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Berliner Kurier 20.02.2019

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*<br />

POLITIK<br />

MEINE<br />

MEINUNG<br />

Von<br />

Christian<br />

Burmeister<br />

Die Volksparteien<br />

ohneZukunft<br />

SPD und Union sollten<br />

sich Sorgen machen: Der<br />

Rückhalt für die GroKo<br />

schwindetlaut einerUmfrage<br />

bei den unter29-Jährigen<br />

immer weiter. Kein Wunder:<br />

Die junge Generation hat ein<br />

gutesGespür dafür, dass ihre<br />

Interessen aktuell kaum eine<br />

Rolle spielen. So hat die Gro-<br />

Ko die Überschüsse derletzten<br />

Jahre komplett unter das<br />

Volk gebracht und damit sicher<br />

auch viel Gutesbewirkt.<br />

Aber nachhaltigesWirtschaften,<br />

wie es beispielsweisedie<br />

Skandinavier mit staatlichen<br />

Rentenfonds zur Absicherung<br />

der heutigen Jugendgetan<br />

haben,sucht man bei uns<br />

vergeblich.<br />

Natürlich habenjungeMenschennicht<br />

automatisch<br />

recht, nur weil sie jung sind.<br />

Aber viele Politiker reagieren<br />

ziemlich abgehobenauf ihre<br />

Forderungen. Dass sich die<br />

Kanzlerin beispielsweise die<br />

Klimaproteste von Schülern<br />

kürzlich mit einer orchestrierten<br />

Kampagne von<br />

außenerklärthat, ist nur ein<br />

Beispiel dafür. Ändern die<br />

GroKo-Parteien nicht bald<br />

ihre Themen und Ansprache,<br />

wird sich für sie endgültig<br />

bewahrheiten,was dieSPD<br />

schon1988wusste: „Eine<br />

Parteiohne Jugend isteine<br />

Parteiohne Zukunft.“<br />

MANN DESTAGES<br />

Bernie Sanders<br />

Der US-Senator Bernie Sanders<br />

will abermals für die<br />

Präsidentschaft kandidieren.<br />

Der 77-Jährige kündigte seine<br />

Bewerbung<br />

in<br />

einem Radiointerview<br />

an. Der<br />

Parteilose<br />

hatte sich<br />

bereits 2016<br />

um die Präsidentschaftskandidatur<br />

der<br />

Demokraten beworben und<br />

dabei unerwartet stark gegen<br />

seine Mitbewerberin Hillary<br />

Clinton abgeschnitten. Vor<br />

allem junge Leute hatte er<br />

mit seinen vergleichsweise<br />

linken Ideen begeistert.<br />

Foto: Kevin Dietsch/imago<br />

Die Jugend verweigert<br />

sich den Volksparteien<br />

In aktuellen Umfragen kommen SPD und Union bei den Jugendlichen nur auf je elf Prozent<br />

Berlin – Junge Leute interessieren<br />

sich kaum mehr für<br />

CDU und SPD. Regiert die<br />

GroKo an den Bedürfnissen<br />

der Jugend vorbei? Ja, sagt<br />

ein Experte. Er sieht aber<br />

noch ein anderes Problem: In<br />

der jüngsten Forsa-Umfrage<br />

kommen SPD und CDU bei<br />

Schülern und Studenten nur<br />

noch auf je 11 Prozent. Nie<br />

war ihr Wert schlechter.<br />

Und auch in der Gruppe der 18-<br />

bis 29-Jährigen erreichen die<br />

Koalitions-Parteien nur 22<br />

(Union) bzw. 13 Prozent (SPD).<br />

Bei der Jugend dominieren die<br />

Grünen. Doch warum ist das<br />

so?<br />

„Vor allem die emotionale<br />

Distanz von SPD und Union zu<br />

jungen Menschen ist das Problem“,<br />

erklärt der Jugendsoziologe<br />

Bernhard Heinzlmaier<br />

dem RedaktionsNetzwerk<br />

Foto: Imago stock&people<br />

Deutschland (RND). „In diesen<br />

Parteien sind schon die Jungen<br />

alt. Denken Sie an den 26-jährigen<br />

CDU-Politiker Philipp Amthor.<br />

Anzug. Scheitel. Politikersprache.<br />

Einem solchen Typen<br />

begegnen 99,99 Prozent der Jugendlichen<br />

in ihrem Alltag<br />

nicht.“ Vielen Jugendlichen<br />

stünden die Grünen „lebensweltlich“<br />

noch am nächsten.<br />

Zudem kreiste die Politik zu<br />

sehr um Themen, die Jugendliche<br />

nicht interessieren. „Zum<br />

Über 10 000 Schüler und Studierende protestieren vordem<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in Berlin.<br />

Beispiel die Rentendebatte. Die<br />

meisten Jugendlichen wissen,<br />

dass sie auf die gesetzliche Rente<br />

sowieso nicht mehr zählen<br />

können.“<br />

Vor allem in drei Politikbereichen<br />

ist der Nachwuchs momentan<br />

auf den Barrikaden:<br />

▶ Rentenpolitik Die Grundrente<br />

von Arbeitsminister Hubertus<br />

Heil hat der SPD in Umfragen<br />

geholfen. Doch viele<br />

Jüngere sehen das Vorhaben<br />

kritisch. „Mit ihrer Rentenpolitik<br />

geht die große Koalition<br />

derzeit an den Interessen der<br />

jungen Generation vorbei“, sagt<br />

Mark Hauptmann, Vorsitzender<br />

der Jungen Gruppe in der<br />

CDU/CSU-Bundestagsfraktion,<br />

dem RND.<br />

Die „Juli“-Chefin Ria Schröder<br />

kritisiert, eine Grundrente<br />

würde Haushaltslöcher in Milliardenhöhe<br />

entstehen lassen,<br />

die von der jüngeren Genera-

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