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Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 01 /2019

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe sechs Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

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Sonderthema Recht & Steuern | Geld & Geschäft |<br />

WAS GELDANLAGEN UND DIE<br />

TITANIC GEMEINSAM HABEN<br />

Aktive Vermögensverwaltung spielt bei der Vermehrung des Vermögens oft eine zentrale Rolle<br />

<strong>Die</strong> mögliche Gefahr liegt unter der Oberfläche.<br />

Ab einem bestimmten Vermögen ist man prädestiniert, dieses professionell verwalten<br />

zu lassen. Im Fokus stehen dabei üppige Renditen. Doch sind die Ergebnisse<br />

ihr Geld wert?<br />

→ Vorgehensweise<br />

<strong>Die</strong> Vermutung liegt nahe, dass aktive Vermögensverwaltung<br />

bei der Vermehrung<br />

des eigenen Vermögens eine zentrale Rolle<br />

spielt und einen Mehrwert bietet. Professionelle<br />

Vermögensverwalter verfolgen<br />

ein bestimmtes Renditeziel oder das Ziel,<br />

einen Vergleichsindex zu schlagen. Dafür<br />

kaufen sie Aktien, von denen sie glauben,<br />

dass sie unterbewertet sind. <strong>Die</strong>se sollen<br />

gewinnbringend verkauft werden, sobald<br />

sie als überteuert gelten. Vermögensverwalter<br />

wählen Aktien auf Basis von Vergangenheitswerten,<br />

aber auch Prognosen<br />

aus. Auch wird versucht, passende Kaufund<br />

Verkaufszeitpunkte zu finden. Dem<br />

Anleger bleibt oft verborgen, dass dies zu<br />

höheren Risiken führt. Hohe Renditeeinbußen<br />

können die Folge sein. Hinzu kommt,<br />

dass durch häufigen Wertpapierhandel hohe<br />

Handelskosten entstehen, die der Anleger<br />

trägt. Gebühren für die Vermögensverwaltung<br />

zwischen 0,8 und 1,7 Prozent pro<br />

Jahr netto sind hinzuzurechnen.<br />

→ <strong>Die</strong> Ergebnisse<br />

Der Informationsdienst Fuchsbriefe lässt<br />

seit einigen Jahren mit dem Partner Dr.<br />

Richter/IQF Vermögensverwalter gegeneinander<br />

antreten. Vorgabe ist immer ein<br />

definierter Zeitrahmen mit einem realen<br />

Kundenauftrag. <strong>Die</strong>s kann z. B. eine Renditeerwartung<br />

mit einer vorgegebenen Verlusttoleranz<br />

und einem bestimmten Liquiditätsanspruch<br />

sein. Es gewinnt, wer die<br />

beste Performance erzielt.<br />

Ein Beispiel: Vermögender Privatanleger,<br />

Vermögen: 1.500.000 Euro, Rendite-Vorgabe:<br />

Erhalt der Kaufkraft des Vermögens<br />

am Ende der Laufzeit einschließlich aller<br />

Kosten (1,2 % p. a.) und Abgeltungssteuer,<br />

Risiko-Vorgabe: möglichst „stressarme“<br />

Anlage. Maximal erträglicher Verlust vom<br />

jeweiligen Höchststand gemessen: 20 Prozent,<br />

Liquiditätsvorgabe: Entnahme von<br />

3.000 Euro pro Vierteljahr, Beginn: 1. Juli<br />

2<strong>01</strong>1, Ende: 30. Juni 2<strong>01</strong>6, Teilnehmer per<br />

1.7.2<strong>01</strong>1: 71 Banken und Vermögensverwalter.<br />

*<br />

Während der Beste einen Vermögenszuwachs<br />

von 1,29 Prozent bei einem Vermögensendstand<br />

von 1.931.773,81 Euro und<br />

einem maximalen Verlust von 17 Prozent<br />

erzielt hat, schaffte der Letzte einen Endstand<br />

von 1.443.844,20 Euro, also einen<br />

Vermögenszuwachs von 0,96 Prozent bei<br />

einem maximalen Verlust von 16 Prozent.<br />

<strong>Die</strong>s ist ernüchternd, da ein wissenschaftlich<br />

basiertes Marktportfolio mit weltweiter<br />

Streuung und Faktorprämien das Ergebnis<br />

des Besten ohne großen Aufwand<br />

geschlagen hätte.<br />

Foto: © niyazz – stock.adobe.com<br />

→ <strong>Die</strong> Alternative<br />

Da Renditen nicht vorhersehbar sind, liegt<br />

der Fokus auf den Kosten eines Investments.<br />

Getreu der Kaufmannsregel „Der<br />

Gewinn liegt im Einkauf“ sollten diese so<br />

gering wie möglich sein. Auf Prognosen,<br />

selektive Aktienauswahl und „richtige“<br />

Kauf- /Verkaufszeitpunkte wird verzichtet.<br />

Grundlage stellt die einschlägige Kapitalmarktforschung<br />

– insbesondere die Effizienzmarkthypothese<br />

– dar. <strong>Die</strong>se besagt,<br />

dass alle Erwartungen und Informationen<br />

im Wertpapierpreis enthalten sind und die<br />

beste Annäherung an den Eigenwert darstellen.<br />

Überrenditen sind möglich, jedoch<br />

nur nach dem Zufallsprinzip und nicht konstant.<br />

Es wird daher versucht, bestimmte<br />

Anlageklassen möglichst breit abzubilden,<br />

um Renditen dort abzuschöpfen, wo sie auftreten.<br />

<strong>Die</strong> Strategien werden nach der Höhe<br />

der zu erwartenden Renditen gewichtet,<br />

wie z. B. dem Größen-, Preis-, Momentumoder<br />

Profitabilitätsfaktor. Häufiges Handeln<br />

wird mit der Buy-and-hold-Strategie vermieden,<br />

um Kosten und Steuern niedrig zu halten.<br />

Das Portfolio wird in regelmäßigen Abständen<br />

in die Ausgangszusammensetzung<br />

geführt, damit es stets zum Risikoprofil des<br />

Anlegers passt.<br />

→ Das Fazit<br />

Betrachtet man nur das auf Anhieb Sichtbare<br />

einer Geldanlage, kann das Verborgene im<br />

schlimmsten Fall ein großes Loch in den Vermögensendwert<br />

reißen, so wie der Eisberg in<br />

den Rumpf der Titanic. Aktives Management<br />

beinhaltet mehr Risiken und Kosten als auf<br />

den ersten Blick erkennbar. Mit einer relativ<br />

einfachen Strategie und Tiefblick kann man<br />

diese auf ein Mindestmaß reduzieren. W<br />

Weitere Infos: www.rheinplan.finance<br />

Foto: Christoph Kottmann<br />

Gastautor: Stefan Kemmler,<br />

Geschäftsführer und Honorarberater der<br />

RHEINPLAN GmbH aus <strong>Köln</strong><br />

www.diewirtschaft-koeln.de 39

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