-flip_joker_2019-03
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THEATER KULTUR JOKER 3<br />
Für Erwachsene zählt es wohl<br />
zum Schwersten, mit Kindern in<br />
behutsamer Weise über Sterben<br />
und Tod zu sprechen, scheuen<br />
sie doch selbst vor der Problematik<br />
des Unausweichlichen<br />
lieber zurück, als sich zu stellen.<br />
Das vielfach preisgekrönte<br />
Kinderbuch „Die besten Beerdigungen<br />
der Welt“ von Ulf Nilsson<br />
mit Illustrationen von Eva<br />
Eriksson weicht diesem dunklen<br />
Thema nicht aus und auch nicht<br />
das Kinder- und Jugendtheater<br />
Spielen mit dem Tod?<br />
„Die besten Beerdigungen der Welt“ im Kinder- und Jugendtheater im Marienbad<br />
Das erste Begräbnis der Hummel findet statt: (v.l.n.r.)<br />
Burkhard Finckh, Chrstoph Müller und Lisa Bräuniger<br />
Foto: promo<br />
im Marienbad. Eine Bühnenadaption<br />
der Buchgeschichte unter<br />
gleichem Titel von Regisseur<br />
Sascha Flocken und Dramaturgin<br />
Anna Fritsch hatte am 22.<br />
Februar Premiere im dortigen<br />
Kesselhaus.<br />
Die blitzgescheite Ester (Lisa<br />
Bräuniger), ihr namenloser<br />
Spielkamerad (Christoph Müller),<br />
der als Ich-Erzähler zusätzliche<br />
Doppelfunktion gewinnt<br />
und Esters kleiner Bruder Putte<br />
(Burkhard Finckh), der anfangs<br />
erst mal nur mitläuft, wissen mit<br />
dem Tag nichts richtiges anzufangen.<br />
Langeweile grassiert, da<br />
findet Ester eine tote Hummel.<br />
Der zartbesaitete Ich-Erzähler<br />
ekelt sich zunächst, wird aber<br />
von Esters Vorschlag, die Hummel<br />
ordentlich zu begraben,<br />
angesteckt. Sogleich zimmert<br />
er ein Kreuz und macht sich<br />
ans Dichten eines Grabspruchs.<br />
Ester schafft Schaufel und Erde<br />
herbei, die Hummel findet unter<br />
dem Gesang von des Erzählers<br />
Grabspruch „Ein kleines Leben<br />
in der Hand, plötzlich weg<br />
– tief, tief im Sand“ in einer<br />
Blechschachtel Ruhe. Und Putte?<br />
„Der soll heulen“ entscheidet<br />
Ester. Tut er aber nicht, er stellt<br />
Fragen: „Wie lange ist man tot,<br />
tut das weh, ist man einsam?“.<br />
Keine Antworten von den Größeren,<br />
aber eines ist für ihn klar:<br />
„Die Mama wäre traurig“. Ester<br />
ist viel zu sehr von ihrer Spielidee<br />
vereinnahmt, als dass sie<br />
sich auf nebulös philiosophische<br />
Spekulationen einlassen möchte.<br />
Stattdessen kommt sie in<br />
Fahrt: „Wir gründen eine Beerdigungs-AG<br />
mit den besten Beerdigungen<br />
der Welt“. Wie aus<br />
dem Bilderbuch entwickelt sie in<br />
Windeseile Business Plan, Corporate-Design<br />
inklusive Logo,<br />
veranlasst die interne Arbeitsteilung<br />
und alles wird in einem<br />
theatralischen Wirbel auf ihrer<br />
Lichtung vor dem Wald spektakulär<br />
umgesetzt. Kundschaft<br />
akquiriert Ester über das Telefon<br />
und so landet Nachbarins<br />
verstorbener Hamster Nuffe,<br />
verfremdet in Form eines Kofferanhängers,<br />
bei den Kindern.<br />
Putte versteht immer noch nicht<br />
so recht: „Wenn es ihm wieder<br />
besser geht, graben wir ihn wieder<br />
aus!“. Oder drei saure Heringe<br />
aus Omas Kühlschrank,<br />
symbolisiert durch drei Krawatten,<br />
die mit Herr Ring und<br />
Bismarck und Bismarckin (weil<br />
verheiratet), auch noch nachträglich<br />
getauft wurden. Im Fall<br />
des kopflosen Hahns Heintz, der<br />
im Jutesack verborgen bleibt, ist<br />
erstmals eine Trauergesellschaft<br />
von Hennen dabei, in deren Rollen<br />
die Darsteller schlüpfen und<br />
den vom Erzähler gedichteten<br />
Vers singen: „Der Tod kommt<br />
plötzlich um Viertel nach Vier,<br />
warum, warum, sag es mir?“<br />
Ester läuft im Stil effizienter<br />
kapitalistischer Verwertungslogik<br />
zu Hochform auf, will<br />
größere und mehr Tiere und die<br />
findet man, so weiß sie, überfahren<br />
an der Landstraße. Tatsächlich,<br />
ein Hase, getauft auf<br />
Ferdinand Axelsson, bekommt<br />
bei der AG ein Luxusgrab mit<br />
Beigaben und Putte will wissen,<br />
ob er auch einmal seine Lieblingsdecke<br />
oder sein Plüschtier<br />
mitnehmen darf. Ungeachtet<br />
dessen konstatiert der Erzähler:<br />
„Die Lichtung wurde ein richtig<br />
schöner Friedhof“.<br />
Da: Eine Amsel flog gegen ein<br />
Glasfenster, stürzt und die drei<br />
sehen sie sterben. Spiel ist nun<br />
Ernst. Alle seien von „großer<br />
Heiligkeit ergriffen“ gewesen,<br />
sagt der Erzähler und „kleiner<br />
Vater, die Amsel erhielt das beste<br />
Begräbnis der ganzen Welt,<br />
aber Trauer habe sich wie ein<br />
schwarzes Tuch über die Lichtung<br />
gelegt. Und die Kinder?<br />
Schlusssatz: „Am nächsten<br />
Tag machten wir einfach etwas<br />
ganz anderes“.<br />
Schlussfrage: Soll oder darf<br />
man Kinder bewusst auf dem<br />
Theater mit dieser Thematik<br />
berühren? Wenn es so geschieht<br />
– immer! Die nach dem Beispiel<br />
der Tierfabel erzählte<br />
Inszenierung kommt so leicht<br />
und beinahe selbstverständlich<br />
daher, ist angereichert mit intelligenten<br />
Gags, Späßen und voll<br />
opulenter, bunter Theatralik<br />
und Musik (Burkhard Finckh),<br />
dass dem unbequemen Thema<br />
alle Schwere genommen wird,<br />
ohne etwas zu verschweigen.<br />
Die drei hervorragenden Schauspieler<br />
und das Regieteam ernteten<br />
reichen, verdienten Beifall.<br />
Weitere Aufführungen:<br />
10./31. März, 16 Uhr; 7./17./22.<br />
April, jew. 16 Uhr, 9./10.4., 10<br />
Uhr, 18.4., 19 Uhr.<br />
Erich Krieger<br />
Foto: promo<br />
Rock me, Faust!<br />
„Faust - Die Rockoper“ kommt wieder nach Badenweiler<br />
Goethes Faust ist ein klassisches<br />
wie zeitgemäßes Stück. Liebe, Magie,<br />
Tod und Schuld sind Themen,<br />
die sowohl in Goethes wie unserer<br />
Zeit eine zentrale Rolle spielen.<br />
Man kann das Stück natürlich<br />
noch zeitgemäßer gestalten, mit<br />
einer zusätzlichen Prise 70er-<br />
Nostalgie. Das jedenfalls garantiert<br />
„Faust - Die Rockoper“. Nach<br />
dem großen Erfolg, den die Show<br />
bereits im letzten Jahr hatte, sind<br />
auch im März diesen Jahres Aufführungen<br />
geplant.<br />
Komponist und Librettist Rudolf<br />
Volz hat die furiose Mischung aus<br />
Rockoper, Musical und Volkstheater<br />
1997 geschaffen. Seitdem ist<br />
die Show mit über 700 Aufführungen<br />
ein großer Erfolg. Alle<br />
Handlungsabläufe der Vorlage sind<br />
darin zu finden, die originalgetreuen<br />
Texte ebenso. Dazu kommt<br />
eine gewaltige Bühnenshow mit<br />
pyrotechnischen Spezialeffekten<br />
und vielen Überraschungsmomenten.<br />
Zentral ist auch die Musik.<br />
Über 29 Rock- und Popsongs<br />
der 70er-Jahre sind zu hören und<br />
geben der Show ihre besondere<br />
Prägung. Die wendungsreiche<br />
Geschichte rund um den Pakt des<br />
gelehrten Dr. Faust mit dem Teufel<br />
Mephisto erhält so Schwung und<br />
natürlich viel Humor. Das 14-köpfige<br />
Ensemble aus Live-Band, SängerInnen,<br />
SchauspielerInnen und<br />
TänzerInnen bringt eine umfassende<br />
Performance auf die Bühne,<br />
die nicht nur bekannte Songs von<br />
Queen, Kiss, AC/DC, The Who,<br />
Eric Clapton oder Steppenwolf beinhaltet,<br />
sondern auch ausgefallene<br />
Kostüme und Masken.<br />
Das Original von Rudolf Volz<br />
wird seit 2006 von der Manthey<br />
Event GmbH vertrieben und produziert,<br />
aber auch künstlerisch betreut.<br />
Zum Siegeszug der Rockoper<br />
tragen zudem Kooperationen<br />
bei, so etwa mit Auerbachs Keller<br />
in Leipzig. Ins Kurhaus nach Badenweiler<br />
kommt das Stück nicht<br />
zuletzt aufgrund der Nähe zur<br />
Fauststadt Staufen.<br />
Aufführungen sind am 22./23.<br />
März, jew. 20 Uhr und am 24.<br />
März, 15 Uhr. Eine spezielle Schülervorstellung<br />
ist am 22. März, 11<br />
Uhr. Karten: www.reservix.de<br />
Reden wir übers Eingemachte!<br />
13. April <strong>2019</strong><br />
Wie erreichen wir eine sichere<br />
und ausreichende Rente?<br />
Mit Hartmut Reiners und<br />
Prof. Dr. Jörg Schoder<br />
16. Mai <strong>2019</strong><br />
Europa? Verwirrt!<br />
Mit Prof. Dr. Martin Höpner und<br />
Dr. Paul Steinhardt<br />
6. Juli <strong>2019</strong><br />
Staatsverschuldung:<br />
Die Sehnsucht nach der<br />
schwarzen Null<br />
Mit Dr. Günther Grunert und<br />
Dr. Dirk Ehnts<br />
Anmeldung zu den Veranstaltungen:<br />
www.freiburger-diskurse.de