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THEATER KULTUR JOKER 3<br />

Für Erwachsene zählt es wohl<br />

zum Schwersten, mit Kindern in<br />

behutsamer Weise über Sterben<br />

und Tod zu sprechen, scheuen<br />

sie doch selbst vor der Problematik<br />

des Unausweichlichen<br />

lieber zurück, als sich zu stellen.<br />

Das vielfach preisgekrönte<br />

Kinderbuch „Die besten Beerdigungen<br />

der Welt“ von Ulf Nilsson<br />

mit Illustrationen von Eva<br />

Eriksson weicht diesem dunklen<br />

Thema nicht aus und auch nicht<br />

das Kinder- und Jugendtheater<br />

Spielen mit dem Tod?<br />

„Die besten Beerdigungen der Welt“ im Kinder- und Jugendtheater im Marienbad<br />

Das erste Begräbnis der Hummel findet statt: (v.l.n.r.)<br />

Burkhard Finckh, Chrstoph Müller und Lisa Bräuniger<br />

Foto: promo<br />

im Marienbad. Eine Bühnenadaption<br />

der Buchgeschichte unter<br />

gleichem Titel von Regisseur<br />

Sascha Flocken und Dramaturgin<br />

Anna Fritsch hatte am 22.<br />

Februar Premiere im dortigen<br />

Kesselhaus.<br />

Die blitzgescheite Ester (Lisa<br />

Bräuniger), ihr namenloser<br />

Spielkamerad (Christoph Müller),<br />

der als Ich-Erzähler zusätzliche<br />

Doppelfunktion gewinnt<br />

und Esters kleiner Bruder Putte<br />

(Burkhard Finckh), der anfangs<br />

erst mal nur mitläuft, wissen mit<br />

dem Tag nichts richtiges anzufangen.<br />

Langeweile grassiert, da<br />

findet Ester eine tote Hummel.<br />

Der zartbesaitete Ich-Erzähler<br />

ekelt sich zunächst, wird aber<br />

von Esters Vorschlag, die Hummel<br />

ordentlich zu begraben,<br />

angesteckt. Sogleich zimmert<br />

er ein Kreuz und macht sich<br />

ans Dichten eines Grabspruchs.<br />

Ester schafft Schaufel und Erde<br />

herbei, die Hummel findet unter<br />

dem Gesang von des Erzählers<br />

Grabspruch „Ein kleines Leben<br />

in der Hand, plötzlich weg<br />

– tief, tief im Sand“ in einer<br />

Blechschachtel Ruhe. Und Putte?<br />

„Der soll heulen“ entscheidet<br />

Ester. Tut er aber nicht, er stellt<br />

Fragen: „Wie lange ist man tot,<br />

tut das weh, ist man einsam?“.<br />

Keine Antworten von den Größeren,<br />

aber eines ist für ihn klar:<br />

„Die Mama wäre traurig“. Ester<br />

ist viel zu sehr von ihrer Spielidee<br />

vereinnahmt, als dass sie<br />

sich auf nebulös philiosophische<br />

Spekulationen einlassen möchte.<br />

Stattdessen kommt sie in<br />

Fahrt: „Wir gründen eine Beerdigungs-AG<br />

mit den besten Beerdigungen<br />

der Welt“. Wie aus<br />

dem Bilderbuch entwickelt sie in<br />

Windeseile Business Plan, Corporate-Design<br />

inklusive Logo,<br />

veranlasst die interne Arbeitsteilung<br />

und alles wird in einem<br />

theatralischen Wirbel auf ihrer<br />

Lichtung vor dem Wald spektakulär<br />

umgesetzt. Kundschaft<br />

akquiriert Ester über das Telefon<br />

und so landet Nachbarins<br />

verstorbener Hamster Nuffe,<br />

verfremdet in Form eines Kofferanhängers,<br />

bei den Kindern.<br />

Putte versteht immer noch nicht<br />

so recht: „Wenn es ihm wieder<br />

besser geht, graben wir ihn wieder<br />

aus!“. Oder drei saure Heringe<br />

aus Omas Kühlschrank,<br />

symbolisiert durch drei Krawatten,<br />

die mit Herr Ring und<br />

Bismarck und Bismarckin (weil<br />

verheiratet), auch noch nachträglich<br />

getauft wurden. Im Fall<br />

des kopflosen Hahns Heintz, der<br />

im Jutesack verborgen bleibt, ist<br />

erstmals eine Trauergesellschaft<br />

von Hennen dabei, in deren Rollen<br />

die Darsteller schlüpfen und<br />

den vom Erzähler gedichteten<br />

Vers singen: „Der Tod kommt<br />

plötzlich um Viertel nach Vier,<br />

warum, warum, sag es mir?“<br />

Ester läuft im Stil effizienter<br />

kapitalistischer Verwertungslogik<br />

zu Hochform auf, will<br />

größere und mehr Tiere und die<br />

findet man, so weiß sie, überfahren<br />

an der Landstraße. Tatsächlich,<br />

ein Hase, getauft auf<br />

Ferdinand Axelsson, bekommt<br />

bei der AG ein Luxusgrab mit<br />

Beigaben und Putte will wissen,<br />

ob er auch einmal seine Lieblingsdecke<br />

oder sein Plüschtier<br />

mitnehmen darf. Ungeachtet<br />

dessen konstatiert der Erzähler:<br />

„Die Lichtung wurde ein richtig<br />

schöner Friedhof“.<br />

Da: Eine Amsel flog gegen ein<br />

Glasfenster, stürzt und die drei<br />

sehen sie sterben. Spiel ist nun<br />

Ernst. Alle seien von „großer<br />

Heiligkeit ergriffen“ gewesen,<br />

sagt der Erzähler und „kleiner<br />

Vater, die Amsel erhielt das beste<br />

Begräbnis der ganzen Welt,<br />

aber Trauer habe sich wie ein<br />

schwarzes Tuch über die Lichtung<br />

gelegt. Und die Kinder?<br />

Schlusssatz: „Am nächsten<br />

Tag machten wir einfach etwas<br />

ganz anderes“.<br />

Schlussfrage: Soll oder darf<br />

man Kinder bewusst auf dem<br />

Theater mit dieser Thematik<br />

berühren? Wenn es so geschieht<br />

– immer! Die nach dem Beispiel<br />

der Tierfabel erzählte<br />

Inszenierung kommt so leicht<br />

und beinahe selbstverständlich<br />

daher, ist angereichert mit intelligenten<br />

Gags, Späßen und voll<br />

opulenter, bunter Theatralik<br />

und Musik (Burkhard Finckh),<br />

dass dem unbequemen Thema<br />

alle Schwere genommen wird,<br />

ohne etwas zu verschweigen.<br />

Die drei hervorragenden Schauspieler<br />

und das Regieteam ernteten<br />

reichen, verdienten Beifall.<br />

Weitere Aufführungen:<br />

10./31. März, 16 Uhr; 7./17./22.<br />

April, jew. 16 Uhr, 9./10.4., 10<br />

Uhr, 18.4., 19 Uhr.<br />

Erich Krieger<br />

Foto: promo<br />

Rock me, Faust!<br />

„Faust - Die Rockoper“ kommt wieder nach Badenweiler<br />

Goethes Faust ist ein klassisches<br />

wie zeitgemäßes Stück. Liebe, Magie,<br />

Tod und Schuld sind Themen,<br />

die sowohl in Goethes wie unserer<br />

Zeit eine zentrale Rolle spielen.<br />

Man kann das Stück natürlich<br />

noch zeitgemäßer gestalten, mit<br />

einer zusätzlichen Prise 70er-<br />

Nostalgie. Das jedenfalls garantiert<br />

„Faust - Die Rockoper“. Nach<br />

dem großen Erfolg, den die Show<br />

bereits im letzten Jahr hatte, sind<br />

auch im März diesen Jahres Aufführungen<br />

geplant.<br />

Komponist und Librettist Rudolf<br />

Volz hat die furiose Mischung aus<br />

Rockoper, Musical und Volkstheater<br />

1997 geschaffen. Seitdem ist<br />

die Show mit über 700 Aufführungen<br />

ein großer Erfolg. Alle<br />

Handlungsabläufe der Vorlage sind<br />

darin zu finden, die originalgetreuen<br />

Texte ebenso. Dazu kommt<br />

eine gewaltige Bühnenshow mit<br />

pyrotechnischen Spezialeffekten<br />

und vielen Überraschungsmomenten.<br />

Zentral ist auch die Musik.<br />

Über 29 Rock- und Popsongs<br />

der 70er-Jahre sind zu hören und<br />

geben der Show ihre besondere<br />

Prägung. Die wendungsreiche<br />

Geschichte rund um den Pakt des<br />

gelehrten Dr. Faust mit dem Teufel<br />

Mephisto erhält so Schwung und<br />

natürlich viel Humor. Das 14-köpfige<br />

Ensemble aus Live-Band, SängerInnen,<br />

SchauspielerInnen und<br />

TänzerInnen bringt eine umfassende<br />

Performance auf die Bühne,<br />

die nicht nur bekannte Songs von<br />

Queen, Kiss, AC/DC, The Who,<br />

Eric Clapton oder Steppenwolf beinhaltet,<br />

sondern auch ausgefallene<br />

Kostüme und Masken.<br />

Das Original von Rudolf Volz<br />

wird seit 2006 von der Manthey<br />

Event GmbH vertrieben und produziert,<br />

aber auch künstlerisch betreut.<br />

Zum Siegeszug der Rockoper<br />

tragen zudem Kooperationen<br />

bei, so etwa mit Auerbachs Keller<br />

in Leipzig. Ins Kurhaus nach Badenweiler<br />

kommt das Stück nicht<br />

zuletzt aufgrund der Nähe zur<br />

Fauststadt Staufen.<br />

Aufführungen sind am 22./23.<br />

März, jew. 20 Uhr und am 24.<br />

März, 15 Uhr. Eine spezielle Schülervorstellung<br />

ist am 22. März, 11<br />

Uhr. Karten: www.reservix.de<br />

Reden wir übers Eingemachte!<br />

13. April <strong>2019</strong><br />

Wie erreichen wir eine sichere<br />

und ausreichende Rente?<br />

Mit Hartmut Reiners und<br />

Prof. Dr. Jörg Schoder<br />

16. Mai <strong>2019</strong><br />

Europa? Verwirrt!<br />

Mit Prof. Dr. Martin Höpner und<br />

Dr. Paul Steinhardt<br />

6. Juli <strong>2019</strong><br />

Staatsverschuldung:<br />

Die Sehnsucht nach der<br />

schwarzen Null<br />

Mit Dr. Günther Grunert und<br />

Dr. Dirk Ehnts<br />

Anmeldung zu den Veranstaltungen:<br />

www.freiburger-diskurse.de

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