<br />
fortziehen mussten. Vondaher war<br />
es doppelt emotional.<br />
Ihr Vater war ja ein Nesthocker.<br />
Ja,erwohnte bis er 27 war bei seinen<br />
Eltern. Erst 1919, nachdem„Madame<br />
Dubarry“ solch ein Erfolg<br />
wurde, zog er nach Schöneberg in<br />
die Ansbacher Straße.<br />
Wo finden sich noch Spuren von<br />
Lubitsch in Berlin?<br />
Ich besuche fast jedes Mal das<br />
Grab seiner Eltern, meiner Großeltern,<br />
inWeißensee.Als ich zum ersten<br />
Mal dort war, war es komplett<br />
verwildert, meine Tochter war dabei,<br />
es hat in Strömen geregnet, und wir<br />
konnten es lange nicht finden, weil<br />
die Grabsteininschrift total verwittert<br />
war. Als wir es dann doch fanden,<br />
war es dennoch ein extrem<br />
emotionaler Moment. Sie müssen<br />
wissen, dass nicht nur meine Tochter<br />
dabei war,sondernauch meine Cousine,<br />
die nicht viel jünger war als<br />
mein Vater –sie hatte ihm seinerzeit<br />
noch das Lunchpaket ins Deutsche<br />
Theater gebracht, als er da unter Max<br />
Reinhardt seine ersten Schritte auf<br />
der Bühne tat. Sie ist inzwischen gestorben,<br />
aber sie hat wenigstens<br />
noch einmal das Grab von Simon<br />
und Anna Lubitsch gesehen.<br />
Wiegeht es dem Grab heute?<br />
Ich habe es restaurieren lassen.<br />
und ich hatte zum Glück einige nette<br />
Menschen, die mir dabei durch die<br />
Bürokratie geholfen haben. Sieglauben<br />
nicht, was so eine schlichte<br />
Grabrenovierung für einen Papierkrieg<br />
erfordert.<br />
Doch.<br />
Ja,das ist sehr deutsch.<br />
Warum gibt es noch keine Lubitschstraße<br />
in Berlin?<br />
Dasfrage ich Sie.<br />
Ichfürchte, weil er keine Frau war.<br />
Es gab da schon Anläufe, von<br />
Gunter Rometsch, später vonTimothy<br />
Grossman, wenigstens einen Teil<br />
der Torstraße in Lubitschstraße umzubenennen.<br />
Oder einen Abschnitt<br />
der Weydingerstraße zwischen<br />
Volksbühne und Rosa-Luxemburg-<br />
Straße.Aber es geht nicht wegen dieser<br />
absurden Regel, dass Männernso<br />
lange keine Straßennamen zustehen,<br />
bis ein paritätischer Stand erreicht<br />
ist. Ich werde es also nie erleben.<br />
Wassoll das? Wermacht so was?<br />
Ernst Lubitsch. Ein Sohn dieser<br />
Stadt. Aber eines Straßennamens<br />
nicht würdig, weil er das falsche Geschlecht<br />
hatte? Zu Hause in Los Angeles<br />
kann ich das keinem erklären.<br />
Haben Sie denn einen Lieblingsfilm<br />
vonIhrem Vater?<br />
„Ninotschka“, mit Abstand. Ich<br />
glaube, ich habe den Film fünfzig<br />
Malgesehen. Ichmag alles daran, die<br />
Garbo, die Musik –überhaupt wie<br />
mein Vater die Musik eingesetzt hat:<br />
Nie, um dir damit etwas in den Kopf<br />
zu hämmern, sondern um Szenen<br />
Flair zu geben, sie musikalisch so<br />
preziös auszustatten, wie er sie vorher<br />
mit anderen Dingen ausgestattet<br />
hat. Als ich den Film zum ersten Mal<br />
in Berlin gesehen habe,war auch Elisabeth<br />
Trautmann-Heymann da, die<br />
Tochter von Werner Heymann, der<br />
die Musik für „Ninotschka“ komponiert<br />
hatte. Ich konnte das gar nicht<br />
Geschichten aus<br />
dem Lubitschland<br />
Nicola Lubitsch ist heute der Ehrengast bei der Vergabe des nach ihrem Vater<br />
benannten Filmpreises. Ein Gespräch über ihre Kindheitserinnerungen, den<br />
legendären Lubitsch-Touch und die deutsche Bürokratie<br />
„Die Filme, die heute gedreht werden, verkaufen den Zuschauer für dumm“: Nicola Lubitsch in der Lounge des Hotels Honigmond in Mitte.<br />
glauben. Ich meine, seit meiner<br />
Kindheit liebe ich diese Musik, und<br />
jetzt steht da die Tochter dieses Genies<br />
vor mir. Heute ist sie eine meiner<br />
besten Freundinnen.<br />
Sie haben über den Film noch eine<br />
andereFreundin gefunden.<br />
Ja, Laura von Wangenheim, die<br />
Enkelin von Gustav von Wangenheim.<br />
Wissen Sie, mein Vater fuhr<br />
seinerzeit zur Vorbereitung für „Ninotschka“<br />
nach Moskau, weil er sich<br />
Anregungen holen wollte.Erfand da<br />
natürlich wenig. Das einzige Highlight<br />
war ein Abendessen bei Gustav<br />
von Wangenheim, einem Veteranen<br />
seiner frühen Filme, der während<br />
der NS-Zeit nach Moskau emigriert<br />
war. Und dieses Setting schaffte es<br />
dann in den Film. Die Szene, inder<br />
ZUR PERSON<br />
Berühmte Eltern: Nicola Lubitsch wurde am 27. Oktober 1938 in LosAngeles geboren. Sie ist<br />
das einzigeKind des Regisseurs Ernst Lubitsch (1892–1947). Ihre Mutter war die englische<br />
Schauspielerin Vivian Gaye (1907–2010).<br />
Beruf und Erbe: Sie besuchte zunächst eine Schauspielschule, spielte kleine Rollen auf dem<br />
Broadwayund studierte an der Comédie-Française in Paris. Später arbeitete sie als Rundfunkproduzentin.<br />
Sie ist gern gesehener Gast bei Lubitsch-Festivals und -Retrospektiven auf der<br />
ganzen Welt. Nicola Lubitsch lebt in Los Angeles und hat seit 2017 einen deutschen Pass.<br />
die Sowjet-Gesandten Ninotschka<br />
besuchen, jeder bringt sein Ei mit,<br />
und die Garbo rührtdaraus ein Omelette<br />
–das hat er von diesem Abend<br />
übernommen. Laura zeigte mir ein<br />
Bild der Moskauer Wohnung ihrer<br />
Großeltern, es ist eins zu eins wie im<br />
Film. Ichlernte sie kennen, als sie für<br />
ein Buch über ihre Großmutter recherchierte.<br />
Wo waren Sie, als „Ninotschka“ gedreht<br />
wurde?<br />
Ich war knapp ein Jahr alt und in<br />
England. Meine Mutter Vivian Gaye<br />
war Engländerin, müssen Siewissen.<br />
Meine Rückfahrt nach Amerika war<br />
für den 2. September 1939 gebucht,<br />
auf der „Athenia“. Meine Mutter<br />
brachte mich und mein deutsches<br />
Kindermädchen Schwester Lina auf<br />
BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
das Schiff, damit wir noch rauskommen,<br />
bevor der Krieg losbricht. Aber<br />
am 3. September wurde das Schiff<br />
voneinem deutschen U-Boot torpediert.<br />
Schwester Lina konnte die<br />
schon halb unter Wasser stehende<br />
Kabinentür aufstemmen, nahm<br />
mich auf die Schultern und kämpfte<br />
sich nach oben. Und sie blieb bei<br />
mir, bis ich geborgen war. Ich verdanke<br />
ihr mein Leben.<br />
Waswurde aus Schwester Lina?<br />
Mein Vater kaufte ihr einen<br />
Candy-Shop. Aber offenbar wurde<br />
sie damit nicht glücklich, denn später<br />
arbeitete sie wieder als Nanny,für<br />
den Schauspieler John Payne. Das<br />
erfuhr ich aber erst viel später von<br />
dessen Tochter Julie Payne. Sie erzählte<br />
mir auch die Geschichte von<br />
der „Athenia“, ich selbst hatte ja<br />
keine Erinnerung daran.<br />
Welche Erinnerungen haben Sie an<br />
Ihren Vater?<br />
Ich sehe ihn am Klavier sitzen. Er<br />
konnte keine Noten lesen, und wir<br />
konnten die berühmtesten Musiker<br />
zu Gast haben, Horowitz, Rubinstein,<br />
Iturbi, aber er spielte trotzdem<br />
ununterbrochen. Wenn wir alleine<br />
waren, setzte er mich oft neben sich<br />
auf den Klavierhocker,klimperte vor<br />
sich hin und erzählte mir Geschichten<br />
dazu, die er sich selbst ausdachte,<br />
Geschichten aus dem Lubitschland.<br />
Das Klavier hatte ihm<br />
übrigens Jeanette MacDonald zur<br />
Hochzeit geschenkt. Ich habe es immer<br />
noch.<br />
Es muss großartig gewesen sein, in<br />
Hollywood in den 40er-Jahren aufzuwachsen.<br />
Meine Eltern ließen sich leider<br />
scheiden, als ich vier war, und ich<br />
lebte mit meiner Mutter in NewYork.<br />
Aber in den Ferien, zu Weihnachten<br />
und Osternwar ich bei meinemVater<br />
in Los Angeles. Victoria, die Tochter<br />
von Billy Wilder, war dort meine<br />
beste Freundin.<br />
Wie würden Sie den vielzitierten<br />
Lubitsch-Touch definieren, der die<br />
Filme Ihres Vaters auszeichnete?<br />
Lassen Sie esmich so sagen: Ein<br />
Theater hat drei Wände, ja? Der<br />
Lubitsch-Touch ist die vierte Wand.<br />
Im Grunde sind es Sie selbst: Ihre<br />
Vorstellungskraft, Ihre Intelligenz.<br />
Die Devise meines Vaters war: Man<br />
muss nicht alles zeigen, sondern<br />
kann manches auch der Fantasie des<br />
Zuschauers überlassen, und das<br />
wirkt im Zweifelsfall viel nachhaltiger.Die<br />
Pointe wirdIhnen nicht eingehämmert,<br />
sie entsteht erst in IhremKopf.<br />
Geben Sieein Beispiel.<br />
Wenn Sie zum Beispiel einen fetten<br />
König haben, der aus dem Boudoir<br />
seiner Frau kommt. Dann will<br />
er seinen Gürtel umschnallen, aber<br />
der ist zu eng. Schon ist klar, esist<br />
nicht seiner, und es ist auch klar,<br />
was er gerade getrieben hat.<br />
Lubitsch wäre nie auf die Idee gekommen,<br />
das zu zeigen.<br />
Die Kunst des Weglassens ist im Hollywoodkino<br />
vonheute nicht sehr verbreitet.<br />
DieFilme,die heute gedreht werden,<br />
machen das genaue Gegenteil:<br />
Siezeigen alles,walzen alles aus,lassen<br />
keine Frage offen, damit noch<br />
der Letzte kapiert, was Sache ist –sie<br />
verkaufen den Zuschauer für dumm.<br />
Lubitsch ging grundsätzlich davon<br />
aus, dass der Zuschauer intelligent<br />
und des Denkens fähig ist.<br />
Sie sind seit kurzem im Besitz der<br />
deutschen Staatsbürgerschaft ...<br />
... ich durfte sogar schon wählen.<br />
Für die Tochter eines von den Nazis<br />
ausgebürgerten Juden ist das ein echtes<br />
Statement.<br />
Ich fühle mich überhaupt nicht<br />
jüdisch, und auch meinVater war nie<br />
bitter. Erwar sicher bitter auf Hitler,<br />
aber Deutschland und den Deutschen<br />
fühlte er sich bis zu seinem<br />
Tod sehr verbunden. Es gab deutsches<br />
Essen zu Hause und zu Weihnachten<br />
einen Baumkuchen und<br />
auch immer wieder deutsche<br />
Abende, an denen meine Mutter<br />
Dirndl trug. Von daher ist das für<br />
mich jetzt schon so eine Art Nach-<br />
Hause-Kommen, und ich fühle mich<br />
auch sehr zu Hause hier.Und ich bin<br />
derzeit viel stolzer auf Deutschland,<br />
als ich es auf Amerika bin.<br />
Achja?<br />
Ich war in Berlin am Tagvon Donald<br />
Trumps Inauguration, und es<br />
überkam mich so ein Gefühl vonAbscheu.<br />
Da habe ich das beschlossen.<br />
Timothy Grossman hatte mich<br />
schon eine Weile zuvor darauf aufmerksam<br />
gemacht, dass ich das<br />
Recht auf einen deutschen Pass<br />
habe.<br />
Beobachten Sie denn die politische<br />
Situation in Deutschland?<br />
Ja, und ich mag Angela Merkel.<br />
Ichweiß, dass sie hier so ihreSchwierigkeiten<br />
hat, aber ich halte sie für integer.Ineiner<br />
Welt, die auseinanderbricht,<br />
in der in so vielen Ländern<br />
Nationalisten und Rechtspopulisten<br />
am Ruder sind, scheint sie geradezu<br />
wie ein LeuchtturmanVernunft und<br />
Anstand. Ichfinde es schade,dass sie<br />
sich zurückziehen will.<br />
Waswürde Ernst Lubitsch tun, wenn<br />
er noch leben würde?<br />
Er würde eine Komödie über<br />
Trump drehen: diese Vulgarität, das<br />
schlechte Benehmen, das Vokabular<br />
eines Kindergartenkindes.Der ganze<br />
Mann ist ja eigentlich schon einWitz.<br />
DasGespräch führte Christian Seidl.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 30. Januar 2019 23 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Nichts<br />
als das<br />
echte Leben<br />
„Rafiki“ zeigt ein anderes<br />
Kenia und eine andere Liebe<br />
VonChristina Bylow<br />
Pink, Gelb, Violett, Türkis: Die<br />
junge Frau hat ihrelangen Rasta-<br />
Locken mit farbigen Wollfäden umwickelt,<br />
sie trägt ihr Haar als leuchtende<br />
Skulptur. Selbst in Kenia, einem<br />
Land, in dem Menschen mit ihren<br />
Haaren viel Kunstvolles<br />
anstellen, fällt Ziki (Sheila Munyiva)<br />
auf. Das Signal, das sie aussendet,<br />
trifft auf das richtige Gegenüber:<br />
Kena (Samantha Mugatsia), eine<br />
brillante Abiturientin, die mit Basecap<br />
und Hose ebenfalls dem konventionellen<br />
Bild einer jungen Frau<br />
widerspricht, kann sich an Ziki nicht<br />
sattsehen. DieErscheinung ist wichtig,<br />
in diesem Alter besonders. Abgrenzung,<br />
Zugehörigkeit, Selbstbestimmung<br />
werden über Kleidung<br />
und Frisur nach außen getragen.<br />
Diebeiden jungen Frauen wollen<br />
anders sein als die anderen, sie wollen<br />
„real“ sein, echt, in einer Umgebung,<br />
die sie bevormundet und am<br />
Ende terrorisiert. Ziki und Kena sind<br />
ineinander verliebt und verbergen<br />
das erst halbherzig, dann gar nicht<br />
mehr. In ihrem Viertel in Nairobi<br />
werden sie schnell zur Zielscheibe<br />
von bösartigem Klatsch. Die jungen<br />
Männer fühlen sich in ihrem Werben<br />
zurückgesetzt, die Eltern gedemütigt.<br />
Dazu kommt die staatliche Restriktion:<br />
Homosexualität wird inKenia<br />
mit Gefängnis bestraft, selbst<br />
wenn das Gesetz eher bei Männern<br />
angewendet wird, so sind lesbische<br />
Frauen ebenso alltäglicher Gewalt<br />
und der Isolation vonihren Familien<br />
ausgesetzt. Die Sprache schützt und<br />
verschleiert die Beziehungen zugleich:<br />
„Rafiki“ heißt auf Suaheli<br />
Freund oder Freundin. Mehr ist nach<br />
außen nicht möglich.<br />
„Rafiki“ erzählt vondieser Diskriminierung<br />
auf leichte, übermütige<br />
Weise. Rhythmische Schnitte, Überblendungen,<br />
Farbfilter stellen eine<br />
Clip-Ästhetik her,die dennoch Ruhe<br />
ausstrahlt, vorallem durch die Großaufnahmen<br />
der beiden Gesichter.<br />
Ihre Zuneigung liegt in ihren Blicken,<br />
Berührungen zu zeigen, wagte die<br />
Verliebt: Kena (Samantha Mugatsia) und<br />
Ziki (Sheila Munyiva)<br />
SALZGEBER<br />
Regisseurin Wanuri Kahiu kaum,<br />
dennoch wurde der zum Teil in den<br />
Niederlanden finanzierte Film in Kenia<br />
zunächst verboten und später<br />
mit Einschränkungen gezeigt.<br />
DasLeben der jungen Frauen spielt<br />
sich draußen ab, Kena rollt auf ihrem<br />
Skateboarddurch die Straßen, Ziki übt<br />
mit ihrer Clique Streetdance. Sie sind<br />
Töchter der Mittelschicht, Ziki etwas<br />
besser ausgestattet als Kena, die allein<br />
mit ihrer Mutter lebt. Seit sie von Kenas<br />
Vater verlassen wurde, rettet sie<br />
sich in die Jenseitsverheißungen eines<br />
Volkspredigers, als alleinerziehende<br />
Mutter ist sie in der sozialen Hierarchie<br />
abgestürzt. Ohne eine explizite Anklage<br />
daraus zu entwickeln, lässt Wanuri<br />
Kahiu den patriarchalen Kodex<br />
ihrer Kultur überall durchscheinen.<br />
Weil ihr an den jungen Frauen jedoch<br />
mehr gelegen ist als an der Anprangerung<br />
der Zustände,bereitet sie diesen<br />
am Ende einenWeg.<br />
Rafiki Kenia 2018. Regie:Wanuri Kahiu<br />
Der Film kommt am Donnerstag in die Kinos.<br />
Es geht mehr als um das Nein-Sagen. Es geht um einen Kulturwandel. Und darum, dass die Arbeitgeber dafür verantwortlich sind, ihn einzuläuten.<br />
Schluss mit der Schweigekultur<br />
Die neue Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung im Bereich Theater,Film und TV hat viel zu tun<br />
VonPetraKohse<br />
Keine Laufgegend, aber absolut<br />
gediegen: Ein gründerzeitliches<br />
Wohn- und<br />
Bürohaus, weiß gestrichen,<br />
die Fenster im Erdgeschoss<br />
vergittert, neben der Hofdurchfahrt<br />
eine Leuchte in Gaslaternenoptik.<br />
Das Haus Schöneberger Ufer Nummer<br />
71. Hierher also können die<br />
Menschen jetzt kommen, um sich zu<br />
beschweren. Oder genauer: umsich<br />
zu erleichtern, wenn sie wütend oder<br />
verletzt sind, weil sie bei ihrer Arbeit<br />
nicht als Fachkraft angesprochen<br />
wurden, sondern als Frau oder<br />
Mann. Nicht als Subjekte des Theater-<br />
oder Filmschaffens, sondern als<br />
Objekte. Wenn Besprechungen in<br />
Hotelzimmern stattfinden sollen,<br />
ihreKörper kommentiertoder sie als<br />
„Mäuschen“ oder „Rammler“ betitelt<br />
werden.<br />
Seit Oktober 2018 gibt es Themis,<br />
die Vertrauensstelle gegen sexuelle<br />
Belästigung und Gewalt in den Bereichen<br />
Theater, Film und Fernsehen.<br />
Denn das ist die Lehre, die Bernhard<br />
F. Störkmann, geschäftsführender<br />
Justiziar des Bundesverbands Schauspiel<br />
BFFS (Bühne, Film, Fernsehen,<br />
Sprache), aus der MeToo-Debatte<br />
und den in Deutschland bekannt gewordenen<br />
Fällen gezogen hat: Dieinnerbetrieblichen<br />
Beschwerdestellen<br />
genießen offenbar kein Vertrauen, es<br />
braucht eine überbetriebliche Anlaufstelle,<br />
die Diskretion garantiert,<br />
aber auch in der Lage ist, tätig zu werden,<br />
wenn die Betroffenen es wünschen.<br />
Takt und Selbstbestimmung<br />
sind in einer Branche,inder das körperliche<br />
Miteinander Arbeitsgrundlage<br />
ist, in der es steile Hierarchien<br />
und große Konkurrenz gibt, und in<br />
der der Ruf, „schwierig“ zu sein, das<br />
berufliche Aus bedeuten kann, besonders<br />
wichtig.<br />
Störkmanns Ansatz für eine solche<br />
überbetrieblich Ob-Stelle ist das<br />
Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz.<br />
Es verpflichtet Arbeitgeber<br />
dazu, ein diskriminierungs- und belästigungsfreies<br />
Arbeitsumfeld zu<br />
schaffen und erlaubt Beschäftigten,<br />
vomArbeitsplatz bezahlt fernzubleiben,<br />
wenn sich auf eine entsprechende<br />
Beschwerde hin nichts ändert.<br />
Und umvon den Arbeitgebern<br />
ernst genommen zu werden, hat er<br />
die neue Anlaufstelle, die den Namen<br />
der griechischen Göttin der Gerechtigkeit<br />
und Ordnung trägt, gemeinsam<br />
mit ihnen als Verein gegründet.<br />
Wobei die politische und finanzielle<br />
Unterstützung durch<br />
Kulturstaatsministerin<br />
Monika<br />
Grütters sicher<br />
geholfen hat.<br />
Themis wird<br />
von der Allianz<br />
Deutscher Produzenten<br />
ebenso<br />
mitgetragen wie<br />
vonARD und ZDF,<br />
den Bundesverbänden<br />
der Beschäftigten in den Bereichen<br />
Casting, Maskenbild, Regie<br />
und Schauspiel, der Fernsehakademie,<br />
der Filmakademie, dem Deutschen<br />
Bühnenverein, dem Verband<br />
der Synchronschauspieler, Pro<br />
Quote Film, Ver.di. und den Verbänden<br />
der Agenturen, der deutschen<br />
Filmproduzenten und Nachwuchsagenturen<br />
sowie demVerband Privater<br />
Medien. Also vonallen.<br />
Als Mitglied von Pro Quote Film<br />
ist die Regisseurin und Fotografin<br />
Barbara Rohm gemeinsam mit<br />
Störkmann ehrenamtlich im Vorstand<br />
von Themis tätig. Zum Gespräch<br />
haben sich beide Zeit genommen,<br />
man sitzt im kalten, dafür sehr<br />
stillen Besprechungsraum im Haus<br />
der Kulturverbände in der Taubenstraße<br />
1inMitte. Ja, es wurden zwei<br />
ganze Stellen geschaffen, die nur für<br />
Themis zuständig sind: eine Psychologin<br />
und eine Justiziarin stehen täglich<br />
zurVerfügung. Undja, es melden<br />
sich auch täglich Betroffene, aber<br />
nein, Zahlen wolle man nicht nennen.<br />
„Wir brauchen keine Zahlen,<br />
um zu beweisen, dass das ein Thema<br />
ist“, sagt Bernhard Störkmann. Und<br />
für jede statistische Aussage sei es<br />
nach vier Monaten noch viel zu früh.<br />
Was den Kontakt selbst angeht,<br />
erklärt Barbara Rohm, so werde der<br />
vollkommen von den Betroffenen<br />
gestaltet. Ob per Mail, telefonisch<br />
oder vorOrt,obnur als Gelegenheit,<br />
sich einmal auszusprechen, als Beratung,<br />
wie man sich verhalten und<br />
wehren kann, oder konkret als Unterstützung<br />
gegenüber dem Arbeitgeber<br />
–alles ist<br />
möglich. Sie<br />
„betreten ja<br />
Neuland.“ Und<br />
handeln nach<br />
Bedarf.<br />
UndimRahmen<br />
des bisher<br />
Finanzierten<br />
natürlich,<br />
muss<br />
man hinzufügen. Bis einschließlich<br />
2020 ist die Vertrauensstelle mit<br />
210 000 Euro jährlich ausgestattet:<br />
100 000 Euro von der Bundesregierung,<br />
55 000 Euro von den öffentlich-rechtlichen<br />
Sendern und ebensoviel<br />
von den größten Verbänden.<br />
Das ist perspektivisch zu wenig, findet<br />
Störkmann. „Letztlich geht es ja<br />
darum, einen Kulturwandel in einer<br />
ganzen Branche zu bewirken. Und<br />
das kann man nicht mit nur zwei<br />
Menschen stemmen.“<br />
Neben der Beratung und Begleitung<br />
von Einzelfällen müssen Gesprächsleitfäden<br />
erstellt und muss<br />
die gesamte Informationsstruktur<br />
erarbeitet werden, auch ein Workshop-Angebot<br />
wärewünschenswert.<br />
„Es geht um die Kultur des Umgangs<br />
und um strukturellen Machtmissbrauch“,<br />
sagt Störkmann. „Da kann<br />
diese Stelle nur so etwas wie Erste<br />
Hilfe leisten.“ Wobei, muss man sich<br />
die Verhältnisse wirklich so schlimm<br />
vorstellen? Die Theater-, Film- und<br />
Der Vorstand: Der Anwalt Bernhard F. Störkmann<br />
und die Fotografin Barbara Rohm DPA<br />
Der Spielraum schrumpft<br />
Fernsehbranche,Traumziel vonMillionen<br />
Jugendlichen, die sich Castingsshows<br />
ansehen oder sich dafür<br />
bewerben –ein einziges körperlichseelisches<br />
Schlachtfeld? „Wir wollen<br />
eine Umfrage unter Arbeitnehmenden<br />
machen, wie viele Personen von<br />
Belästigung betroffen sind“, sagt<br />
BarbaraRohm. „Das sind die Zahlen,<br />
die wir brauchen.“<br />
Für die Gesamtgesellschaft<br />
scheint Ver.di schon durchgezählt zu<br />
haben: „50 Prozent aller Beschäftigten<br />
haben schon einmal sexuelle Belästigung<br />
erlebt“, steht auf ihrer<br />
Website. Inder Tatschmilzt diesbezüglich,<br />
auch in Großbritannien und<br />
den USA, gerade erst das Eisab. Kein<br />
Tagvergeht ohne Meldung zu einem<br />
entsprechenden Prozess oder Vorwurf,<br />
die Fälle werden nach oben gespült<br />
wie Sediment. Undwie aktuell<br />
der Dokumentarfilm „Leaving Neverland“<br />
mit Bezug auf Michael Jackson<br />
thematisiert, ist gerade im Rahmen<br />
von Inszenierungen von außen<br />
oft schwer zu erkennen, wann welche<br />
Grenzen überschritten werden.<br />
„Wir müssen versuchen, die Ursachen<br />
anzugehen“, sagt Barbara<br />
Rohm. DerGeniekult beispielsweise,<br />
der Schauspieler nur als Material begreife<br />
und ein Machtgefälle ästhetisch<br />
begründe, sei „eine Arbeitsweise<br />
von gestern“. Es gebe „inzwischen<br />
genug junge Künstler, die im<br />
Team, auf Augenhöhe und auf der<br />
Grundlage von Respekt arbeiten<br />
wollen“. Die erste Aufgabe sei es jedoch,<br />
„die Schweigekultur zu durchbrechen,<br />
die herrscht, wenn jemand<br />
negativeErfahrungen gemacht hat“.<br />
Wobei die Last dieses Kulturwandels<br />
nicht auf den Betroffenen liegen<br />
dürfe. „Es reicht nicht zu sagen: die<br />
müssen sich melden, und dann tun<br />
wir auch was. Nein, die Arbeitgeber<br />
und Arbeitgeberinnen müssen von<br />
selbst aktiv werden.“<br />
Kontakt:www.themis-vertrauensstelle.de,<br />
Telefon: 23632020<br />
Überwachung und Behinderung: Arbeit für ausländische Journalisten in China immer schwieriger<br />
Der Pekinger Auslandskorrespondentenclub<br />
(FCCC) beklagt<br />
immer größere Probleme bei<br />
der Arbeit ausländischer Journalisten<br />
in China. In einer jährlichen Befragung,<br />
deren Ergebnisse der FCCC<br />
am Dienstag in Peking vorlegte, sagten<br />
56 Prozent der Journalisten, dass<br />
sich ihre Arbeitsbedingungen im<br />
Vergleich zum Vorjahr weiter verschlechterthätten.<br />
„Während Chinas staatliche Medien<br />
2018 im Ausland expandierten<br />
und ihre Reichweite ausweiten<br />
konnten, schrumpft der Spielraum<br />
für Berichterstattung innerhalb des<br />
Landes weiter“, sagte die FCCC-Präsidentin<br />
Hanna Sahlberg.<br />
Eines der Hauptprobleme sei die<br />
allgegenwärtige Überwachung. So<br />
gab rund die Hälfte der Korrespondenten<br />
an, dass sie bei ihren Recherchen<br />
verfolgt wurden. Hotelzimmer<br />
seien ohne Erlaubnis betreten worden.<br />
Auch seien in vielen Fällen die<br />
Bewegungen der Journalisten von<br />
den Behörden systematisch mit Kameras<br />
und anderen Überwachungssystemen<br />
aufgezeichnet worden.<br />
Besonders die Berichterstattung<br />
in der westchinesischen Unruheprovinz<br />
Xinjiang, wo laut Schätzungen<br />
Hunderttausende muslimische Uiguren<br />
in Umerziehungslagern festgehalten<br />
werden, wurde im vergangenen<br />
Jahr erheblich schwieriger. 24<br />
von 27Befragten, die in die Region<br />
gereist waren, gaben an, dort bei ihren<br />
Recherchen behindert worden<br />
IMAGO<br />
zu sein. In vielen Fällen mussten Daten<br />
oder aufgenommene Fotos gelöscht<br />
werden.<br />
Über ein Drittel der Befragten gab<br />
an, dass ihre chinesischen Mitarbeiter<br />
unter Druck gesetzt, schikaniert<br />
oder eingeschüchtert wurden. Auch<br />
zahlreiche Interviewpartner sind<br />
demnach belästigt oder verhört worden.<br />
Sechs Korrespondenten gaben<br />
an, aufgrund ihrer Berichterstattung<br />
Probleme mit der Erneuerung ihres<br />
Visums bekommen zu haben. (dpa)<br />
Kunst,<br />
Kommerz<br />
und Kritik<br />
Britischer Literaturpreis<br />
verliert Millionen-Sponsor<br />
Der renommierte britische Man-<br />
Booker-Literaturpreis verliert<br />
seinen langjährigen Sponsor,das Investment-Unternehmen<br />
Man<br />
Group.Die Stiftung, die den Preis alljährlich<br />
vergibt, sucht nach britischen<br />
Medienberichten vom Sonntag<br />
nun eine neue Geldquelle. Der<br />
britische Journalist und Bestseller-<br />
Autor Sebastian Faulks hatte die<br />
Sponsorenschaft der Man Group im<br />
vergangenen Jahr scharf kritisiert<br />
und die Hedgefonds-Firma als „den<br />
Feind“ bezeichnet.<br />
Das Investment-Unternehmen<br />
habe seit 2002 insgesamt 25 Millionen<br />
Pfund (rund 28,6 Millionen<br />
Euro) inden Literaturpreis gesteckt,<br />
berichtete der Sender Sky news. In<br />
diesem Jahr wolle es seine Unterstützung<br />
aber beenden. Die Man Group<br />
sei ein „ausgezeichneter und großzügiger<br />
Sponsor“ gewesen, sagte die<br />
Stiftungsvorsitzende Helena Kennedy<br />
den Angaben zufolge. Die Stiftung<br />
erklärte,man sei in Gesprächen<br />
mit einem neuen Sponsoren und zuversichtlich,<br />
für das Jahr 2020 neue<br />
Zuschüsse zu bekommen.<br />
Bestseller-Autor Faulks („Gesang<br />
vom großen Feuer“) hatte den Preis<br />
„irritierend“ genannt. Die Investment-Banker<br />
der Man Group seien<br />
„nicht die Art Leute, die Literaturpreise<br />
sponsernsollten −sie sind die<br />
Art Leute, die von Literaturpreisen<br />
kritisiert werden sollten“, sagte<br />
Faulks im vergangenen Jahr. „Ich<br />
würde mich nicht glücklich fühlen,<br />
wenn ich Geld vonihnen annähme.“<br />
Preisgelder und Erlöse<br />
Gewinner des Man Booker Prize erhielten<br />
zuletzt 50 000 Pfund (rund<br />
57 200 Euro)und erleben in der Regel<br />
steigende Auflagen. Zu den Preisträgern<br />
gehören namhafte Autoren wie<br />
Salman Rushdie, J.M. Coetzee, Kazuo<br />
Ishiguro, Ian McEwan, Julian<br />
Barnes und MargretAtwood. Im vergangenen<br />
Jahr erhielt die nordirische<br />
Schriftstellerin Anna Burnsden<br />
Preis für ihren Roman „Milkman“.<br />
Der Preis wird seit 1969 vergeben<br />
und war bis 2013 Autoren aus dem<br />
britischen Commonwealth und Irland<br />
vorbehalten, deren Romane in<br />
Großbritannien veröffentlicht wurden.<br />
Seit 2014 sind auch Autoren aus<br />
anderen englischsprachigen Ländernzugelassen.<br />
In Deutschland ist beim Deutschen<br />
Buchpreis, dem kommerziell<br />
wichtigsten Literaturpreis,die Deutsche<br />
Bank Stiftung seit vier Jahren als<br />
Förderer engagiert. DerSieger erhält<br />
25 000 Euro.Als Unterstützer fungieren<br />
die Frankfurter Buchmesse und<br />
die Stadt Frankfurt. Auch dieser Preis<br />
kurbelt in der Regel die Verkäufe im<br />
Buchhandel an.<br />
Die Finanzierung des mit 50 000<br />
Euro dotierten Georg-Büchner-Preises<br />
der Deutschen Akademie für<br />
Sprache und Dichtung in Darmstadt<br />
setzt sich nach Angaben der Organisatoren<br />
aus drei Geldgebern zusammen<br />
− Bund, Land (Hessen) und<br />
Kommune (Darmstadt). In Sachen<br />
Finanzierung sei bislang niemand<br />
von privater Seite involviert gewesen.<br />
(dpa)<br />
TOP 10<br />
Montag,28. Januar<br />
1 Bier Royal ZDF 6,72 21 %<br />
2 Tagesschau ARD 4,66 15 %<br />
3 SOKOMünchen ZDF 4,20 19 %<br />
4 heute ZDF 4,12 15 %<br />
5 heute-journal ZDF 4,08 14 %<br />
6 Die größten Flüsse ARD 4,03 12 %<br />
7 Wer weiß denn...? ARD 3,70 17 %<br />
8 RTL aktuell RTL 3,66 15 %<br />
9 Wiso ZDF 3,22 11 %<br />
10 GZSZ RTL 3,18 10 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 3 0. Januar 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
Acker Stadt Palast (& 441 00 09)<br />
20.00: Bau #1 –Aninteractivepiece (Barbara Berti)<br />
Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />
19.30: Junona und Avos (Lenkom-Theatertruppe)<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />
19.30: Macbeth<br />
20.00 Kleines Haus: Wheeler<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />
20.00: Die Therapie<br />
Brotfabrik (& 471 40 01)<br />
20.00: De Janeiro –ein Punk ertrinkt in Weißensee<br />
(Jesse Garon, Stefan Kreissig)<br />
Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />
19.30: Die Zauberflöte<br />
Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />
19.30: In der Sache J. RobertOppenheimer<br />
DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />
19.30 Box: Jutta Wachowiak erzählt Jurassic Park<br />
20.00: Black Maria<br />
Galli Theater Berlin (& 27 59 69 71)<br />
20.00: Die Männerfalle<br />
Glaspalast auf dem Pfefferberg (& 939 35 85 55)<br />
19.00: SnowWhite /Little Red Riding Hood (Hexenberg<br />
Ensemble)<br />
20.30: Ali Baba /Der Teufel mit den drei goldenen<br />
Haaren<br />
Kleines Theater (& 821 20 21)<br />
20.00: Pique Dame<br />
Komische Oper Berlin (& 47 99 74 00)<br />
19.30: Anatevka<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(& 88 59 11 88) 20.00: Hase Hase<br />
Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />
19.30: Lö Grand Bal Almanya –57Jahre Scheinehe.<br />
Ein Singspiel<br />
RambaZamba Theater (& 44 04 90 44)<br />
19.30: Heroes: Mythos Basquiat, just for one day<br />
Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />
20.00: Vier SternStunden<br />
Schaubühne (& 89 00 23)<br />
20.00: Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs<br />
20.30 Studio: He? She? Me! Free<br />
Schlosspark Theater (& 789 56 67 -1 00)<br />
20.00: Waszählt, ist die Familie!<br />
Anzeige<br />
Staatsoper Unter denLinden (& 20 35 45 55)<br />
19.00: Don Giovanni<br />
20.00 alter Orchesterprobensaal: Linden 21:<br />
Kopernikus<br />
TAK–Theater Aufbau Kreuzberg (& 50 56 70 00)<br />
20.00: Warten auf Drei Schwestern<br />
Theaterdiscounter (& 28 09 30 62)<br />
20.00: Ein anarchistischer Bankier<br />
Uferstudios (& 46 06 08 87)<br />
19.00 Studio 14: Der Kaufmann vonVenedig<br />
Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />
19.30: Unterwerfung (Gastspiel Deutsches Schauspielhaus<br />
Hamburg)<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />
19.30: Juno und Avos (Lenkom-Theatertruppe)<br />
Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />
20.00: 10 Jahre, 4Monate und 23 Tage Phantomschmerz<br />
(Sven vanThom)<br />
<strong>Berliner</strong> Schnauze –MundArt&Comedy Theater<br />
(& 017 95 34 66 96) 20.00: Familie Krause –<strong>Berliner</strong><br />
Kaffeekränzchen<br />
Chamäleon (& 400 05 90)<br />
20.00: Circa’sPeepshow(Circa ContemporaryCircus)<br />
Distel (& 204 47 04)<br />
19.30 Studio: Wirhaben genug (Ruwe&Valenske)<br />
20.00: Zwei Zimmer,Küche: Staat!<br />
Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />
20.00: NonSens (Michael Sens &Gäste)<br />
Mehringhof-Theater (& 691 50 99)<br />
20.00: Morgen-Land (Sulaiman Masomi)<br />
Palazzo (& 018 06 38 88 83)<br />
19.30: Glücksjäger<br />
Ratibortheater (& 618 61 99)<br />
20.30: Ick &Berlin (Die Gorillas)<br />
Scheinbar Varieté (& 784 55 39)<br />
20.00: Open StageVarieté (Jundula Deubel, Mod.)<br />
Schlot (& 448 21 60)<br />
20.00: Berlin in einem Zug (Gastgeber Lars Redlich,<br />
Sidekick Tino Andrea Honegger und Gäste)<br />
StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />
18.30: Tanz der Vampire –Das Musical<br />
Theater im Palais (& 201 06 93)<br />
19.30: HintermOfen sitzt ne Maus<br />
BEN BECKER<br />
ICH, JUDAS<br />
LETZTMALIG ZUSATZTERMINE 2019!<br />
22. +23.03.2019<br />
<strong>Berliner</strong> Dom<br />
tickets unter www.benbecker.de<br />
Snooker<br />
Erniedrigung,<br />
und Neid<br />
oder Genuss<br />
Kann man reinen Herzens<br />
eine Veranstaltung empfehlen,<br />
wenn man selbst nie die<br />
Demut aufbringen würde, die<br />
für den Besuch angebracht ist?<br />
Lieber nicht? Schon weil einem<br />
bei vielen erniedrigenden Gelegenheiten<br />
an mit Filz ausgelegten<br />
Tischen deutlich wurde,<br />
dass man keinerlei Talent und<br />
Disziplin für Billardhat? Für einen<br />
Sport, der einem immer<br />
wieder aufs Schmerzlichste<br />
den Unterschied zwischen<br />
Theorie und Praxis deutlich<br />
macht? Zumal es einem an<br />
menschlicher Größe gebricht,<br />
um Leuten, die was können<br />
(zum Beispiel mit Queue und<br />
Kugeln umgehen) ohne Neid<br />
zu begegnen? Vielleicht gibt<br />
es ja auch dann einen Genuss<br />
des Gelingens, wenn man<br />
selbst ausnahmsweise persönlich<br />
nicht beteiligt ist. Einen<br />
Versuch ist es wert. Im<br />
Tempodrom wird heute um<br />
denDeutschen Meistertitel gesnookert.<br />
Ulrich Seidler<br />
Snooker German Masters 14 Uhr,bis<br />
3.2.,Tempodrom,T.:01806554111<br />
Anhörbarer<br />
Komponist mit<br />
Schicksal<br />
Mieczysław Weinberg wird international<br />
entdeckt –inBerlin hielt man sich wie so oft<br />
lange eher skeptisch zurück<br />
Peter Uehling<br />
will Musik hören und keine Interpreten.<br />
Im <strong>Berliner</strong> Musikleben sucht er nach<br />
Veranstaltungen, die musikalische<br />
Erfahrungen bieten könnten –neuartige,<br />
begeisternde, interessante oder<br />
herzerwärmende. Ob sie sich<br />
tatsächlich einstellen, ist allerdings eine<br />
Fragedes Glücks ...<br />
Das folgende Konzert<br />
empfehle ich vor allem<br />
mir selbst: Das Konzerthausorchester<br />
spielt am<br />
Wochenende die 22. Symphonie von<br />
Mieczysław Weinberg. Mit Thomas<br />
Sanderling dirigiert einer der Gründer<br />
der Internationalen Weinberg-<br />
Gesellschaft. Seit der szenischen<br />
Aufführung seiner Oper „Die Passagierin“<br />
bei den Bregenzer Festspielen<br />
2010 wächst der Rufdes 1996 unbeachtet<br />
in Moskau gestorbenen<br />
Weinberg. Mittlerweile handelt man<br />
ihn als einen großen Komponisten<br />
des 20. Jahrhunderts, stellt ihn<br />
Dmitri Schostakowitsch, der sein<br />
Lehrer und freundschaftlich verbundener<br />
Kollege war, gleich und als<br />
Opernkomponist vielleicht sogar<br />
noch darüber:„Die Passagierin“ behandelt<br />
das Thema Auschwitz, „Der<br />
Idiot“ gilt als so originelle wie adäquate<br />
Dostojewski-Umsetzung.<br />
Ich muss gestehen: Kenne ich alles<br />
nicht und macht mich auch nicht<br />
neugierig. Für mich hat neben<br />
Schostakowitsch wenig Platz. Er hat<br />
das Leben in der Sowjetunion mit einer<br />
expressiven Ambivalenz behandelt,<br />
die zeitlos gültig ist. DasMusikleben<br />
ist nun damit gerade ein bisschen<br />
„durch“ und setzt Schostakowitsch<br />
seltener aufs Programm, der<br />
Platz des „anhörbaren Komponisten<br />
mit Schicksal“ wäre also für Weinberg<br />
frei. Das ist übrigens ein heißer<br />
Stuhl! Der1980 gestorbene schwedische<br />
Komponist Allan Pettersson<br />
wurde zu Zeiten des Mahler-Booms<br />
dort auch einmal installiert und als<br />
ganz Großer gehandelt –heute spielt<br />
ihn kein Mensch mehr.<br />
Zurück zu Weinberg: Als Jude<br />
musste der 1919 in Warschau Geborene<br />
vorder Wehrmacht fliehen, ließ<br />
sich dann in Moskau nieder, wurde<br />
unter einem Vorwand verhaftet, als<br />
Künstler stillgestellt, so dass er als<br />
Pianist arbeitete und wie sein Lehrer<br />
Filmmusiken komponieren musste.<br />
Selbst wenn die Musik des zurückhaltenden<br />
WeinberginTauwetterperioden<br />
in den Westen gelangt wäre,<br />
hätte man ihn hier wie Schostakowitsch<br />
als weitgehend tonalen Anachronisten<br />
abgetan.<br />
Vermutlich mache ich mich derselben<br />
blasierten Arroganz und<br />
Ignoranz schuldig, wenn ich Weinbergmeine<br />
Aufmerksamkeit verweigere.<br />
Ich habe selbstverständlich<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (& 883 85 51) Der Junge muss<br />
an die frische Luft 14.30; Maria Stuart,Königin von<br />
Schottland 16.45; Royal Opera House London: La<br />
Traviata 19.45<br />
Cinema Paris (& 881 31 19)Womit haben wir das<br />
verdient? 15.30, 20.30; Das letzte Mahl 18.00<br />
Delphi Filmpalast (& 312 1026) The Favourite<br />
14.30; Royal Opera House London: La Traviata<br />
19.45<br />
DelphiLUX (& 322 93 10 40)BeautifulBoy (OmU)<br />
14.30, 18.20, 21.20; Fahrenheit 11/9 (OmU)<br />
15.15, 21.00; The Favourite 18.00, 20.45; Capernaum<br />
15.15,20.30; Yuli (OmU) 18.00; Der Junge<br />
muss andie frische Luft 15.40; Colette 15.30,<br />
18.00, 20.30; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />
(OmU) 16.00; Maria Stuart, Königin von Schottland<br />
(OmU) 17.30, 20.15; RBG (OmU) 14.00; Ben is<br />
Back (OmU) 16.20;Astrid 19.00; Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 21.30<br />
Filmkunst 66 (& 882 17 53) Das letzte Mahl<br />
17.30; Die Frau des Nobelpreisträgers (OmU)<br />
20.15; Die Frau des Nobelpreisträgers 17.45; Ben<br />
is Back 20.00<br />
Kant Kino (& 319 9866) Beautiful Boy 15.00,<br />
17.45,20.30; Maria Stuart, Königin von Schottland<br />
15.00, 17.45, 20.30; Die Schneiderin der Träume<br />
16.00; Der Vorname 18.40; 25 km/h 20.50; Die<br />
Frau des Nobelpreisträgers 15.20, 17.40, 20.00;<br />
Yuli 15.20, 17.50, 20.20<br />
Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) Bohemian Rhapsody<br />
17.10; Glass 20.10, 23.15; Der Junge muss<br />
an die frische Luft 15.00, 20.15; Ralph reichts 2<br />
17.30; Creed 222.45; Ralph reichts 2: Chaos im<br />
Netz 15.00, 23.00; Der Junge muss andie frische<br />
Luft 17.35; Bohemian Rhapsody 20.00; AStar Is<br />
Born 14.20; Glass 17.30; Creed 220.30; Phantastische<br />
Tierwesen II 14.40; Creed 217.40; 3D:<br />
Aquaman 20.45; 100 Dinge 14.40; Robin Hood<br />
17.20, 22.30; Ben is Back 20.00; Glass 14.10;<br />
Aquaman17.15; Ralph reichts 220.20;Kalte Füße<br />
23.00<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Westwood:<br />
Punk. Ikone.Aktivistin. (OmU) 11.00; 3D: Aquaman<br />
12.20; Drei Gesichter (OmU) 14.45; #Female Pleasure<br />
(OmU) 16.30; Fahrenheit 11/9 (OmU) 18.15;<br />
Shoplifters:Familienbande –Manbikikazoku(OmU)<br />
20.30; Suspiria (OmU) 22.30; The Last Movie<br />
(OmU) 11.00, 16.00; Reise nach Jerusalem 12.40;<br />
Hamburger Gitter –Der G20-Gipfel als „Schaufenster<br />
moderner Polizeiarbeit“ 14.40;<br />
Colette 17.45; Die Frau des Nobelpreisträgers –<br />
TheWife (OmU) 19.40; Bohemian Rhapsody (OmU)<br />
21.20; Der Vorname 12.40; Genesis 2.0 (OmU)<br />
14.15;3D: Spider-Man: ANew Universe 16.15; Der<br />
Junge muss andie frische Luft 20.15; The House<br />
That Jack Built (OmU) 22.00<br />
Intimes (& 29 77 76 40) Ben is Back 16.45; Der<br />
Junge muss an die frische Luft 19.00; Der Spitzenkandidat–TheFrontRunner<br />
(OmU) 21.15; DerHimmel<br />
über Berlin (DFmenglU) 23.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (& 426 8129) Drei Gesichter<br />
–Serokh (OmU) 16.00; Astrid (OmU) 18.00;<br />
Cold War: Der Breitengrad der Liebe –Zimna wojna<br />
(OmU) 20.15; Widows –Tödliche Witwen (OmU)<br />
22.00;RBG –Ein Lebenfür dieGerechtigkeit(OmU)<br />
16.00; Genesis 2.0 (OmU) 18.00; Familie Brasch<br />
20.15; Männerfreundschaften 22.15<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Mary Poppins‘<br />
Rückkehr 13.45, 17.00; Ralph reichts 2: Chaos<br />
im Netz 14.00, 16.50, 20.15, 23.15; Immenhof<br />
– Das Abenteuer eines Sommers 14.00; Glass<br />
14.00,17.00,17.30,19.30,20.00,22.00,23.00;<br />
Spider-Man: ANew Universe 14.10; Die unglaublichen<br />
Abenteuer von Bella 14.10, 17.30; Bohemian<br />
Rhapsody (OF) 14.10; Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 14.15; Der Junge muss<br />
an die frische Luft 14.15, 17.15, 20.15; 3D: Ralph<br />
reichts 2: Chaos im Netz 14.30, 16.45, 19.45,<br />
22.45; Manhattan Queen 14.30, 17.15, 20.15;<br />
Kalte Füße 14.30; Aquaman 15.00; Creed 2 –<br />
Rocky‘s Legacy 16.30, 19.30, 23.00; Bohemian<br />
Rhapsody 16.30, 19.45; The Favourite –Intrigen<br />
und Irrsinn 16.45, 19.45; 3D: Aquaman 16.50,<br />
20.30; Robin Hood 17.10, 20.00, 23.15; Ralph<br />
reichts 2: ChaosimNetz –RalphBreaks theInternet<br />
(OF) 19.00; Preview: Plötzlich Familie 20.00; Ben<br />
is Back 20.30; Glass (OF) 22.30; Polaroid 23.20<br />
Zukunft (& 01 76/57861079) #Female Pleasure<br />
(OmU) 18.00; Fahrenheit 11/9 (OmU) 20.00; 25<br />
km/h 22.30; Raus 18.00; Hotel Auschwitz 20.00;<br />
Killing God: Liebe Deinen Nächsten –Matar adios<br />
(OmU) 21.30<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (& 04 51/703 02 00) Ralph reichts 2:<br />
Chaos im Netz 13.45, 16.45, 20.15; Der kleine<br />
Drache Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 13.50;<br />
Immenhof –Das Abenteuer eines Sommers 14.10,<br />
16.30; 3D: Ralph reichts 2: Chaos im Netz 14.15,<br />
17.15; Der Junge muss an die frische Luft 14.20,<br />
17.15, 20.00; Glass 17.00, 19.30; Creed 2 –<br />
Rocky‘s Legacy 17.00, 20.00; Manhattan Queen<br />
17.15; 3D: Aquaman 19.30; 100 Dinge 20.00;<br />
Kalte Füße 20.15<br />
Kino Kiste (& 998 74 81)Adam und Evelyn 14.00;<br />
Der kleine Drache Kokosnuss –Auf inden Dschungel!<br />
16.00; Colette 17.55; Shoplifters: Familienbande<br />
20.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (& 038 71/211 4109) Mary Poppins‘<br />
Rückkehr 14.20; Die unglaublichen Abenteuer<br />
von Bella 14.30, 17.10; Manhattan Queen 14.40,<br />
19.45; Immenhof –Das Abenteuer eines Sommers<br />
14.40, 17.15; Der Junge muss an die frische Luft<br />
14.45, 17.15; Spider-Man: ANew Universe 14.50;<br />
Kalte Füße 14.50; Tabaluga –Der Film 15.00; Ralph<br />
reichts 2: Chaos im Netz 15.00, 17.20, 19.30;<br />
3D: Aquaman 16.40; Bohemian Rhapsody 16.50;<br />
Glass 17.20, 20.00; Creed 2 – Rocky‘s Legacy<br />
17.30,19.50; MyBig Crazy ItalianWedding 17.45;<br />
Preview: Plötzlich Familie 19.50; Aquaman 19.50;<br />
Robin Hood 20.00; Bumblebee 20.15; Das letzte<br />
Mahl 20.20<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (& 61 60 96 93) A The Favourite –Intrigen<br />
und Irrsinn (OmU) 17.00, 19.45, 22.30; B<br />
Bohemian Rhapsody (OmU) 16.15, 21.30; Colette<br />
(OmU) 19.00<br />
fsk amOranienplatz (& 614 2464) Shoplifters:<br />
Familienbande – Manbiki kazoku (OmU) 17.45,<br />
20.15; Capernaum –Stadt der Hoffnung (OmU)<br />
18.00, 20.30<br />
Moviemento (& 692 4785) Deine Schönheit ist<br />
nichts wert 10.00; The Favourite –Intrigen und Irrsinn<br />
(OmU) 16.00,18.30, 21.00, 23.30; JimKnopf<br />
undLukasder Lokomotivführer 10.15;The Favourite<br />
–Intrigen und Irrsinn (OmU) 13.00; #Female Pleasure<br />
(OmU) 15.30; Adam und Evelyn 18.00; Yuli<br />
(OmU) 20.15,22.45; Der kleine Drache Kokosnuss<br />
–Auf in den Dschungel! 15.45; Raus 17.45; Womit<br />
haben wir das verdient? 20.00; Climax (OmU)<br />
22.15<br />
Sputnik (& 694 1147) Leon und die magischen<br />
Worte 15.00; RBG –Ein Leben für die Gerechtigkeit<br />
(OmU) 17.00; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />
18.45; Gegen den Strom –Kona fer istrio (OmU)<br />
20.30; Postcards From London (OmU) 22.15; Der<br />
Klang der Stimme 15.00; #Female Pleasure (OmU)<br />
17.00; Astrid (OmU) 19.00; Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 21.15; Kinobar im Sputnik Matangi /Maya<br />
/M.I.A. (OmU) 21.30<br />
Yorck (& 78 91 32 40)The Favourite –Intrigen und<br />
Irrsinn 15.30, 17.15, 20.00; New Der Junge muss<br />
an die frische Luft 15.00,18.10; Shoplifters: Familienbande<br />
20.30<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (& 538 9590) 3D: Ralph reichts<br />
214.30, 17.15; Mary Poppins‘ Rückkehr 14.30;<br />
Ralph reichts 215.00, 17.45, 20.30; Immenhof<br />
15.00, 17.30; Der Junge muss andie frische Luft<br />
15.30, 17.45, 20.15; Glass 17.30, 20.00; 100<br />
Dinge 20.00; Manhattan Queen 20.30<br />
Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Die Frau<br />
des Nobelpreisträgers 10.00, 17.30; Capernaum<br />
10.15, 20.15; Colette 13.00; Womit haben wir das<br />
verdient? 14.00; Maria Stuart, Königin von Schottland<br />
14.30, 17.30; Der Junge muss an die frische<br />
Luft 15.15; 3D: Aquaman 16.30; Royal Opera<br />
House London: La Traviata 19.45<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60) Ralph<br />
reichts 2: Chaos im Netz 14.00, 17.00, 20.00;<br />
Mary Poppins‘ Rückkehr 14.00; Der Junge muss an<br />
die frische Luft 14.00, 17.30, 20.00; 3D: Ralph<br />
reichts 2: Chaos im Netz 14.15, 17.00; Kalte Füße<br />
14.20; Immenhof 14.30; Die unglaublichen Abenteuer<br />
von Bella 14.30, 17.15; Der Grinch 14.30;<br />
Aquaman 16.30; Glass 16.45, 19.45; Bohemian<br />
Rhapsody 16.45; Creed 2 17.00, 19.50; Royal<br />
Opera House London: La Traviata 19.45; Preview:<br />
Plötzlich Familie 20.00; Manhattan Queen 20.15;<br />
3D:Aquaman 20.15<br />
MITTE<br />
Acud (& 44 35 94 98) Leon und die magischen<br />
Worte 17.00; Astrid 18.45; Gegen den Strom<br />
21.00; Die Geheimnisse des Schönen Leo 18.00;<br />
Raus 19.45;Verlorene 21.30<br />
Babylon (& 242 5969) KinderwagenKino: Cold<br />
War: Der Breitengrad der Liebe 11.00; Zum 70.Todestag<br />
vonMahatma Gandhi: Gandhi (OmU)16.30;<br />
Marlene –Berlin: Marlene Dietrich –Her Own Song<br />
(OF) 18.00; Ernst Lubitsch Preis: Ninotschka (m.<br />
Einführung) 19.15; Gegen den Strom –Kona fer i<br />
strio (OmU) 20.00; Marlene –Berlin: Marokko (OF)<br />
20.00; Marlene – Berlin: Schöner Gigolo, armer<br />
Gigolo –Just aGigolo (OF) 21.45; Ernst Lubitsch<br />
Preis: 25km/h (m. Preisverleihung) 22.00; Marlene<br />
–Berlin: Zeugin der Anklage –Witness for the<br />
Prosecution (OmU) 22.00<br />
Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Und<br />
dann der Regen –Tambien la lluvia (OmU) 10.30;<br />
Der Junge muss andie frische Luft 13.00, 19.00;<br />
Der kleine Drache Kokosnuss –Auf in den Dschungel!<br />
15.00; RBG(OmU)16.45; AStarIsBorn(OmU)<br />
21.15; Der Spitzenkandidat (OmU) 14.00; Womit<br />
haben wir das verdient? 16.15, 18.30, 20.45<br />
CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) Der kleine<br />
Drache Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 11.00;<br />
Der Junge muss andie frische Luft 11.00, 14.30,<br />
17.15, 20.20; 3D: Ralph reichts 2: Chaos im Netz<br />
11.10,14.10, 17.00; Die unglaublichen Abenteuer<br />
von Bella 11.20, 14.40, 16.40; PhantastischeTierwesen:Grindelwalds<br />
Verbrechen11.30; Bumblebee<br />
11.40; Immenhof –Das Abenteuer eines Sommers<br />
11.45, 14.50; Ralph reichts 2: Chaos im Netz<br />
11.50,14.40, 17.30, 19.40, 23.00; Mary Poppins‘<br />
Rückkehr 13.20; Kalte Füße 13.40; Manhattan<br />
Queen 14.00, 17.30, 19.50; Creed 2–Rocky‘s<br />
Legacy 16.15,20.00, 22.40; 3D: Aquaman 16.20,<br />
19.30, 22.30; Glass 17.15, 20.20, 22.50; 3D:<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
19.20; Robin Hood 20.15, 23.15; Polaroid 20.30,<br />
23.15;3D: Spider-Man: ANew Universe 22.45; 3D:<br />
Mortal Engines –Krieg der Städte 23.00<br />
Hackesche Höfe (& 283 46 03) Drei Gesichter –<br />
Se rokh (OmU) 14.30; Maria Stuart, Königin von<br />
Schottland –Mary Queen of Scots (OmU) 16.45,<br />
19.30,22.00; Berlin Babylon(Omdt+englU)15.00;<br />
The Favourite –Intrigen und Irrsinn (OmU) 17.15,<br />
19.45, 22.15; Fahrenheit 11/9 (OmU) 17.00;<br />
Colette(OmU) 19.45;Cold War: DerBreitengrad der<br />
Liebe –Zimna wojna (OmU) 22.15; Die Frau des<br />
Nobelpreisträgers –The Wife (OmU) 14.30; Adam<br />
und Evelyn 16.45, 19.00; Shoplifters: Familienbande<br />
–Manbiki kazoku (OmU) 21.15; Yuli (OmU)<br />
14.30, 19.45; Capernaum –Stadt der Hoffnung –<br />
Capharnaüm (OmU) 17.00; Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 22.00<br />
International (& 24 75 60 11) Der Junge muss an<br />
die frische Luft 14.00; The Favourite –Intrigen und<br />
Irrsinn (OmU) 16.15, 19.00, 21.45<br />
Zeughauskino (& 20 30 47 70) Die Brüder Karamasow<br />
–The Brothers Karamazov (OF) 19.45<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />
Ralph reichts 2: Chaos im Netz 14.00, 16.55,<br />
19.40; Spider-Man: ANew Universe 14.10, 17.20;<br />
Night School 14.15; Tabaluga –Der Film 14.20;<br />
Immenhof –Das Abenteuer eines Sommers 14.25;<br />
Der kleine Drache Kokosnuss –Auf inden Dschungel!<br />
14.30; Der Grinch 14.30, 17.00; Der Trafikant<br />
15.00; Müslüm (OmU) 16.40, 20.00; Ralph reichts<br />
2: Chaos im Netz –Ralph Breaks the Internet (OF)<br />
16.45; 3D: Ralph reichts 2: Chaos im Netz 16.50;<br />
Glass 16.55, 20.00; Creed 2 – Rocky‘s Legacy<br />
17.00, 19.50; Womit haben wir das verdient?<br />
17.50, 20.10; Aquaman 19.30; Aquaman (OF)<br />
19.45; Manhattan Queen 20.05; Polaroid 20.20<br />
IL KINO (& 91 70 29 19) Loro –Die Verführten<br />
(OmenglU) 10.00; Cold War: Der Breitengrad der<br />
Liebe –Zimna wojna (OmenglU) 12.45; Cold War:<br />
Der Breitengrad der Liebe –Zimna wojna (OmU)<br />
14.20; Adam und Evelyn (OmenglU) 16.00; Shoplifters:<br />
Familienbande – Manbiki kazoku (OmU)<br />
17.45; Shorts Attack! (OmenglU) 20.00; Capernaum<br />
–Stadt der Hoffnung (OmU) 21.50<br />
Neues Off (& 62 70 95 50) Yuli (OmU) 16.30,<br />
21.00; Das letzte Mahl 19.00<br />
Passage (& 68 23 70 18) The Favourite –Intrigen<br />
und Irrsinn (OmU)15.00,17.45, 20.30;Capernaum<br />
–Stadt der Hoffnung 14.50, 17.40, 20.30; Womit<br />
haben wir das verdient? 16.30, 18.40, 20.50; Gegen<br />
den Strom 16.20; Anderswo. Allein in Afrika<br />
18.40; BlacKkKlansman (OmU) 21.00<br />
Rollberg (& 62 70 46 45) The Favourite –Intrigen<br />
und Irrsinn (OF) 18.15, 21.00, 22.30; Fahrenheit<br />
11/9 (OmU) 17.40, 20.30; Beautiful Boy (OmU)<br />
17.10, 19.50, 22.15; Maria Stuart, Königin von<br />
Schottland –Mary Queen of Scots (OmU) 16.45,<br />
19.30; Die Frau des Nobelpreisträgers –The Wife<br />
(OmU) 16.40; Glass (OmU) 19.00, 21.50<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />
Aquaman 14.00, 16.50; Ralph reichts 2: Chaos<br />
im Netz 14.15, 17.10, 20.20; Der Grinch 14.25;<br />
Der Junge muss an die frische Luft 14.30, 17.30,<br />
20.30; Mary Poppins‘ Rückkehr 14.45; Immenhof –<br />
Das Abenteuereines Sommers 15.00, 17.00; Glass<br />
17.20, 19.50; Robin Hood 17.45; Royal Opera<br />
House London: La Traviata 19.45; Preview: Plötzlich<br />
Familie 20.00; 100 Dinge 20.10<br />
Wolf (& 921 03 93 33) Shoplifters: Familienbande<br />
–Manbiki kazoku (OmU) 12.00, 21.00; Cold War:<br />
DerBreitengrad der Liebe –Zimna wojna (OmenglU)<br />
12.10, 19.10; The Last Movie (OmU) 14.10; Rey<br />
(OmU) 14.20; Roma (OmU) 16.20; Mo &Friese<br />
unterwegs (mit Freunden) 16.30; Mo &Friese entdecken<br />
die Welt 17.30; Climax (OmenglU) 19.00;<br />
Roma (OmenglU) 21.10<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Immenhof<br />
–Das Abenteuer eines Sommers 14.00; Der kleine<br />
Drache Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 14.00;<br />
Womit haben wir das verdient? 15.45, 20.30; Die<br />
Frau des Nobelpreisträgers 16.20, 18.40; Der Junge<br />
muss an die frischeLuft 18.00;BohemianRhapsody<br />
21.00
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 30. Januar 2019 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
Ratibortheater (& 618 61 99)<br />
20.30: Ick &Berlin (Die Gorillas)<br />
Scheinbar Varieté (& 784 55 39)<br />
20.00: Open StageVarieté (Jundula Deubel, Mod.)<br />
Schlot (& 448 21 60)<br />
20.00: Berlin in einem Zug(Gastgeber Lars Redlich,<br />
Sidekick Tino Andrea Honegger und Gäste)<br />
StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />
18.30: Tanz der Vampire –Das Musical<br />
Theater im Palais (& 201 06 93)<br />
19.30: HintermOfen sitzt ne Maus<br />
Wintergarten Varieté (& 58 84 33)<br />
20.00: Staunen –Circus of Stars<br />
Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />
20.00: Die große Schlägerparade d’Erfolgsmusik<br />
(Vocal Recall)<br />
Charlottchen (& 324 47 17)<br />
10.30, 16.00: Der kleineAngsthase, Scuraluna<br />
Schattenbühne (ab 3bis 6J.)<br />
Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />
10.00: Anton macht’sklar (ab 8J.)<br />
Grips Podewil (& 39 74 74 77)<br />
10.00: Magdeburg hieß früher Madagaskar (ab 6J.)<br />
Puppentheater Felicio (& 44 67 35 30)<br />
16.30: Kasper hilft Robin Hood (ab 5J.)<br />
Puppentheater Prenzlkasper (& 21 79 10 60)<br />
10.00: Frau Holle, Ulrich Müller-Hönow<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Bibliothek am Luisenbad (& 901 84 56 10)<br />
20.00 Puttensaal:„Berlin“-Trilogie, Jason Lutes<br />
Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />
20.00: Literatur LIVE: Lucky &Fred –Die Gala, Lukas<br />
Heinser &Friedrich Küppersbusch, Premiere<br />
Weinberg ist besser als Schostakowitsch?<br />
Das bleibt zu überprüfen.<br />
WWW.WEINBERGSOCIETY.COM<br />
KLASSIK<br />
Danish StringQuartet 30.1., 19.30Uhr,<br />
Pierre-Boulez-Saal, Französische Str. 33 D<br />
Weinberg 1. und 2.2., 20Uhr,Konzerthaus<br />
am Gendarmenmarkt<br />
Schostakowitsch 2.2., 20 Uhr,3.2.,<br />
20.30 Uhr,Philharmonie, Herbert-von-<br />
Karajan-Str.1<br />
Hagen Quartett 4.2., 20 Uhr,Kammermusiksaal,<br />
Herbert-von-Karajan-Str.1<br />
dies und jenes im Netz angefangen<br />
zu hören, aber ich bin nie lange dabei<br />
geblieben. Nicht, weil es mir<br />
nicht gefallen oder ich es schlecht<br />
gefunden hätte, aber es kam mir vor<br />
wie ein ins Lyrische gewendeter<br />
Schostakowitsch, kurz: Es fehlte mir<br />
Originalität. Kann sein, dass das ein<br />
flaches Urteil ist und den Gehalt dieser<br />
Musik mit Füßen tritt. Ich werde<br />
wohl hingehen müssen.<br />
Interessantist, dass manWeinberg<br />
am Sonnabend mit Schostakowitsch<br />
vergleichen kann. Das Konzerthausorchester<br />
hat dessen 13. Symphonie<br />
gerade erst gespielt, jetzt spielt das<br />
Deutsche Symphonie-Orchester unter<br />
Leitung vonIngo Metzmacher.Die<br />
13. mit Bass und Männerchor auf<br />
Texte von Jewgeni Jewtuschenko ist<br />
eine der wichtigsten Symphonien,<br />
weil Komponist und Dichter die historische<br />
Gelegenheit zur Kritik am<br />
Sowjetregime in der Chruschtschow-<br />
Äranutzte –auch wenn ihn der Staat<br />
nach der Uraufführung zu Textänderungen<br />
zwang, feierte Schostakowitsch<br />
jährlich die erste Aufführung<br />
als persönlichen Triumph.<br />
Verlassen wir die orchestrale Sowjetskaja<br />
Musika nachWesten in Richtung<br />
Streichquartett. Das immer<br />
empfehlenswerte Hagen Quartett<br />
spielt nach Haydns A-Dur-Quartett<br />
aus op. 55und einem frühen Quartett<br />
von Schubert inB-Dur den dritten<br />
und letzten Gattungsbeitrag von<br />
Robert Schumann in A-Dur. Die<br />
Schumann-Quartette, lange Zeit<br />
eher randständiges Repertoire, werden<br />
von den Ensembles gerade<br />
gründlich geprüft und viel aufgenommen<br />
–mal sehen, ob sie sich<br />
über die momentane Konjunktur-<br />
Phase hinaus halten.<br />
Das Danish String Quartet spielt<br />
heute ebenfalls Haydn, das Quartett<br />
in C-Dur aus op. 20, daneben aber<br />
auch die „10 Préludes“, die ihr Landsmann<br />
Hans Abrahamsen 1973 als 21-<br />
Jähriger schrieb. Damals rechnete<br />
man diese Musik zur„Neuen Einfachheit“,<br />
aber imVergleich mit den ungestalten<br />
Wuchtklötzen, mit denen der<br />
ebenso gelabelte Wolfgang Rihm<br />
gleichzeitig hervortrat, schrieb der Ligeti-Schüler<br />
Abrahamsen sehr genau<br />
gezirkelte und ausgehörte Miniaturen,<br />
die den tonalen Anklang nicht<br />
scheuen, aber vor allem einer ungeheuren<br />
Freiheit der Formulierung<br />
unddes Ausdrucks verpflichtet sind.<br />
Avantgarde<br />
Unter<br />
der<br />
Maske<br />
Als voreinigen Monaten der<br />
britische Musiker Hardy<br />
Fox den Folgen eines Hirntumors<br />
erlag, wurde man bei der<br />
Lektüreder Nachrufe den Eindruck<br />
nicht los, dass es sich<br />
dabei auch um Abgesänge auf<br />
die Band The Residents handelte.<br />
Fox galt als das einzige<br />
namentlich bekannte Mitglied<br />
der experimentellen Gruppe,<br />
die seit 1969 mit avantgardistischen<br />
Kompositionen und<br />
skurrilen Bühnenauftritten<br />
reüssierte. Fox war Produzent<br />
der anonymen Gruppe und<br />
auch ihr Komponist, aber seit<br />
2015 kein aktives Mitglied der<br />
Residents mehr.Inden bald 50<br />
Jahren ihres Bestehens haben<br />
sie mehr als 60 Alben produziert,<br />
mit legendären Coverversionen<br />
von den Beatles,<br />
den Rolling Stones und Elvis<br />
Presley, die sie bisweilen bis<br />
zur Unkenntlichkeit entfremdet<br />
haben. Die Residents aber<br />
leben noch –heute im Columbia<br />
Theater. HarryNutt<br />
TheResidents ColumbiaTheater,20Uhr,<br />
Columbiadamm 9–11, T.:69817584<br />
KLASSIK<br />
Estrel Festival Center (& 68 31 68 31)<br />
20.30: The Beatles go Philharmonic –Beatles-Musical<br />
„all youneed is love!“ mit Sinfonieorchester der<br />
Musikschule Paul Hindemith Neukölln<br />
Hochschule für Musik HannsEisler<br />
(& 203 09 21 01) 19.00 Studiosaal: Vortragsabend<br />
Gesangklasse Prof.Ewa Wolak<br />
Hochschule für Musik Hanns Eisler im Neuen<br />
Marstall (& 203 09 21 01) 19.00 Krönungskutschen-Saal:<br />
Vortragsabend Klavierklasse Prof.<br />
Stefan Arnold<br />
19.00 Galakutschen-Saal II: Vortragsabend Violoncelloklasse<br />
Prof. Claudius Popp<br />
Kammersaal Friedenau (& 859 19 25)<br />
19.30: Vortragsabend Barockoboe und -fagott,<br />
Klassen Xenia Loeffler und Christian Beuse<br />
Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />
14.00 Kl. Saal: Sayako Kusaka (Violine), mit Klavier,<br />
Espresso-Konzert<br />
Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />
19.00: Einführung (<strong>Berliner</strong> Philharmoniker)<br />
20.00: <strong>Berliner</strong> Philharmoniker,Rundfunkchor Berlin,<br />
Ltg.Marek Janowski, Anton Bruckner:Messe Nr.2<br />
e-Moll; Symphonie Nr.6A-Dur<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal<br />
(& 254 88 -1 32) 20.00: Deutsches Kammerorchester<br />
Berlin, Ltg.Gabriel Adorján (Violine), Sebastian<br />
Manz (Klarinette), Felix Mendelssohn Bartholdy:<br />
Streichersymphonie Nr.12g-Moll; Carl Philipp<br />
Stamitz: Konzertfür Klarinette und Orchester Nr.11<br />
Es-Dur;Wolfgang Amadeus Mozart: Divertimento<br />
F-Dur „Salzburger Symphonie“; CarlMaria vonWeber:<br />
Klarinettenquintett B-Dur op. 34<br />
Piano Salon Christophori (Uferstr.8)<br />
20.00: Sahun Hong (Klavier), Beethoven: Sonate<br />
F-Dur op. 10/2; Kirchner:Interlude II; Ravel: Sonatine<br />
fis-Moll; Copland: Piano variations; Beethoven:<br />
Eroica-Variationen op. 35<br />
Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />
19.30: TheDanish String Quartet, Hans Abrahamsen:<br />
10 Preludes –Streichquartett Nr.1;Joseph Haydn:<br />
Streichquartett C-Dur;skandinavische Volkslieder<br />
UdK Bundesallee 1-12 (& 318 50)<br />
19.30 Carl-Flesch-Saal: Vortragsabend Violinklasse<br />
Peter Rainer<br />
UdK Kammersaal (& 318 50)<br />
19.30: Vortragsabend Klavierklasse Prof. Gottlieb<br />
Wallisch<br />
KINDER<br />
Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />
10.00 Studio: Die drei Räuber (ab 5J.)<br />
10.30: Ben liebt Anna (ab 8J.)<br />
Berlinische Galerie (& 78 90 26 00)<br />
15.00: Offenes Atelier (ab 6J.)<br />
BKA (& 202 20 07)<br />
11.00: Angstmän, Platypus Theater,English Theater<br />
(ab 8J.)<br />
KONZERT<br />
A-Trane (& 313 25 50)<br />
21.00: Little Shop of Jazz<br />
Auster Club (& 611 33 02)<br />
20.00: Caamp<br />
b-flat (& 283 31 23)<br />
21.00: Robin’sNest Jam Session<br />
Badenscher Hof Jazzclub (& 861 00 80)<br />
21.00: Will Jacbos Blues Band, Blue Wednesday<br />
Show<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
20.30: RoyalCanoe<br />
BKA (& 202 20 07)<br />
20.00: Besetzungscouch, Kaiser &Plain<br />
Café Lyrik (& 44 31 71 91)<br />
19.30: AKind of Klezmer Trio<br />
Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />
20.00: The Residents<br />
Donau115 (Donaustr.115)<br />
20.00: SK#2 –OnlyaVisitor/Laure Boer<br />
HAU1(&25 90 04 27)<br />
19.00: CTM2019 –Persistence: Maria WHorn, Colin<br />
Self „Siblings“<br />
HAU2(&25 90 04 27)<br />
19.30: CTM2019 –Persistence: Aurélie Nyirabikali<br />
Lierman „Sogokuru“, Pedro Oliveira „A Series of Gaps<br />
Rather Than aSeries“<br />
Huxleys Neue Welt (& 301 06 80 88)<br />
20.00: Jeremy Loops, James Hersey<br />
Kleine Weltlaterne (& 892 65 85)<br />
21.00: Otto Hamborgs Viertakter<br />
Maze (& 55 51 84 54)<br />
20.00: Little Monster Band<br />
Monarch (Skalitzer Str.134)<br />
20.00: Ian Sweet<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
21.00: Knasterbart, Abschaumparty<br />
Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />
20.00: Orania.Piano Series: Manuel Haitz<br />
PrivatClub (& 61 67 59 62)<br />
20.00: TheTeskey Brothers<br />
Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />
21.00: Jovi’sMainstream Session–Rock &Pop<br />
UdK Lietzenburger Straße (Lietzenburger Str.45)<br />
19.00: Kompositionskurs „Singer-Songwriter“ Prof.<br />
Julia Hülsmann<br />
Wild At Heart (& 611 70 10)<br />
21.00: First’n’Stripes, Wild Wednesday<br />
Yorckschlösschen (& 215 80 70)<br />
21.00: Jaksch’sMontana Woogie Express<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />
21.00: Clärchen swingt,Evan&Friends<br />
Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />
19.00: El Ocaso –TangoArgentino<br />
Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />
20.30Roter Salon: Tangonacht<br />
KINO<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) The Favourite<br />
15.00, 17.45, 20.30; Womit haben wir das<br />
verdient? 15.30, 17.45, 20.00; Maria Stuart, Königin<br />
von Schottland 14.30, 17.15; Maria Stuart,<br />
Königin von Schottland (OmU) 20.00; Die Frau des<br />
Nobelpreisträgers 15.40; Capernaum 18.00; Fahrenheit<br />
11/9 (OmU) 20.40; Beautiful Boy 15.20,<br />
20.30;Yuli 18.00<br />
Kino inder Kulturbrauerei (& 04 51/703 0200)<br />
Ralph reichts 214.00, 16.50,20.00,22.45; Maria<br />
Stuart, Königin von Schottland 14.00, 19.50; Die<br />
unglaublichen Abenteuer von Bella 14.00; Astrid<br />
14.00; 25km/h 14.00; Yuli 14.20, 17.00; Immenhof<br />
14.30; Adam und Evelyn 14.30; Die Frau des<br />
Nobelpreisträgers 16.30; Mary Poppins‘ Rückkehr<br />
16.50; Der Junge muss andie frische Luft 16.50,<br />
20.00; The Favourite 17.00, 19.30; Colette 17.00;<br />
Ben is Back 17.30;Womit haben wir das verdient?<br />
19.00; Beautiful Boy 19.30; Capernaum –Stadt<br />
der Hoffnung 19.45; Das letzte Mahl 20.30; Fahrenheit<br />
11/9 21.30; Capernaum –Stadt der Hoffnung<br />
(OmU) 22.15; The Favourite –Intrigen und<br />
Irrsinn (OmU) 22.30; Beautiful Boy (OmU) 22.30;<br />
Shoplifters:Familienbande –Manbikikazoku(OmU)<br />
22.45; Yuli (OmU) 22.50<br />
Krokodil (& 44 04 92 98) Genesis 2.0 (OmU)<br />
18.00; Adam und Evelyn 20.00; Hotel Auschwitz<br />
(teilw.OmU) 21.45<br />
Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Genesis 2.0<br />
(OmU) 17.00; Rue de Blamage (OmU) 19.00; Das<br />
Gegenteil von Grau 20.30; Cold War: Der Breitengrad<br />
der Liebe –Zimna wojna (OmU) 22.30<br />
UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) Ralph<br />
reichts 2:Chaos im Netz 14.15, 17.00, 19.45,<br />
22.30; Kalte Füße 14.15; Mary Poppins‘ Rückkehr<br />
14.20; Der Junge muss an die frische Luft 14.20,<br />
17.10,20.05; Bumblebee 14.20;Aquaman 14.20,<br />
16.50; 3D: Ralph reichts 2: Chaos imNetz 14.25,<br />
16.40; Der kleine Drache Kokosnuss –Auf in den<br />
Dschungel! 14.25; Immenhof –Das Abenteuer eines<br />
Sommers 14.35; Die unglaublichen Abenteuer<br />
von Bella 14.50, 17.15; Creed 2–Rocky‘s Legacy<br />
16.40, 19.45, 22.40; Glass 17.00, 19.50, 22.30;<br />
3D: Spider-Man: A New Universe 17.05; Robin<br />
Hood 17.20; Manhattan Queen 17.35, 20.10; 3D:<br />
Aquaman 19.40; 100 Dinge 19.40; Royal Opera<br />
House London: LaTraviata 19.45; Maria Stuart,<br />
Königin von Schottland 19.55; Preview: Plötzlich<br />
Familie 20.00; Widows –Tödliche Witwen 22.45;<br />
PhantastischeTierwesen II22.45; Bohemian Rhapsody22.45;<br />
Polaroid 22.50; 3D: Bumblebee 22.55<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) 3D: Spider-<br />
Man: A New Universe 13.40; Immenhof – Das Abenteuer<br />
eines Sommers 13.45, 17.10; Ralph reichts<br />
2: Chaos im Netz 13.50, 16.45, 19.50; Mary Poppins‘<br />
Rückkehr 13.50; Manhattan Queen 13.55,<br />
20.20; 3D: Aquaman 14.00, 20.00; Der Junge<br />
muss an die frische Luft 14.15, 16.40, 19.20; Die<br />
unglaublichen Abenteuer von Bella 14.30, 17.15;<br />
3D: Ralph reichts 2: Chaos im Netz 14.40, 17.30;<br />
Maria Stuart, Königin von Schottland 16.30; Glass<br />
16.45, 19.40; Creed 2–Rocky‘s Legacy 17.00,<br />
20.10; Kalte Füße 17.20; 100 Dinge 19.30; Robin<br />
Hood 19.50; Bohemian Rhapsody 20.00<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />
Womit haben wir das verdient? 15.00, 20.45; Bohemian<br />
Rhapsody 17.30<br />
Cosima (& 85 07 58 02) Der Junge muss an die<br />
frische Luft 18.00; Bohemian Rhapsody 20.15<br />
Odeon (& 78 70 40 19) The Favourite –Intrigen<br />
und Irrsinn (OmU) 15.00,17.45, 20.30<br />
Xenon (& 78 00 15 30)Ben is Back (OmU) 18.00;<br />
Yuli (OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 6081) Das<br />
letzte Mahl 14.15, 18.15; Cold War: Der Breitengrad<br />
der Liebe 16.15;Astrid 20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (& 01 80/505 07 11) Der Junge muss an<br />
die frische Luft 15.00,17.40; Preview: Green Book<br />
–Eine besondere Freundschaft 20.15<br />
Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />
Spider-Man: ANew Universe 10.00, 12.25; Ralph<br />
reichts 2: Chaos im Netz 10.00, 12.00, 14.05,<br />
14.30, 17.15, 20.10, 23.00; Immenhof – Das<br />
Abenteuer eines Sommers 10.00, 12.15, 15.15;<br />
Die unglaublichen Abenteuer von Bella 10.00,<br />
12.10, 14.55, 17.30; Der kleine Drache Kokosnuss<br />
–Auf in den Dschungel! 10.00, 12.10; Der<br />
Nussknacker und die vier Reiche 10.00; Der Grinch<br />
10.00, 12.25, 14.30; Mary Poppins‘ Rückkehr<br />
12.30; 100 Dinge 14.35; Der Trafikant 15.00;<br />
Creed 2–Rocky‘s Legacy 16.45, 20.00, 23.00;<br />
Aquaman 16.45, 19.55; Maria Stuart, Königin von<br />
Schottland 17.15, 20.05; Glass 17.25, 20.00,<br />
23.00; Kalte Füße 17.40; Royal Opera House London:<br />
La Traviata 19.45; Manhattan Queen 20.20;<br />
3D: Aquaman 22.50; Robin Hood 23.00; AStar Is<br />
Born 23.00<br />
Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Ralph reichts<br />
2: Chaos im Netz 15.45, 18.00, 20.30; Kalte Füße<br />
15.45; Immenhof –Das Abenteuer eines Sommers<br />
15.45; Die unglaublichen Abenteuer von Bella<br />
15.45, 18.00; Glass17.45, 20.30; DerJungemuss<br />
an die frische Luft 18.15,20.30; Aquaman 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (& 26 95 51 00) Michail Kalik: Ivozvrashchaetsya<br />
veter... –And the Wind Returneth (OmU;<br />
m. Vorfilm) 19.30; Magical History Tour: National<br />
Gallery (OmU) 20.00<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />
Ralph reichts 2: Chaos im Netz 12.30, 14.20,<br />
17.30; Der Junge muss an die frische Luft 12.45,<br />
14.00, 16.50, 19.50; The Favourite – Intrigen<br />
und Irrsinn 13.00, 16.00, 19.00; Mary Poppins‘<br />
Rückkehr 13.15; Kalte Füße 13.15; Glass 13.15,<br />
16.50, 20.30, 22.40; Creed 2–Rocky‘s Legacy<br />
13.25, 16.40, 20.10, 23.00; 3D: Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 13.30; Die<br />
unglaublichen Abenteuer von Bella 13.40, 16.20;<br />
3D: Ralph reichts 2: Chaos im Netz 13.45, 16.45,<br />
20.15, 23.10; Spider-Man: ANew Universe 14.00;<br />
Manhattan Queen 14.30, 17.20, 20.10; Immenhof<br />
–Das Abenteuer eines Sommers 14.40, 17.00; 25<br />
km/h 15.45; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 16.00, 20.00; Bohemian Rhapsody<br />
16.10, 20.00, 22.20; Beautiful Boy 16.15,<br />
19.20, 22.40; Maria Stuart, Königin von Schottland<br />
16.20, 19.15; Der Vorname 16.30; Aquaman<br />
16.40; Robin Hood 17.00, 19.40, 22.45; Die Frau<br />
des Nobelpreisträgers 17.30, 19.30; Womit haben<br />
wir das verdient? 18.40,23.00; Capernaum–Stadt<br />
der Hoffnung 19.10; AStar IsBorn 19.20; Royal<br />
Opera House London: La Traviata 19.45; 100 Dinge<br />
20.10; 3D: Aquaman 20.30; Polaroid 21.15,<br />
23.15; Mortal Engines –Krieg derStädte22.15; Widows<br />
–Tödliche Witwen 22.20; Bumblebee 22.30;<br />
Night School 22.40<br />
CineStar im Sony Center (& 04 51/703 02 00)<br />
Ralph reichts 2: Chaos im Netz –Ralph Breaks the<br />
Internet (OF) 13.30, 16.20, 19.20, 22.20; Mary<br />
Poppins‘ Rückkehr –Mary Poppins Returns (OF)<br />
13.30; Colette (OF) 13.30; AStar Is Born (OF)<br />
13.50; 3D: Ralph reichts 2: Chaos im Netz –Ralph<br />
Breaks the Internet (OF) 14.00, 16.50; Maria Stuart,<br />
Königin von Schottland –Mary Queen ofScots<br />
(OF) 14.00, 20.10; Spider-Man: ANew Universe<br />
–Spider-Man: Into The Spider-Verse (OF) 14.15;<br />
Creed 2 – Rocky‘s Legacy (OF) 16.40, 20.00,<br />
23.10; 3D: Aquaman (OF) 16.40, 20.40, 23.15;<br />
Fahrenheit 11/9 (OF) 17.00;<br />
Bohemian Rhapsody(OF) 17.00, 19.50, 23.15; The<br />
Favourite –Intrigen und Irrsinn (OF) 17.15, 20.15;<br />
Glass (OF) 19.45, 23.00; 3D: Spider-Man: ANew<br />
Universe –Spider-Man: Into The Spider-Verse (OF)<br />
20.20,23.15; Robin Hood (OF) 23.15<br />
CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D: Pandas<br />
11.30; Glass 13.00; Glass (OF) 16.15, 19.30,<br />
22.45<br />
Filmrauschpalast (& 394 43 44) Capernaum –<br />
Stadt der Hoffnung (OmU) 17.45; Drei Gesichter<br />
–Serokh (OmU) 20.00; Shoplifters (OmU) 22.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (& 636 16 50)Ralph reichts 210.00, 12.30,<br />
14.00, 16.30; Immenhof –Das Abenteuer eines<br />
Sommers 10.00, 12.15, 15.00; Die unglaublichen<br />
Abenteuer von Bella 10.00, 12.00, 14.00; Der<br />
kleine Drache Kokosnuss –Auf inden Dschungel!<br />
10.00, 12.00; Creed 2–Rocky‘s Legacy 10.00,<br />
12.30, 17.00, 20.00, 22.30; Robin Hood 14.30;<br />
3D: Ralph reichts 2:Chaos im Netz 15.00, 17.30,<br />
20.00, 22.30; Der Junge muss andie frische Luft<br />
16.00, 18.00, 20.15; Glass 17.15, 20.15, 22.30;<br />
Preview: Plötzlich Familie 19.00, 22.00<br />
Casablanca (& 677 5752) Die Frau des Nobelpreisträgers<br />
16.00; Astrid 18.00; Der Junge muss<br />
an die frische Luft 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 0200)<br />
3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
13.50; Ralph reichts 2: Chaos imNetz<br />
14.00,16.45, 20.15; Die unglaublichenAbenteuer<br />
von Bella 14.00, 17.00; Manhattan Queen 14.20,<br />
20.10; Spider-Man: ANew Universe 14.30; 3D:<br />
Ralph reichts 2: Chaos im Netz 14.30, 17.15; Kalte<br />
Füße14.35;Immenhof –Das AbenteuereinesSommers<br />
14.45, 17.20; Der Junge muss andie frische<br />
Luft 14.50, 17.30, 20.15; 3D: Aquaman 16.30,<br />
19.40; 100 Dinge 16.50; Glass 17.10, 20.00;<br />
Creed 2–Rocky‘s Legacy 17.15, 19.50; Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 19.30;<br />
Polaroid 19.35; Bohemian Rhapsody 19.55<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (& 01 80/505 0311) Ralph<br />
reichts 2: Chaos im Netz 14.00, 17.10, 19.40;<br />
Mary Poppins‘ Rückkehr 14.00; Der Junge muss an<br />
die frische Luft 14.10, 20.10; Der Grinch 14.10;<br />
Immenhof –Das Abenteuer eines Sommers 14.20;<br />
Spider-Man: ANew Universe 14.25; Der Trafikant<br />
15.00; Robin Hood 16.30; Creed 2–Rocky‘s Legacy<br />
16.45, 19.50; 3D: Ralph reichts 2: Chaos im<br />
Netz 16.50; Glass 16.50, 20.00; Aquaman 16.50,<br />
19.30; Manhattan Queen 17.00, 20.00; Hedefim<br />
Sensin (OmU) 20.00<br />
City Kino Wedding (& 01 77/270 19 76)Von Muslim<br />
zu Muslim (mit Diskussion und Gästen) 19.00;<br />
Drei Gesichter –Serokh (OmU) 21.15<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (& 471 4001) Nachlass 18.00;<br />
Shoplifters:Familienbande –Manbikikazoku(OmU)<br />
20.00<br />
Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Womit haben wir<br />
das verdient? 13.15, 15.30, 21.00; Käuzchenkuhle<br />
18.00; Yuli 11.30, 20.45;Wunder 14.00; Derkleine<br />
Drache Kokosnuss –Auf inden Dschungel! 16.30;<br />
Adam und Evelyn 18.30<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Das letzte<br />
Mahl 14.00; Gegen den Strom 16.00; Adam und<br />
Evelyn 18.30; Capernaum – Stadt der Hoffnung<br />
20.30<br />
Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Der alte deutscheFilm:Die<br />
Söhne des Herrn Gaspary15.45; Der<br />
Junge muss andie frische Luft 18.00; Die Frau des<br />
Nobelpreisträgers –The Wife (OmU) 20.30<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (& 811 46 78) Der marktgerechte Patient<br />
18.00; Mary Shelley 20.30<br />
Capitol (& 831 6417) Womit haben wir das verdient?<br />
15.45, 20.30; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />
18.00<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 8112) Leto<br />
(OmU) 17.00; Suspiria (OmU) 19.30<br />
Thalia Potsdam (& 03 31/743 7020) Die Frau<br />
des Nobelpreisträgers 13.30, 18.30; Silberstreifen:<br />
Green Book –Eine besondere Freundschaft 14.00;<br />
Yuli 14.30, 20.15; Capernaum –Stadt derHoffnung<br />
14.30; Checker Tobi und das Geheimnis unseres<br />
Planeten (m. Gast) 15.30; Der Junge muss an die<br />
frische Luft16.30,20.45;Womithaben wir das verdient?<br />
17.00, 21.00; Adam und Evelyn 17.00; The<br />
Favourite –Intrigen und Irrsinn 17.45; Newcomers<br />
19.00; Das letzte Mahl 19.00; Beautiful Boy 20.45<br />
UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 72 33)<br />
Ralph reichts 2: Chaos im Netz 13.45, 16.45,<br />
19.45; Aquaman 13.45; Mary Poppins‘ Rückkehr<br />
13.50; Maria Stuart, Königin von Schottland 14.00,<br />
17.00; Der Junge muss an die frische Luft 14.00,<br />
17.00; Immenhof – Das Abenteuer eines Sommers<br />
14.05, 17.00; Die unglaublichen Abenteuer<br />
von Bella 14.10, 16.50; Manhattan Queen 14.20,<br />
17.15,20.15; Glass 16.40, 19.45;<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
16.50; Royal Opera House London: La Traviata<br />
19.45; Bohemian Rhapsody 19.45; Preview: Plötzlich<br />
Familie 20.00; Robin Hood 20.10; 100 Dinge<br />
20.15<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (& 033 22/279 88 77) Der Trafikant<br />
15.00; Der Junge muss andie frische Luft<br />
17.30; Womit haben wir das verdient? 20.00<br />
Capitol Königs Wusterhausen (& 03375/46 97 77)<br />
Die Schneiderin der Träume 17.15; Gegen den<br />
Strom 20.00<br />
CineStar Wildau (& 04 51/703 0200) Mary Poppins‘<br />
Rückkehr 14.20; 3D: Aquaman 14.20,17.00,<br />
19.50; 3D: Ralph reichts 2: Chaos im Netz 14.30,<br />
17.10; 3D: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 14.30; Manhattan Queen 14.40,<br />
20.15; Immenhof –Das Abenteuer eines Sommers<br />
14.40, 17.15; Die unglaublichen Abenteuer von<br />
Bella 14.40,17.05; Tabaluga–DerFilm 14.45;Der<br />
Junge muss an die frische Luft 14.45, 17.15; Ralph<br />
reichts 2: Chaos im Netz 15.00, 17.40, 19.40;<br />
Glass 17.20, 20.20; Creed 2 – Rocky‘s Legacy<br />
17.30,19.50; 100 Dinge 17.35, 20.30; Maria Stuart,<br />
Königin von Schottland 17.45; Das letzte Mahl<br />
20.00; Bohemian Rhapsody 20.00; Robin Hood<br />
20.20; Kalte Füße 20.30<br />
Filmpalast Bernau (& 033 38/70 5454) Immenhof<br />
–Das Abenteuer eines Sommers 15.30; Ralph<br />
reichts 2: Chaos im Netz 15.30, 18.00, 20.30; Der<br />
kleine Drache Kokosnuss –Auf inden Dschungel!<br />
15.45; Glass 17.45, 20.30; Der Junge muss an die<br />
frische Luft 18.00; Bohemian Rhapsody 20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 48 28)<br />
Feuerwehrmann Sam: Plötzlich Filmheld! 14.30;<br />
Immenhof –Das Abenteuer eines Sommers 14.45;<br />
100 Dinge 14.50; Ralph reichts 2:Chaos imNetz<br />
15.00, 17.30,19.30;Kalte Füße16.00; Manhattan<br />
Queen 17.00; Glass 17.15,20.10; Der Junge muss<br />
an die frische Luft 18.00; Das letzte Mahl 20.00;<br />
3D:Aquaman 20.00<br />
Kammerspiele Kleinmachnow (& 03 32 03/84 75 84)<br />
Tonari no Totoro–Mein Nachbar Totoro 16.00; Adam<br />
und Evelyn 18.00; Colette 20.15<br />
Linden-KinoWusterhausen (& 03 39 79/145 93)<br />
Mary Poppins‘ Rückkehr 15.45; Der Junge muss an<br />
die frische Luft 18.00; 3D: Bumblebee 20.00<br />
Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Ralph reichts<br />
2: Chaos imNetz 15.00, 17.30, 20.00; Der Junge<br />
muss an die frische Luft 15.45; Glass 18.00,20.30
26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 3 0. Januar 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
WERKSTATT<br />
Verfallsdaten<br />
unserer<br />
Speicher<br />
Nichts hält ewig –das gilt auch für<br />
Datenträger. Abnutzung, chemische<br />
Reaktionen oder unsachgemäßer<br />
Umgang können Speichermedien<br />
und damit die dort abgelegten<br />
Informationen lädieren oder sogar<br />
unlesbar machen. Daher ist es<br />
wichtig, ihre Schwächen zu kennen,<br />
um sie vorDefekten zu schützen.<br />
Die Achillesferse der herkömmlichen<br />
HDD-Festplattenlaufwerke ist<br />
sicher die verbaute Feinmechanik.<br />
Erschütterungen während eines<br />
Transports und Stöße nach einem<br />
Sturz verursachen schnell Schäden.<br />
ÄußereEinflüsse wie eine hohe Luftfeuchtigkeit<br />
und Temperaturschwankungen<br />
sowie Flüssigkeiten<br />
und Staub im Inneren sind ebenfalls<br />
gefährlich für die Hardware, weil sie<br />
etwa zu Korrosionen, Hitzestau oder<br />
Kurzschlüssen führen können. Doch<br />
selbst in wohltemperierten Räumen<br />
setzt der natürliche Verschleiß bei<br />
vielen Modellen nach vier, fünf Jahrenein.<br />
Laufwerke,die User etwa als<br />
Backup nutzen und deshalb nur selten<br />
zum Einsatz kommen, halten in<br />
der Regel zehn Jahreund länger.<br />
Auch an den moderneren SSD-<br />
Festplatten nagt der Zahn der Zeit.<br />
Zwar gibt es in diesen Flash-Speichern<br />
keine beweglichen Bauteile,<br />
wohl aber Speicherzellen, die mit jedem<br />
Schreibvorgang ein kleines<br />
Stück weit altern. Laufwerke aus<br />
dem unteren und mittleren Preissegment<br />
lassen zwischen 1000 und<br />
10 000 Schreibzyklen zu, bis das System<br />
eine Zelle quasi abschließt und<br />
nur noch das Lesen der darin gesicherten<br />
Daten erlaubt. Solange eine<br />
SSD nicht im Dauerbetrieb läuft,<br />
sollte sie mindestens fünf Jahre problemlos<br />
arbeiten.<br />
Die größte Gefahr für USB-Sticks<br />
ist der Anwender.Wer beispielsweise<br />
die Schutzkappe nicht immer auf<br />
den Kopf des Datenträgers steckt,<br />
riskiert die Verunreinigung und Beschädigungen<br />
der Konnektoren. Die<br />
möglichen Folgen: Verbindungsabbrüche<br />
bis hin zum Totalausfall.<br />
Dazu kann es zu Datenfehlern kommen,<br />
wenn der Speicher während eines<br />
Schreib- oder Lesevorgangs aus<br />
dem Port gezogen wird. Das führt<br />
mitunter zu Defekten an Dateien<br />
oder der Firmware. Informationen<br />
auf Speicherkarten droht Gleiches,<br />
wenn das Plastikblättchen während<br />
eines Zugriffs aus dem Rechner genommen<br />
wird. Durch ihre dünne<br />
Bauart ist eine Speicherkarte außerdem<br />
bruchanfälliger als ein Stick.<br />
Die Lebensdauer optischer Medien<br />
(CD, DVD, Blu-ray) schließlich<br />
hängt mit der richtigen Lagerung zusammen.<br />
In einer ständig kalten<br />
Umgebung entstehen Haarrisse in<br />
der Aufnahme- und Lackschicht, die<br />
dann abblättert. Große Hitze dagegen<br />
führt zu Verformungen. Noch<br />
dazu sollten sie Sonnenlicht nicht<br />
ausgesetzt werden, weil es synthetische<br />
Vorgänge auslöst, die den Speicherfilm<br />
direkt angreifen. Abhängig<br />
von der Produktionsqualität halten<br />
diese Speicher im Alltag ein paar<br />
Jahre oder sogar Jahrzehnte, wobei<br />
Blu-rays am robustesten sind. Industriell<br />
gepresste Blu-rays mit einer besonderen<br />
Schutzschicht halten ihre<br />
Daten 100 Jahre, sagen Experten.<br />
Das ist zwar auch nicht ewig, aber<br />
doch ziemlich lange.<br />
Daniel Dangelmaier<br />
schreibt seit 16 Jahren<br />
über Digitales.<br />
Immer neue Begriffe: Allein im 20. Jahrhunderthat sich der Wortschatz der deutschen Sprache um 30 Prozent vermehrt.<br />
Ordnung für die deutsche Sprache<br />
Aktuell und traditionell: Wissenschaftler wollen das umfangreichste digitale Wörterbuch erstellen<br />
VonAnja Sokolow<br />
Kollegen sind heute oft<br />
nicht mehr nur Kollegen,<br />
sondern Kolleg*innen.<br />
Wähler werden zu Wähler*innen.<br />
Während das „Gendersternchen“<br />
manchen ein Dorn im<br />
Auge ist, halten andereesfür die korrekte<br />
Form, Männer und Frauen<br />
sprachlich gleichzubehandeln und<br />
auch Geschlechter jenseits von<br />
Mann und Frau sichtbar zu machen.<br />
Sprachwissenschaftler und Germanisten<br />
haben das Gendersternchen<br />
am Dienstag in Berlin zum„Anglizismus<br />
des Jahres“ gekürt.<br />
Schätzung der Stichwortzahl<br />
Es habe sich sprunghaft verbreitetet,<br />
begründet die Jury um den Sprachwissenschaftler<br />
Anatol Stefanowitsch<br />
von der Freien Universität<br />
Berlin. Das Sternchen habe zudem<br />
eine zentrale Bedeutung in der öffentlichen<br />
Auseinandersetzung mit<br />
dem schwierigen und heftig umstrittenen<br />
Thema der sprachlichen<br />
Gleichbehandlung aller Geschlechter.<br />
Obwohl derzeit weit verbreitet, ist<br />
die Bezeichnung in großen deutschen<br />
Wörterbüchern noch nicht zu<br />
finden. Doch das kann sich schnell<br />
ändern. „Wenn es häufig genutzt<br />
wird, wirddas Wort sicher auch bald<br />
in unserem Wörterbuch zu finden<br />
„Sie müssen auf die Tube drücken“<br />
EU-Kommissar King fordert von Online-Diensten, das Problem mit Fake News vor der Europawahl in den Griff zu bekommen<br />
VonDamir Fras<br />
ImKampf gegen Fake News schlägt<br />
die EU-Kommission Alarm. Gleich<br />
mehrere Male wiederholte Julian<br />
King, EU-Kommissar für die sogenannte<br />
Sicherheitsunion, am Dienstag<br />
in Brüssel ein- und denselben<br />
Satz: „Sie müssen auf die Tube drücken.“<br />
Damit sind die großen Online-Dienste<br />
wie Facebook und Google<br />
gemeint, die einen EU-Verhaltenskodex<br />
unterschrieben haben,<br />
um vor der Europawahl Ende Mai<br />
das Problem der im Internet verbreiteten<br />
Falschinformationen in den<br />
Griff zu bekommen.<br />
Vorläufiges Fazit der Kommission<br />
in ihrem ersten Bericht zu der freiwilligen<br />
Selbstverpflichtung: EinAnfang<br />
ist gemacht, aber Facebook,<br />
Google,Twitter und Mozilla müssen<br />
deutlich mehr tun, damit die Europa-Wahl<br />
Ende Mai möglichst wenig<br />
vonFake News beeinflusst wird.<br />
Vor allem zwei Aufgaben haben<br />
die Online-Riesen nach Ansicht der<br />
Brüsseler Behörde noch nicht erledigt.<br />
DiepolitischeWerbung im Internet<br />
müsse transparenter werden, außerdem<br />
müssten die Konzerne viel<br />
stärker als bisher mit den EU-Mitgliedsstaaten<br />
im Kampf gegen Desinformation<br />
zusammenarbeiten. Nach<br />
Ansicht vonExperten haben im Internet<br />
verbreitete Fake News im US-<br />
Wahlkampf des Jahres 2016 und beim<br />
Brexit-Referendum in GroßbritannienWähler<br />
beeinflusst.<br />
Die Behörde hat bislang mehr als<br />
4500 Fälle gezielter Falschinformationen<br />
über die EU dokumentiert.<br />
Als Ursprungsort der Kampagnen<br />
gilt Russland. Moskau attackiere die<br />
GRIMMS WERK<br />
Wörterbuch: Die Gebrüder Grimm begannen<br />
1838, das Deutsche Wörterbuch<br />
zu erstellen. Erst 1961, nach 123 Jahren,<br />
wurde es beendet. Insgesamt entstanden<br />
17 Bände. Es ist das größte und umfassendste<br />
Wörterbuch der deutschen Sprache.<br />
Auffällig am Deutschen Wörterbuch<br />
ist, dass darin konsequent die Kleinschreibung<br />
für Substantiveund Satzanfängeverwendet<br />
wird. Großgeschrieben<br />
werden nur die Absatzanfängeund dieEigennamen.<br />
sein“, sagt der Sprachwissenschaftler<br />
Wolfgang Klein.<br />
Der<strong>Berliner</strong> Professor hat sich für<br />
die kommenden Jahre wohl eines<br />
der ehrgeizigsten Projekte der<br />
Sprachwissenschaft vorgenommen:<br />
Mit Kollegen der Wissenschaftsakademien<br />
in Berlin, Göttingen, Mainz,<br />
Leipzig sowie dem Institut für Deutsche<br />
Sprache in Mannheim soll der<br />
deutsche Wortschatz im größten digitalen<br />
Wörterbuch erfasst werden.<br />
Bei der Auftaktveranstaltung des<br />
„Zentrum für digitale Lexikographie<br />
der deutschen Sprache“, so der offizielle<br />
Titel, gab es gestern wissenschaftliche<br />
Vorträge im Leibniz-Saal<br />
der Berlin-Brandenburgischen Akademie<br />
der Wissenschaften.<br />
Schüler,Studenten, Lehrer,Übersetzer,<br />
Journalisten, Deutschlerner<br />
in aller Welt –sie alle sollen künftig<br />
von dem kostenlosen Online-Lexikon<br />
profitieren, das auf aktuelle<br />
Sprachentwicklungen flexibel reagieren<br />
kann, anders als gedruckte<br />
Wörterbücher. Die haben laut Klein<br />
nur noch einen praktischen Vorteil,<br />
der digital nicht auszugleichen sei:<br />
„Man kann sie unter einen wackeligen<br />
Tisch legen“, hatte Klein schon<br />
in der vergangenen Woche in einem<br />
Interview der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> gesagt.<br />
In der Duden-Redaktion sieht<br />
man das verständlicherweise etwas<br />
anders: „Es wird weiterhin Wörterbücher<br />
der deutschen Sprache auf<br />
Papier geben“, sagt Leiterin Kathrin<br />
Kunkel-Razum. Sie verweist auf die<br />
Nutzung in den Schulen und erwähnt<br />
die Verkaufszahlen des gedruckten<br />
Dudens, der vor zwei Jahren<br />
erschien. Und auch online hat<br />
der Duden sich bewährt: Der Verlag<br />
spricht von27Millionen Nutzerkontakten<br />
monatlich, außerdem werden<br />
zweimal jährlich die Begriffe aktualisiert.<br />
Nicht mehr rentabel sei allerdings<br />
das „Große Wörterbuch der deutschen<br />
Sprache“ in Papierform. Die<br />
letzte gedruckte Ausgabe erschien<br />
Die EU-Kommissare Andrus Ansip (links)<br />
und Julian King im Gespräch.<br />
DPA<br />
1999, seitdem ist sie nur noch in digitaler<br />
Form erhältlich.<br />
Wiegroßder deutsche Wortschatz<br />
genau ist, weiß niemand. Sicher ist<br />
laut Klein nur, dass derzeit mehr als<br />
fünf Millionen verschiedene Wörter<br />
tatsächlich genutzt werden. Selbst<br />
beim größten deutschen Wörterbuch<br />
der Brüder Grimm gibt es nur eine<br />
Schätzung zur Stichwortzahl:<br />
350 000. „Die deutsche Sprache ändert<br />
sich fortlaufend, der Wortschatz<br />
wächst ständig. Allein im 20. Jahrhundert<br />
hat er sich um 30 Prozent vermehrt“,soderWissenschaftler.<br />
Lob der Anglizismen<br />
ISTOCK<br />
Momentan sorgten vor allem Internet<br />
und Smartphone fürimmer neue<br />
Begriffe. Und diese seien nicht immer<br />
schlecht. „Das Wort ‚liken‘ mag<br />
ich sehr. Esist eine echte Bereicherung“,<br />
erläutert Klein. Es beschreibe<br />
im Deutschen eine ganz spezielle<br />
Handlung und sei sogar präziser als<br />
im Englischen, wo es nur „etwas mögen“<br />
bedeute.<br />
Demjetzt ausgezeichneten Anglizismus<br />
„Gendersternchen“ würde<br />
Klein nur die Note„6 plus“ verleihen.<br />
„Ich finde es hässlich, wenn man<br />
deutsche und englischeWörter kombiniert,<br />
und die Verwendung des<br />
Sternchens verstößt gegen jede<br />
grammatikalische Regel. Aber dasist<br />
vielleicht mehr eine Frage der Sache<br />
als des Wortes“, so Klein. (mit jöh.)<br />
Regierungen im Westen mit Armeen<br />
von unechten Diskussionsteilnehmern<br />
insozialen Netzwerken, sagte<br />
EU-Kommissar Andrus Ansip Ende<br />
vergangenen Jahres. Ineiner sogenannten<br />
Trollfabrik in Sankt Petersburg<br />
arbeiteten etwa 1000 Vollzeit-<br />
Mitarbeiter.<br />
Weil die EU aber keinen Einfluss<br />
auf solche Trollfabriken nehmen<br />
kann, hat sie die Online-Riesen auf<br />
einen Verhaltenskodex verpflichtet.<br />
Das Problem dabei ist: Im Spannungsfeld<br />
zwischen dem Recht auf<br />
freie Meinungsäußerung und gesetzlichen<br />
Regeln hat sich die EU<br />
dazu entschieden, zunächst auf den<br />
gutenWillen der Konzerne zu setzen.<br />
Doch die Weitergabe von Informationen<br />
durch die Konzerne sei „lückenhaft<br />
und undurchsichtig“, so<br />
Kommissar King.<br />
Softwarefehler<br />
bei Apple<br />
entdeckt<br />
Facetime-Gruppenanrufe<br />
zurzeit nicht möglich<br />
Apple hat die Funktion für Gruppenanrufe<br />
in seinem Telefoniedienst<br />
Facetime deaktiviert, nachdem<br />
bekannt wurde, dass man darüber<br />
andere Nutzer unter bestimmten<br />
Voraussetzungen belauschen<br />
konnte. Durch den Softwarefehler<br />
konnte ein Anrufer dem Angerufenen<br />
zuhören, noch bevor dieser den<br />
Anruf überhaupt angenommen<br />
hatte.<br />
Dazu musste man die eigene Telefonnummer<br />
noch einmal schnell<br />
über die Gruppentelefonie-Funktion<br />
hinzufügen, während der Anruf<br />
rausging, wie in der Nacht zum<br />
Dienstag bekannt wurde. Offensichtlich<br />
ging die Softwaredann davon<br />
aus, dass die Konferenz bereits<br />
läuft – und startete die Übertragung.<br />
Apple erklärte, der Fehler sei gefunden<br />
worden und werde in den<br />
kommenden Tagen per Software-<br />
Update behoben. Zudem wurden<br />
Gruppenanrufe komplett abgeschaltet,<br />
wie aus Apples Systemstatus-<br />
Seite hervorgeht. Auch Mac-Computer<br />
waren von dem Problem betroffen.<br />
Facetime ist nur auf Geräten von<br />
Apple verfügbar.<br />
DieFunktion für Gruppenanrufe,<br />
bei denen bis zu 32 Nutzer teilnehmen<br />
können, wurde erst Ende Oktober<br />
mit der Version 12.1 des iPhone-<br />
Systems iOS hinzugefügt. Zunächst<br />
blieb unklar, obauch der Software-<br />
Fehler schon seit dieser Zeit bestand.<br />
Für Apple ist es eine schmerzhafte<br />
Panne, denn der iPhone-Konzern<br />
wirbt gerade mit der Komplett-Verschlüsselung<br />
und Sicherheit seiner<br />
Dienste.<br />
Erst wenige Stunden bevor die Sicherheitslücke<br />
bekannt wurde,hatte<br />
sich Konzernchef Tim Cook anlässlich<br />
des Europäischen Datenschutztages<br />
per Tweet für eine striktereAbsicherung<br />
der Privatsphäre starkgemacht.<br />
(dpa)<br />
Ärzte setzen auf<br />
mehr digitalen<br />
Austausch<br />
Kommunikation mit Kollegen<br />
gilt als besonders wichtig<br />
Die Praxisärzte setzen bei der Digitalisierung<br />
des Gesundheitswesens<br />
auch auf einen leichteren Informationsaustausch<br />
unter Medizinern.<br />
Der Austausch von Praxis zu<br />
Praxis oder von Praxis zu Krankenhaus<br />
werde auch von den Patienten<br />
erwartet, sagte Thomas Kriedel, Vorstandsmitglied<br />
der Kassenärztlichen<br />
Bundesvereinigung. Wenn ein Patient<br />
vomHausarzt eine Überweisung<br />
zum Orthopäden bekomme,gehe er<br />
davon aus, dass dieser auch die entsprechenden<br />
Befunde erhalte.Generell<br />
müsse der Datenaustausch manipulationssicher<br />
und vollständig<br />
sein. VonÄrzten erhobene Daten gehörten<br />
zu den sensibelsten persönlichen<br />
Informationen überhaupt.<br />
Laut einer Umfrage im Auftrag<br />
der Krankenkasse DAK-Gesundheit<br />
und der Ärzte-<strong>Zeitung</strong> knüpfen<br />
Ärzte die größten Erwartungen an<br />
Verbesserungen der Kommunikation<br />
mit Kollegen. 42 Prozent der Befragten<br />
sahen darin einen klaren<br />
Nutzen. 35 Prozent bezeichneten<br />
Coaching-Apps für chronisch kranke<br />
Patienten als sinnvoll, 31 Prozent<br />
wünschten sich, dass Patienten aufgrund<br />
von Apps Therapien besser<br />
nachvollziehen können. Mit Blick<br />
auf die geplante Einführung elektronischer<br />
Patientenakten hoffen 71<br />
Prozent der Ärzte, Wechselwirkungen<br />
vonMedikamenten leichter prüfen<br />
zu können. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 30. Januar 2019 27<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG)ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />
(für HG)Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />
des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />
12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG)<br />
ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />
Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG)<br />
Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />
16.10 (für HG)Verrückt nach Meer 17.00 (für<br />
HG) Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant 18.00<br />
(für HG) Werweiß denn sowas? 18.50 (für HG)<br />
Hubertohne Staller. Babyboom 19.45 (für HG)<br />
Wissen voracht –Werkstatt 19.55 (für HG) Börse<br />
voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Kühn hat zu tun<br />
TV-Kriminalfilm, D2019<br />
Mit Thomas Loibl, Dagmar Leesch,<br />
Ronald Kukulies u.a.<br />
21.45 (für HG) Plusminus<br />
Das Wirtschaftsmagazin<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Maischberger<br />
Katholisch,konservativ -Kanzlerin?<br />
Gast: Annegret Kramp-Karrenbauer(CDU)<br />
23.45(für HG) Nachtmagazin<br />
0.05 (für HG) Kühn hat zu tun<br />
TV-Kriminalfilm, D2019<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />
Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 11.00 Der<br />
Nächste,bitte! 12.00 Punkt 12 14.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Meine<br />
Geschichte –Mein Leben 16.00 Meine Geschichte<br />
–Mein Leben 17.00 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 17.30 Unter<br />
uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin<br />
18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin. Moderation:<br />
Frauke Ludowig 18.45 aktuell 19.05<br />
(für HG) Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Der Bachelor<br />
Doku-Soap<br />
Bei zwei Ladys ist der Bachelor<br />
unsicher und bittet sie zum Gespräch.<br />
Eine von ihnen wird nach Hause<br />
fliegen.<br />
22.15 sternTV<br />
Moderation: Steffen Hallaschka<br />
Dschungelkönigin Evelyn Burdecki live<br />
zu Gast bei stern TV<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 CSI: Den Tätern auf der Spur<br />
Eisiger Tod. Krimiserie<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
LESERSHOP<br />
030–201 64 004<br />
W<br />
www.berliner-zeitung.de/shop<br />
ie es der Titelverspricht, hat HauptkommissarMartinKühn<br />
(Thomas<br />
Loibl) Niedlichund in der Tatviel gutduftend zu–<br />
tun. Nichtnur das<br />
Familienlebenmit einfach in derMikrowelle Frau Susanne und den<br />
beiden erhitzen Kindern undbis zu hält den Mittvierzigerauf<br />
zwei StundenWärme<br />
Trab,auchdas Verschwinden vonNachbarstochter<br />
Emily bereitet dem Ermittler<br />
genießen.<br />
Kopf-<br />
Gefülltmit Lavendel-<br />
MDR WDR zerbrechen. Hirsekorn-Füllung. Offenbar wurde das Mädchen Arte<br />
12.25 Heidelberger Romanze. Romanze, D1951<br />
14.00 (für HG) MDR um zwei 15.15 (für HG)<br />
Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) MDR um vier<br />
17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG) Brisant<br />
18.54 (für HG)Sandmann 19.00 (für HG) MDR<br />
Regional 19.30 (für HG) Aktuell 19.50 (für HG)<br />
Tierisch, tierisch 20.15 (für HG) MDR extra<br />
20.45 (für HG)Exakt 21.15 Exakt –Die Story<br />
21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für HG) Tatort.<br />
LevelX.TV-Kriminalfilm, D2017 23.33 Lammerts<br />
Leichen 23.40 (für HG) Ladies Night 0.25 Comedymit<br />
Karsten 1.15 (für HG) Lindenstraße<br />
Bayern<br />
14.15 Heute auf Tour 14.40 (für HG) Gefragt –<br />
Gejagt 15.30 (für HG) Landfrauenküche 16.00<br />
(für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir inBayern<br />
17.30 Regional 18.00 (für HG) Abendschau<br />
18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für<br />
HG) Stationen 19.30 (für HG) Dahoam is<br />
Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Jetzt red i21.00 (für HG) Kontrovers<br />
21.45 (für HG) Rundschau Magazin 22.00 (für<br />
HG) Hysterie ums Netz 2 22.45 (für HG) Messner.<br />
Biografie, D2012 0.25 kinokino 0.40 (für<br />
HG) U-571. Actionthriller,F/USA 2000<br />
Vox<br />
14.00 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />
denn? 15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />
und eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll<br />
und Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für<br />
zwei 19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />
20.15 (für HG) Outlander 21.30 (für<br />
HG) Outlander 22.40 Major Crimes 23.35 (für<br />
HG) Rizzoli &Isles 0.30 nachrichten 0.50 (für<br />
HG) Medical Detectives –Geheimnisse der<br />
Gerichtsmedizin. Tödliche Substanzen 1.40<br />
(für HG) Medical Detectives –Geheimnisse der<br />
Gerichtsmedizin. Überführt<br />
Super RTL<br />
14.30 Bugs Bunny &LooneyTunes 14.55 Dragons<br />
–Die Wächter von Berk 15.20 ALVINNN!!!<br />
und die Chipmunks 15.45 HotelTranssilvanien<br />
–Die Serie 16.10 5Freunde –Für alle Fälle<br />
16.40 Grizzy &die Lemminge 17.10 Scooby-<br />
Doo! 17.40 Inspector Gadget 18.10 Die Tom<br />
und Jerry Show 18.45 Woozle Goozle und die<br />
Weltentdecker 19.15 Bugs Bunny &Looney<br />
Tunes 19.45 ALVINNN!!! und die Chipmunks<br />
20.15 (für HG) Dr. House 21.10 (für HG) Dr.<br />
House 22.05 (für HG) Dr.House 23.00 (für HG)<br />
Dr.House 23.55 Böse Mädchen<br />
Sport1<br />
14.30 StorageWars –Geschäfte in Texas.<br />
Glückliches Händchen 15.30 StorageWars –<br />
Geschäfte in NewYork. In Amityville 16.30 Flip<br />
Wars –Buying Blind. Müllkippen Romantik<br />
17.30 Storage Hunters. Das Betongrab 18.30<br />
Storage Hunters. Fehlschuss 19.00 Volleyball:<br />
Bundesliga der Damen. 14. Spieltag: Dresdner<br />
SC –Ladies in Black Aachen 21.15 Bundesliga<br />
aktuell 21.30 Hans Sarpei –Das Tsteht für<br />
Coach 22.30 Scooore! 23.15 Sky Sport<br />
News –Die 2. Bundesliga. 19. Spieltag<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich 10.30<br />
(für HG) Notruf Hafenkante. Wo ist Mama?<br />
11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Zweiter Frühling<br />
12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für HG)<br />
ARD-Mittagsmagazin 14.00 heute –inDeutschland<br />
14.15 Die Küchenschlacht 15.00 (für HG)<br />
heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für Rares<br />
16.00 (für HG) heute–inEuropa 16.10 (für HG)<br />
Die Rosenheim-Cops. Der Toddes Gerechten<br />
17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG) hallo<br />
deutschland 17.45 (für HG) Leute heute 18.00<br />
(für HG)SOKO Wismar. Freier Fall 19.00 (für HG)<br />
heute 19.25 (für HG) DieSpezialisten –ImNamen<br />
der Opfer. Nazigold<br />
20.15 (für HG) Bier Royal<br />
TV-Komödie, D2019<br />
Mit Gisela Schneeberger,Lisa Maria<br />
Potthoff, Michael Klammer u.a.<br />
Regie: Christiane Balthasar<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 auslandsjournal<br />
22.45 (für HG) Hauptsache billig? –Das<br />
System Discounter<br />
23.15 (für HG) Markus Lanz<br />
0.30 heute+<br />
0.45 Jemen –der Krieg,die Kinder und<br />
der Hunger Dokumentation<br />
5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Moderation:<br />
Matthias Killing,Alina Merkau 10.00 Im<br />
Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für<br />
Sie! 11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />
kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold, Stephan<br />
Lucas, Alexander Stephens, Isabella Schulien<br />
12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte im<br />
Einsatz 14.00 Auf Streife.Reportagereihe<br />
15.00 Auf Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />
16.00 Klinik am Südring.Doku-Soap<br />
17.00 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />
17.30 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />
18.00 Endlich Feierabend! Moderation: Annett<br />
Möller,Daniel Boschmann 19.00 Genial daneben<br />
–Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />
20.15 Plötzlich arm, plötzlich reich –das<br />
Tauschexperiment<br />
Luxusfrau trifft Vollzeitmama<br />
Zwei Personen, die ein Wochenbudget von<br />
3.700 €haben, tauschen mit vier Personen,<br />
die mit 178€auskommen müssen.<br />
22.25 SAT.1 Reportage<br />
Stolz und Stütze –VonWohnungsnot<br />
und Abstiegsangst. Reportagereihe<br />
23.25 akte 20.19 Spezial<br />
Der große Diäten-Check<br />
0.20 Plötzlich arm, plötzlich reich –das<br />
Tauschexperiment<br />
14.05 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte<br />
14.55 (für HG) In aller Freundschaft –<br />
Die jungenÄrzte 15.45 (für HG) Aktuell 16.05<br />
Hier und heute 18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit<br />
18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für HG)<br />
Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 (für HG) WDR extra. Live<br />
21.45 (für HG)Aktuell 22.10 (für HG)Wölfe –<br />
Schützen oder schießen? 22.55 (für HG) sport<br />
inside 23.25 (für HG) ImRausch der Daten.<br />
Dokumentarfilm, D/F/NL/FIN 2015 0.55 (für<br />
HG) Maischberger 1.55 sport inside<br />
NDR<br />
16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein<br />
Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />
Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG)<br />
Wie geht das? 18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />
Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Expeditionen ins Tierreich<br />
21.00 (für HG) Made in Norddeutschland<br />
21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für HG) Großstadtrevier.<br />
Fettbacke 22.50 (für HG) extra 3<br />
23.20 (für HG) Zapp 23.50 (für HG) 7Tage ...<br />
0.20 Hafenpolizei. Schmerzensgeld 0.45 (für<br />
HG) Visite 1.45 (für HG) Weltbilder<br />
Kabel eins<br />
7.40 Blue Bloods –Crime Scene NewYork<br />
8.35 Blue Bloods –Crime Scene NewYork<br />
9.30 Navy CIS: L.A. 10.20 Navy CIS 11.10<br />
Without aTrace 12.10 Numb3rs 13.05 Castle<br />
14.00 The Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A.<br />
15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />
Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –<br />
Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle!Wir<br />
kümmern uns drum 20.15 Duell der Magier.<br />
Actionfilm, USA/GB 2010 22.30 Die Legende<br />
vonAang. Fantasyfilm, USA 2010 0.25 Duell<br />
der Magier. Actionfilm, USA/GB 2010<br />
RTL 2<br />
5.20 Privatdetektive imEinsatz 8.00 Frauentausch<br />
10.00 Frauentausch 12.00 Die Wache<br />
Hamburg 13.00 Die Wache Hamburg 14.00<br />
Köln 50667 15.00 Berlin –Tag &Nacht 16.00<br />
Hilf mir! Jung,pleite, verzweifelt ... 17.00 News<br />
17.10 Ibiza Diary 18.05 Köln 50667 19.05<br />
Berlin –Tag &Nacht 20.15 Die Wollnys –Eine<br />
schrecklich große Familie! 22.15 Wir bekommen<br />
dein Baby –Promimütter helfen 23.15 The<br />
Closer 0.00 The Closer 0.55 Autopsie –Mysteriöse<br />
Todesfälle 1.40 Autopsie –Mysteriöse<br />
Todesfälle 2.20 Die Forensik-Detektive<br />
Eurosport 1<br />
11.45 Formel E: FIA-Meisterschaft 12.45 Radsport:<br />
Vuelta aSan Juan 13.45 Snooker: World<br />
Main Tour. German Masters: 1. Tag 17.00 Formel<br />
E: FIA-Meisterschaft 18.00 Tennis: Australian<br />
Open 19.00 Eurosport News 19.10 Ski<br />
alpin: Weltcup 19.45 Volleyball: Champions<br />
League. VfB Friedrichshafen –Chaumont VB<br />
52 HM 21.45 Snooker:World Main Tour. German<br />
Masters: 1. Tag 22.55 Eurosport News<br />
23.05 Tennis: Australian Open 0.00 Ski alpin:<br />
Weltcup 0.45 Ski alpin: Weltcup<br />
PROSIEBEN, 20.15 UHR KOMÖDIE<br />
Kill the Boss<br />
Die Freunde Nick (Jason Bateman), Dale (Charlie Day) und Kurt (Jason<br />
Sudeikis,v.r.n.l.) habeneines gemeinsam:Sie hassen ihreChefs.Während<br />
Nick vonseinem hartgesottenen Vorgesetzten wo es nurgehtschikaniertwird<br />
und Kurtskorrupter Boss die Firmagegendie Wand fährt, sieht sichZahnarzthelfer<br />
Dale durch seine Chefin sogarsexueller Belästigung ausgesetzt.Einen<br />
Ausweg glauben die drei in der Ermordung ihrerPeinigerzufinden. Vondem<br />
Ex-HäftlingDean „Motherfucker“ Jones lässtsich das unbedarfteTriomit Tipps<br />
und Tricks in Sachen Mord versorgen,die jedoch allesamtins Leerelaufen,<br />
denn die Freunde sind mit ihrer Rolle als Killer hoffnungslos überfordert.<br />
Die Fortsetzungder temporeichen Komödie vonSeth Gordon, „Kill the Boss 2“<br />
folgt im direktenAnschlussum22.05 Uhr.<br />
(USA/2011)<br />
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4 1 7 8 2 5 3 9 6<br />
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3 5 6 9 4 7 2 1 8<br />
6 7 1 3 5 4 8 2 9<br />
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2 4 3 7 5 8 6 9 1<br />
6 5 8 1 4 9 2 3 7<br />
5 8 2 6 3 7 1 4 9<br />
4 9 6 2 1 5 8 7 3<br />
3 1 7 8 9 4 5 2 6<br />
6.20 Rote Rosen 7.10 Sturm der Liebe 8.00<br />
Brandenburg aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg<br />
aktuell /Abendschau 9.00 In aller<br />
Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft –Die<br />
jungen Ärzte 10.35 zibb. zuhause in berlin &<br />
brandenburg 11.30 Brisant 12.10 Elefant,<br />
Tiger &Co. 13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach<br />
Meer 14.00 Kesslers Expedition 14.45 Hier<br />
und heute 15.00 Heute im Parlament. Live<br />
16.00 rbb24 16.15 Gefragt –Gejagt 17.00<br />
rbb24 17.05 Elefant, Tiger &Co. 17.55 Sandmann<br />
18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />
18.30 zibb. zuhause in berlin &brandenburg<br />
19.30 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />
20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 rbb Praxis<br />
Herzschrittmacher –Taktgeber für die<br />
Gesundheit<br />
21.15 Die rbb Reporter Anni am Limit!<br />
Zwischen Schein und Sein<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Löwen<br />
Das wahre Leben der Raubkatzen<br />
22.45 Wildnis Nordamerika<br />
Mythos WilderWesten<br />
23.30 Talk aus Berlin<br />
0.00 Für eine Nacht ... und immer?<br />
TV-Romantikkomödie, D2015<br />
ProSieben<br />
6.10 Twoand aHalf Men 7.30 The Big Bang<br />
Theory 8.50 The Middle 9.50 Fresh off the<br />
Boat 10.40 Mike &Molly 11.05 How IMet<br />
Your Mother. Der Koffein-Trip/Das perfekte<br />
Paar.Comedyserie 12.00 2Broke Girls. Der<br />
verheiratete Single/Das „Nur fast”-Mädchen.<br />
Comedyserie 12.55 Mom. Cinderella kann<br />
mich mal.Comedyserie 13.20 Twoand aHalf<br />
Men. Die Garderobenfrau/Ich kann imDunkeln<br />
pinkeln/Fragen Sie Ihren Bruder.Comedyserie<br />
14.35 The Middle. Der Sprung/Der Tagder Geständnisse.<br />
Comedyserie 15.35 The Big Bang<br />
Theory 17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 Die<br />
Simpsons. Marge imSuff/Nacht über Springfield.<br />
Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />
20.15 Kill the Boss<br />
Komödie,USA 2011<br />
Mit Jason Bateman, Charlie Day, Jason<br />
Sudeikis, Kevin Spacey, Jennifer<br />
Aniston, Donald Sutherland u.a.<br />
Regie: Seth Gordon<br />
22.05 Kill the Boss 2<br />
Komödie, USA 2014<br />
Mit Jason Bateman, Charlie Day u.a.<br />
0.20 Kill the Boss<br />
Komödie, USA 2011<br />
2.10 Kill the Boss 2<br />
Komödie, USA 2014<br />
12.15 (für HG) Re: 12.50 Arte Journal 13.00<br />
Stadt Land Kunst 14.00 Am goldenen See.<br />
Melodram, USA/GB 1981 15.50 (für HG) Inseln<br />
der Zukunft 16.45 (für HG) X:enius 17.10<br />
(für HG) Kuba –Auf zu neuen Ufern (3/5)<br />
17.40 Im Bann der Chinesischen Mauer 18.30<br />
(für HG)Wales 19.20 Arte Journal 19.40 (für<br />
HG) Re: 20.15 Die Ökonomie der Liebe. Drama,<br />
F/B 2016 21.50 Die große Literatour<br />
22.45 Einmal fremd, einmal vertraut. Drama,<br />
COR 2015 0.40 Arte Journal 1.05 Ein Hoch<br />
auf das Nichts. Dokumentarfilm,SRB 2017<br />
3Sat<br />
12.00 (für HG) Kais letzte Reise 12.25 Reporter<br />
13.00 (für HG) ZIB 13.15 Reisewege<br />
14.00 (für HG) Zu Gast in Frankreich 14.45<br />
(für HG) Flussgeschichten 16.15 (für HG)<br />
Flussgeschichten 17.00 Die Elbe 17.45 (für<br />
HG) „mare”-TV Reportage 18.30 nano 19.00<br />
(für HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 Wie viel ist uns ein Leben<br />
wert? 21.05 Schwere Last auf schmalen<br />
Schultern 22.00 (für HG) ZIB 2 22.25 (für HG)<br />
Weissensee 0.02 10vor10 0.30 ECO 1.00 (für<br />
HG) Panorama 1.25 (für HG) Flussgeschichten<br />
Phoenix<br />
14.15 „Schaut's net aus dem Fenster” 15.00<br />
Exclusiv im Ersten 15.30 phoenix vorort 17.00<br />
AkteWettmafia –Deutschland und die organisierte<br />
Fußball-Kriminalität 17.30 phoenix der tag<br />
18.00 planet e. 18.30 Das Jahrhundertwrack:<br />
Sensationsfund in der Ostsee 19.15 Aufgedeckt:<br />
Geheimnissedes Altertums 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Die schönsten Naturparadiese<br />
im Südwesten 21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 phoenix runde 23.00 phoenix der tag<br />
0.00 phoenix runde 0.45 Die schönsten Naturparadiese<br />
im Südwesten<br />
Kika<br />
13.20 Mirette ermittelt 13.40 Tiere bis unters<br />
Dach 14.10 Schloss Einstein 15.00 (für HG)<br />
Lenas Ranch 15.45 Horseland, die Pferderanch<br />
16.45 SimsalaGrimm 17.35 Die unglaublichen<br />
Abenteuer von Blinky Bill 18.00 Shaun,<br />
das Schaf 18.15 (für HG) Heidi 18.35 (für<br />
HG) Die Abenteuer des kleinen Hasen 18.50<br />
Sandmann 19.00 (für HG) Wickie und die starken<br />
Männer 3D 19.25 (für HG) Anna und die<br />
wilden Tiere 19.50 (für HG) logo! 20.00 (für<br />
HG) Ki.Ka Live 20.10 Die Mädchen-WG –Elternfrei<br />
in Valencia 20.35 Die Jungs-WG<br />
Dmax<br />
14.15 Abenteuer Survival 15.15 Highway<br />
Cops 15.45 Highway Cops 16.15 Die Zwangsvollstrecker<br />
17.15 Fang des Lebens –Der gefährlichste<br />
JobAlaskas 18.15 Fang des Lebens<br />
–Der gefährlichste JobAlaskas 19.15<br />
A2 –Abenteuer Autobahn 20.15 Garage Rehab<br />
–Die Werkstatt-Retter 21.15 Garage Rehab<br />
–Die Werkstatt-Retter 22.15 Shark Tank –<br />
Die Business-Profis 23.15 Shark Tank –Die<br />
Business-Profis 0.15 Garage Rehab –Die<br />
Werkstatt-Retter 1.10 Die Baumhaus-Profis<br />
5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 9.30 Panorama 3 10.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 10.30 Report München<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
19.15 Markt 20.00 Tagesschau 20.15 Report<br />
München. Moderation: Moderation: Andreas Bachmann<br />
20.45 Panorama321.17 Fakt ist! 22.15<br />
Markt 23.00 Tagesthemen 23.30 Kontrovers 0.15<br />
defacto 1.00 Nachtmagazin 1.20 extra 3 1.50<br />
Extra 2.02 Die Tagesschau vor20Jahren 2.18<br />
Sachsen-Anhalt Heute 2.47 Extra 3.02 SWR Landesschau<br />
Baden-Württemberg 3.47 Extra 4.02<br />
Abendschau 4.30 Aktueller Bericht<br />
ONE<br />
12.40 Sturmder Liebe 13.25 Sturmder Liebe<br />
14.15 Die Blücherbande. TV-Krimikomödie, D<br />
2009 15.45 In allerFreundschaft –Die jungen<br />
Ärzte 16.35 Bezaubernde Jeannie 16.55 Bezaubernde<br />
Jeannie 17.20 Lindenstraße 17.50 Hart<br />
aber herzlich 18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturm<br />
derLiebe 20.15 Agatha ChristiesPoirot. Der Ball<br />
spielende Hund. TV-Kriminalfilm, GB 1996 21.55<br />
Katrin Bauerfeind –Alles kann,Liebe muss 22.40<br />
Miss Fishersmysteriöse Mordfälle 23.35 Agatha<br />
Christies Poirot. Der Ball spielende Hund. TV-Kriminalfilm,<br />
GB 1996 1.15 Miss Fishersmysteriöse<br />
Mordfälle 2.10 Katrin Bauerfeind –Alles kann,<br />
Liebe muss 2.55 Startrampe<br />
ZDF NEO<br />
12.10 Die Rettungsflieger 12.55 Der junge Inspektor<br />
Morse. Totenmasken. TV-Kriminalfilm, GB 2016<br />
14.25 Kommissar Stolberg 15.25 Die Rettungsflieger<br />
17.00 Der jungeInspektorMorse. Totenmasken.<br />
TV-Kriminalfilm, GB 2016 18.30 Bares für<br />
Rares 19.20 Bares für Rares 20.15 (für HG) Ein<br />
starkesTeam. Beste Freunde. TV-Kriminalfilm,D<br />
2015 21.45 (für HG) Einstarkes Team. Tödliches<br />
Vermächtnis. TV-Kriminalfilm, D2015 23.10 Jesse<br />
Stone –AlteWunden. TV-Kriminalfilm,USA 2007<br />
0.35 (für HG)Ein starkesTeam. Tödliches Vermächtnis.<br />
TV-Kriminalfilm, D2015 2.05 TerraX<br />
2.50 TerraX3.35 TerraX4.20 Frauen, die Geschichte<br />
machten<br />
ZDF INFO<br />
6.15 Hightech-Gangster 7.00 Überführt 7.45 Hightech-Gangster<br />
9.15 Police Patrol –Gefährliches<br />
Pflaster 10.45 IsraelKeyes –Das fast perfekte<br />
Verbrechen 11.30 Stephan Letter –Pfleger ohne<br />
Gnade 12.15 Wolfgang S. –Zwischen zwei Welten<br />
13.00 Exodus?Eine Geschichteder JudeninEuropa<br />
14.30 (für HG) ZDF-History 16.00 „Schindlers<br />
Liste”–Eine wahre Geschichte 16.45 Die Wahrheit<br />
über denHolocaust 18.15 ZDF-History 18.45<br />
(für HG)Geheimnisse des DrittenReichs 20.15<br />
Der Zweite Weltkrieg 23.05 Das unterirdische<br />
Reich 0.35 (für HG)heute-journal 1.05 Exodus?<br />
Eine Geschichte der Juden in Europa 2.35 Die<br />
Wahrheitüber den Holocaust<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Opernführer Antonio Salieri: „Les Danaides”<br />
(Die Danaiden) und „Les Horaces” (Die Horatier).,<br />
ca. 56 Minuten<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Ultraschall Berlin –Festival für neue Musik,<br />
ca. 87 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik spezial „Die Musen trauern” –Gedenkmotetten<br />
der Renaissancezeit, ca. 56 Min.<br />
22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Spielweisen Vorspiel –Das Preisträgerkonzert.<br />
Tradition neu gedacht. Der Internationale Klavierwettbewerb<br />
von Leeds 2018, ca. 45 Min.<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Neue Musik Wien Modern mit Werken von<br />
Cage und Staud, ca. 55 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Inger-Maria Mahlke: „Archipel” (3/35).<br />
Es liest Eva Gosciejewicz, ca. 30 Minuten<br />
20.30 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Lesezeit Dorian Steinhoff liest aus seiner Erzählung<br />
„§ 1666”, ca. 30 Minuten<br />
21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
„Kunckels Kunst” Hörspiel von Patricia Görg<br />
nach ihrem Roman „Glas”, ca. 60 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Länderzeit Wie sehr bedroht der Klimawandel<br />
den deutschen Wald?, ca. 80 Minuten<br />
18.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Weltzeit Ausgegrenzt (3/4). Eine Weltreise entlang<br />
von Mauern und Abgründen, ca. 30 Min.<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Kulturtermin Mythos Galápagos. Eine Reise<br />
auf den Spuren Darwins., ca. 26 Minuten<br />
20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Aus Religion und Gesellschaft Unterwegs<br />
zum neuen Menschen: Der Mystiker Hugo Makibi<br />
Enomiya Lassalle., ca. 20 Minuten<br />
22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Feature Der einsame Toddes Herrn D.,<br />
ca. 56 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Anabel Santiago, ca. 30 Minuten<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Gegenwart Das Scharoun Ensemble<br />
Berlin, ca. 56 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Querköpfe Kabarett, Comedy &schräge Lieder.<br />
Der Schweizer Songpoet Roger Stein, ca. 55 Min.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 25 · M ittwoch, 30. Januar 2019 – S eite 28 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
Alejandro Edda (34) ist ganz hin- und<br />
hergerissen. DerSchauspieler verkörpertinder<br />
Netflix-Serie „Narcos:<br />
Mexico“ den berüchtigten Drogenboss<br />
Joaquín „ElChapo“ Guzmán<br />
und nutzte jetzt die Gelegenheit, den<br />
einstigen Anführer des mexikanischen<br />
Sinaloa-Kartells aus nächster<br />
Nähe zu erleben. Als Zuschauer kam<br />
er in den Gerichtssaal in Brooklyn,<br />
wo dem Großverbrecher gerade der<br />
Prozess gemacht wirdund entdeckte<br />
einen Mann mit einem „einschüchternden“<br />
Blick, der gleichwohl„trauriganeinem<br />
fremden Orteingesperrt“<br />
sei und nicht einmal Englisch<br />
spreche.Eine bedauernswerte,da<br />
verlorene Seele also.Aber,soEdda<br />
weiter:„Als Mexikaner sage ich, der<br />
Mann muss für seineVerbrechen büßen.<br />
Tausende Menschen sind wegen<br />
des Drogenschmuggels gestorben.“<br />
Zwei Seelen wohnen, ach! in<br />
meiner Brust …<br />
Regina Halmich (42) steckt in einem<br />
Dilemma. DiefrühereBox-Weltmeisterin<br />
würde nämlich beim Flirten<br />
nur zu gernauch mal die Initiativeergreifen,<br />
muss aber feststellen,<br />
damit keinen Erfolg zu haben. Ob die<br />
Männer einfach zu schüchternsind?<br />
Oh nein, sie bekommen die Avance<br />
gar nicht erst mit: „InZeiten vonFacebook<br />
und Instagram ist es eher<br />
schwierig geworden, den Blickkontakt<br />
aufzunehmen, da viele den ganzenTag<br />
nur noch auf ihr Handy starren.“<br />
MitGewalt ergreift uns Liebreiz<br />
weiblicher Gestalt …<br />
John Travolta (64) ist seit<br />
dem 70er-Jahre-Klassiker„Saturday<br />
Night<br />
Fever“ für sein fönwellenvolles<br />
Haar<br />
bekannt. Doch<br />
was soll’s,die<br />
Jahregingen<br />
nicht spurlos<br />
an dem Hollywood-Schauspieler<br />
vorbei,<br />
und so zeigte er<br />
sich jetzt mit einer<br />
vollendeten<br />
Glatze. Wirsagen: Ein<br />
schönes Gesicht<br />
braucht Platz –dastört<br />
das Haar. (schl./mit dpa)<br />
Die Haarpracht von einst ist<br />
passé, aber dem Mann<br />
steht’sgut zu Gesicht. AP<br />
TIERE<br />
„Zigaretten gehören irgendwie dazu“<br />
Mads Mikkelsen über seine neue Rolle, das Rauchen im Film und die Frage nach dem Älterwerden<br />
Man übertreibt nicht,<br />
wenn man Mads Mikkelsen<br />
als den berühmtesten<br />
Schauspieler<br />
Dänemarks bezeichnet. Nach<br />
dem Ende seiner Tänzerkarriere<br />
widmete sich der heute 53-Jährige<br />
ab Mitte der 90er-Jahre der Schauspielerei<br />
und feierte mit Filmen wie<br />
„Pusher“, „Dänische Delikatessen“<br />
oder Susanne Biers Oscar-nominiertem<br />
Drama „Nach der Hochzeit“<br />
schnell erste Erfolge. International<br />
startete Mikkelsen als Bond-Bösewicht<br />
in „Casino Royale“ durch. Für<br />
das dänische Drama „Die Jagd“<br />
wurde er beim Festival in Cannes als<br />
Bester Darsteller geehrt, in seiner<br />
Heimat außerdem zum Ritter geschlagen.<br />
Demnächst ist der Vater<br />
vonzweierwachsenen Kindernineiner<br />
Nebenrolle in Julian Schnabels<br />
„At Eternity’s Gate“ zu sehen, doch<br />
gerade ist erst einmal sein neuer<br />
Film „Polar“ exklusiv bei Netflix verfügbar.<br />
Während der Dreharbeiten<br />
im kalten Toronto stand er uns Rede<br />
und Antwort.<br />
Herr Mikkelsen, vor ein paar Jahren<br />
waren Sie in„Doctor Strange“ zu sehen,<br />
nun spielen Sie die Hauptrolle<br />
im Netflix-Film „Polar“. Ist esZufall,<br />
dass in beiden Fällen Comics als Vorlage<br />
dienten?<br />
Oh ja, absolut, reiner Zufall. Und<br />
man kann die beiden Filme auch<br />
wirklich gar nicht vergleichen.<br />
Marvel ist eineWelt für sich, sowohl<br />
was die Comics angeht als auch<br />
nun die Verfilmungen. Jeder kennt<br />
diese Figuren, alle rennen in die<br />
Filme. Die Graphic Novels der „Polar“-Reihe<br />
des Spaniers Victor Santos<br />
sind dagegen erst ein paar Jahre<br />
alt, mit denen ist noch niemand<br />
aufgewachsen. Und vermutlich<br />
gibt es jede Menge Zuschauer, die<br />
von dieser Vorlage noch nie gehört<br />
haben. Wobei ich die übrigens jedem<br />
nur empfehlen kann. Wer wie<br />
ich etwas übrig hat für Graphic Novels,<br />
der sollte sich „Polar“ unbedingt<br />
mal vorknöpfen. Jedes Bild ist<br />
eindrucksvoll wie ein kleines<br />
Kunstwerk!<br />
Siespielen –nicht zum ersten Mal<br />
–einen Mann der wenigen Worte.<br />
Ist das eine besondere Herausforderung?<br />
Nein, denn man braucht nicht<br />
unbedingt viele Worte, um etwas zu<br />
sagen! Und ich habe schon viel Erfahrung<br />
darin, in meinen Rollen<br />
nicht geschwätzig zu sein. Ich freue<br />
mich, wenn Regisseure in diesem<br />
doch sehr visuellen Medium Film<br />
nicht gleich dem Impuls nachgeben,<br />
alles mit Worten erklären zu<br />
wollen.<br />
Ein prägnantes Profil: Der Schauspieler Mads Mikkelsen.<br />
DER MANN<br />
AFP/JEAN-PHILIPPE KSIAZEK<br />
Mads Dittmann Mikkelsen wurde am 22. November 1965 in Kopenhagen geboren. In seiner<br />
Schulzeit war der Sohn einer Krankenschwester und eines Bankkaufmanns ein erfolgreicher<br />
Leichtathlet und kam über das Tanzen zum Film.<br />
Seit Mitte der 90er-Jahre hat Mikkelsen in mehr als 30 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt.<br />
Seinen internationalen Durchbruch hatte Mikkelsen mit „King Arthur“ und als Bösewicht<br />
in „James Bond: Casino Royale“. In diesem Jahr wird Mikkelsen in der Netflix-Produktion<br />
„Polar“ zu sehen sein, einem Actionfilm vonJonas Akerlund.<br />
An einer Stelle in „Polar“ beklagen Sie<br />
sich, dass man ab dem 50. Geburtstag<br />
schon mal ein wenig einrostet. Für<br />
Schauspieler gilt das eher nicht,<br />
wenn man sich ihreKarriereansieht,<br />
oder?<br />
Ichbin sicher,dass es auch in der<br />
Schauspielerei ein Alter gibt, in dem<br />
man auf das eine oder andere Hindernis<br />
im Job stößt. Aber keine Ahnung,<br />
wann das ist, denn noch bemerke<br />
ich nichts.<br />
Fällt Ihnen selbst das Älterwerden<br />
leicht?<br />
Ich würde es albern finden, mich<br />
dagegen zu sträuben, denn man<br />
kann ja nichts dran ändern. Manhat<br />
nur die Wahl, entweder verkrampft<br />
und verschämt damit umzugehen –<br />
oder das Älterwerden entspannt zu<br />
akzeptieren. Meine Taktik ist letztere,<br />
denn ich freue mich darüber, dass<br />
ich älter werden darf. Besser als jung<br />
sterben, oder?<br />
Wareseigentlich Ihre Idee, dass Ihre<br />
Figur in „Polar“ so viel raucht?<br />
Schließlich können Sie selbst ja auch<br />
die Finger nicht von den Zigaretten<br />
lassen …<br />
Nein, nein, damit habe ich nichts<br />
zu tun. Und glauben Sie mal nicht,<br />
dass es als Raucher unbedingt ein<br />
großer Spaß ist, vor der Kamera zu<br />
rauchen. Denn leider sind das ja<br />
keine echten Zigaretten, die wir da<br />
rauchen. Sondern irgendwelches<br />
Kräuterzeug, das gesundheitlich unschädlich<br />
ist. Aber es schmeckt<br />
furchtbar und trocknet Mund und<br />
Stimmbänder aus. Außerdem verhält<br />
sich der Rauch nicht wie bei einer<br />
echten Zigarette,sondernist wie<br />
brennendes <strong>Zeitung</strong>spapier. Und<br />
geht immer voll in die Augen. Ich<br />
finde das ziemlich furchtbar.<br />
Washalten Sieeigentlich vonInitiativen,<br />
die dafür kämpfen, dass in Film<br />
und Fernsehen gar nicht mehr geraucht<br />
wird?<br />
Das erscheint mir immer ein wenig<br />
übertrieben. Natürlich finde ich<br />
es wichtig, dass man das Rauchen<br />
nicht verherrlicht. Das tun wir zum<br />
Beispiel mit „Polar“ kein bisschen.<br />
Junge Leute zum Rauchen zu bringen,<br />
ist das letzte, worum es uns<br />
geht. Aber es gibt bestimmte Genres<br />
und Geschichten, wo Zigaretten irgendwie<br />
dazu gehören. So wie im<br />
Falle dieser Film-Noir-Welt, in der<br />
sich der Killer in unserem Film bewegt.<br />
Oder auch in Filmen über den<br />
Zweiten Weltkrieg. Damals wurde<br />
nun einmal viel geraucht, das kann<br />
man nicht einfach weglassen.<br />
DasGespräch führten Patrick Heidmann<br />
und Joanna Ozdobinska<br />
NACHRICHTEN<br />
Grundschulen: Toiletten für<br />
drittes Geschlecht<br />
In drei neuen Grundschulen im<br />
Münchner Umland können die<br />
Schüler künftig womöglich zwischen<br />
drei stillen Örtchen wählen: einem<br />
für Mädchen, einem für Jungen –<br />
und einem für das dritte Geschlecht.<br />
In Pullach sei die Idee für eine solche<br />
Toilette voneiner externen Schulberaterin<br />
vorgebracht worden, bestätigte<br />
eine Gemeinde-Sprecherin am<br />
Dienstag. Mitden Toiletten für das<br />
dritte Geschlecht wären die Grundschulen<br />
Vorreiter im Freistaat.<br />
„Schulen, die aktuell eine solche<br />
Möglichkeit der dritten Toilette anbieten,<br />
sind uns derzeit nicht bekannt“,<br />
sagte ein Sprecher des Kultusministeriums.<br />
(dpa)<br />
73-jähriger Alleinsegler<br />
gewinnt Regatta um die Welt<br />
Da bin ich wieder! Jean-Luc VanDen Heede<br />
hat wieder Boden unter den Füßen. DPA<br />
Nach gut 211 Tagen und mehr als<br />
30 000 Seemeilen hat der 73-jährige<br />
Segler Jean-Luc VanDen Heede ein<br />
spektakuläres Segelrennen um die<br />
Welt gewonnen. Am Dienstag traf<br />
der Franzose mit seiner Jacht nach<br />
sieben Monaten ganz allein auf hoher<br />
SeeimHafen vonLes Sables<br />
d'Olonne ein. Dorthatte das Golden-Globe-Rennen<br />
im Juli 2018 begonnen.<br />
Damit hat der älteste Teilnehmer<br />
des Rennens,bei dem keine<br />
modernen Kommunikationsmittel<br />
erlaubt sind, gesiegt. (dpa)<br />
Schokoladen-Museum in<br />
Antwerpen eröffnet<br />
Derweltberühmten belgischen<br />
Schokolade widmet sich ein neues<br />
Museum in Antwerpen. DieChocolate<br />
Nation gegenüber vomHauptbahnhof<br />
der Stadt öffnet am 14. Februar,wie<br />
Tourismus Flandern-<br />
Brüssel mitteilt. Aufmehr als 4000<br />
Quadratmeternbekommen Besucher<br />
Einblicke in die Geschichte und<br />
Tradition der Süßigkeit sowie bekannter<br />
Hersteller und Marken.<br />
Chocolatiers erklären ihreArbeit<br />
und lassen sich dabei über die Schulter<br />
schauen. (dpa)<br />
Noch süß, später riesig.Aber immer<br />
noch süß.<br />
AFP/MICHAL CIZEK<br />
Die kleine Tierkastenredaktion denkt<br />
allen Ernstes über die Adoption dieses<br />
Schnuckelchens nach. Wirmüssten<br />
zwar die Redaktion umbauen,<br />
aber eine Rothschild-Giraffe (Giraffa<br />
camelopardalis rothschildi) würde<br />
uns schon sehr gefallen. Natürlich ist<br />
diese nicht zu adoptieren, sie ist ja<br />
auch gerade erst sechs Tage alt und<br />
der Prager Zoohätte da auch noch<br />
ein Wörtchen mitzureden. Ursprünglich<br />
kommt die Giraffe dieser<br />
Artaus Kenia oder Uganda und erreicht<br />
eine stattliche Höhe zwischen<br />
4,50 Meternund 5,80 Metern. Der<br />
Nachwuchs auf dem Bild wirdalso<br />
mal ein richtiger Brummer.Egal, wir<br />
sind verliebt! (mpw.)<br />
TÜV Süd im Visier der Ermittler<br />
Nach dem Dammbruch in Brasilien nimmt die Polizei zwei Prüfer des Münchner Unternehmens fest<br />
Nach der Dammbruch-Katastrophe<br />
in Brasilien mit mindestens<br />
65 Toten und 279 Vermissten sind<br />
fünf Ingenieurefestgenommen worden,<br />
darunter zwei Mitarbeiter des<br />
TÜV Süd in Brasilien. Drei der Festgenommenen<br />
arbeiteten für die Betreibergesellschaft,<br />
das Bergbauunternehmen<br />
Vale, wie die Staatsanwaltschaft<br />
am Dienstag mitteilte.Sie<br />
seien für Genehmigungsverfahren<br />
zuständig und in Belo Horizonte im<br />
Bundesstaat Minas Gerais festgenommen<br />
worden.<br />
Die beiden Mitarbeiter des TÜV<br />
Süd hätten im September vergangenen<br />
Jahres die letzte Sicherheitsüberprüfung<br />
des zu einem Rückhaltebecken<br />
gehörenden Damms ver-<br />
Beerdigung eines Lawinen-OpfersinBrumadinho.<br />
DPA/ANDRE PENNER<br />
antwortet. Sie wurden den Angaben<br />
zufolge in São Paulo festgenommen.<br />
DerTÜV Süd in München bestätigte<br />
auf Anfrage, dass zwei seiner Mitarbeiter<br />
in Brasilien „verhaftet“ worden<br />
seien. Die Ermittler haben nun<br />
30 Tage Zeit, die fünf Ingenieure zu<br />
vernehmen. Es gehe um eine mögliche<br />
„kriminelle Verantwortung des<br />
Unternehmens Vale“, hieß es von<br />
Seiten der Staatsanwaltschaft.<br />
Die Dammbruch-Katastrophe<br />
hatte sich am Freitag in der Gemeinde<br />
Brumadinho im südöstlichen<br />
Bundesstaat Minas Gerais<br />
ereignet. Nach einem Dammbruch<br />
an einem Rückhaltebecken für Bergbauabfälle<br />
ergossen sich Millionen<br />
Tonnen Schlamm über die Umgebung<br />
des Bergwerks. Die Schlammmassen<br />
begruben Häuser,Autos und<br />
Straßen unter sich.<br />
Angesichts der Katastrophe und<br />
möglicher Umweltschäden rief die<br />
Naturschutzorganisation WWF deutsche<br />
Unternehmen dazu auf, Verantwortung<br />
zu übernehmen. Deutschland<br />
beziehe über 50 Prozent seines<br />
importierten Eisenerzesaus Brasilien<br />
und zähle zu den größten Abnehmern<br />
des Rohstoffs. „Der Dammbruch<br />
zeigt, welch unfassbares Leid<br />
der Abbau von Rohstoffen verursachen<br />
kann“, sagte Jörg-Andreas Krüger<br />
vomWWF.„Auch deutsche Unternehmen<br />
tragen hierfür Verantwortung,<br />
wenn sie Rohstoffe aus solchen<br />
Bergwerken importieren.“ (AFP,dpa)<br />
Festnahmen nach sexuellem<br />
Missbrauch von Kindern<br />
In etlichen Fällen sollen drei Verdächtige<br />
Kinder schwer sexuell missbraucht<br />
haben. DieVerdächtigen<br />
seien im Kreis Lippe festgenommen<br />
worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft<br />
am Dienstag mit. Beiden<br />
Opfernhandele es sich um Kinder<br />
im Alter von4bis 13 Jahren. DieErmittler<br />
gehen voneiner Vielzahl von<br />
Taten aus. (dpa)<br />
Eisblock schlägt tiefes Loch<br />
in Bochumer Garten<br />
EinEisblock ist in einen Garten in Bochum<br />
eingeschlagen und hat dortein<br />
15 Zentimeter tiefes Loch hinterlassen.<br />
DerEisbrocken ging etwa eineinhalb<br />
Meter neben einer Hauswand<br />
nieder.Verletzt wurde durch den Einschlag<br />
niemand. Unklar blieb,obdas<br />
Geschoss womöglich aus einer Flugzeugtoilette<br />
stammt. (AFP)